Wenn Seife überfettet wird, dann aus zwei Gründen:
1. Man will nicht, dass am Ende der Verseifung Lauge übrigbleibt. Deshalb gibt man etwas mehr Öl/Fett (oder weniger Lauge)zum Rezept hinzu, zur Sicherheit. Lieber mehr Überfett, als unverbrauchte Lauge.
2. Das Öl/Fett, dass nicht verseift wurde, kann, je nach Art, zur Hautpflege beitragen.
Es gibt 8 Fettäuren, die für Seifensieder von Interesse sind. 4 gesättigte und 4 ungesättigte.
Generell sind die ungesättigten hautpflegender. Dafür machen die gesättigten viel und stabilen Schaum, sind aber generell weniger gut pflegend.
Da bei einer Überfettung, einfach ausgedrückt, von allen Ölen/Fetten etwas übrig bleibt, hat man sowohl hautpflegende als auch weniger gut hautpflegende Öle/Fette im Endprodukt.
Mehr Überfettung bedeutet übrigens nicht, dass eine ph-Wert-Änderung passiert. Das gilt auch für (nachträglich) zugeführter Säure.
Seife ist immer alkalisch. Der ph-Wert ändert sich nicht durch spätere Hinzugabe von (Essig-, Milch, Öl-) Säuren oder Laugen.
Was sich dann ändert ist die Überfettung.
Weil Seife alkalisch ist, ist sie auch nicht besonders gut hautpflegend. Das ist nicht schlimm, weil man sie ja gleich wieder abwäscht.
Da Rasierseife (meist) heiß gesiedet wird, ist die Verseifung oft schon nach wenigen Minuten abgeschlossen.
Wenn man nun Öle/Fette hinzugibt, nennt man das Post Cook Superfat (PCSF).
Da die Lauge „verbraucht“ ist, bleibt das Öl/Fett so wie es ist und man kann durch die Zugabe von geringen Mengen hochwertiger Öle/Fette tolle, hautpflegende Effekte erzielen.
Bedenken muss man nur die Ranzanfälligkeit. Also nimmt besser ungesättigte Fette.
Superfat macht die Industrie eher nicht. Die nehmen eh nur die billigen Sachen (Kokos, Stearin, Palmöl usw., was ja gut funktioniert).
Seife ist übrigens ein Salz.