Forum der Rasur

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Wochensätze von Rasiermessern

Im Grunde wurde das Aussterben der Barbiere mit der Patentierung der Wegwerfklinge eingeläutet. Langsam, aber sicher
Nicht im Grunde, sondern sicher und definitiv.
Die Demokratisierung der Rasur hat die Barbiere überflüssig gemacht.
Wenn jeder eine Rasur hinbekommt, ohne nachher auszusehen wie Hermann Munster, braucht es keinen Profi mehr.
 
Wobei das ja jetzt ein bisschen so klingt, als ob die Menschen früher nicht in der Lage waren zu lernen sich mit einem Messer zu rasieren. (vermutlich aber gar nicht so von Dir gemeint).
Ich würde aber eher davon ausgehen, dass es am verminderten Aufwand lag (zeitlich und arbeitstechnisch). Also ein ähnlicher Grund warum man in so vielen Küchen stumpfe Küchenmesser findet, weil sich keiner mit dem Schleifen auseinandersetzen will, und gleichzeitig keine Messerschleifer mehr durch die Lande ziehen.

Beim Rasieren ist es eine Kombi aus Preis und Zeitaufwand ... (plus beim Messer die Lernkurve).
 
weil sich keiner mit dem Schleifen auseinandersetzen will,
Das ist IMHO der grassieren Faulheit in unserer Gesellschaft geschuldet. Aber auch dem steigenden Mangel an längerer Konzentrationsfähigkeit. Zu guter Letzt, fehlende Lehrer. Wie viele können denn solche Fähigkeiten noch an ihre Kinder weitergeben (von Forenmitgliedern mal abgesehen). Auf YT ist alles zu finden, allerdings weiß man als Hilfesuchender ja nicht, ob da nicht einer etwas Falsches zeigt.
und gleichzeitig keine Messerschleifer mehr durch die Lande ziehen.
Was ich bisher erlebt habe, werden solche "Dienstleister" ihrem schlechten Ruf gerecht.
 
Was ich bisher erlebt habe, werden solche "Dienstleister" ihrem schlechten Ruf gerecht.
Hier wie da gibt es gute und schlechte.
Und ich meinte auch nicht nur die überlandziehenden Kesselflicker von anno Tobak (nicht verwechseln mit Tabac ;-) ), sondern ich kann mich erinnern mit unseren Essbesteckmessern zu einem "fahrenden" Messerschleifer gegangen zu sein, der in einem größeren Haushaltswarenladen seine Dienste angeboten hatte. Und verdammt, waren die Messer hinterher scharf ...

Faulheit? Ja, sicher auch, aber auch komplettes Unwissen, und das zieht sich durch alle Altersgruppen. Schon der Unterschied zw. Abziehstahl und Schleifstein ist kaum bekannt.

Aber sorry, wir schweifen hier komplett vom eigentlichen Thema "Wochensätze" ab ...
 
Etwas ganz exklusives: Im Kunsthistorischen Museum Wien ist die komplette Toilettengarnitur Kaiser Franz I ausgestellt. Dieser beinhaltet auch einen Wochensatz Rasiermesser.


(Tipp: unten rechts auf das Symbol mit den Fotos klicken)

Wenn ich mich recht erinnere, dann war die Garnitur ein Geschenk seiner Frau und er hat die Messer nie benutzt. Das stand im Begleittext in der Ausstellungsvitrine. Möglicherweise täuscht mich aber die Erinnerung, denn an einem Messer ist ein Stück des Perlmutts abgebrochen. Auf Bildern, die Kaiser Franz zeigen ist er dennoch gut rasiert zu sehen.

Auch wenn das jetzt hier vielleicht ein wirklich außergewöhnlicher Wochensatz ist, glaube(!) ich auch, daß Wochensätze früher eher ein Luxusartikel waren und die "normale" Landbevölkerung höchstens ein oder zwei Messer besaßen und sich auch nicht täglich rasiert haben.
 
Wir hatten das ja schon mehrfach im Forum.

Die tägliche Rasur war schon immer ein Qualitätsmerkmal der Besserverdienenden.
Ein einfacher Arbeiter hat sich sicher nicht jeden Tag rasiert, der hatte ganz andere Sorgen.

Rasiermesser waren qualitativ hochwertig und entsprechend teuer. Das konnte sich der Arbeiter/Knecht/Fuhrmann gar nicht leisten.
Entsprechend ging Mann am Wochenende (damals wurde 6 -7 Tage die Woche gearbeitet) für die Kirche zum Barbier oder hackte sich den Bart irgendwie selbst ab.

Thomas Mann beschreibt in den "Buddenbrooks" das Rasurritual, bei dem der Barbier zum Hr. Buddenbrook nach Hause kommt. Wie oft in der Woche, weiß ich nicht mehr.

Wochensätze waren immer (behaupte ich jetzt) Luxusartikel und Geschenk.
 
Thomas Mann beschreibt in den "Buddenbrooks" das Rasurritual, bei dem der Barbier zum Hr. Buddenbrook nach Hause kommt. Wie oft in der Woche, weiß ich nicht mehr.

Ich würde sagen, täglich. Hier ein Auszug aus dem Buch:



Das, was man in der Stadt seine >Eitelkeit< nannte, hatte in einer Weise zugenommen, deren er selbst längst begonnen hatte sich zu schämen, ohne daß er imstande gewesen wäre, sich der Gewohnheiten zu entschlagen, die sich in dieser Beziehung entwickelt hatten. Von dem Augenblicke an, da er nach einer nicht unruhig, aber in dumpfem und unerquicklichem Schlafe verbrachten Nacht im Schlafrock zu Herrn Wenzel, dem alten Barbier, ins Ankleidezimmer trat — es war neun Uhr, und er hatte sich früher viel zeitiger erhoben — , verbrauchte er volle anderthalb Stunden bei seinem Anzüge, bis er sich fertig und entschlossen fühlte, den Tag zu beginnen, indem er sich zum Tee ins erste Stockwerk hinunterbegab. Seine Toilette war so umständlich und dabei in der Reihenfolge ihrer Einzelheiten, von der kalten Dusche im Badezimmer bis zum Schluß, wenn das letzte Stäubchen vom Rocke entfernt war und die Bart-Enden zum letzten Male durch die Brennschere glitten, so fest und unabänderlich geregelt, daß die beständig wiederholte Abhaspelung dieser zahllosen kleinen Handgriffe und Arbeiten ihn jeden Augenblick zur Verzweiflung brachte. Dennoch hätte er es nicht vermocht, das Kabinett mit dem Bewußtsein zu verlassen, irgend etwas davon unterlassen oder nur flüchtig erledigt zu haben, aus Furcht, dieses Gefühls von Frische, Ruhe und Intaktheit verlustig zu gehen, das doch nach einer einzigen Stunde wieder verloren war und notdürftig erneuert werden mußte.
 
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