Auch wenn dieser unbeantwortete threat schon uralt ist, macht es ja doch Sinn hier mal endlich etwas zur Geschichte der Fa. KRUSIUS zu schreiben...
Bereits im Jahre
1876 siedelt sich die Schneidwarenfabrik
KRUSIUS an der damaligen Victoriastraße (heute Beethovenstraße) am Mangenberg an, dessen Gründer
Carl Julius Krusius aus der Hofschaft Höhe stammt. Die Fabrik wird
1886 von den beiden Söhnen
August und
Emil des Gründers übernommen und in
Gebr. Krusius umbenannt. Das Unternehmen expandiert rasch durch eine Strategie der Arbeitsteilung.
Der jüngere Bruder Ewald wandert in die USA aus und gründet
1889 in 321 Broadway in New York City das Handelsgeschäft
KRUSIUS BROTHERS (Zeichen
KB) für Stahlwaren und beliefert sehr erfolgreich den amerikanischen Markt mit Produkten aus der heimischen Solinger Fabrik.
1894 zieht er nach 373 Broadway und 1906 nach 296 Broadway, jeweils um zu expandieren. Nach dem Tod von Ewald übernehmen 1927 die Ehefrau Hulda und der Sohn Henry das Geschäft und führen es in 11 First Street, Weehawken, New Jersey auch noch nach der Weltwirtschaftskriese weiter.
Im deutschen Werk werden zunächst Scheren und ab 1890 auch
Rasiermesser hergestellt. Nach dem Tod von
August in 1905 führt
Emil Krusius die Geschäfte weiter. 1907 wird eine eigene Gesenkschmiede errichtet. Ab 1913 werden unter der Leitung von Emil's 23-jährigem Sohn
Erwin Krusius mit 100 Mitarbeitern auch Taschenmesser und ab 1918 Tafelmesser gefertigt. 1920 wird die Firma in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. 1922 beschäftigt man bereits 500 Mitarbeiter und weitere 500 Heimarbeiter. In der Weltwirtschaftskrise führt er 1923, als Zahlungsmittel rar werden, sogar eigenes Inflationsgeld ein, mit dem in einer Anzahl von Solinger Geschäften, die Krusius verpflichtet sind, Einkäufe bezahlt werden können. Da er wie eine Bank die volle Haftung für die gdruckten Beträge übernimmt, gerät er schließlich in finanzielle Schwierigkeiten und die AG wird 1931 mit nur noch 18 Arbeitnehmern aufgelöst und bis 1935 liquidiert.
Erwin Krusius führt die angeschlagene Firma als Inhaber unter dem Namen Gebr. Krusius weiter und hat 1938 bereits wieder 80 Mitarbeiter. Im 2.WK werden unter anderem die Wehrmacht und die SA mit Blankwaffen ausgestattet. Bis Ende des Krieges sinkt die Zahl der Belegschaft durch Ausbombung und Zahlungsunfähigkeit der Wehrmacht wieder um die Hälfte. 1945 wird Erwin Krusius Sprecher des Solinger Schneidwarenverbandes. 1955 hat er wieder 170 Mitarbeiter. Nach seinem Tod 1956 verschlechtern sich unter der Leitung seiner Ehefrau Elfriede und verschiedener Geschäftsführer die Bilanzen und nach einem Auf und Ab in den 1960ern wird die Firma schließlich 1967 von Eugen Weber übernommen, der sie in die Solinger JOWIKA Gruppe eingliedert, aber weiterhin unter Marken und Namen von KRUSIUS bis 1983 führt. Das ehemalige Firmengrundstück sowie auch Teile der ehemaligen Fabrik nutzt heute das Baustoffzentrum Grah an der Beethovenstraße.
Das oben gezeigte Rasiermesser #85 trägt die Marke GAZELLE und in der GOLDEN PRIMEROSE Ätzung
KB, was auf die Fertigung als Exportmesser für die KRUSIUS BROTHERS in New York hinweist und zumindest der Rohling somit aus der Zeit um 1925-1930 stammen wird. Denkbar ist aber, daß es erst nach dem 2.WK aus noch vorhandener Lagerware fertiggestellt und in den 1950ern verkauft wurde.
Hier noch ein schönes Beispiel für ein Gebr. Krusius Rasiermesser aus den 1950ern für den deutschen Markt
Grüße aus der Klingenstadt
Rainer