Forum der Rasur

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CaptainGreybeard

Very Active Member
Viele Freunde scheint Merkurs Modell 47C im Vergleich zu den populären Dreiteilern 23C und 42C, dem überaus beliebten Zweiteiler 34C oder den beiden "Anpassungskünstlern" Progress und Futur hier im Forum nicht zu haben. Jedenfalls erweckt dies den Eindruck, wenn man 1. die diversen Rasurberichte durchforstet, denn da taucht der 47C extrem selten auf (außer bei mir, ich weiß ;)) und 2. feststellt, dass es nach mehr als sechs Jahren Forumsexistenz immer noch keinen Bericht über diesen m. E. etwas zu Unrecht übersehenen Klassiker aus dem Solinger Hause DOVO/Merkur gibt (oder ich war trotz intensiver Suche zu blöd, einen solchen Bericht zu finden).

Daher möchte ich diesen altehrwürdigen dreiteiligen Rasierer einmal kurz vorstellen: Beim Kopf des 47 handelt es sich um den gleichen wie bei den Modellen 23 und 42, also eine Grundplatte mit Sicherheitsbügel statt Zahnkamm und einer Deckelplatte, deren kurze Schraube durch die Grundplatte in das Gewinde im Griffstück geschraubt wird. Als Material kommt hier durchgängig glänzend verchromter Zamak, also Zinkdruck- bzw. -spritzguss zum Einsatz. Der Griff ist eine glänzend verchromte, 95 mm lange Messingröhre, die von oben bis unten aus Gewichts- bzw. Balancegründen mittig hohl ist, im klassischen Barberpole-Design.

Das Ganze sieht dann so aus:

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Der Kopf des Merkur wird seit Ewigkeiten praktisch ohne grundsätzliche Änderungen produziert, auch wenn bei neueren Versionen der Klingenüberstand an den kurzen Seiten durch eine Verlängerung der beiden Platten beseitigt wurde. Wie man bei meinem Exemplar des 47C unschwer erkennt, handelt es sich um das "Vor-der-Beseitigung-des-seitlichen-Klingenüberstands"-Modell. Kritisch anmerken möchte ich, dass sich DOVO/Merkur auch im Zuge der Modellpflege nicht dazu durchringen konnte, die Schraube der Deckelplatte endlich aus verchromtem Messing statt aus Zamak anzufertigen und hart in den Deckel einzulöten, so wie dies z. B. bei Mühle und Giesen & Forsthoff längst üblich ist. DOVO/Merkur hat damit eine großartige Gelegenheit verpasst, die mechanische Schwachstelle seiner zwei- und dreiteiligen Rasierer zu beseitigen.

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Und wie rasiert es sich im Vergleich zum 23 und 42 mit diesem Klassiker? Nun, der Vergleich mit Kraftfahrzeugen ist immer problematisch, aber hier passt er m. E. recht gut: Der 42 mit seinem kurzen, dabei sehr ausgewogenen Griff ist ein wendiger, straff gefederter kleiner Sportwagen, der 23 mit dem langen, dünnen, dabei erstaunlich leichten Griff ein Mittelklassefahrzeug mit ausgewogenen Fahreigenschaften, der 47 dagegen eine schwere, auf maximalen Fahrkomfort ausgelegte Reiselimousine. Vergleichen wir die Abmessungen und Gewichte, sieht das aus wie folgt:

Modell:Abmessungen und Gewicht:
Merkur 47CLänge: 103 mm (Griff: 95 mm lang, 12,5 mm Durchmesser, innen hohl), Gewicht: 90 g
Merkur 23CLänge: 106 mm (Griff: 99 mm lang, 10 mm Durchmesser, innen hohl), Gewicht: 60 g
Merkur 42CLänge: 81 mm (Griff: 77 mm lang, 12 mm Durchmesser, massiv), Gewicht: 68 g

Mild, nicht aggressiv, aber dennoch gründlich genug für eine sehr gute Rasur, das sind bekanntlich die gemeinsamen Eigenschaften aller zwei- und dreiteiligen Merkur-Hobel, vor allem der mit Sicherheitsbügel ("gerade Schaumkante"). Der 47C bildet hier selbstverständlich keine Ausnahme, sondern bleibt der Merkur-Linie treu: Ein Merkur-Rasierer ist für Männer mit empfindlicher Haut eine gute Wahl, die Wahl der richtigen Klinge sorgt für die erforderliche Gründlichkeit. Bewährt haben sich nach meiner Erfahrung vor allem die Sorten Astra Superior Platinum, Gillette Nacet, Gillette Silver Blue und Gillette Platinum. Aber auch die Derby Premium ("schwarze Derby") lässt sich m. E. im Merkur 47C gut an, und selbst mit der extrem scharfen Feather Hi-Stainless gerät der Solinger Hobel nicht zum reißenden Tiger.

Wer sich jetzt fragt, was wohl das Geheimnis der Merkur-Rasierer ist, warum sie sich so völlig unkompliziert und praktisch narrensicher handhaben lassen, so lässt sich sagen, dass zum einen die Kopfgeometrie einer sanften Rasur entgegenkommt: eine recht hohe Winkeltoleranz nebst einem nicht zu großen Klingenspalt, zum anderen erleichtern großzügige Öffnungen in der Grundplatte, Schaum und Barthaare schnell nach unten abzuführen sowie rasch und gründlich auszuspülen. Bilder sagen bekanntlich mehr als Worte, also lasst Fotos sprechen:

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Nach vielen Experimenten mit allen möglichen Hobeln bin ich persönlich jetzt wieder dort angekommen, wo ich vor etwas mehr als zehn Jahren mit der klassischen Hobelrasur anfing, bei einem dreiteiligen Merkur-Rasierer mit Schutzbügel für unterwegs (42C) und daheim (47C). Damit ist sozusagen mein Grundbedarf perfekt gedeckt und ich bin der Meinung, dass gerade der 47C mehr treue Anhänger verdient hätte, dass er zu oft missachtet oder übersehen wird. Mein Fokus liegt inzwischen nicht mehr auf ultimativ gründlichen Rasuren, die mir ein spiegelglattes Gesicht für 18 Stunden bescheren, dafür aber meine Haut über Gebühr strapazieren. Statt dessen möchte ich maximale Hautschonung bei guter bis sehr guter Gründlichkeit, und genau das bieten mir die Merkur-Rasierer wie keine anderen.

Fazit: Der Merkur 47C ist ein recht preiswerter (Sonderangebote beachten!), sehr milder und dennoch gründlicher Rasierer, auch wenn er für BBS-Fanatiker oder Männer mit sehr dickem und dichtem Barthaar möglicherweise nicht das richtige Werkzeug ist. Aufgrund seiner hohen Winkeltoleranz, der Vielzahl von Klingensorten, die mit dem Merkur-Kopf harmonieren, der völlig problemlosen Reinigung während der Rasur und der Beinahe-Unmöglichkeit, sich mit diesem Rasierer zu schneiden sei er besonders Einsteigern in die Hobelrasur empfohlen. Der recht lange, schwere, dabei gut ausbalancierte Barberpole-Griff sorgt einerseits für eine absolut klassische Optik, andererseits liegt er sicher, und selbst mit seifigen Fingern rutschsicher, auch in großen Händen und ermöglicht eine gute, kontrollierte Handhabung. Eigentlich sollte dieser Hobel in keiner Sammlung fehlen! ;)

Ende: Wenn ihr bis hierher mit Lesen und Fotobetrachtung durchgehalten habt, dann danke ich euch für eure Zeit und Geduld und erlöse euch jetzt. :D
 

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Hallo Captain,

vielen Dank für Deinen ausführlichen Bericht, der mein Habenwollen-Gen aktiviert hat… und fast wäre ich schwach geworden, wenn ich mir nicht gerade heute Vormittag fest vorgenommen hätte, weitere Neuerwerbe zumindest erst mal sein zu lassen, da ich mich gerade besonders an meinem neuen Rockwell 6s erfreue.

Wer weniger hart zu sich selbst sein möchte: Beim Hersteller gibt es gerade ein ziemlich gutes Angebot für den 47c: 29,95 Euro statt UVP 49,95 Euro… (sind solche Hinweise hier erlaubt? Ich bekomme keine Provision.) …
Edit: Falls unzulässig, bitte gerne löschen…
 
@CaptainGreybeard + Alle:

Der 47c ist weder ein 'Klassiker', noch 'altehrwürdig' noch ähnliches. Das ist leider ein Irrtum.
Das Modell gibt es glaube ich erst seit 10 Jahren oder so.;)

Seine Eigenschaften und seine Rasurleistung soll das natürlich keineswegs schmälern!:)
 
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