Forum der Rasur

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Auf der Suche nach der Schärfe

Isaentae

Active Member
Hallo liebe Leser des Forums-der-Rasur,

ich war lange als stiller Leser verschiedener Nassrasur Foren aktiv, bis ich nach langem Probieren an einem Punkt angekommen bin, an dem ich nicht mehr weiß welche neuen Methoden oder Techniken ich anwenden soll um ein Rasiermesser wirklich scharf zu bekommen. Als Reaktion darauf hab ich mich hier angemeldet und das Thema erstellt in der Hoffnung auf eine Lösung des Problems

Mir erscheint es so, dass mein Rasiermesser nicht scharf genug ist aus folgenden Gründen. Während der Rasur durchtrennt mein Rasiermesser nicht ausreichend meine Barthaare was dazuführt das die Barthaare an der Klingenkante mitgezogen werden und ein unangenehmes Zupfen entsteht, besonders um den Bereich des Kinns, was die Rasur im Vergleich zu einer Shavette mit Astra- oder Featherklingen oder eine Rasur mit einem Mach 3 mit frischen Klingen (für mich immer noch die sanfteste und schärfste Rasur, leider) weniger attraktiv macht. Meine romantische und zeitgleich masochistische Seite ist leider nicht ausgeprägt genug um mich lange Zeit mit der schlechtesten von den 3. Möglichkeiten zu rasieren.

Ich würde sagen das ich mit meinen Techniken schon in der Nähe von der Schneidfähigkeit einer Shavette war aber immer noch drunter und unbefriedigt. Meine Erfahrungen beruhen auf ungefähr 70 Rasiermesser die ich geschärft habe mit synth. Stein Progression bis 12k Nani oder dem kleinen 0.44 Micron Seven Shapton Stein, Natursteinen mit Escher (von meinem Ur-Opa) und Jnats, Pastenriemen mit Crox und Eisenoxid und 0,25 Micron Diamantspray auf Balsaholz und Leder. Solangsam zweifel ich an meinem Verstand. Die letzten geschärften Rasiermesser hatten ca. einen HHT von 4-5. Eine glatte 5 hatte ich eigendlich nie, von dem her ist glaube ich noch ein wenig Luft nach oben.

Ich suche nach jemanden der aufjedenfall sagen kann, dass er seine Rasiermesser mindestens so scharf wie eine Shavette oder schärfer bekommt und würde ihn darum bitten seinen Erfahrungsschatz zuteilen.

Vielen Dank!
 
Moin,

wo soll man da anfangen?
Stimmt der Winkel beim Schärfen?
Hast Du nach dem ~1.000er eine durchgehende Facette?
Kannst Du Dir nach dem ~1.000er die Armhaare rasieren?

Bis hierhin sollten wir das erstmal klären. Dann ist der Rest nur noch Makulatur.

Viele Grüße

Matchbox
 
Moin,

wo soll man da anfangen?
Stimmt der Winkel beim Schärfen?
Hast Du nach dem ~1.000er eine durchgehende Facette?
Kannst Du Dir nach dem ~1.000er die Armhaare rasieren?

Bis hierhin sollten wir das erstmal klären. Dann ist der Rest nur noch Makulatur.

Viele Grüße

Matchbox
Ich stimme @Matchbox zu! Ein Messer bleibt so lange auf dem 1000 bis es Armhaare rasiert.
Wenn dein 1000-er da sehr langsam ist, kann es sein, dass Dein Stein „zu“ ist und mittels eines Naniwa Dressing Stone oder passenden Nassschleifpapier “freigemacht” werden muss. Hab ich gestern erst gemacht.

Die Frage ist nach dem Winkel ist auch interessant, welches Tape benutzt du?
Es gibt leider sehr viele Parameter.:(
 
Hallo,

als erstes würde ich an Deiner Stelle den Winkel der Facette messen. Ich habe jetzt den Link nicht parat hier der Link, aber hier im Forum ist es irgendwo genau beschrieben inkl. einer ExcelTabelle, um es anhand der Maße auszurechen.

Wenn das Ergebnis im "grünen" Bereich ist, würde ich die Steine untersuchen. Plane sie mit gutem Nassschleifpapier auf einer Glasplatte oder sonst irgendeiner wirklich planen Unterlage. Stichwort Haarlineal.

Falls der Winkel aber nicht im grünen Bereich ist, musst Du den Rücken des RM vor dem Schärfen abkleben bis der Winkel wieder in Ordnung ist. Ist auch im gleichen thread beschrieben.

Wenn die Steine dann sauber, plan und in Ordnung sind, konzentriere Dich erst einmal nur auf den gröbsten Stein, den 1000er und gehe so vor wie von Matchbox beschrieben.

Das wichtigste ist immer die Facette mit dem 1000er zu setzen. Du musst so lange auf dem 1000er bleiben, bis das wirklich richtig gemacht wurde.

Alle weiteren /späteren/ Schritte bzw. feineren Steine sind sonst reine Zeitverschwendung.

Wir haben hier im Forum ganz viele Anleitungen diesbzgl.

Was ist das für ein Messer? Ein NRW?
 
Zuletzt bearbeitet:
Meine Erfahrungen beruhen auf ungefähr 70 Rasiermesser die ich geschärft habe

Ich versuche mich mal der Sache anzunähern... Hast du auch schon mal ein Messer im Gesicht gehabt, das jemand anders geschärft hat, oder beruht deine Erfahrung Messerrasurerfahrung ausschließlich auf die vorgenannten 70 selbst geschärften Messer? Ich finde es sehr Erkentnissförderlich, wenn man man auch Messer im Gesicht hatte, die von anderen Geschäft wurden, als Referenz zu den eigenen "Künsten".

An deiner Stellle würde ich jetzt erst mal wie folgt vorgehen: Schicke 3 deiner Messer an 3 unterschiedliche Kollegen hier im Forum (ich denke da werden genug die Hand heben) und rasier dich anschließend damit. Wenn du bei allen sagst, nö, nicht mein ding, so kriege ich das auch hin, dann ist das eben so und dann ist die Messerrasur vielleicht wirklich nicht für dich. Wenn du aber erhebliche Verbesserungen merkst, dann kann man konkret zu den Messer mit der Schärfe die dir am besten gefallen hat was sagen.

Im Moment ist das alles etwas "kafeesatzlesen".

Mit dem Equipment:

Stein Progression bis 12k Nani oder dem kleinen 0.44 Micron Seven Shapton Stein, Natursteinen mit Escher (von meinem Ur-Opa) und Jnats, Pastenriemen mit Crox und Eisenoxid und 0,25 Micron Diamantspray auf Balsaholz und Leder.

Solle man jedes Messer scharf und sanft bekommen. Ich würde sogar sagen, dass einiges davon besser weggelassen werden solle und nicht alles zusammen verwenden. Bis 12k Naniwa + Escher ist bei mir eigentlich bei 95% der Messer Garant für ordentliche Schärfe (eigentlich schon nach dem 12k Naniwa, wobei es des Eschers "nur" für eine Sanftere Klinge bei mir Bedarf). Deshalb schließe ich mal aus, dass es am Equipment liegt.
 
Vielen Dank für die Antworten. Also dann der Reihe nach.

@Matchbox & @Barbon Ja nach dem Grundschliff auf meinem 800 Chosera habe ich eine durchgehende Facette und kann im Anschluss mühelos Armhaare abtrennen wenn man das Rasiermesser über die Haut gleiten lässt. Ich glaube ein HHT von 4-5 mit Haaren vom Kopf wäre nach den Finishern nicht möglich, wenn nicht der Grundschliff passen würde. Von dem her würde ich das schon mal ausschließen können.

@dirk Meine vier Rasiermesser (Dovo, Thiers-Issard und zwei Gold Dollars) haben einen Facettenwinkel von 16,5-18,2 Grad also im grünen Bereich würde ich sagen. Ich achte sehr darauf das meine Steine plan sind und hab zeitweilen mit einer Glasplatte und Aluminiumoxid sie begradigt, bin dann aber umgestiegen auf Atoma 140 & 1000 Diamantschleifsteine. Als Kontrolle für die Planheit habe ich einen Haarwinkel (bin ehemaliger Werkzeugmechaniker) bei der ich darauf achte das die Steine plan sind mit hin und wieder sehr leichter konvexen Form.

@Hellas Ich denke, dass ist ein guter Tipp. An dem Equipment kann es nicht liegen, um entsprechende Resultate zu erzielen, die für die meisten in Ordnung sein sollten. Entweder liegt es an meinen Fähigkeiten das ich irgendwo auf dem Weg falsch arbeite oder meine Erwartungen sind unrealistisch. Ich bräuchte eine Referenzschärfe auf einem Rasiermesser um zu schauen ob ich ähnliche Ergebnisse hinbekomme oder doch drunter liege an dem was möglich ist um dann zu schauen was ich verbessern muss um dorthin zukommen.

Überzeugung

Meine realistischste Überzeugung was möglich ist, beruht auf Beiträgen in scienceofsharp.com in denen behauptet wird, dass Rasiermesser mindestens bzw schärfer als Rasierklingen mit diversen Techniken zu bekommen sind. Fehlersuche bei so einem Thema ist leider Sisyphusarbeit, weil so viele Parameter stimmen müssen um zu Punkt x zukommen.

Fehlersuche & Gegebenheiten

- Die Barthaardicke von mir ist eher im dünnen Bereich anzusiedeln, was die Barthaare nach meiner Sicht eher flexibel macht.
- Die Dichte meines Bartes ist eher mittelmäßig und sollte deshalb auch keine Überwindung darstellen.
- Rasurvorbereitung mit warm, kalten Wasser sowie vor oder nach dem Duschen hat nur minimal eine Verbesserung dargestellt ich sehe eine Verbesserung der Rasur in einem anderen Ansatz.
- Alle meine Rasiermesser sind vollhohl vielleicht lieferen andere Rasiermessertypen wie derb oder halbhohl bessere Ergebnisse, weil das Messer nicht mit dem flexiblen Barthaar mitgeht?
- Meine Shavette rasiert auf dem Niveau das für mich akzeptable ist aber noch Raum nach oben zulässt. (Klingenhersteller Astra & Feather)
- Den HHT empfinde ich als einen guten Indikator um zu testen ob eine Klinge scharf ist. Zum Beispiel erzielt eine Feather-Klinge ein HHT 5, wohingegen ein Rasiermesser bei mir nur im Bereich von 4 herumschwankt. Als Referenz hier zu nehme ich die Videos von TheJapanStone Channel aus Youtube in denen oft nach dem Schärfen eines Rasiermesser ein HHT gemacht wird.
- Ein Rasiermesser kann beim HHT kann zwar im Bereich von 5 liegen aber trotzdem zu einer schlechten Rasur führen, wegen einem Grat an der Schneidkante

Meine Überlegung wäre erst mal den leichtesten Weg zugehen. Könnte ich jemanden ein Rasiermesser von mir schicken, der sagen kann er bekommt ein Rasiermesser auf HHT 5 Niveau, ohne, dass die Rasur im Anschluss harsch ist (mit Schärfe sollte ich umgehen können, siehe Shavette, mit ziepen nicht). Vielleicht am besten erst mal ohne Pasten sondern nur mit Synth- oder Natursteinen und pures Leder im Anschluss (sauberes Leder damit der Vorgang reproduzierbar ist und keines, das wie ein Pastenriemen funktioniert). Versandkosten trage natürlich ich und ich würde auch einen Beitrag zahlen als Entschädigung für die Mühe.

Bei Interesse kann ich auch detailliert meinen Schleifvorgang niederschreiben der bis jetzt bei mir am besten funktioniert hat. Wird dann wohl ein längerer Post werden.
 
Ja nach dem Grundschliff auf meinem 800 Chosera habe ich eine durchgehende Facette und kann im Anschluss mühelos Armhaare abtrennen wenn man das Rasiermesser über die Haut gleiten lässt.

Gut, dann weiter:

Meine Erfahrungen beruhen auf ungefähr 70 Rasiermesser die ich geschärft habe mit synth. Stein Progression bis 12k Nani oder dem kleinen 0.44 Micron Seven Shapton Stein, Natursteinen mit Escher (von meinem Ur-Opa) und Jnats, Pastenriemen mit Crox und Eisenoxid und 0,25 Micron Diamantspray auf Balsaholz und Leder.

Was nimmst Du davon aktuell?
Ein erster Ansatz wäre für mich, nur bis 12k Naniwa zu gehen und dann eine Rasur zu versuchen.


Edit: Noch eine Frage: Klebst Du beim schärfen mit Tape ab?
 
Meine Überlegung wäre erst mal den leichtesten Weg zugehen. Könnte ich jemanden ein Rasiermesser von mir schicken, der sagen kann er bekommt ein Rasiermesser auf HHT 5 Niveau, ohne, dass die Rasur im Anschluss harsch ist (mit Schärfe sollte ich umgehen können, siehe Shavette, mit ziepen nicht). Vielleicht am besten erst mal ohne Pasten sondern nur mit Synth- oder Natursteinen und pures Leder im Anschluss (sauberes Leder damit der Vorgang reproduzierbar ist und keines, das wie ein Pastenriemen funktioniert).

hast PM.
 
Zuletzt bearbeitet:
Alle meine Rasiermesser sind vollhohl vielleicht lieferen andere Rasiermessertypen wie derb oder halbhohl bessere Ergebnisse, weil das Messer nicht mit dem flexiblen Barthaar mitgeht?
Da vermute ich das Problem.
Normal denke ich, dass bei eher dünnem Haar ein vollhohles Messer besser geeignet ist, ABER............ man weiß ja nie.
Bei einem HHT von 4cm liegt es, aus meiner Sicht, nicht an der Schärfe an sich.
Die eigentliche Technik schließe ich bei einem erfahrenen Shavetten Rasierer auch aus.
Wenn es aber mit einer Shavette klappt, mit einem scharfen Messer aber nicht, ist am ehesten der Unterschied im Gerät die Ursache.
Eine Shavette ist durch die Konstruktion ja eher "derb", also genau das Gegenteil von "vollhohl".
Trotzdem hat Hellas absolut Recht wenn er sagt "Lass mal ein Messer von einem anderen Schärfer schärfen".
Bin schon neugierig was rauskommt.
(Wenn du noch einen zweiten Schärfer brauchst stehe ich gerne zur Verfügung)
 
@Matchbox habe ich schon und die Ergebnisse waren unter der Schärfe von einem Finish auf einem Escher oder Jnat, meiner Meinung nach. Meine Messer schleife ich ohne Tape. Was ich mich ab und an frage ist, welche Faktoren ausschlaggebend sind, die zu einer trotzdem sanften Rasur laut eigener Aussage bei manchen Menschen geführt hat, obwohl das Messer auf einem 8000er als Schlussstein geschärft wurde. Der unbewusste Einsatz eines Pastenriemens, anderes Barthaar, andere Ansprüche an eine Rasur? Ich meine nach der Theorie sollte die Schneidkante nach einem 8000er nicht die erforderliche Geometrie aufzeigen um ausreichend scharf zu sein laut https://scienceofsharp.com/2014/04/16/the-honing-progression/ was ich als Selbstversuch auch so bestätigen konnte. Ein interessanter Beitrag dazu wäre auch, dass "Grit" nicht alles ist, was in diesem Thread https://scienceofsharp.com/2014/04/16/the-honing-progression/ aufgezeigt wird und ein Rasiermesser auf einer 325 Diamantplatte als Schlussstein, trotzdem zu einer sanften Rasur führt. Selbst ausprobiert habe ich es leider nicht, da mir so eine Diamantplatte fehlt. Ich könnte es vielleicht mit einem blauen Shapton 320 als Verzweiflungstat mal probieren.

@Alvaro Danke dir, ich werde mein Dovo an Hellas senden. Ich bin auch sehr gespannt auf das Ergebnis danach.

@dirk Nach dem Ledern. An einem Tag auch als Experiment, mit verschiedenen Anzahlen von Runden auf dem Leder von 20-300, den Haartest gemacht, was zu einer Verbesserung des Haartest und der Rasur geführt hat.
 
Hallo Isaentae,

Du hast einen sehr interessanten Thread gestartet.
Ich bin ebenfalls seit mind. 3 Jahren auf der „Suche nach Schärfe“ und kann deine Zweifel nachvollziehen :).
Ich habe auch eher dünneres und nicht zu dichtes Barthaar, meine Gesichtshaut ist recht empfindlich.
Neben der Rasiermesser verwende ich eine Hobel und hatte auch Feather-Klingen damit verwendet. Es ist mir bereits damals aufgefallen, dass die Feather-Klingen einen sauberen HHT5 liefern, und zwar auf JEDER Entfernung vom Haltepunkt des Haares.
Diesen Level an Schärfe konnte ich zwar noch nicht ganz erreichen, aber eine widerstandslose und sanfte Rasur (wie ich sie vom Hobel kenne) erhalte ich im Moment mit meinem Filarmonica 14. Der Fili hat derzeit einen Finisch von meinem translucent Arkansas. Ich verwende keinerlei Pasten, Sprays oder sonstige menschen-geschaffene Polierhilfen. Nur Natursteine, reines Leinen und reines Leder (Kanayama Cordovan).
So sieht der Haartest am dünnsten Haar aus meinem Arsenal aus:

Meine Erfahrung bisher zu dem Thema „Jagt nach Schärfe“:
Viele Rasiermesser haben recht weichen Stahl (in meiner Sammlung sind es DOVO, Ralf Aust, ERN, Friedrich Schmitz). Die Schneidkante ist beim Schleifen wohl extrem empfindlich auf Anpressdruck und reagiert mit Grat/Bart-Bildung oder generiert einer Art Sägezahn-Schneide. So eine Klinge mag zwar gut das hängende Haar "fangen und schneiden", aber die Rasur ist meines Erachtens nach nicht unbedingt „zipffrei“ und Haut wird ziemlich strapaziert.
Die härteren Stähle (bei mir: Filarmonica, Tennis, Caschmiso und sicher der neulich hinzugekommene 69er TI) lassen sich einfacher fein ausschleifen, tendieren aber beim zu hohen Druck zu Mikroausbrüchen. Auch diese Schneide mag gut hängendes Haar schneiden, wird aber wohl nicht zu einer sanften Rasur führen.

Unter "zu viel Druck" beim Finischen verstehe ich alles was über das "zarte Berühren der Steinoberfläche" hinausgeht. Diese Art Finischen kann ich persönlich nur durch diese Methode konsistent erreichen: (funktioniert am Besten mit kleinen und leichten Steinen).
Wenn ich den Stein auf meiner Handfläche oder irgendwo liegen habe, kann ich zwar mit extra-leichtem Druck arbeiten, aber diese Art Kontrolle ist nicht da und ich laufe Gefahr einige Züge mit "zu viel Druck" zu machen.

Außerdem spielt das Ledern auf Leinen und auf Leder aus meiner Sicht auch eine massive Rolle was die Schärfe und die Sanftheit der Rasur angeht.
Gerade beim Fili hatte ich bei den ersten ein paar Rasuren noch ein leichtes "Crisp-Feeling" auf der Gesichtshaut gehabt. Das Abziehen auf Leinen und Leder vor jeder Rasur hat konsequent die Schneide noch etwas schärfer aber vor Allem sanfter gemacht.

Mir ist es völlig bewusst, dass der Eindruck der Schärfe und Sanftheit sehr subjektiv sind, aber ich kann dir gern meinen Filarmonica zum Probieren zukommen lassen. Ich würde das Rasiermesser ordentlich desinfizieren, ich habe Desinfektionsmittel für chirurgische Instrumente daheim, das soll sehr gut alles lebendige darauf eliminieren.

Ich kann auch gern eins deiner Rasiermesser schärfen (hab zufälligerweise vor Kurzem dieses Thema gestartet :): https://forum-der-rasur.de/forum/threads/rasiermesser-schärfen-für-versandkosten-und-bericht.3987/)

Viele Grüße

Philipp
 
Hey @Philipp78 danke für deine ausführliche Antwort. Das mit den Microausbrüchen bei verschiedenen wärmebehandelten Stählen habe ich auch schon erfahren können durch Gold Dollar - Dovo - Thiers Issard von weich bis hart auf der HRC Skala. Bis jetzt konnte sich der TI durch meine Schärfkünste leider nicht von einem Gold Dollar absetzten. Die unterschiedlichen Stähle sollten auch eher in der Standzeit ihre Eigenschaft ausspielen, die Unterschiede in der Schärfe sind eher marginal.

Der Haartest sieht sehr überzeugend aus, gute Arbeit.

Was mich sehr interessiert ist, dass du von dem selben Hersteller wie ich ich ein Abziehleder hast. Ich dachte mir hin und wieder ob mein Leder vielleicht seine Probleme hat. Für den Preis war es nicht ganz so verarbeitet wie ich es mir vorgestellt hatte. Die Oberfläche hatte damals noch seine kleinen Unebenheiten, noch dazu ist die Dicke nicht die, die in der Beschreibung genannt wurde (ich hab die 90k Version), das Suedo hatte kleine Franzen und wurde nicht optimal geschnitten und ich musste auf dem Leinen einen kleinen Webfehler, der in einem Knoten geendet hatte, entfernen. Für ein Produkt in der Preiskategorie, ein wenig herber Beigeschmack. Trotzdem fühlt sich das Leder angenehm geschmeidig an und ist sehr sanft. Ich verlinke mal ein paar Bilder.

https://www.directupload.net/file/d/5728/s5z9bf42_jpg.htm
https://www.directupload.net/file/d/5728/tyhm24tz_jpg.htm
https://www.directupload.net/file/d/5728/5j4gdiis_jpg.htm
https://www.directupload.net/file/d/5728/x2jhf68n_jpg.htm
https://www.directupload.net/file/d/5728/t6gfhpqy_jpg.htm
https://www.directupload.net/file/d/5728/oucavqs4_jpg.htm

Letztenendes, dass das Leder der Übeltäter in der Sache ist, ist sehr unwahrscheinlich, aber ich gehe der Sache interessehalber ein wenig nach. Könntest du ein Experiment von mir wiederholen? Ich habe meine Shavette mit Featherklingen über mein Kana Leder ca. 20 mal mit leichtem Druck (bis ~ 100g) gezogen und konnte feststellen das die Rasur danach schlechter war als mit meinen Rasiermesser (die wiederum schlechter für mich sind, als eine Shavette mit einer neuen Featherklinge). Ich habe keine überzeugende Theorie warum das der Fall sein sollte, da das Leder nach dem Artikel https://scienceofsharp.com/2014/08/13/what-does-stropping-do/ keine schärfminderten Eigenschaften haben sollte (bei Leinen kann es in speziellen Fällen dazu kommen). Wäre interessant zusehen ob du ein ähnliches Ergebnis erzielst oder ob die Rasur danach doch noch angenehmer für dich ist. Wenn jemand anderes das Experiment wiederholen möchte, wäre ich natürlich auch erfreut.

Ja sehr gerne würde ich ein Rasiermesser von dir austesten und auch einen Bericht dazu schreiben wie die Rasur damit gelaufen ist. Eines von mir könnte ich dir erst schicken, wenn mein Dovo von Hellas zurück ist, weil ich auf den anderen derweils meine Experimente mache.

Viele Grüße
Andreas
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Andreas,

Ich verwende die Leinenseite des Kanayamas (ist die 30k-Version) gar nicht, sie erscheint mir zu grob und zu steif. Dafür hab ich mir mal für 10€ oder so bei eBay einen Stoßgurt gekauft, das (Kunst-)Leder einfach weggeschnitten und verwende nur den Leingurt. Der ist schön geschmeidig und verrichtet gute Dienste. Das merke ich dadurch, dass er mit der Zeit von Metallpartikeln grau wird (ich vermute, ein Großteil davon ist der Grat/Bart).


Hier ein paar Fotos meiner Stossremen:
00666A72-D979-42CA-B6B4-775BDFC1918F.jpeg 10305671-6110-4A11-BDC2-567C4C958B74.jpeg 596CEAF6-65C5-480B-BC64-656F6EF29898.jpeg 735A3B54-E77B-4C2E-9C59-A170240E53A6.jpeg

Kannst du die Schneidkante vergrößert betrachten? Evtl. kann man dann erkennen, was möglicherweise verbessert werden kann?

Ich betrachte gern den Fortschritt der Schleifens unter Mikroskop. Es ist ein uraltes Kindermikroskop mit 3 Objektiven, von den ich nur den 4x und 10x nutzen kann. Zusammen mit dem 16x Okular ergibt das System eine sehr brauchbare Gesamtvergrößerung von 160x. Als Beleuchtung verwende ich eine LED Tischlampe, die ich so positioniere, dass die Schneidkante stets unter Seitenlicht betrachtet wird. So sind alle Defekte an dem Bevel sowie Ungereimtheiten an der Kante selbst gut sichtbar.

Ich schätze, wenn dein Stossriemen es schafft, die Schneide zu beeinträchtigen, das müsste unter Vergrösserung erkennbar sein (am Besten vorher-nachher Vergleich, ich nehme dazu einfach mit meinem Handy ein paar Fotos durch das Okular auf).

Hast du mal versucht auf dem finalen Stein das Rasiermesser mit Tape anzukleben, so wie man es beim Unicot macht? Das würde den Kontakt des Steins mit der absoluten Schneidkante massiv erhöhen, vielleicht macht es einen Unterschied. Wichtig ist es hierbei mit super-ultraleichtes Druck zu arbeiten, damit der Stein nich zu aggressiv am Metall knabbert...

Um meine Feather-Rasierklinge am Gurt abzuziehen, muß ich sie wohl in eine Schavette stecken (hab derzeit den Hobel von der Mühle). Ich weiß nicht, ob ich meine alte Schavette noch hab, muß ich mal die Kisten durchstöbern...
Außerdem bin ich nicht sicher, ob das Experiment so anwendbar ist, soweit ich weiß, hat Schavette keinen Rücken, der den Auflagewinkel bestimmen muss. Damit müsste man den Winkel beim Ziehen über Leder mehr oder freihändig halten, was eher zum Ruhinieren der Schneidkante führen kann als irgendwelche Macken im Leder.


P.S. Den Unterschied zwischen weicherem und härteren Stahl kann ich ganz gut unter Mikroskop sehen. Derselbe Stein, der den harten Metall eher zu polieren scheint, frisst deutliche Furchen im weicheren Stahl und verpasst der Schneidkante eine ausgeprägtere Sägezahn-Form. Aber vielleicht liegt es an der Art wie ich schleife...
 
Hallo Andreas,

Ich verwende die Leinenseite des Kanayamas (ist die 30k-Version) gar nicht, sie erscheint mir zu grob und zu steif. Dafür hab ich mir mal für 10€ oder so bei eBay einen Stoßgurt gekauft, das (Kunst-)Leder einfach weggeschnitten und verwende nur den Leingurt. Der ist schön geschmeidig und verrichtet gute Dienste. Das merke ich dadurch, dass er mit der Zeit von Metallpartikeln grau wird (ich vermute, ein Großteil davon ist der Grat/Bart).
@Philipp78 Du schleifst nicht, du schärfst ;)

Hier ein paar Fotos meiner Stossremen:
22178
22179
22180
22181


Kannst du die Schneidkante vergrößert betrachten? Evtl. kann man dann erkennen, was möglicherweise verbessert werden kann?

Ich betrachte gern den Fortschritt der Schleifens unter Mikroskop. Es ist ein uraltes Kindermikroskop mit 3 Objektiven, von den ich nur den 4x und 10x nutzen kann. Zusammen mit dem 16x Okular ergibt das System eine sehr brauchbare Gesamtvergrößerung von 160x. Als Beleuchtung verwende ich eine LED Tischlampe, die ich so positioniere, dass die Schneidkante stets unter Seitenlicht betrachtet wird. So sind alle Defekte an dem Bevel sowie Ungereimtheiten an der Kante selbst gut sichtbar.

Ich schätze, wenn dein Stossriemen es schafft, die Schneide zu beeinträchtigen, das müsste unter Vergrösserung erkennbar sein (am Besten vorher-nachher Vergleich, ich nehme dazu einfach mit meinem Handy ein paar Fotos durch das Okular auf).

Hast du mal versucht auf dem finalen Stein das Rasiermesser mit Tape anzukleben, so wie man es beim Unicot macht? Das würde den Kontakt des Steins mit der absoluten Schneidkante massiv erhöhen, vielleicht macht es einen Unterschied. Wichtig ist es hierbei mit super-ultraleichtes Druck zu arbeiten, damit der Stein nich zu aggressiv am Metall knabbert...

Um meine Feather-Rasierklinge am Gurt abzuziehen, muß ich sie wohl in eine Schavette stecken (hab derzeit den Hobel von der Mühle). Ich weiß nicht, ob ich meine alte Schavette noch hab, muß ich mal die Kisten durchstöbern...
Außerdem bin ich nicht sicher, ob das Experiment so anwendbar ist, soweit ich weiß, hat Schavette keinen Rücken, der den Auflagewinkel bestimmen muss. Damit müsste man den Winkel beim Ziehen über Leder mehr oder freihändig halten, was eher zum Ruhinieren der Schneidkante führen kann als irgendwelche Macken im Leder.


P.S. Den Unterschied zwischen weicherem und härteren Stahl kann ich ganz gut unter Mikroskop sehen. Derselbe Stein, der den harten Metall eher zu polieren scheint, frisst deutliche Furchen im weicheren Stahl und verpasst der Schneidkante eine ausgeprägtere Sägezahn-Form. Aber vielleicht liegt es an der Art wie ich schleife...
 
@Philipp78 Mit der Auflösung von meinem Mikroskop (ich hab das hier Amazon product ASIN B00LAX52IQ sogar nur 17€ x) ) betrachte ich großteils nur die Schneidkante, indem ich das Licht 90° zur Schneidkante darauf scheinen lasse und somit recht gut sehe was sich an der Kante abspielt. Es erfüllt seinen Zweck um die Ausbrüche zusehen (Ausbrüche im 1-5 Micrometer Bereich wären zwar toll zusehen aber ein neues und gutes Mikroskop kostet leider ein wenig etwas). Im "120 fachen" Zoom sehe ich eine Distanz von ca. 0,13cm von dem links äußersten zum rechts äußersten Punkt. Man kann damit noch ca. Ausbrüche von 0,005-0,010mm erkennen würde ich sagen. Die Oberfläche schau ich mir eigentlich kaum an, weil sie mit so einem Mikroskop wenig sinnvolle Informationen für mich liefert.

Das mit dem Tape habe ich bis jetzt nur einmal probiert und konnte keine Verbesserung feststellen, aber ich werde es ein paar mal noch probieren, auch mit vielen Zügen und wenig Druck. Die Methode verspricht zu viel um sie so schnell aufzugeben.

Ja das stimmt, der Winkel der Schneidkante, der Rasierklinge stimmt nicht zu der Auflagefläche vom Abziehleder wenn man die Klinge in eine Shavette legt. Das ist ein Manko. Ich dachte es wäre vielleicht vernachlässigbar, da das Leder durch seine Nachgiebigkeit die Schneidkante trifft. Leider verschlechtert das Leder ungemein die Rasierklinge, ich würde echt gern wissen warum das so ist.

Das mit den Riefen bei dir finde ich interessant. Entstehen die Mikroausbrüche bei deinen weicheren Messern auch wenn du einen natürlichen Stein benutzt?
 
hat Schavette keinen Rücken, der den Auflagewinkel bestimmen muss. Damit müsste man den Winkel beim Ziehen über Leder mehr oder freihändig halten,

Ich würde versuchen ein Streichholz mit Tape an den Rücken (links und rechts) zu kleben.
Das könnte als "Verbreiterung" für den Rücken reichen
 
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