Kann ich dir erklären... Die Schmelztemperatur.
Kleinsieder verseifen fast ausschliesslich kalt, ergo ohne starke Hitzequelle. Das heisst sie mischen in einem Gefäss verschiedene Öle/Fette zusammen und erwärmen diese minimal um sie gerade so flüssig zu kriegen. Bei Kokosöl sind das um die 25 Grad die dann ausreichen.
Stearinsäure hat aber einen Schmelzpunkt von 70 Grad, da muss ordentlich Hitze zugegeben werden und auch während der Verseifung gehalten werden. Ansonsten erstarrt die Stearinsäure teilweise bevor sie verseift wurde, das gibt dann Stearinflecken.
Danach muss der Seifenbrei abgekühlt werden, da ansonsten die Duftöle "verbrennen" können bei zu hohen Temperaturen, der Prozess dauert also insgesamt länger und ist aufwendiger und benötigt mehr Equipment.
Ich glaube, du wirfst da ein paar Sachen zusammen.
Der Unterschied zwischen Kalt- und Heißverseifung ist nicht der Herstellungs-, sondern Reifeprozess. Die Temperatur des Seifenleims bei der Herstellung spielt da eigentlich nur eine untergeordnete Rolle. Durch die chemische Reaktion bei der Seifenherstellung entstehen auch bei der Herstellung ohne Stearin Temperaturen von 60-70°C, die durch den höheren Schmelzpunkt von Stearin nur geringfügigen Einfluss auf die Vermischung an sich haben.
Du kannst auch eine Stearinseife kaltverseifen. Ich habe das in meiner Experimentierphase selbst erfolgreich gemacht.
Das Heißverseifen bezieht sich eigentlich auf den "Reifungsprozess" und ggf. auf die spätere Struktur und Konsistenz der Seife. Bei der Heißverseifung wird der Seifenleim nach der Herstellung unter anhaltender Hitzezufuhr (ca. 100-110°C), z.B. im Backofen, schneller zur Reaktion gebracht, so dass das enthaltene Wasser schneller verdunstet, die Lauge wesentlich schneller mit den Ölen reagiert und die Seife sofort nach der Herstellung verwendungsfähig ist.
Die Duftstoffe werden i.d.R erst nach der Heißverseifung zugegeben. Da der abkühlende Seifenleim nach der Heißverseifung schnell auch bei noch hohen Temperaturen erstarrt, muss der Duftstoff in eine noch sehr heiße Seife eingearbeitet werden, wodurch er stark leidet.
Ein heißverseifter Leim, der nur mit Natronlauge angesetzt wurde, ist später so hart, dass er bröseln kann. Ein späterer Zusatz von Duftstoffen ist extrem schwierig. Daher ersetzt man in den (Rasier-)Seifen gerne einen Teil der Natronlauge durch Kalilauge, um die Seife auch nach der Heißverseifung noch so geschmeidig zu halten, dass man die Duftstoffe auch nach der (Schnell-)Verseifung zusetzen und unterarbeiten kann. Man sieht es hier bei den US-Artisan-Seifen, die oft sehr weich sind.
Bei der Kaltverseifung muss die Seife rund 6-7 Wochen nachreifen, damit die komplette Lauge zuverlässig verseift ist, da bei "Zimmertemperatur" der Prozess deutlich langsamer vonstatten geht.