Forum der Rasur

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Weshalb verschwand der Hobel?

Sahra

Very Active Member
Komplett ist der Hobel natürlich nicht verschwunden, aber er ist ein Nischenprodukt.
Und das, obwohl die meisten Hobel ziemlich gut funktionieren. Mir kam dieser Gedanke heute wieder auf, weil ich mich dermaßen über meinen letzte Woche erworbenen Wilkinson Protector, bzw. die Klingen geärgert habe.
Was wird es wohl gewesen sein? Mangelnde Gründlichkeit kann es nicht gewesen sein, sonst wäre der Protector wohl nicht mehr auf dem Markt.
Ich kann mir nur eins vorstellen: Die Konkurrenz durch den Elektrorasierer. Die waren ja mal richtig beliebt, und die Hersteller von Nassrasierern wollten den Markt zurückerobern und brauchten etwas Neues, Modernes und Gillette warf den Sensor auf den Markt und Wilkinson einen Rasierer, der angeblich so scharf war, dass er hinter Gitter musste. Ich weiß noch, wie wir Kinder damals die Stimme von dem Typen aus der Werbung imitiert haben, allen voran ich. Ich konnte mit meiner Stimme tiefer gehen als die meisten Jungs. "Der so scharf ist, dass er hinter Gitter muss." Einen Hobel kann man so nicht bewerben, denn alle möglichen Gimmicks für Hobel waren bereits ausgereizt. Butterfly-Hobel, Hobel zum Verstellen, automatischer Klingenwechsel...gab es alles schon. Und so geriet er in Vergessenheit.
 
Auf jeden Fall hat der Hokuspokus um die Systemrasierer den Herstellern prächtige Gewinne eingebracht (auch wenn gestern eine Verlustmeldung von P & G durch die Presse ging). Das Marketing hat hier wohl sehr gut funktioniert.
 
Ich glaube nicht, dass der Elektrorasierer daran Schuld war.

Aus meiner Sicht gab es 2 Gründe für das Verdrängen des Hobels durch Gillette & Co:

Bequemlichkeit und geringeres Risiko von Schnittwunden, selbst wenn man nicht hinschaut ("Idiotensicher")

Das gepaart mit extrem aufwendigem Marketing vor allem in modernen Medien wie Fernsehen.

Ich kann mich nicht erinnern, dass die Hobelindustrie sich ernsthaft bemüht hat, Marketing im Fernsehen zu machen.

Dadurch sieht man dann schnell altbacken aus. Die junge Generation erreichte man so nicht mehr.

Das ist wie heutzutage Werbung zu machen, ohne das Internet dabei zu berücksichtigen.

Man muss da hingehen, wo die Zielgruppe der Zukunft ist.
 
Ich kann da nur auf Berichte meines Vaters zurückgreifen, für den der erste Systemie eine positive Revolution war. Mit dem Hobel, genauer: mit den verfügbaren Klingen, kam er nie zurecht (Trockenrasur aber auch nicht). Immer extremes Rupfen und Reißen, daher auch immer Schnitte, eingewachsene Haare usw, und trotzdem nie wirklich gründlich rasiert. Mit dem ersten Doppelklingenteil ging das alles besser, wenn auch noch nicht perfekt, weshalb div. Neuerungen mitgemacht wurden (Schwingkopf - bessere Rasur am Kinn, Protector - Enttäuschung, Mach 3 - Quantensprung in Gründlichkeit, Fusion Proglide - es reicht eine Rasur alle zwei Tage und auch die Problemzonen am Hals sind nun in einem Zug spiegelglatt, zzgl. langlebige Klingen, er verbraucht nur noch vier Stück pro Jahr).

Zum Hobel konnte ich ihn nicht zurückbringen. Auch div. Rasierseifenangebote lehnt er ab. Er bleibt bei seiner unkaputtbaren Wilkinson Borste und Palmolive RC.
 
Als erstes mal sollte man die Sache mal im richtigen geschichtlichen Kontext betrachten:

Vereinfacht gesagt wurde der Hobel in den 70er Jahren vom Gillette GII abgelöst. Und es war eben nicht so, daß die bösen Gillette die guten Hobelproduzenten verdrängt haben, sondern die 'feindliche Übernahme' der Nassrasur erfolgte quasi betriebsintern, da Gillette bis dato auch der größte Hobelproduzent der Welt war!
Ein paar kleine Hobelproduzenten am Rande haben sich gerade noch gehalten, weil sie noch ein paar kleine Nischenmärkte bedient oder noch ein paar andere Sachen wie Nagelscheren usw. verkauft haben.

Der GII erfüllte als erster Massensystemie hauptsächlich zwei Dinge, die die Kollegen oben bereits angesprochen haben: Das geringere Verletzungsrisiko und die größere Bequemlichkeit - vor allem wenn man sich halt morgens schnell rasieren muß und das Ganze nicht wie wir als Spaß machende, nachhaltige Wellnessprozedur oder ähnliches empfindet. Bei meinem Vater war das ähnlich wie bei dem von TeaTime.

Und da ich im Gegensatz zu den meisten hier den GII (Doppelklinge, starrer Winkel, keine Gleit- oder sonstigen Streifen) ganz gut kenne und auch sehr schätze, möchte ich nochmal betonen - das Teil rasiert verdammt gut! Relativ direkt und im Vergleich zu modernen Systemies durchaus etwas hobelähnlich, nur halt eben 'idiotensicherer', jedoch ohne Firlefanz und Gimmicks.

Die kamen dann erst später mit Contour, Sensor, Protector, Mach 3 usw.. Da war der 'Hobelkäse' jedoch bereits schon gegessen, und es ging dann neben dem Kampf gegen die auch immer besser werdenden E-Brummern sicherlich hauptsächlich darum, die Kundschaft bei Laune zu halten und weiter an der Preisschraube für die Klingen drehen zu können.
 
In wenigen Beiträgen (dirk, TeaTime und Herne) wurde alles Wichtige zum Thema gesagt.:daumenhoch
Mit den System-Rasierern wurde die Nassrasur einfacher und sicherer. Niemand musste jetzt aus diesen Gründen auf den elektischen "Mähdrescher" umsteigen. Wenn sich dann damit auch noch richtig Geld verdienen lässt (947 und Elbe), ist das eben Marktgesetz.:wink
Ich selbst habe auch viel herumexperimentiert und deswegen noch diverse Systemies mit den entsprechenden Klingen, die ich gern in der Duschkabine und auf Flugreisen einsetze.
In Zukunft werde ich mich aber sehr einschränken und keine neuen mehr kaufen - wegen des überhand nehmenden Plastikmülls.
 
Dass mit den Systemies Geld verdient wird, ist richtig. Ich habe mal was von 2000% Gewinnspanne gehört (ob das stimmt, weiß ich aber nicht). Andererseits kann es um die normalen Rasierklingen auch nicht so schleicht stehen, da ja angeblich sogar Astras (7-10 ct. / Klinge) nachgemacht werden.
 
Also das mit den nachgemachten DE Klingen kann ich mir so gar nicht vorstellen. Ich halte das für Gerüchte, das zahlt sich doch nicht aus. So ein 100er Pack Astras kostet um die EUR 10, da steht doch der Aufwand nicht dafür das zu fälschen.
 
Also das mit den nachgemachten DE Klingen kann ich mir so gar nicht vorstellen. Ich halte das für Gerüchte, das zahlt sich doch nicht aus. So ein 100er Pack Astras kostet um die EUR 10, da steht doch der Aufwand nicht dafür das zu fälschen.

Ist aber Tatsache und das war auch der Hauptgrund, weshalb P&G dazu übergegangen ist, nun alle in St. Petersburg hergestellten Klingen nicht mehr zu bedrucken, sondern zu lassern.

Ich fürchte wir haben ein etwas verquerstes Weltbild. In Vielen Ländern der Welt stellt sich gar nicht die Frage, ob Männer dort Systemklingen nutzen, weil die für die in Enwicklungs- oder sog. Schwellenländer eh unbezahlbar sind. Dort ist Hobel und DE Klinge nach wie vor alles andere als verschwunden und da sind auch Klingenpreise von unter 10 Cent Luxusartikel die es sich durchaus zu fälschen lohnt.
 
Gillette selbst lässt es sich jedenfalls nicht nehmen, darauf hinzuweisen, dass man ihre Hobelklingen immer noch kaufen kann. Zwar wird auf dieser Seite wieder die alte Leier erzählt, dass die Gillette-Rasierer jedes Mal besser wurden, wenn ein neues Gimmick oder noch mehr Klingen hinzugefügt wurden. Aber falls man trotzdem Hobelklingen kaufen will, dann bitte die Gillette Platinum-Plus®.
https://gillette.com/en-us/shaving-tips/how-to-shave/safety-razor
 
Ist aber Tatsache und das war auch der Hauptgrund, weshalb P&G dazu übergegangen ist, nun alle in St. Petersburg hergestellten Klingen nicht mehr zu bedrucken, sondern zu lassern..
Na ja, ob das nun der Hauptgrund war oder nicht, das weiß hier niemand. Tatsache ist, daß die Klingen nicht mehr mit Tinte bedruckt sondern gelasert werden. Vielleicht lag ja der Hauptgrund dafür aber auch eher zwischen Daumen und Zeigefinger? Gillette sagt dazu nichts, und alles andere ist nur Spekulatius.

Wäre ich Chef einer notleidenden asiatischen Rasierklingenfertigungsklitsche, dann spielte ich sicher auch mit der Idee, meinen Ausstoß durch die Produktion von Fakes zu erhöhen. Ob ich dazu aber eine ohnehin preisgünstige Brot- und Buttermarke nähme oder nicht doch eher etwas Hochpreisigeres?
 
[Wäre ich Chef einer notleidenden asiatischen Rasierklingenfertigungsklitsche, dann spielte ich sicher auch mit der Idee, meinen Ausstoß durch die Produktion von Fakes zu erhöhen. Ob ich dazu aber eine ohnehin preisgünstige Brot- und Buttermarke nähme oder nicht doch eher etwas Hochpreisigeres?

Dazu müsste man weiter spekulieren. Möglicherweise wird ja mit Astras mehr Gewinn nach Abzug der Kosten über die Menge (Aldi Prinzip) erzielt, als mit Feather Klingen. Wissen wir halt nicht, genausowenig, wie nun die Gewinnspannen bei Klingen überhaupt ausschauen. Möglicherweise sind die ja gar nicht so schlecht.
 
Und da ich im Gegensatz zu den meisten hier den GII (Doppelklinge, starrer Winkel, keine Gleit- oder sonstigen Streifen) ganz gut kenne und auch sehr schätze, möchte ich nochmal betonen - das Teil rasiert verdammt gut!

Das kann ich nur bestätigen. Der GII ist der einzige Systemrasierer, den ich gelegentlich noch verwende und auch sehr schätze. Alles was später auf den Markt kam hat für mich persönlich keine Verbesserung mehr gebracht. Aber den GII verwende ich immer wieder gerne. Auch auf Reisen denn ich habe noch ein zusätzliches Griffstück in meinem "Kosmetikköfferchen".
 
ich glaub eher nicht, dass es den eine Grund gibt. Eher sind es wohl mehrere Gründe die hier zusammenskommen.
Ein wesentlicher Grund ist sicher die hevoragend erfolgreich Werbung. Man bekam eingetrichert, das es so sein muß.
Ich hab so Anfang der 80er meine Rasurkariere gestartet. Damals mit dem Wilkinson Classic ( Plastikhobel )
War ein grausames Spiel, man könnte fast Gemetzel dazu sagen.
War eben "Trial and Error", auch wenn es den Begriff wahrscheinlich noch nicht gab. Da waren die "2 Klingen" Rasierer
G2 oder bei mir der Wilkinson compact ( mit dem Klingenmagazin im Griff ) eine echte Erleichterung.
Von Gründlichkeit keine Spur. Wenn man abends noch wegegangen ist musste man sich davor noch ein 2.mal rasieren.
Meinen Vater wollte und konnte ich nicht fragen, da er mit Nassrasur auch keine Erfahrung hatte.
Dazu kommt, das man natürlich auch nur die im Supermarkt bzw Drogerie kaufbare Rasierschaumdosen verwendung fanden.
Das es Seifen und Rasiercreme gab wusste ich damals als Teenager einfach noch nicht.
Internet, Youtube, Foren, ........... gab es ja noch nicht.
 
Was das Thema Werbung angeht, möchte ich euch diese zwei Werbespots für Rasierhobel nicht vorenthalten. John Wayne pusht einen verstellbaren Gillette: -- Und ein absolut göttlicher Spot für den Lady Gillette: -- In Deutschland wäre das nicht gelaufen, da Fernsehwerbung ja ein relativ neues Phänomen ist. Ich kann mich noch dran erinnern, wie mein Großvater diese "Sch...werbung" gehasst hat. Er hat sich einmal die Mühe gemacht, die Sender auszutricksen und notiert, wann die Werbeblöcke beginnen und wann sie aufhören und zwischendurch den Fernseher ausgeschaltet. Hat natürlich nicht immer funktioniert.
 
Na ja, Fernsehwerbung gab es in Deutschland ab 1956 so weit ich weiß. Also so jung nun auch wieder nicht.
 
Da habe ich mich wohl falsch ausgedrückt. Fernsehwerbung gab es, aber sie war anders. Noch in meiner Kindheit war es so. Im ZDF beispielsweise, gab es die Mainzelmännchen, dann zwei Werbespots, nochmal die Mainzelmännchen und es ging weiter. Mit Werbung vollbombardiert wurde man nur, wenn man "Kabel" hatte. In unserem Dorf war niemand verkabelt, Kabel gab es nur im Nachbardorf, und manchmal durften wir bei anderen Familien fernsehen. Unsere Eltern fanden zwar, dass wir nicht andere Kinder besuchen sollten, um mit ihnen fernzusehen, aber von den Kindern hatte niemand was dagegen. Und wir fanden die Werbung toll. "Toll, Werbung", sagte mein Bruder einmal, als auf dem Bildschirm blaue, weiche Borsten sich um blütenweiße Zähne schmiegten, und das war nicht sarkastisch gemeint. In der Werbung gab es tolle Sachen, nicht nur die weichsten Borsten für Zahnbürsten sondern auch Hygieneartikel für Frauen, die eine blaue Flüssigkeit aufsaugen und "einschließen" konnten, Shampoo und Spülung (was ist das?) in einer Flasche und ein Telespielgerät, das einen aus dem Sitz im Zug in die Luft saugt und erst wieder fallen lässt, wenn man genug Tetrisleisten zertrümmert hat. Und jede Menge andere Sachen, die wir aus dem Alltagsleben nicht kannten.
 
Was das Thema Werbung angeht, möchte ich euch diese zwei Werbespots für Rasierhobel nicht vorenthalten. John Wayne pusht einen verstellbaren Gillette: --


Gestern erst noch mit so einem (Fatboy) rasiert!

Habe den geerbt vom Opa meiner Frau (seine Söhne als auch seine Enkel hatten kein Interesse daran)
 

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