Die Suche nach meinem ersten 7/8 Messer gestaltete sich aufwändiger, als ich es mir zunächst vorgestellt hatte. Zuerst gingen mir zwei schöne Exemplare aufgrund meiner Zögerlichkeit hier im MH durch die Finger, dann offenbarten sich just in dem Moment, in dem ich mich entschieden hatte, ganz neue Möglichkeiten.
Da war z.B. dieses günstige 7/8 Wacker Messer, das unbeachtet in der Bucht herumschwamm. Die etwas wackeligen Bilder und das mangelnde Interesse des Verkäufers, eine von mir gestellte Frage zu beantworten machten mich jedoch etwas stutzig und hielten mich schlussendlich davon ab, mir mit dem einzigen Bieter kurz vor Auktionsschluss noch ein Biet-Duell zu liefern. Möge er mit dem Messer glücklich sein, ich hatte mich nämlich längst in eine andere Klinge verliebt.
Dieses, meines Erachtens, wunderschöne Guillermo Hoppe hatte es mir mit seiner schlichten, eleganten Schönheit angetan. Man findet sie nicht mehr häufig und die berüchtigte Ähnlichkeit der Klingen zu den frühen Filarmonicas führen ohnehin zu allerlei Legendenbildungen rund um diesen alten Solinger Hersteller. Diese gehen sogar so weit, dass sich in einem englischsprachigen Forum hartnäckig das Gerücht hält, Guillermo Hoppe sei selbst für die ersten Filarmonica Klingen verantworlich gewesen. Die andere, vielleicht weniger spektakuläre Version ist, dass er, da er hauptsächlich für den lateinamerikanischen und spanischem Markt herstellte, sich bei seinen Klingen an den Filarmonica Modellen orientierte. Einigkeit besteht aber offenbar darüber, dass es sich ausnahmslos um hervorragende Messer handelt.
Vergleichen kann ich die beiden leider nicht, da ich kein Filarmonica, und erst recht keins der legendären frühen Modelle, besitze.
Die Klinge selbst stammt von Revisor und scheint in der Tat bisher noch kein Gesicht aus der Nähe gesehen zu haben. Das Heft hat der Anbieter selbst entworfen und angebracht. Gefertigt wurde es aus einer südamerikanischen Holzart namens Satine Bloodwood, der Abstandhalter ist aus hellem Andrampotsy-Holz. Das Ganze kam in einer schönen Holzschatulle von ebenso schlichter Eleganz wie die vollhohle Klinge selbst, und das zu einem unangemessen guten Preis! Das Messer ist wunderbar ausbalanciert und das Heft sitzt stramm wie Max höchstpersönlich.
Deshalb werde ich mich auch nicht davon abhalten lassen hier ein bisschen Werbung für diesen Anbieter zu machen, der die Hefte offenbar in Heimarbeit in seiner Freizeit gestaltet und sie unter dem Namen old razor auf einem bekannten online-Anzeigenportal anbietet.

Die Schatulle ist eine schöne Idee und passt mir auch ganz gut, denn so kann ich diesen Oschi in seiner eigenen Aufbewahrungsbox betten und laufe nicht Gefahr, dass meine anderen kleinen Messerchen sich erschrecken wenn er sich gemeinsam mit ihnen meine Messertasche teilt.
Und die Rasur? Was soll ich sagen über die Rasur

Ich versuche mal so objektiv wie möglich zu bleiben: Ich neige dazu von fremder Hand geschärfte Messer zunächst einmal "out of the box" zu verwenden, also kein Nachschärfen, kein Ledern, einfach direkt rasieren. Das Messer kam auf Naniwa SS bis 8000 geschärft und auf Paste abgezogen an. Ich bin da eine ziemliche Diva und liebe meine milden GBB Finishes. Entsprechend war der erste Durchgang für mein Empfinden noch etwas kratzig. Die Klinge brauchte definitiv noch einige Züge auf dem Leder. Also nach dem ersten Durchgang ab ins "Arbeitszimmer", 30 DZ Latigo, 20 Juchten, 20 Cordovan und ab zum zweiten Durchgang: Ein Traum an Schärfe, Effizienz und Sanftheit. Überraschend, dass trotz des etwas schroffen ersten Durchgangs die Rasur insgesamt unglaublich sanft zur Haut war.
Ich kann also nur bestätigen, dass diese Hoppe Klingen ganz ausgezeichnete Rasierer sind und kann nur jedem empfehlen, dem so eine Klinge in die Hände fällt, zuzuschlagen. Oft sieht man sie in unseren Breiten nicht!