Ich möchte Euch hier einen, noch relativ neuen Rasiermesserhersteller, vorstellen: Andrea Niotta, ein Italiener, der der Liebe wegen im polnischen Opole lebt und dort seine Rasiermesser herstellt.
Seine Geschichte des eigenen Rasiermesserbaus begann im Jahr 2021. Nachdem der damals 47 jährige sich zuvor Jahre lang mit einem Elektrorasierer rasiert hatte, darin aber keine wahre Zufriedenheit bei und mit seinen Rasuren empfand, sah Andrea Niotta zufällig auf YouTube ein Video eines sehr bekannten italienischen Rasiermesser-Artisans, Mastro Livi.
Das war für Andrea die Initialzündung, die dazu führte, selbst ein Rasiermesser-Artisan zu werden, der er heute auch tatsächlich geworden ist.
Inspiriert durch das YouTube Video von Mastro Livi beschloss Andrea spontan, dass er sich selbst ein Rasiermesser bauen wollte. Das kann doch so schwer nicht sein, dachte er sich und handwerkliches Geschick brachte er ja schließlich mit. Die Ernüchterung setzte schnell bei ihm ein. Er hatte zum Beginn keinerlei Vorkenntnisse in Bezug auf den Fertigungsprozess eines Rasiermessers oder auch nur ansatzweise Kenntnisse über die Metallurgie.
Anstatt sich nun in die Rasiermesserherstellung zu stürzen, fing Andrea zunächst an, alles was er über den Rasiermesserbau finden konnte zu sammeln und begann autodidaktisch sich die notwendigen Kenntnisse anzueignen. Andrea baute sich im Zuge seines Selbststudiums eine Schleifmaschine zum späteren schleifen der Klingen und den Ofen für die notwendige Wärmebehandlung selbiger.
Nach etlichen Versuchen konnte er schließlich sein erstes Rasiermesser mit spanischem Kopf fertigstellen. Die erste Rasur selbst war zwar nach Andreas eigener Schilderung nicht so toll, aber er war stolz auf sein erstes, selbst hergestelltes Rasiermesser Messer und hat diese erste Rasur damit wirklich genossen, trotz einiger Schnittwunden am Hals.
Der Anfang war gemacht. Begeistert von seinem Ersten Erfolg, beschloss Andrea weitere Rasiermesser herzustellen und lernte immer mehr Techniken und technische Feinheiten dazu. Bei der Herstellung eines Rasiermessers besteht ständig die Gefahr, dass die Klinge beschädigt wird. Der kleinste Fehler in der Endphase beeinträchtigt die gesamte geleistete Arbeit. Diese Erfahrung musste auch Andrea durchleben. Doch Aufgeben kam nicht in Frage und schließlich kamen die Erfolge.
Schließlich begann er seine Rasiermesser in den verschiedenen Rasur-Gruppen der sozialen Netzwerke vorzustellen. Kurz darauf verkaufte er das erste Exemplar und der Käufer war sehr zufrieden damit. Seitdem verbrachte er nun seine komplette Freizeit in der Werkstatt und fertigte seine Rasiermesser. Eine professionelle Ausstattung der Werkstatt wurde angeschafft, die es ihm nun ermöglichte, präziser und schneller arbeiten zu können. Neue Kundenanfragen kamen und die Marke „Andrea Niotta Razors“ wurde bekannter. Aktuell im Portfolio befinden sich die Modelle Vintage, Whale, Dragon, Swan, Seahorse und Kamisori.
Bei der Herstellung eines Rasiermessers besteht ständig die Gefahr, dass die Klinge beschädigt wird. Der kleinste Fehler in der Endphase beeinträchtigt die gesamte geleistete Arbeit. Doch der gesamte Fertigungsprozess ist so aufregend und spannend, dass ihn diese Arbeit nicht mehr los lässt.
Im Moment ist die Rasiermesserherstellung für Andrea Niotta noch ein Zweitjob. Mittlerweile, nach vielen hergestellten und verkauften Rasiermessern, die nach Europa, USA, Australien und Südafrika ausgeliefert wurden, könnte daraus mittelfristig durchaus ein Fulltimejob werden. Deutschland ist dabei das Land, wohin Andrea Niotta bisher die meisten seiner Rasiermesser an den Mann gebracht hat. Oder vielleicht auch an die eine oder andere Frau?
Ich möchte Euch gern meine bisher erworbenen Rasiermesser von Andrea Niotta vorstellen. Beide sind in meinen Augen wahre Schönheiten. Dabei ist das „Vintage“ eine Mischung aus klassischem und modernem Rasiermesserbau, die einerseits durch die Form des Heftes und dem französischen Schorkopf und andererseits durch die Klingenform, die massive Angel und dem strukturierten Klingenrücken sehr schön harmonisch umgesetzt worden sind.
Der„Wal“ erinnert nicht nur wegen seiner Größe an selbigen, sondern Klinge und Angel erinnern ein wenig an den Kopf und die Fluke eines Potwals. Darüber hinaus wurde mittels Laser ein Riesenkalmar auf die Klinge graviert, der ja bekanntlich die Lieblingsspeise des großen Meeressäugers ist. Mit dem in meerblauen Ahornmaserholz eingefärbten Heft, rundet es das maritime Thema des Rasiermessers ab.
Beide Rasiermesser sind groß und relativ schwere Rasurwerkzeuge, die ihre Rasurarbeit aber immer effektiv und gründlich versehen. Beide liegen sehr gut in der Hand und bedürfen aufgrund ihrer Größe und ihres Gewichtes etwas Erfahrung und Übung. Hat man den Dreh aber raus, sind sie ganz wunderbar. Ich bin überglücklich, dass ich die beiden Niotta Razors besitzen darf.
Modell: VINTAGE
Klingenbreite : 8/8“
Schliff: vollhohl
Kopfform: französischer Schorkopf
Stahl: 1.2842
Heftmaterial: stabilisiertes Ahornmaserholz
Modell: WHALE
Klingenbreite : 9/8“
Schliff: vollhohl
Stahl: 1.2842
Besonderheit: Lasergravur „Riesenkalmar“
Heftmaterial: stabilisiertes Ahornmaserholz