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Pflege von Gillette TTO adjustable

maranatha

FdR-Pate
Gold FdR-Pate
Ich möchte in Erfahrung bringen, was die effektivste oder auch notwendige Pflege der Gillette Adjustable TTO oder auch "butterfly" ist. Von meinen anderen adjustables bin ich es gewohnt, sie von Zeit zu Zeit auseinander zu nehmen und sie zumindest einmal innen gründlich zu reinigen. Bei einem Progress oder Rex Ambassador ist das auch kein Problem.

Einen Gillette habe ich mich bisher nicht getraut zu zerlegen, weiß auch gar nicht, ob das so ohne weiteres möglich ist. Dennoch denke ich, daß gerade diese filigrane Mechanik doch auch in bestimmten Abständen Pflege in Form von Reinigung oder sogar auch Ölen oder Fetten nötig hat.

Was habt ihr für Tips, wie man die Sache am besten anpackt?
 
Ich hab die immer ins ultraschallbad getan (am besten die Ziffern vorher abkleben, damit die Farbe nicht mit gelöst wird). Geölt werden müssen die alten Gillettes eigentlich nicht, aber wenn man will, kann man die ganz gut mit WD 40 (von Hinten ins Einstellrad durchlaufen lassen) mal mit Öl "durchspülen"..
 
Nachdem was ich bei Badger & Blade lesen konnte, verwenden anscheinend einige Nähmaschinenöl bzw. Waffenöl (Hoppes No. 9). Hmmm oder man probiert mal Beschlagöl.
 
Jein, sie sind leider nicht zerstörungsfrei bzw. nur unter Gewalteinsatz zerleg- und wieder zusammenbaubar. Es gibt Videos dazu, die mir die Idee gleich wieder ausgeredet haben.
Die gegebenen Tips sind aber ausreichend, um die Funktionsfähigkeit und die Optik für lange Zeit zu erhalten.
Man weiß halt nie, was drinnen ist.
 
Moin zusammen,

dass die Gillette Adjustables nur unter Einwirkung von "Gewalt" zerlegbar sind, kann ich nicht bestätigen.
Es sind gezielte Kräfte an den entscheidenen Stellen notwendig, hat man dafür das geeignete Werkzeug, kann von Gewalt gar keine Rede sein.

Was ich allerdings nur bestätigen kann, ist, dass bei einem Gillette Adjustable durchaus mehr Handgriffe erforderlich sind, als bei "modernen" Adjustables, was letztlich auch eine gewisse Fertigkeit voraussetzt. Grobmotoriker werden sich hier schwer tun.

Ölen oder nicht Ölen?
Schaut man sich einen zerlegten Gillette Butterfly oder Adjustable mal an, dann stellt man fest, dass dort lediglich über Gewinde eine translatorische Bewegung erzeugt wird.
Entweder aus dem Twist-To-Open Knauf fährt ein Grobgewinde heraus und drückt den Kopf samt "Flügeltüren" nach oben oder aber, die Stange des Kopfes wird per Gewinde in den TTO-Knauf gedreht und die translatorische Bewegung erfolgt über die Verschiebung der Gewinde-Paarung beim Drehen.
Hier mal ein Vergleichsbild (links Gillette Butterfly Mechanismus eines Super Speeds Blue Tip; rechts die Mechanik eines Slim Adjustables):

Vergleich Butterfly vs. Adjustable.jpg


Worauf ich hinaus will ist, dass in beiden Fällen die Bewegung über ein Gewinde erzeugt wird. Schmiert man ein Gewinde, kann das tolle Vorteile wie Korrosionsschutz und Reibungsreduktion haben, gerade letzteres führt allerdings sowohl zu Vor- als auch zu gewissen Nachteilen.
Einerseits ändert sich durch die Reduktion der Reibung das tribologische System so, dass weniger Reibung an den Gewindeflanken herrscht und damit weniger tribologischer Verschleiß stattfindet. Andererseits bedeutet dies aber auch, dass die Selbstsicherung des Gewindes vermindert wird und ein höheres Drehmoment auf das Gewinde beim Zudrehen gebracht wird.

Seifenschmodder, Kalk, mineralhaltiges Leitungswasser, all diese Elemente tragen mit der Zeit dazu bei, dass sich diese Gewinde etwas zusetzen, was aber noch lange nicht den Funktionsverlust bedeutet. Als Beispiel mal das oben gezeigte Gewinde des Blue Tips (B2 - Q2 1956) vor und nach der Reinigung mit einer Handbürste und Spülmittel:

Blue Tip Vorher.jpg
20220123_161052.jpg


Man kann erkennen, wo das Gewinde wirklich "benutzt" wurde und dass sich an diese Stellen eben keine Ablagerungen breit machen, dies erklärt auch, warum der Öffnungsmechanismus nicht beeinträchtigt war. Durch stetige Verwendung der Mechanik wurden schwerwiegende Ablagerungen in den Funktionsbereichen vermieden.
Die Ergebnisse der recht simplen Reinigung finde ich ganz passabel, nun muss jeder selbst abwägen, ob ein paar Tropfen Öl erforderlich sind, um solche Spuren etwas zu reduzieren.

Meiner Ansicht nach dürften die oben erwähnten Vor- und Nachteile einer Schmierung bei den Gillette Adjustables eher vernachlässigbar sein. Die verbauten Druckfedern sorgen dafür, dass der Kopf permanent zum Griffende gezogen wird -> Das Grobgewinde des TTO-Knaufs sorgt also gar nicht für die dauerhafte Schließung des Hobelkopfs.

Anders beim Gillette Butterfly, hier wird nur über die Vorspannkraft des Gewindes die Position des Kopfes gehalten. Letztlich müsste man im schlimmsten Fall den Gillette Butterfly etwas stärker zudrehen, damit er sicher verschlossen bleibt -> Hier würde es dann zu der beschrieben "Mehrbelastung" des Gewindes durch verringerte Reibung kommen.

Was ist mit den Flügeltüren?
Die filligranen, beweglichen Flügeltüren, welche gelenkig-gelagert und häufig in Bewegung sind, werden bei jeder äußeren Reinigung mit gereinigt und somit ist sichergestellt, dass hier keine Ablagerungen zu Problemen führen. Ein Ölen zur Reibungsreduktion an den Lagerstellen ist mindestens so überflüssig wie Dosenschaum.

Was ist mit dem Verstellring?
Grundsätzlich steht hier dieselbe Diskussion an wie beim oben erwähnten Gewinde-Ölen.
Hinter dem Verstellmechanismus steckt ein Verstellring der über ein Feingewinde die Adjustableplatte nach oben bzw. unten verschiebt.
Entscheidend ist hier, dass keine Kraft benötigt wird, um die Adjustable Platte zu verschieben und dass die eingesetzte Indikatorfeder gleichzeitig eine Arretierung für den Verstellring darstellt. Der Ring kann sich also nicht durch verringerte Reibung verstellen, wodurch die Anwendung eines ph-neutralen Öles unbedenklich erscheint. Eine regelmäßige Bewegung des Verstellringes, zumindest über den möglichen Verstellbereich sowie regelmäßige Reinigung im Spülmittel- und Ultraschallbad reichen meines Erachtens allerdings aus, um hier Ablagerungen zu vermeiden.

Welches Öl sollte man nun nehmen?
Die Gillette Hobel basieren nach meinem Kenntnisstand, zumindest in den für diesen Thread relevanten Baujahren allesamt auf Messing-Rohmaterialien, die dann wahlweise vernickelt, versilbert oder vergoldet wurden. Sollte nun ein in die Jahre gekommener Hobel im Inneren bereits das blanke Messing zeigen, dann wäre Ballistol zur dauerhaften Schmierung/Konservierung nicht ideal:

Zur Thematik mit Ballistol vs. Messing kann man sich super auf der Ballistol Homepage aufklären lassen:
https://www.ballistol-shop.de/Ballistol-und-Messing:_:108.html
Demnach ist eine dauerhafte Konservierung von Messing in Ballistol unvorteilhaft, da aufgrund der leichten Alkalität des Ballistols permant das im Messing enthaltene Kupfer angelöst wird. Diese Art der Korrosion äußert sich dann wie es in dem Artikel genannt wird als ein grünlich-scheinender "Kupfer-Ammoniak-Komplex".

Aber wer sagt denn, dass es unbedingt Ballistol Universalöl sein muss?
Für meine Begriffe reicht da jedes ph-neutrale Feinmechaniköl, denn in meinen Augen muss es nicht lebensmittelecht sein. Die Bereiche, die dauerhaft konserviert bzw. geschmiert werden, haben keinen Hautkontakt. Dementsprechend würde auch das Ustanol-Feinmechaniköl aus dem Hause Ballistol in Frage kommen.
Ballistol bietet auch ein lebensmittelechtes, FDA-zugelassenes "H1" Öl an, zu dem ich leider keine Information bzgl. des ph-Werts habe.

Falls jemand ein lebensmittelechtes und ph-neutrales Mineralöl kennt, dann bitte ich um eine kurze Vorstellung.

Fazit
Jetzt ist's doch viel Text geworden, aber ich hoffe, dass dieser Beitrag weiterhilft, um sich selbst ein Bild zu machen und abzuwägen, ob man ölt oder nicht.
Ich persönlich finde es sehr viel wichtiger, dass die Sichtflächen eines geschichtsträchtigen Hobels wie bspw. ein Fatboy makellos sind, also stets gereinigt und falls notwendig auch mal nachpoliert.

Also außen hui und innen pfui?

Nein, meiner Ansicht nach, sollten regelmäßige Reinigungen mit Spülmittel und Ultraschall + regelmäßige Betätigung von beweglichen Teilen ausreichen, um viele Jahrzehnte Freude an voll funktionsfähigen Hobeln zu haben.

Gruß
noir
 
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