Aus aktuellem Anlass unseres abgeschlossenen "6 Männer - 6 Gold Dollar - 6 Finisher"-Test stelle ich mal hier den Kretischen Ölstein vor. Bekannt ist der Stein auch unter anderen Namen, wie z.B. Pierre de L'est (Stein des Ostens), Pierre Du Levante (Stein der Levante), Levantiner, Piedra Candia / Pierre Candia oder auch als "türkischer Ölstein", wobei ich den unter diesem Namen auf Kreta nicht bestellen würde, weil man ihn dann eher auf den Kopf erhält, als in die Einkaufstasche.
Ich habe meinen 2016 auf Kreta erworben. Die offizielle Handelsbezeichnung heiß "Fissiki Petra Eloundas" = (Naturstein aus Elounda), da er auch in der Gegend von Elounda abgebaut wird. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden die Steine jedoch kurz als "Ladakono" (Öl-Schärfstein) bezeichnet. Verkauft werden die üblicherweise zum Kilopreis, zu aktuell noch EUR 20,- je Kilo. Meiner wiegt gut 1,8 kg und hat die Maße 14cm x 9,5 x 4,5 cm.
So sah er aus, als ich ihn mir in einem Messer- und Werkzeugladen in Rethymno gekauft habe:
Anschließend haben ich mich mal daran gemacht, den Stein abzurichten, was ein längeres "Projekt" wurde. Beim ersten Versuch war ich nach 1,5 Stunden mit dem Abrichten noch lange nicht durch und mein Nass-Schleifpapier verbraucht. So richtig schlüssig über das beste Abrichten war ich zunächst auch nicht. Mangels seinerzeitigem anderen Abrichtwerkzeug, hatte ich mal mit 240er Nass-Schleifpapier angefangen. Ein hoffnungsloses Unterfangen. Es tat sich nichts. Anschließend auf 320er. Außer das das Papier dann auch "durch" war, merkte ich auch da nichts davon, dass da die zuvor gezogenen Edding-Linien ansatzweise weg wollten. Dann auf 400er-Papier und es fing an, sich etwas zu tun. Noch mal gesucht, und noch 3 Blatt 600 gefunden und..siehe da: Nun Griff das Schleifpapier sehr gut, es entstand endlich mal Slurry beim Schleifen und die Oberfläche wurde immer Planer. Leider waren die 3 Blatt Schleifpapier verbraucht sind, doch der Stein noch lange nicht plan. Der Stein sah dann erst mal so aus:
Weitere Hinweise von dorrsch, Hein und Senser, ließen mich doch etwas grübeln. Dorsch meinte, der Stein sein schnell...hm, das ging irgendwie nicht mit meiner Überlegung einher, dass der dann doch nicht so hart sein kann, dass man mit meinem 320 und 400 Schleifpapier so gar keinen Abrieb zum Abrichten feststellen konnten. Sensers Einwand, wieso mit dem feineren mehr Abtrag da war als mit dem gröbern, hatte auch was. Dann hatte ich noch ein nettes Schwätzchen mit Rockabillyhelge, der über seine Abrichterfahrung mit einem Arkansas, 2 Stunden Arbeit und mit Stein-geeignetem Nasschleifpapier berichtete.
Dann kam der Tip von "Der Hein", ich sollte mir zwei Diamantschleifplatten bei Aliexpress bestellen (Die es am Ende in 150er und 400er auch geworden sind). Ich war kurz davor, mir die Diamantplatten zu bestellen, wollte aber auch nicht den Stein so lange liegen lassen. Als ich dann nach einem Termin durch Berlin schlenderte, kam ich zufällig an einem Bauhaus vorbei und dachte mir, versuch es doch noch mal mit Nasschleifpapier, viel zu Verlieren hast du nicht und wenn man damit auch einen Arkansas plan kriegt... Nicht das es in meiner Nähe kein Bauhaus gibt, aber das war eben gerade so schön auf dem Weg. Also kurz 4 Blatt 400er und ein Blatt 1000er mitgenommen und noch mal an den Stein gemacht.
Nach 3 Blatt 400er und etwa eine Stunde Arbeit war der Stein - so dachte ich - plan. 1000er hab ich gar nicht mehr benutzt. Die Oberfläche war nach dem 400er bereits glatt und "seidig". Des Rätsels Lösung war offenbar tatsächlich eine mindere Qualität meines ersten Schleifpapiers, dass ich mal aus dem Hagebaumarkt mitgenommen hatte. War offensichtlich nicht für Stein geeignet, obwohl dass über den Fächern stand (Anderes Thema, aber langsam einer der Baumärkte, um die ich einen sehr großen Bogen machen werde, auch wenn er bei mir "um die Ecke" ist).
Erste Erkenntnis nach der Aktion: Mit dem richtigen Schleifpapier bekommt man auch den Kreter zügig plan. Er ist, wie doorsch sehr zutreffend anmerkte, recht schnell und das merkte man mit ordentlichem Schleifpapier auch am Abrieb. Danach sah der Stein so aus:
Anschließend habe ich erst man 4 Küchenmesser darauf aufgefrischt. Zwei mit Wasser und die anderen zwei mit Öl. Der Stein arbeitet mit beidem recht schnell und bringt eine sehr interessante "sanfte" Schärfe auf den Stahl.
Nachdem die zwei Diamantschleifplatten aus China kamen, habe ich den Stein aber nochmals geplant. Dabei stellte ich fest, dass das bisherige planen wohl doch mehr "Wunschdenken" war, jedenfalls zeigte mir die Platten deutlich, das der Stein noch nicht durchgehend Plan war. Mit den DIamantplatten war ich aber nach 15 Minuten auf beiden Platten durch und der Stein nun endlich wirklich plan. Die Arbeit mit Schleifpapier sollte man sich bei dem harten Sein am besten gar nicht antun. Direkt auf Diamantplatten und die Sache ist in einem viertel der Zeit erledigt.
Nun stand ich aber vor einem anderen "Problem". Ich hatte nicht mehr genug rasurbedürftige Messer, um den Stein ausgiebig zu testen. Das Problem konnten wir aber mit alvaros Hilfe lösen, indem er mir einige seiner Messer freundlicherweise zu Verfügung stellte (unterschiedlicher Machart von Vollhohl bis 1/4 hohl)
Angewandt habe ich ihn immer als Schlussstein, nach meinem BBB. Ich habe den Kreter dabei immer mit minimalstem Druck, zunächst ca. 40 Doppelschübe nur mit Wasser (Der Stein produziert dabei ob seiner Härte durchaus Schleifschlamm) eingesetzt und anschließend mit ca. 100 Doppelschüben ausschließlich mit Öl (leichtes Nähmaschinenöl). Der Stein erzeugt eine sehr scharfe und sanfte Schneide, die zwar leicht crispy ist, aber ohne jede Bissigkeit. Eine solche Kombination hatte ich bislang auf keinem meiner Finisher.
Der Stein erzeugt - ordentlich eingearbeitet/eingebrochen mit einigen Küchen-, Jagd- oder Taschenmesser - eine sehr schwer zu beschreibende Mischung aus Schärfe und Sanftmut. Jedenfalls steht er vom Ergebnis her auch meinen besten Finischern in nichts nach. Die ganze Plackerei des Abrichtens hat sich jedenfalls gelohnt und ich möchte den Stein auch nicht mehr missen.
Vielleicht ist das ja der "Stein der Weisen" für "Olivenbauernbärte".
Noch ein Anekdötchen zum Abschluss: Mir erzählte ein Freund aus Athen (der sich wie ich sehen hier auch angemeldet, aber noch nicht geoutet hat: @Peloponnes) und der sich mit einem alten Messer von mir von einem alten Athener Barbier (um die 70) rasieren ließ, dass dieser das Messer mit Einverständnis meines Freundes erst mal auf seinem alten Kretischen Ölstein auffrischte, bevor er ihn rasierte und bemerkte: "Dass war früher der Stein, den aller griechischer Barbiere benutzten" auf dem Stein hätte er das Schärfen gelernt und es gäbe für ihn nichts Bessers. Tja, was dem Deutschen Barbier früher sein Thüringer oder Belgier, war dem griechischen Barbier offenbar der Kretische Ölstein. Angenehm scharfe und sanfte Schneiden produziert er jedenfalls.
Ich habe meinen 2016 auf Kreta erworben. Die offizielle Handelsbezeichnung heiß "Fissiki Petra Eloundas" = (Naturstein aus Elounda), da er auch in der Gegend von Elounda abgebaut wird. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden die Steine jedoch kurz als "Ladakono" (Öl-Schärfstein) bezeichnet. Verkauft werden die üblicherweise zum Kilopreis, zu aktuell noch EUR 20,- je Kilo. Meiner wiegt gut 1,8 kg und hat die Maße 14cm x 9,5 x 4,5 cm.
So sah er aus, als ich ihn mir in einem Messer- und Werkzeugladen in Rethymno gekauft habe:

Anschließend haben ich mich mal daran gemacht, den Stein abzurichten, was ein längeres "Projekt" wurde. Beim ersten Versuch war ich nach 1,5 Stunden mit dem Abrichten noch lange nicht durch und mein Nass-Schleifpapier verbraucht. So richtig schlüssig über das beste Abrichten war ich zunächst auch nicht. Mangels seinerzeitigem anderen Abrichtwerkzeug, hatte ich mal mit 240er Nass-Schleifpapier angefangen. Ein hoffnungsloses Unterfangen. Es tat sich nichts. Anschließend auf 320er. Außer das das Papier dann auch "durch" war, merkte ich auch da nichts davon, dass da die zuvor gezogenen Edding-Linien ansatzweise weg wollten. Dann auf 400er-Papier und es fing an, sich etwas zu tun. Noch mal gesucht, und noch 3 Blatt 600 gefunden und..siehe da: Nun Griff das Schleifpapier sehr gut, es entstand endlich mal Slurry beim Schleifen und die Oberfläche wurde immer Planer. Leider waren die 3 Blatt Schleifpapier verbraucht sind, doch der Stein noch lange nicht plan. Der Stein sah dann erst mal so aus:


Weitere Hinweise von dorrsch, Hein und Senser, ließen mich doch etwas grübeln. Dorsch meinte, der Stein sein schnell...hm, das ging irgendwie nicht mit meiner Überlegung einher, dass der dann doch nicht so hart sein kann, dass man mit meinem 320 und 400 Schleifpapier so gar keinen Abrieb zum Abrichten feststellen konnten. Sensers Einwand, wieso mit dem feineren mehr Abtrag da war als mit dem gröbern, hatte auch was. Dann hatte ich noch ein nettes Schwätzchen mit Rockabillyhelge, der über seine Abrichterfahrung mit einem Arkansas, 2 Stunden Arbeit und mit Stein-geeignetem Nasschleifpapier berichtete.
Dann kam der Tip von "Der Hein", ich sollte mir zwei Diamantschleifplatten bei Aliexpress bestellen (Die es am Ende in 150er und 400er auch geworden sind). Ich war kurz davor, mir die Diamantplatten zu bestellen, wollte aber auch nicht den Stein so lange liegen lassen. Als ich dann nach einem Termin durch Berlin schlenderte, kam ich zufällig an einem Bauhaus vorbei und dachte mir, versuch es doch noch mal mit Nasschleifpapier, viel zu Verlieren hast du nicht und wenn man damit auch einen Arkansas plan kriegt... Nicht das es in meiner Nähe kein Bauhaus gibt, aber das war eben gerade so schön auf dem Weg. Also kurz 4 Blatt 400er und ein Blatt 1000er mitgenommen und noch mal an den Stein gemacht.
Nach 3 Blatt 400er und etwa eine Stunde Arbeit war der Stein - so dachte ich - plan. 1000er hab ich gar nicht mehr benutzt. Die Oberfläche war nach dem 400er bereits glatt und "seidig". Des Rätsels Lösung war offenbar tatsächlich eine mindere Qualität meines ersten Schleifpapiers, dass ich mal aus dem Hagebaumarkt mitgenommen hatte. War offensichtlich nicht für Stein geeignet, obwohl dass über den Fächern stand (Anderes Thema, aber langsam einer der Baumärkte, um die ich einen sehr großen Bogen machen werde, auch wenn er bei mir "um die Ecke" ist).
Erste Erkenntnis nach der Aktion: Mit dem richtigen Schleifpapier bekommt man auch den Kreter zügig plan. Er ist, wie doorsch sehr zutreffend anmerkte, recht schnell und das merkte man mit ordentlichem Schleifpapier auch am Abrieb. Danach sah der Stein so aus:

Anschließend habe ich erst man 4 Küchenmesser darauf aufgefrischt. Zwei mit Wasser und die anderen zwei mit Öl. Der Stein arbeitet mit beidem recht schnell und bringt eine sehr interessante "sanfte" Schärfe auf den Stahl.
Nachdem die zwei Diamantschleifplatten aus China kamen, habe ich den Stein aber nochmals geplant. Dabei stellte ich fest, dass das bisherige planen wohl doch mehr "Wunschdenken" war, jedenfalls zeigte mir die Platten deutlich, das der Stein noch nicht durchgehend Plan war. Mit den DIamantplatten war ich aber nach 15 Minuten auf beiden Platten durch und der Stein nun endlich wirklich plan. Die Arbeit mit Schleifpapier sollte man sich bei dem harten Sein am besten gar nicht antun. Direkt auf Diamantplatten und die Sache ist in einem viertel der Zeit erledigt.
Nun stand ich aber vor einem anderen "Problem". Ich hatte nicht mehr genug rasurbedürftige Messer, um den Stein ausgiebig zu testen. Das Problem konnten wir aber mit alvaros Hilfe lösen, indem er mir einige seiner Messer freundlicherweise zu Verfügung stellte (unterschiedlicher Machart von Vollhohl bis 1/4 hohl)
Angewandt habe ich ihn immer als Schlussstein, nach meinem BBB. Ich habe den Kreter dabei immer mit minimalstem Druck, zunächst ca. 40 Doppelschübe nur mit Wasser (Der Stein produziert dabei ob seiner Härte durchaus Schleifschlamm) eingesetzt und anschließend mit ca. 100 Doppelschüben ausschließlich mit Öl (leichtes Nähmaschinenöl). Der Stein erzeugt eine sehr scharfe und sanfte Schneide, die zwar leicht crispy ist, aber ohne jede Bissigkeit. Eine solche Kombination hatte ich bislang auf keinem meiner Finisher.
Der Stein erzeugt - ordentlich eingearbeitet/eingebrochen mit einigen Küchen-, Jagd- oder Taschenmesser - eine sehr schwer zu beschreibende Mischung aus Schärfe und Sanftmut. Jedenfalls steht er vom Ergebnis her auch meinen besten Finischern in nichts nach. Die ganze Plackerei des Abrichtens hat sich jedenfalls gelohnt und ich möchte den Stein auch nicht mehr missen.
Vielleicht ist das ja der "Stein der Weisen" für "Olivenbauernbärte".
Noch ein Anekdötchen zum Abschluss: Mir erzählte ein Freund aus Athen (der sich wie ich sehen hier auch angemeldet, aber noch nicht geoutet hat: @Peloponnes) und der sich mit einem alten Messer von mir von einem alten Athener Barbier (um die 70) rasieren ließ, dass dieser das Messer mit Einverständnis meines Freundes erst mal auf seinem alten Kretischen Ölstein auffrischte, bevor er ihn rasierte und bemerkte: "Dass war früher der Stein, den aller griechischer Barbiere benutzten" auf dem Stein hätte er das Schärfen gelernt und es gäbe für ihn nichts Bessers. Tja, was dem Deutschen Barbier früher sein Thüringer oder Belgier, war dem griechischen Barbier offenbar der Kretische Ölstein. Angenehm scharfe und sanfte Schneiden produziert er jedenfalls.
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