SolingerStahl
Hersteller/Händler
		S. Hecht & Son Germany – Solingen … 1900-1901 
(A.L. Silberstein, Abr. Bach, Paul A. Henckels, H. Röltgen)
 
Eigentlich ging es mir ja nur darum, mein 6/8 S. HECHT & SON #25 IVY Super von 1900-1901 vorzustellen und die Herkunft zu erklären…
		
		
	
	
		
	
aber wie der Titel schon verrät, wird die Hintergrundgeschichte doch etwas umfangreicher… nehmt euch also wieder etwas mehr Zeit und Ruhe zum Lesen…
Samuel Hecht Jr. wird am 10.Dez.1830 als Enkel der Pelzhändlers Anschel und Sohn des Viehhändlers Meyer Hecht und Hannah Miriam Bachrach in Langenschwarz, bei Burghaun, Kassel in Hessen geboren. Der Vater ertrinkt nur fünf Jahre später 1835 in Langenschwarz.
1844 immigrieren Samuel‘s ältere Brüder Simeon und Ansel mit dem Schiff AGNES in die USA nach Baltimore, Maryland. Die Brüder Jacob, Moses und Raphael folgen in 1845 mit dem Schiff ALBERT.
Die Witwe und ihre Söhne Samuel und Reuben kommen schließlich 1847 mit dem Schiff SCHILLER auch in Baltimore an. Bis auf Ansel, der 1858 nach New York geht, bleibt die Familie in Baltimore.
Samuel Hecht betätigt sich als Wanderhändler rund um Baltimore und die östliche Chesapeake Bay, bis er 1854 Babette Wolfsheimer heiratet und 1857 sein erstes Handels-Geschäft Möbeln und Einrichtungswaren an der Alieceanna Street in Baltimore eröffnet.
1870 zieht er nach 519 South Broadway und das Geschäft heisst nun HECHT'S RELIABLE STORES.
1879 erweitert er sein Geschäft mit Bekleidungsartikeln und eröffnet ein weiteres Teppich-und Mattengeschäft an 310 West Lexington St.
1880 tritt Sohn Emanuel ins Unternehmen ein.
1886 führt er mit seinem Bruder Albert und dem Vater die 1885 eröffneten Geschäfte der Hecht Brothers an der Baltimore und Pine Street.
		
	
Unter den Hecht Brüdern und deren Söhnen entwickelt sich daraus ab 1896 die Warenhauskette HECHT DEPARTMENT STORES mit dem ersten großen Kaufhaus der Brüder Moses und Alexander Hecht an der 515 Seventh St. In Washington, DC und der Niederlassung Hub Store in Baltimore in 1897.
In den Department Stores werden bereits eigene Rasiermesser der S. Hecht & Son Cutlery zum Preis von $ 3.50 angeboten.
		
	
Die Herstellung erfolgt in Deutschland...
		
	
1901 läßt sich S. Hecht & Son Cutlery das Warenzeichen IVY in den USA eintragen.
		
	
Hier ein IVY SUPER #25 von ca. 1905 mit Adresse S. Hecht & Son auf der Vorderseite
		
	
und der Wortmarke IVY Super auf der Erlrückseite
		
	
Da S.Hecht & Son auch im Großhandel verkauft, gibt es dieses Messer auch als IVY SUPER #25 mit flächendeckender Grauätzung, aber ohne Adresse … Hier mein Exemplar…
		
	
Auf der Erlrückseite findet sich nur das Efeublatt… und der Hinweis GERMANY...
		
	
Der IVY Rasiermesser-Serie wird gerüchteweise nachgesagt, daß sie nur von 1900-1901 gefertigt worden sein soll…
1907 stirbt der Gründer Samuel Hecht im Alter von 77 Jahren in Baltimore.
1926 folgen die Baltimore Niederlassungen Hecht Brothers an Howard und Franklin Street, sowie weitere Department Stores im gesamten Mittelwesten der USA.
1959 geht das Familiengeschäft in den Besitz der MAY DEPARTMENT STORES über und wird 2005 mit 81 Filialen von FEDERATED DEPARTMENT STORES als MACY’s und BLOOMINGDALE’s weitergeführt.
Ja, ja…. Nette Geschichte und hübsche Messer… aber von wem wurden denn die Rasiermesser eigentlich hergestellt…?
Hier führt die Spur zu einem weiteren jüdischen US-Händler, diesmal in New York.
1888 gründet der 1866 in Deutschland geborene und mit den Eltern 1870 nach New York immigrierte Albert Lyman Silberstein mit dem Kaufmann Ansel Hecht aus Baltimore
(der 1858 nach New York ging) die Handelsgesellschaft Silberstein, Hecht & Co. am Broadway 446-448 um Taschenmesser, Rasierhobel und Rasiermesser aus Deutschland zu importieren.
1897 zieht man auf die andere Straßenseite in ein größeres Gebäude am Broadway 450 und A.L. Silberstein erhält ein US-Patent auf Sicherheits-Rasierhobel.
		
	
Mit der Adresse S H & Co. und der Schutzmarke DIAMOND läßt man 1899 in Deutschland diese #04 Rasiermesser herstellen.
		
	
Hier ein weiteres #04 Rasiermesser, diesmal in gelben (wohl nicht originalen) Celluloidschalen
		
	
Vom gleichen deutschen Hersteller kommen auch die Rasiermesser für S. Hecht & Co. in Baltimore, Maryland, die von Silberstein, Hecht & Co. New York importiert und an die HECHT Warenhäuser weiter verteilt werden.
1903 läßt A.L. Silberstein sich schließlich seine Wortmarke GRIFFON schützen.
		
	
und firmiert künftig selbst mit GRIFFON CUTLERY. Unter dieser Marke läßt er in den folgenden Jahren auch Rasiermesser in Solingen schlagen.
Ja, ja… immer noch 'ne schöne Geschichte und nette Messer, aber wer stellt denn nun zum Teufel die Rasiermesser her…?
 
Hier gibt es Aufklärung in einem Rechnungskopf der A.L. Silberstein GRIFFON Cutlery von 1907
		
	
Albert L. Silberstein, der bereits einen privaten Zweit-Wohnsitz an der Paulstraße in Solingen hat, benennt hier 1907 als eine seiner Fabriken die ehemalige Fa. Paul A. Henckels an der Florastraße 85 in Solingen. Diese wird von seinem Verwalter, dem seit 1899 in Solingen an der Oststr. 40 als Stahlwarenfabrikant eingetragenen und privat in einer Wohnung des 1899 neu von Paul A. Henckels erbauten Wohn- und Geschäftshauses Kronprinzenstr. 3, das nun dem Solinger Bauunternehmer Carl Flapp gehört, wohnenden Abraham Bach geleitet.
Dieser ist jedoch, ebenso wie der Fabrikant Hugo Röltgen, der die ehemalige Paul A. Henckels-Fabrikation seit der Übernahme in 1902 nebenan an der Florastr. 86+87 betreibt, auf Scheren und nicht auf Rasiermesser spezialisiert. Hugo Röltgen hat jedoch in seiner Familie noch den Rasiermesserfabrikanten Friedrich Wilhelm Röltgen zu Weyer bei Solingen, der bereits die Rasiermesser für Paul A. Henckels gefertigt hatte und nun für S. Hecht & Co., Silberstein, Hecht & Co., A.L. Silberstein GRIFFON Cutlery und ebenfalls für Hugo Röltgen selbst fertigt.
		
	
Da Hugo Röltgen 1904 ebenfalls die Fa. Hans Menz an der Weststr.14 übernimmt, die Verpackungs-Schachteln und Kartonagen für die Solinger Stahlwarenindustrie herstellt, sind die speziell für diese o.g. Kunden prägebedruckten Rasiermesser-Schuber ebenfalls abgedeckt.
		
	
F.W. Röltgen Nachfolger W. Röltgen fertigt dann auch noch in den kommenden Jahren die Rasiermesser für GRIFFON CUTLERY, bis schließlich in den 1920ern Carl D. Schaaff und E. Spitzer in Solingen-Wald mit der PERFECTUM Stahlwarenfabrik die von A.L. Silberstein 1915 in Solingen eingetragene GRIFFON Stahlwarenfabrik an der Florastr.85 übernehmen...
		
	
…aber das ist wieder eine andere etwas längere Geschichte…
Mit scharfen Grüßen aus der Klingenstadt
Rainer
	
		
			
		
		
	
				
			(A.L. Silberstein, Abr. Bach, Paul A. Henckels, H. Röltgen)
Eigentlich ging es mir ja nur darum, mein 6/8 S. HECHT & SON #25 IVY Super von 1900-1901 vorzustellen und die Herkunft zu erklären…
aber wie der Titel schon verrät, wird die Hintergrundgeschichte doch etwas umfangreicher… nehmt euch also wieder etwas mehr Zeit und Ruhe zum Lesen…

Samuel Hecht Jr. wird am 10.Dez.1830 als Enkel der Pelzhändlers Anschel und Sohn des Viehhändlers Meyer Hecht und Hannah Miriam Bachrach in Langenschwarz, bei Burghaun, Kassel in Hessen geboren. Der Vater ertrinkt nur fünf Jahre später 1835 in Langenschwarz.
1844 immigrieren Samuel‘s ältere Brüder Simeon und Ansel mit dem Schiff AGNES in die USA nach Baltimore, Maryland. Die Brüder Jacob, Moses und Raphael folgen in 1845 mit dem Schiff ALBERT.
Die Witwe und ihre Söhne Samuel und Reuben kommen schließlich 1847 mit dem Schiff SCHILLER auch in Baltimore an. Bis auf Ansel, der 1858 nach New York geht, bleibt die Familie in Baltimore.
Samuel Hecht betätigt sich als Wanderhändler rund um Baltimore und die östliche Chesapeake Bay, bis er 1854 Babette Wolfsheimer heiratet und 1857 sein erstes Handels-Geschäft Möbeln und Einrichtungswaren an der Alieceanna Street in Baltimore eröffnet.
1870 zieht er nach 519 South Broadway und das Geschäft heisst nun HECHT'S RELIABLE STORES.
1879 erweitert er sein Geschäft mit Bekleidungsartikeln und eröffnet ein weiteres Teppich-und Mattengeschäft an 310 West Lexington St.
1880 tritt Sohn Emanuel ins Unternehmen ein.
1886 führt er mit seinem Bruder Albert und dem Vater die 1885 eröffneten Geschäfte der Hecht Brothers an der Baltimore und Pine Street.
Unter den Hecht Brüdern und deren Söhnen entwickelt sich daraus ab 1896 die Warenhauskette HECHT DEPARTMENT STORES mit dem ersten großen Kaufhaus der Brüder Moses und Alexander Hecht an der 515 Seventh St. In Washington, DC und der Niederlassung Hub Store in Baltimore in 1897.
In den Department Stores werden bereits eigene Rasiermesser der S. Hecht & Son Cutlery zum Preis von $ 3.50 angeboten.
Die Herstellung erfolgt in Deutschland...
1901 läßt sich S. Hecht & Son Cutlery das Warenzeichen IVY in den USA eintragen.
Hier ein IVY SUPER #25 von ca. 1905 mit Adresse S. Hecht & Son auf der Vorderseite
und der Wortmarke IVY Super auf der Erlrückseite
Da S.Hecht & Son auch im Großhandel verkauft, gibt es dieses Messer auch als IVY SUPER #25 mit flächendeckender Grauätzung, aber ohne Adresse … Hier mein Exemplar…
Auf der Erlrückseite findet sich nur das Efeublatt… und der Hinweis GERMANY...
Der IVY Rasiermesser-Serie wird gerüchteweise nachgesagt, daß sie nur von 1900-1901 gefertigt worden sein soll…
1907 stirbt der Gründer Samuel Hecht im Alter von 77 Jahren in Baltimore.
1926 folgen die Baltimore Niederlassungen Hecht Brothers an Howard und Franklin Street, sowie weitere Department Stores im gesamten Mittelwesten der USA.
1959 geht das Familiengeschäft in den Besitz der MAY DEPARTMENT STORES über und wird 2005 mit 81 Filialen von FEDERATED DEPARTMENT STORES als MACY’s und BLOOMINGDALE’s weitergeführt.
Ja, ja…. Nette Geschichte und hübsche Messer… aber von wem wurden denn die Rasiermesser eigentlich hergestellt…?
Hier führt die Spur zu einem weiteren jüdischen US-Händler, diesmal in New York.
1888 gründet der 1866 in Deutschland geborene und mit den Eltern 1870 nach New York immigrierte Albert Lyman Silberstein mit dem Kaufmann Ansel Hecht aus Baltimore
(der 1858 nach New York ging) die Handelsgesellschaft Silberstein, Hecht & Co. am Broadway 446-448 um Taschenmesser, Rasierhobel und Rasiermesser aus Deutschland zu importieren.
1897 zieht man auf die andere Straßenseite in ein größeres Gebäude am Broadway 450 und A.L. Silberstein erhält ein US-Patent auf Sicherheits-Rasierhobel.
Mit der Adresse S H & Co. und der Schutzmarke DIAMOND läßt man 1899 in Deutschland diese #04 Rasiermesser herstellen.
Hier ein weiteres #04 Rasiermesser, diesmal in gelben (wohl nicht originalen) Celluloidschalen
Vom gleichen deutschen Hersteller kommen auch die Rasiermesser für S. Hecht & Co. in Baltimore, Maryland, die von Silberstein, Hecht & Co. New York importiert und an die HECHT Warenhäuser weiter verteilt werden.
1903 läßt A.L. Silberstein sich schließlich seine Wortmarke GRIFFON schützen.
und firmiert künftig selbst mit GRIFFON CUTLERY. Unter dieser Marke läßt er in den folgenden Jahren auch Rasiermesser in Solingen schlagen.
Ja, ja… immer noch 'ne schöne Geschichte und nette Messer, aber wer stellt denn nun zum Teufel die Rasiermesser her…?

Hier gibt es Aufklärung in einem Rechnungskopf der A.L. Silberstein GRIFFON Cutlery von 1907
Albert L. Silberstein, der bereits einen privaten Zweit-Wohnsitz an der Paulstraße in Solingen hat, benennt hier 1907 als eine seiner Fabriken die ehemalige Fa. Paul A. Henckels an der Florastraße 85 in Solingen. Diese wird von seinem Verwalter, dem seit 1899 in Solingen an der Oststr. 40 als Stahlwarenfabrikant eingetragenen und privat in einer Wohnung des 1899 neu von Paul A. Henckels erbauten Wohn- und Geschäftshauses Kronprinzenstr. 3, das nun dem Solinger Bauunternehmer Carl Flapp gehört, wohnenden Abraham Bach geleitet.
Dieser ist jedoch, ebenso wie der Fabrikant Hugo Röltgen, der die ehemalige Paul A. Henckels-Fabrikation seit der Übernahme in 1902 nebenan an der Florastr. 86+87 betreibt, auf Scheren und nicht auf Rasiermesser spezialisiert. Hugo Röltgen hat jedoch in seiner Familie noch den Rasiermesserfabrikanten Friedrich Wilhelm Röltgen zu Weyer bei Solingen, der bereits die Rasiermesser für Paul A. Henckels gefertigt hatte und nun für S. Hecht & Co., Silberstein, Hecht & Co., A.L. Silberstein GRIFFON Cutlery und ebenfalls für Hugo Röltgen selbst fertigt.
Da Hugo Röltgen 1904 ebenfalls die Fa. Hans Menz an der Weststr.14 übernimmt, die Verpackungs-Schachteln und Kartonagen für die Solinger Stahlwarenindustrie herstellt, sind die speziell für diese o.g. Kunden prägebedruckten Rasiermesser-Schuber ebenfalls abgedeckt.
F.W. Röltgen Nachfolger W. Röltgen fertigt dann auch noch in den kommenden Jahren die Rasiermesser für GRIFFON CUTLERY, bis schließlich in den 1920ern Carl D. Schaaff und E. Spitzer in Solingen-Wald mit der PERFECTUM Stahlwarenfabrik die von A.L. Silberstein 1915 in Solingen eingetragene GRIFFON Stahlwarenfabrik an der Florastr.85 übernehmen...
…aber das ist wieder eine andere etwas längere Geschichte…

Mit scharfen Grüßen aus der Klingenstadt
Rainer
und einfach nur 
