Forum der Rasur

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Kintsugi - oder wie repariere ich eine zerbrochen Rasierschale?

ankerbart

Gold FdR-Pate
Es hat mich ehrlich gesagt schon ein wenig geärgert, als die schöne Fine-Schale aus dem MH beschädigt bei mir ankam.
Nicht wegen der Abwicklung – die war vorbildlich. Der Verkäufer hat sich sofort gekümmert, das Ganze wurde unkompliziert gelöst. Dafür ein grosses Lob!

kintsugi0.jpg


Aber: Die Schale war hin.
Und dann fragt man sich: Was tun?

Plötzlich – wie ein Geistesblitz – kam mir eine Idee. Die Japan-Reise wirkt noch nach, und die Bilder von @Bavaria Blade mit seinen Japanthemen haben den Gedanken verstärkt:
Kintsugi!
Jawohl, das wollte ich ausprobieren.

Auszug aus Wikipedia:
Kintsugi (japanisch 金継ぎ „Goldverbindung, -flicken“) oder seltener Kintsukuroi (金繕い, „Goldreparatur“) ist eine traditionelle japanische Reparaturmethode, bei der zerbrochene Keramik- oder Porzellanbruchstücke mit Urushi-Lack geklebt, oder fehlende Scherben mit einer in mehreren Schichten aufgetragenen Urushi-Kittmasse ergänzt werden, die häufig mit Gold-, Silber- oder Platinpulver vermischt werden. Anstatt die Schäden zu verstecken, werden sie betont, wodurch das reparierte Objekt eine charakteristische Ästhetik erhält.

Also gut – die Schale gründlich gereinigt.
kintsugi1.jpg


Ein Kintsugi-Kit bei Amazonien bestellt (Huch... fast so teuer wie die Schale selbst – aber egal. Man kann ja mehrere Teile reparieren. Vielleicht wird das ja ein neues Hobby?).
kintsugi2.jpg


Inhalt des Sets:
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kintsugi4.jpg


Da ich einen stärkeren Effekt wollte, dachte ich mir:
"Schlag doch mit dem Hammer drauf – mehr Scherben, mehr Kintsugi."

Gute Idee, schlechte Umsetzung.

Jetzt klafft in der Mitte ein unschönes Loch.
Aber zum Glück ist auch dafür etwas im Kit enthalten: eine 2-Komponenten-Knetmasse für grössere Lücken oder schlecht klebbare Stellen. Wird steinhart – also, los geht’s!
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1. Scharfe Kanten abschleifen
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2. Nochmals waschen und gut trocknen

3. 2K-Kleber anrühren – immer nur portionsweise für je ein Scherbenteil, da er sehr schnell trocknet
Dann das "Goldpulver" untermischen – nicht zu viel (sonst klebt’s schlecht), aber auch nicht zu wenig (sonst wird’s zu matt), so die Anleitung.
kintsugi7.jpg

kintsugi8.jpg


Nach kurzem Antrocknen wird reines Goldpulver mit dem Pinsel auf die Klebestellen gestäubt – für den schönen Kintsugi-Effekt.

4. Weitere Teile ankleben
Ich habe den Kleber bewusst etwas dicker aufgetragen, um beim Rühren später einen kleinen „Schaumanschlagrand“ zu haben. Man kann natürlich auch dünn arbeiten – aber das hier war mein persönlicher Stil.
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5. Jetzt zum Loch in der Mitte
Die 2K-Knetmasse abschneiden, kneten und zügig formen – sie wird innert weniger Minuten hart.
Ab damit in die Schale und das Loch modellieren.
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6. Mit Goldkleber überstreichen
kintsugi12.jpg


Dann 50 Minuten trocknen lassen und mit dem mitgelieferten Werkzeug Überschüsse und Linien säubern und formen.

Nach weiteren 48 Stunden ist die Schale wieder einsatzbereit.
Ich habe ein Set gewählt, das mit lebensmittelechtem Kleber arbeitet und laut Hersteller sogar spülmaschinenfest ist.
kintsugi13.jpg


Fazit:
Gar nicht mal so übel geworden
– mal abgesehen von dem grossen Loch, das ich beim nächsten Mal anders angehen würde.

Vielleicht wird es ja wirklich ein neues Hobby.
Es braucht Zeit, Geduld und Fingerspitzengefühl – aber genau das ist heutzutage eine schöne Herausforderung. Mir hat es richtig Spass gemacht.
Und vielleicht ist es ja auch für dich eine Option – wenn eine geliebte Schale mal zu Bruch geht.
 
Na dann viel Vergnügen, wenn Du mit dem Hammer durch Omas Porzellanerbe fährst.
Im Ernst. Das ist eine schöne Erstarbeit geworden. :respect_schild
Ich habe gehört, daß in manchen Fällen der Wert des Objektes sogar steigt, durch diese Technik.
 
goodjob!
Ist schon eine Serienfertigung geplant ?

Danke schön. Es macht schon richtig Spass. Ich muss mal schauen, ob man das auch in der "echten" Version hier irgendwo erlernen kann. Hat was beruhigendes und ist ganz im Zeitgeist... Nachhaltig.

Na dann viel Vergnügen, wenn Du mit dem Hammer durch Omas Porzellanerbe fährst.
:kaputtlachen1 :kaputtlachen1 :kaputtlachen1
Es reicht schon der BEVA's Porzellan schief anzusehen, nach dem ich mein Kunstwerk ihr stolz präsentiert habe, um böse Blicke zu kassieren, die deutlich "Wehe!!!! Sonst!!!" aussagen können
:kaputtlachen1:kaputtlachen1:kaputtlachen1

Im Ernst. Das ist eine schöne Erstarbeit geworden. :respect_schild
Ich habe gehört, daß in manchen Fällen der Wert des Objektes sogar steigt, durch diese Technik.
Ja, um genau den Wert des Materialeinsatzes und der investierten Zeit... teufel_lachend
Gut bei mir kommt noch der sentimentale Wert des Erstlingswerks nun hinzu :cool:
 
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