Forum der Rasur

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Mein kleiner Hobelvergleich...

valderas

Very Active Member
Hallo Hobelgemeinde,


ich möchte hier meine bisherigen Erfahrungen einiger Hobel zum Besten geben.
Es soll ein wenig als Kaufberatung für Einsteiger oder Hobelsuchende dienen.
Ich persönlich suche auch immer nach solchen Artikeln um mir vorab so viel Informationen wie möglich, über das Objekt meiner Begierde zu holen und um meine Kaufentscheidung zu untermauern oder eben nicht....

Natürlich, und das bitte ich immer zu bedenken, ist das ausschließlich meine Meinung, weder wissenschaftlich untermauert oder anderweitig belegt. Es sind meine Erfahrungen und Vorlieben, die sich aber - wenn man andere Beiträge liest - durchaus im "Mittelfeld" bewegen. Ich bin also wohl nicht sehr extrem unterwegs. Somit könnten meine Erfahrungen für eine Vielzahl von Interessenten passen – wohlgemerkt könnten...!

Vielleicht noch ein Wort zu den Klingen.

Nicht jede Klinge „läuft“ in jedem Hobel gleich gut, aber ich habe inzwischen zwei, okay drei „Lieblingsklingen“, die in jedem meiner Hobel eine tolle Figur abgeben, deshalb werde ich dazu nicht weiter eingehen. Es ist die russische Sputnik, die indische 7 o’clock super platinum und die russische Perma sharp, wobei die Perma sharp auf dem 3. Platz ist, die anderen beiden Teilen sich Platz 1.

Ich habe auch einige andere Versucht (Feather, GSB, Astra, Wilkinson, Derby, Derby Premium, persona, Voskhod, ….), auch einige sehr gute dabei, aber eben keine Chance gegen meine Top 3.


So, jetzt zum Thema, es geht um folgende Hobel (in der Reihenfolge der Anschaffung):


1. Mühle R106
2. Feather AS-D2
3. Mühle Rocca Birke
4. Merkur Progress 500
5. Rex Supply Co. Ambassador Adjustable
6. Mühle R41


Es sind nicht viele Hobel, aber doch eine große Bandbreite was die Eigenschaften und den Preis angeht. Der Feather z.B., ist als der sanfteste Hobel schlecht hin bekannt und der R41 wird gerne als Referenz für einen direkten Hobel herangezogen…

Von daher könnte ein Vergleich, gerade weil er so „extrem“ ist, ganz interessant sein.


Mühle R106
Das war mein erster Hobel, nach dem ich von Systemrasierern (Gillette Fusion) auf Hobel umgestellt habe. Ich rasiere mich schon immer nass (>35 Jahre), aber eben die meiste Zeit mit Systemen (ich habe den Umstieg nicht bereut und würde nicht mehr zurück gehen).

Der R106 ist in meinen Augen ein klassischer Einstiegshobel.
Er macht alles richtig, ist gründlich und sanft und man zerschneidet sich nicht gleich beim ersten Versuch das ganze Gesicht. Ich kann ihn tatsächlich als Einstieg sehr empfehlen, allerdings ist er mir inzwischen zu langweilig und ich habe andere Vorlieben gefunden.
Also er macht alles richtig gut und es ist ein guter Hobel, um auf den „Geschmack“ zu kommen.

Als ich feststellte, dass die Hobelrasur meine Zukunft sein wird, musste natürlich gleich mal was Hochwertiges her.
Man braucht nicht lange zu suchen und man findet als Referenz für beste Verarbeitungsqualität den Feather AS-D2. Gut aussehen tut er auch – alles Top !
Also kurz geschluckt, dass nicht unerhebliche Geld in die Hand genommen und bestellt.


Feather AS-D2
Also das Paket/Verpackung ist schon ein Traum und der Hobel erst – einfach alles!
Es ist ein Edelstahlhobel, was alleine ja schon eine „Aufwertung“ darstellt
Ich kann bestätigen: verarbeitungstechnisch ist er ganz oben auf dem Treppchen.
Also, richtige Entscheidung – dachte ich – und freute mich schon auf die erste Rasur.
Leider war das dann alles andere als Spitzenklasse, zumindest für mich !
Der Hobel ist soooo sanft, dass man die Klinge so gut wie nicht spürt, was ja an sich noch nichts Schlechtes ist. Aber gründlich ist er (bei mir) auch nicht. So habe ich mich viele Male „geplagt“ mit 3 Durchgängen und teilweise mehr an den Problemstellen.
Das Ergebnis war immer noch nicht gründlich, aber dafür blutige Stellen ohne Ende und gereizte Haut….

Da ich diese Situation mit keiner Klinge wirklich zur Zufriedenheit verbessern konnte, habe ich den Feather inzwischen auch schon wieder verkauft. Wenn man im Forum ein wenig stöbert, gehört der Feather zu den am meisten „wiederverkauften“ Hobeln. Ich denke, ich bin mit meinen Erfahrungen hier nicht alleine. Für mich ist der Hobel nichts – obwohl ich es so sehr wollte…. Es gibt aber genügend Kollegen, die den Feather lieben – also bitte, das ist nur meine Meinung.


Mühle Rocca Birke
Das war dann meine nächste Anschaffung, noch zur Zeit des Feather’s.
Der Rocca ist ganz anders! Er ist direkt, derb, gefährlich und…. Wunderschön.
Das wusste ich aber da noch nicht so sehr, den habe ich wirklich nach dem Aussehen gekauft.
Als 3. Hobel überhaupt, war er vielleicht ein wenig zu direkt und bei der ersten Rasur mit dem Rocca, wusste ich was mit „direkt“ gemeint war. Ich habe mich ganz schön zugerichtet und es war alles andere als angenehm. Sehr gründlich – ja, aber zu welchem Preis !?!
Ich wollte nicht jeden Morgen mein Leben aufs spiel setzen, nur weil mir der Hobel gefällt…..

Nun ja, dachte ich, warten wir mal ab. Heute weiß ich, dass es an der Erfahrung, der Klinge und der Erfahrung lag, außerdem hatte ich zu wenig Erfahrung und die falsche Klinge, weil ich da einfach etwas zu wenig Erfahrung hatte. Und ich sollte erwähnen, dass mir für diesen Hobel einfach die Erfahrung fehlte…. Habe ich schon erwähnt, dass mir die Erfahrung fehlte?

Der Rocca ist nix für den Anfänger, er ist schon ziemlich anspruchsvoll und tatsächlich „gefährlich“, wenn man ihm nicht die nötige Aufmerksamkeit zollt. Ein „schnell mal im Halbschlaf die Stoppeln kürzen“ ist da nicht. Hier sollte man konzentriert und aufmerksam zu werke gehen UND die richtige Klinge sollte für den Rocca auch gefunden werden!

Bei mir war es letztendlich die Sputnik, die den Durchbruch brachte. Heute mag ich den Rocca sehr und er ist in meiner wöchentlichen Rotation fest installiert.


Merkur Progress 500
Diesen Hobel habe ich mir auf Empfehlungen und Anraten hier im Forum gekauft – warum:
Ich liebäugelte mit dem Rex, der aber sogar noch mal teurer war, als der Feather.
Zu dem Zeitpunkt war mir der Rocca noch zu direkt und der Feather zu sanft, deshalb dachte ich ein justierbarer Hobel muss her.

Ich habe dann den Stimmen nachgegeben und einen Progress erstanden. Der erste war ein kompletter Reinfall, da die Klingenfixierung so locker war, dass die Klinge komplett schief/schräg aus dem Klingenspalt hervorschaute. Nach Rücksprache mit Merkur muss das ein Fehler sein. Also zurückgeschickt und einen neuen gekauft. Da hat alles gepasst.

Ich habe dann glücklicherweise noch so einen Messinggnubbel hier im Forum bekommen (nicht den Forumsgnubbel), denn das Plastikding war so gar nicht meins.

Auch hier war ich erst mal nicht ganz so begeistert, denn die Verarbeitung ist nicht einmal ansatzweise mit einem Feather zu vergleichen. Selbst der „olle“ Mühle Klassiker R106 ist da deutlich hochwertiger. Wie auch immer, seinerzeit war die Astra SP Klinge noch die meistbenutzte bei mir, die ich heute nicht mehr mag.

Trotz ASP war das Ergebnis beeindruckend, so hatte ich mir das vorgestellt. Angefangen auf Stellung 1,5 / 2, dann langsam hoch auf 2,5/3. Heute, mit der optimalen Klinge (= 7 o’clock) nutze ich Ihn auf Stufe 4 bei 3 Durchgängen. Er ist von der Gesamtleistung sehr gut und vom Preisleistungsverhältnis, bezogen auf die individuelle Nutbarkeit durch seine Einstellbarkeit ganz klar auf Platz 1. Hier bekommt man für ca. 50-60 Euro eine Rasierer, der kaum Wünsche offen lässt…..
Ja, aber eben nur „kaum“

Wenn man wie ich aus der Feinmechanik kommt, kann man sich leider nicht mit dem Progress alleine und auf Dauer zufriedengeben. Nicht wegen seiner Eigenschaften, die sind Top, aber die Verarbeitung ist… na ja, sagen wir mal dem Preis entsprechend.

Und da kommt der Rex ins Spiel….



Rex Supply Co. Ambassador Adjustable
Es Bedarf schon einer gehörigen Portion „Irrsinn“, wenn man >200,-- Euro für einen Rasierhobel ausgeben möchte, „nur“ weil er aus Edelstahl ist und vielleicht irgendetwas noch ein bisschen besser kann, als ein anderer… in diesem Fall der Progress, der gerade mal ¼ der Preises kostet und mit dem ich – abgesehen von der Verarbeitung – völlig zufrieden war.

Trotzdem konnte ich nicht anders – ich glaube 226,-- Euro habe ich umgerechnet bezahlt, da er bei uns in „good old Germany“ nicht zu kaufen ist, musste ich in UK bestellen.
Es lief aber alles reibungslos und der Rex kam bald bei mir an.

Und… dürften jetzt einige Fragen: Ist er es Wert ?
Für mich – JA, nüchtern betrachtet: Jain.

Der Rex geht ganz klar in Richtung „Exithobel“.
Den Begriff kannte ich vorher auch nicht, er bedeutet: nach diesem Hobel brauchst Du keinen anderen mehr.
Das würde ich auch mehr oder weniger so unterschreiben. Wenn ich mich für einen Hobel entscheiden müsste, wäre es der Rex – ganz klar. Aber er ist tatsächlich nicht so viel besser (wenn man das überhaupt so sagen kann) als der Progress und im Preis / Leistungsvergleich würde der Rex komplett verlieren, wenn es nur um die Funktion ginge.

Aber der Rex ist nun mal aus Edelstahl, mein Exemplar ist auch ausgezeichnet verarbeitet, hat eine perfekte Gewichtsverteilung und ist somit nicht nur technisch, sondern auch haptisch eine Prachtstück.

Mit dem Rex kam ich sofort klar und die ersten Ergebnisse waren „natürlich“ viel besser als mit dem Progress. Heute, mit etwas Abstand, liegt die Leistung kaum merklich über den Progress. Der dünnere Kopf bringt für mich einen deutlichen Vorteil an der Oberlippe, unter der Nase, aber dann kommt schon nicht mehr viel…. Trotzdem ist der Rex, als Gesamtpaket betrachtet, mein bestes Stück. Wenn es keine Edelstahlhobel sein muss, nehmt den Progress !

Nach dem ich eine Weile mit den vorhandenen Exemplaren experimentiert hatte und im Laufe der Zeit, meine Klingen gefunden habe (Sputnik + 7 o’clock sp) verwende ich alle meine Rasierer sehr gerne, außer dem Mühle R106, der war mir inzwischen zu langweilig.

Nach dem ich den Rex und den Progress grundsätzlich auf Stufe 3-4 betreibe und der Rocca ja auch ein sehr direkter Hobel ist, dachte ich an den R41 und tauschte den Kopf des Mühle R106 einfach gegen einen R41 aus.


Mühle R41
Ich weiß heute, dass ich eher der Typ für „direktere“ Hobel bin. Die sanften machen mich nicht nur nicht glücklich, sondern auch nicht gründlich. Ich rasiere mich an den Wochenenden auch manchmal mit dem Messer, vielleicht kommt es auch daher, aber sicher bin ich mir nicht. Ich habe mit dem R41 noch nicht so viel Erfahrung, aber mit ihm hatte ich bisher eine der gründlichsten Rasuren überhaupt. Das in 3 Durchgängen und völlig ohne Hautirritationen.

Der R41 ist ein direkter Hobel, der wie der Rocca mit Achtung und Konzentration benutzt werden muss. Aber wenn man direkte Hobel mag, KEIN Hobelneuling ist und sich konzentriert mit ihm beschäftigt, beschert er einem grandiose Rasur-Ergebnisse, die seinen Gleichen suchen. Nicht umsonst gehört der R41 zu DEN Referenzhobeln. Im direkten Vergleich ist der R41 aber angenehmer als der Rocca. Ich kann nicht genau sagen, woran es liegt, denn obwohl er genauso direkt ist, ist er irgendwie „sanfter“….

Bevor ich mich jetzt um Kopf und Kragen rede, höre ich lieber auf.

Ich weiß nicht, ob man aus diesem Bericht etwas ableiten kann, aber vielleicht bekommt der ein oder andere dadurch einen Denkanstoß.


Abschließend würde ich sagen:


1. Als Anfänger würde ich den Mühle R106 oder Merkur Progress nehmen
2. Es gilt herauszufinden, ob man eher der „direkte“ oder „sanfte“ Typ ist.
3. Wenn man das (noch) nicht weiß, sollte man über eine einstellbaren Hobel nachdenken.
Der Progress deckt alles ab, von sanft bis direkt. Wenn es edler sein soll, dann den Rex.
4. Wer den direkten Hobeln verfallen ist, sollte sich den R41 einmal genau ansehen.
Aber auch der Progress und Rex können in dieser Liga spielen. Aber der Preis stimmt beim R41 allemal !

Müsste ich ein Ranking abgeben, hätte ich zwei Rangfolgen.
Einmal „meine“ und dann die „vernünftige“.

Meine wäre:

1. Rex
2. Mühle Rocca
3. Mühle R41
4. Merkur Progress
5. Mühle R106

Die vernünftige wäre:

1. Merkur Progress
2. Mühle R106
3. Mühle R41
4. Rex
5. Mühle Rocca


Der Feather spielt für mich keine Rolle mehr, da ich mit ihm nicht klarkomme.
Aber das ist bei jedem anders. In meinem Ranking ist er jedenfalls nicht vorhanden.


Ich hoffe, ich habe euch nicht zu sehr gelangweilt und wünsche jetzt noch einen schönen Abend……
 
Wirklich schöner Bericht, vielen Dank dafür!

Eine Anmerkung kann ich mir an dieser Stelle nicht verkneifen. Ich habe den Eindruck, dass es doch recht häufig vorkommt, dass ein neu gekaufter Merkur Progress wegen dem oben beschriebenen Mangel reklamiert werden muss. Naja, vielleicht ist es ja immer wieder der selbe Hobel, der dann stets in den Händen des nächsten Kunden landet. :rolleyes:
 
Schöner Bericht und auch dem Fazit stimme ich voll zu. Auch ich würde den Progress immer wieder empfehlen, wurde aber auch, nicht zuletzt durch Deine Berichte, zum Rex, als edle Ergänzung zu meinen anderen Hobeln, angefixt und bin schwach geworden.
 
Sehr schöne Hobel Vorstellung,

ich besitze einen günstigen Hobel, bin aber am überlegen,
dass ich mir einen weiteren Hobel zuzulegen.
Deine Vorstellung der unterschiedlichsten Hobel ist dabei sehr hilfreich.
Dankerasierensmilie
 
Auch von mir vielen Dank für den interessanten Bericht. Ich verwende momentan zu 95% einen R41, schleiche aber schon länger um einen Rocca Birke oder einen Seygus Zeppelin (schon im Pass around getestet) rum.
Der Rocca Birke gefällt mir vom Design ausgesprochen gut und da ich mit direkten Hobeln gut klar komme ... :rolleyes:
 
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