Forum der Rasur

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Alte derbe englische Rasiermesser schleifen

Jazzman2018

Active Member
Hier mal kurz eine Frage. Man macht es sich ja nicht leicht, also hab ich mir mal 2 derbe Messer aus England bestellt, die mit 150 Jahren auf dem Buckel natürlich Ihre Spuren haben.
Das eine ist an der Spitze 20, 5 und gradlinig zum Ende verlaufend 19,5 mm. Das zweite hat am Anfang das gleiche Maß wie am Ende, ist aber in der Mitte 1 mm breiter, also die Klinge ist rund, im Maschinenbau würde man ballig sagen.
Wie schleift man solche Messer? Einfach los und ab, sprich normal? (Rückenbreite ist ok).
 
@efsk: Danke, ich hatte inzwischen wenigstens schon mal herausbekommen. das sich das (ballige) Messer um eine lächendle Klinge handelt und das Rolling X-strokes macht da natürlich Sinn, bzw, muss daher. Ich wusste nur nicht vorher, das diese Rundung (lächend) so gewollt ist.
Gut, bleibt zu hoffen, das mich das Messer bei der Rasur nicht auslacht. Ich werde berichten.
Ich denke das andere Messer mit Spitze 20,5 auf 19,5, schärfe ich ganz normal, halt etwas schräg angehalten. Versuch macht klug. Auch dazu melde ich mich, wer noch eine gute Idee hat, gerne hier posten.
 
Das sind die beiden Engländer: John Barber und H.G. Long Sheffield

IMG_5692.JPG
 
Ich hatte ja ein altes Wade&Butcher near Wedge, das ich kaum scharf bekommen habe. @Hellas hat mir empfohlen mal genauer auf den Winkel zu achten un ggf das Messer ordentlich auf zu Tapen.
Ich habe tatsächlich 5 Lagen Panzertape gebraucht, bis ich einen Winkel von ca 20° erreicht habe, und das Messer angenehm scharf wurde.

Aktuell habe ich noch ein George Wostenholm, mit dem ich ähnlich verfahren bin. Leider ohne Ergebnis,da ich glaube mein Auflagepunk ist zu weit vorne durch die vielen Lagen Tape.

Wer von euch, schärft öfters mal derbe Messer?

Ich stelle das mal hier herein, immerhin gibts es den Thread ja also ihn auch nutzen.
 
Liegt es hier nur am Winkel? Oder evtl. am verwendeten Stahl?

Ich hatte auch mal so ein Problem mit einem uralten Joseph Rodgers. Da lag es am Stahl. Wie ist den der Materialabtrag? Wie schaut der Rost aus?

Der verwendete Stahl unterscheidet sich glaube ich sehr von den Kohlenstoffstählen die man später genutzt hat.

Der moderne Kohlenstoffstahl hat meist diesen schwarzen Rost. Die alten Sheffield Stähle von 18** rosten bräunlich, haben auch weniger Rost.

Zumindest hab ich das mal so rausgelesen. Ich hab meins mit einem Franz Swaty vorgeschliffen. Da bekommt man das Material runter. Meine Superstones hatten dem Stahl kaum was entgegenzusetzen.

Hast du mal einen Belgier mit Slurry getestet?

Das gilt laut SRP oft für die alten Sheffield Messer.
 
Liegt es hier nur am Winkel? Oder evtl. am verwendeten Stahl?
Das Wade&Butcher wurde nach einem angestrebten Winkel von fast 20° perfekt scharf. Hatte es vorher mit meiner Standardprozedur versucht und hatte nicht mal annähernd rasurschärfe.

Hatte das aber am Rande früher schon mal irgendwo gelesen, das die alten Keilmesser aufgetaped werden müssen.
Auch das Wostenholm Messer würde 5 Lagen Isolierband brauchen, das der Rücken dick genug ist und der Winkel stimmt. Problem ist jetzt nur, das der Auflagepunkt des Messers nicht mehr der Rücken ist, sondern das aufgeklebte Tape. Somit ändert sich der Winkel wieder.
Da ist nach dem 1k absolut nichts passiert.
Ich würde ja weit experimentieren, aber dazu ist mir das Messer zu schade, da es noch Reste einer Ätzung hat.


Meine Superstones hatten dem Stahl kaum was entgegenzusetzen.
Ein Naniwa SS 400er produziert da schon ordentlich Abrieb, damit kann man gut vorarbeiten bevor man auf den 1k wechselt.

Hast du mal einen Belgier mit Slurry getestet?
Nein, generell noch nie. Aber der verwendete Stein sollte ja erstmal unerheblich sein.
Wenns auf den SS nicht scharf wird glaube ich nicht das der Belgier ein anderes Ergebnis erzielt^^
 
Darf ich mal hier Meister Koraat zitieren. Macht euch mal "frei" von dem oft zu lesenden Glauben "Die alten, derben Engländer waren doch alle so hart": ;)

Unterschiede beim Schärfen, insbesondere hinsichtlich dem subjektiven "Abtragstempo" können auf drei Ursachen zurückgeführt werden:
1) Die Facettenbreite. Die zu schärfende Fläche nimmt mit steigender Facettenbreite enorm zu, was dazu führt das bei gleichem Anpressdruck die Körnung des Steins weniger tief eindringt. Der Stein verhält sich also "feiner" und das obwohl viel mehr abgetragen werden muss. Das kann zu einem sprunghaften Anstieg der Schärfdauer führen und suggeriert einen besonders harten oder zähen Stahl, hat aber nur mit der großen Abtragsmenge zu tun. Man beobachtet das oft bei alten derben Sheffield Klingen mit viel Honewear. Denen wird oft nachgesagt aus ganz hartem Stahl zu sein , was aber sogut wie nie stimmt. Meist sind diese alten Klingen eher weich und haben oft weniger als 60 hrc.

2)Die Härte. Die Härte des Stahls hat natürlich einen gewissen Einfluss auf das Schärfen, er wird allerdings überschätzt. Bei synthetischen Steinen auf Korundbasis mit einer Mohshärte von 9 (gehärteter Stahl hat zwischen 6 und knapp 7) merkt man zwischen 58 hrc und 65 hrc kaum einen Unterschied. Man darf nicht vergessen, dass die Mohsche Härteskala nicht linear ist. Korund ist nach absoluten Härtewerten ca. 10-30 mal so hart wie gehärteter Stahl.
Anders verhält es sich mit Natursteinen die meist mit Quarz oder Granat abtragen. Hier kann es sogar vorkommen, dass ein sehr hoch gehärteter Stahl gar nicht geschliffen wird, da er härter ist als das Schleifmittel. Hier macht sich ein Härteunterschied also deutlich bemerkbar.

3)Die Verschleißbeständigkeit. Diese Hängt von den im Stahl enthaltenen Karbiden ab. Sind viele sehr harte Karbide enthalten (Karbide sind um ein vielfaches Härter als der Stahl selbst) dann wird das Schärfen massiv erschwert. Ganz hoch legierte Stähle wie HSS sind fast ausschleißlich mit Diamant zu schärfen. Die Härte des Stahls ist hierbei eher nebensächlich. Allerdings sollten solche Stähle für Rasiermesser nicht verwendet werden, da der Verschleiß beim Rasiermesser nicht abbrasiv ist. Das heißt die Schneide wird nicht durch Kontakt mit härteren Stoffen abgetragen (wie z.B. bei einem Meissel) Vielmehr ist es ein Verschleiß durch Materialermüdung. Die feine Schneide wird immer wieder hin und her gebogen und bricht irgendwann aus. Um das möglichst lange auszuhalten muss sie hauptsächlich extrem feinkörnig und duktil sein. Und das erzielt man nur mit Karbidarmen niedrig legierten Werkzeugstählen.
 
Ich glaube mein "Problem" ist einfach nur die Zeit die benötigt wird, bis die Facette richtig sitzt. Die ist recht lange und daher verdammt ungewohnt. Deshalb denke ich jedes mal es stimmt etwas nicht o_O

Meister Koraat hat da schon recht mit seiner Ausführung zur Facettenbreite. Deshalb den korrekten Winkel ermitteln, das man nicht mehr runterschleifen muss als nötig.
Der Materialabtrag is schon recht ordentlich, besonders wenn es richtig stumpf war.
Aber es kommt einem irgendwie wirklich endlos vor, bis das Messer mal anfängt zu funktionieren.
 
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