Bambusrasierer, Hersteller vermutlich Vigshaving

[Sahra]

Es handelt sich bei diesem Rasierer, wie unschwer zu erkennen ist, um einen DE-Hobel mit geschlossenem Kamm. Der dicke Griff lässt ihn knuffig aussehen, aber er ist für einen Hobel eher lang, 10,5 Zentimeter von Fuß bis Scheitel. Die Ummantelung aus Bambus fühlt sich sehr glatt an, ist aber absolut rutschfest, auch in der Dusche. Geliefert wurde der Hobel mit Derby Premium Klingen, mit denen ich ihn auch ausprobiert habe.
Zum Rasurverhalten: Was soll ich großartig sagen...er rasiert.
Ohne die Gravur "Sir Marlon Grant" gibt es diesen Rasierer bei verschiedenen Versandläden und er wird meist gezielt an umweltbewusste Menschen vermarktet. Auch bei Amazon wird er unter verschiedenen Namen angeboten und die Rezensionen sind interessant zu lesen. Einige Rasierer haben so viele 5-Sterne-Bewertungen mit überschwänglichen Lobeshymnen, dass man sich fragt, ob die sich die Rezensionen nicht selbst geschrieben haben. Andere sind entsetzt über die angebliche Bissigkeit des Rasierers und teilen Bilder ihrer Cuts. Eine Rezensentin hat es tatsächlich geschafft, sich fast den ganzen Unterschenkel aufzuschneiden, was für mich wie eine Kunst für sich aussieht.

 

[kaidecologne]

Meiner stammt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vom gleichen Hersteller.
Ich erhielt ihn als Geschenk, und nach einzelnen Rasuren im Winter benutzte ich ihn im Frühling einen Monat lang.
Empfinde ihn als sehr angenehm. Ordentliche Balance. Aggressivität etwas höher als die eines 34er Merkurs.

 

[Sahra]

Der Kopf ist ähnlich, oder? Ich kenne den Merkur 34 nur von Fotos, aber ich habe das Gefühl, es gibt hauptsächlich zwei Typen von geschlossenen Kämmen. Auf der einen Seite ist der, den Gillette für seinen ersten Rasierer mit geschlossenem Kamm, den Gillette Tech, gewählt hat. Die Schaumkante ist unten minimal geriffelt und eng geformt. Sehr viele TTOs folgen auch diesem Muster und manchmal ist die Schaumkante komplett ungeriffelt. Beim zweiten Modell ist die Schaumkante weiter und hat unten tiefe Kerben, die an den Rand einer Herzmuschel erinnern.

 

[Flugs]

Ich hatte diesen Rasierer mal als Boopan, schwarz verchromt. Der Hobel war gut verarbeitet, sah durch die Farbe auch edel aus und rasierte ähnlich einem Mühle R89 oder Merkur Schaumkante, also für mein Empfinden sanft und ausreichend gründlich. Was mir gefiel, war die nicht an den Seiten überstehende Klinge und das Einspannen der Klinge ohne zusätzliches Ausrichten.
Das hohe Gewicht kam mir auch entgegen, ich glaube, es waren so um die 90g.

@Sahra: Der Kopf ist dem Mühle R89 ähnlich und m.M.n. ganz gut gelungen. Da habe ich schon schlimmeres aus China kennenlernen dürfen.

 

[Sahra]

Bei zu ziemlich allen meinen Rasierern steht die Klinge links und rechts über, und es stört mich nicht. Was ich beim Bambusrasierer nicht so gut finde ist dass sie nur minimal übersteht. Mir wäre "entweder, oder" lieber. Der WC, beispielsweise, hat überhaupt keine überstehenden Klingen. Andere Rasierer haben deutlich überstehende Klingen, die es, für mich wenigstens, einfacher machen, den Rasierer zuzudrehen, da man weiß, wo man anfassen muss.

 

[amfibia]

Der Bambus Rasierer war Beifang in einem Paket mit Klingen. Den Griff habe ich postwendend zusammen mit
dem Kopf eines Lord Rasierers weiterverkauft und der Bambus Rasier am Lord-Alugriff lag hier jahrelang unbeachtet im Bad rum.

Da er optisch sehr stark an Mühle R89 und somit auch an den Razorock MJ90 erinnert, musste er jetzt auch mal zum Vergleich antreten.

Er ist schwerer, aber nicht unhandlicher als der MJ90. Seine Gründlichkeit liegt zwischen MJ90 und MJ90A - an den Problemstellen muss auch
bei ihm nachgearbeitet werden. Die Rasur war angenehm, dennoch gab es ein paar Blutpunkte durch die Nacharbeit mit dem Greencult.
Das After Shave gab ordentlich Rückmeldung, was aber auch nach kurzer Zeit nicht mehr zu spüren war und nicht ausschließlich auf die
Nacharbeiten zurückzuführen war.

Akustisch ist der Bambus-Kopf sehr präsent. Das kenne ich von den MJ90/MJ90A in der Form nicht.

Alles in Allem kein schlechter Rasierer - aber für das Geld gibt es auch fast den Mühle R89 original.

 

[Standlinie]

Aus meiner Sicht bezweckt der Begriff "Bambusrasierer" nur eines: Das Ansprechen einer gewissen Käuferschicht, die sich umweltbewusst verhalten möchte und aus diesem Grund genau diesen Rasierhobel kauft. Bei genauerem Hinsehen erkennt man dann die Tatsache, dass der Rasierhobel ein ganz normaler verträglicher Rasierhobel ist, dem man in diesem Fall keinen verchromten Rasierhobelgriff beifügt hat sondern einen Rasierhobelgriff aus dem Naturwerkstoff Bambus. Kennen wir in ähnlicher Weise auch von der Firma Mühle, die einzelne Rasierhobel ihres Sortimentes mit Holzgriffen ausstattet. Naturwerkstoffe sehen in der Regel immer ansprechend aus und fördern das Gefühl des "will ich auch haben".

So weit so gut. Der Bambusgriff sieht immerhin sehr gut aus und lässt sich auch mit nassen Fingern gut festhalten, ohne dass die Führigkeit bei der Rasur darunter leidet. Das wünschen wir uns doch alle von einem Rasierhobel. Und wer sich dann noch schneidet - Sahra beschrieb es ja in ihrem einführenden Text - hat sich vielleicht noch nie mit einem richtigen Rasierhobel rasiert und kennt nur die Mehrklingenrasierer, die man mit einem gewohnten Andruck auf der Haut arbeiten lässt. Bei einem Rasierhobel mit uns bekannten DE-Rasierklingen sollte man das tunlichst vermeiden, will man Cuts und grobe Hautirritationen vermeiden.

Wem also der Bambusrasierer wegen seines ansehnlichen Griffes gefällt, aber den an einen Mühle R89 erinnernden Rasierhobelkopf nicht mag, kann diesen Bambusgriff für seine/ihre anderen Rasierhobel verwenden, sofern diese mit dem Gewinde M5 kompatibel sind. Das heißt, ich behalte den Bambusgriff und trenne mich von dem Rasierhobelkopf (z.B. durch Verkauf) oder statte ihn mit einem anderen Hobelgriff aus. Die chinesische Verkaufsplattform AliExpress bietet entsprechende Griffe an und natürlich auch komplette Rasierhobel mit einem angeschraubten Bambusgriff (ab 16,69 € zu erwerben).