Gillette und Wilkinson haben kein Interesse daran, ihre Ware als billige Konkurrenz zu den eigenen Produkten zu verramschen
Ob es bei Wilkinson und Gillette so ist, weiß ich nicht. Ich kenne diese Vorgehensweise aus Kunststoffpritzgußfirmen. Da wird ein eigenes Produkt mit eigenem Label hergestellt und auf Wunsch von Fremdfirmen deren Logo per Tampondruck auf die "Rohware" gedruckt. Da ich über die Fertigungsplanung Einblick in Produktionszahlen hatte, weiß ich, daß der Fremdanteil bis zu 30%-35% ausmachte.
Der Hintergrund ist die Markentreue deutscher Kunden. Selten wechseln Gillette Kunden zu Wilkinson und umgekehrt. Also sind sie durch das Click-System meist festgelegt und kaufen, wenn überhaupt preiswerte, optisch ähnliche Ersatzprodukte. Diese sind dann nicht selten aus der gleichen Maschine.
... keinen Wert auf Markenprodukte legen, kampflos anderen Firmen überlassen?
Genau das ist der Ansatz: "Egal wo Du kaufst, wir machen immer unseren Gewinn. Mal mehr und mal weniger."
Die hauptsächliche Kostendeckung erfolgt über den Verkauf von Klingen. Die Entwicklung zahlen nicht die, die sich einen neuen Griff mit drei Ersatzklingen kaufen. Das sind die treuen Markenkunden, die die überteuerten Wechselköpfe kaufen. Die, warum auch immer, zu Noname Produkten greifen, brauchen trotzdem welche, die ins patentierte! Click-System passen.
Es wird dann für Fremdfirmen mit und ohne Logo produziert oder ein Lizenzvertrag geschlossen, bei dem die großen Zwei wieder ihren Verdienst haben. Schnell wechselnde Click-Systeme mit immer mehr Klingen, wecken nicht nur Begehrlichkeiten, sondern verzweigen den Wechselkopfmarkt in ein unübersichtliches Ersatzteilangebot. Aus Unsicherheit nehmen dann einige (viele) Kunden lieber die Markenklingen, damit die Teile sicher passen. Meine Einblicke in diese Kalkulation und Marketingstrategien haben mir vor langer Zeit die Augen geöffnet.