SolingerStahl
Hersteller/Händler
Von dem hier vorgestellten Hersteller Solinger Stahlwaren E. BONSMANN findet man zwar heute noch so einige Taschenmesser und ein paar Brieföffner-Papierscheren-Sets auf Flohmärkten und Internetplattformen, aber Rasiermesser sind mittlerweile seltene und gesuchte Sammlerstücke.
Nehmt Euch Zeit zum Lesen, ein Gläschen alten Cognac und eine gute Zigarre dazu… es wird etwas länger dauern…
Wieder einmal habe ich einen persönlichen Bezug zu diesem Hersteller, da mein Vater bei E. BONSMANN unter dem Inhaber Hugo Bonsmann Jr. von 1947 bis 1950 seine Lehre zum Werkzeugmacher absolviert und dort bis 1956 gearbeitet hat, bevor er zur Paul Lösenbeck KG ging. Meine Mutter hat in den 1970ern ebenfalls als Bürokraft im gegenüberliegenden OPEL-Autohaus der Familie Bonsmann unter dem Geschäftsführer Rudolf Bonsmann an gleicher Adresse gearbeitet. Zudem fuhr ich in den 1980-90ern nacheinander verschiedene OPEL Fahrzeuge und war somit dort guter Kunde …
Die Geschichte der Fa. E. BONSMANN beginnt mit Carl Ernst Sr., der im Okt.1848 dem Ackerer und Schenkwirth Wilhelm Carl als dritter Sohn geboren wird.
Vater Wilhelm verkauft erst 1839 sein Landgut und 1847 auch seine Gastwirtschaft im Jammerthal bei Löhdorf, gegenüber der 1846 von Gebr. Abraham u. Isaac Evertz neu erbauten Brücker Mühle am Nacker Bach, die mittlerweile seinem Bruder Peter Daniel Bonsmann gehört und geht mit seinen zwei Söhnen Ernst Wilhelm und Edmund nach Kottendorf am Waldschlößchen, wo er ein Grundstück mit Haus oberhalb der dann später in 1869 errichteten Beckmann'schen Aktienbrauerei Ohligs kauft. Dort werden ihm drei weitere Söhne Carl Ernst, Carl und Hugo geboren.
Natürlich gab es 1847 noch keine Flugzeuge... das Luftbild ist von 1926 und zeigt schon die gegenünerliegende Tankstelle mit Werkstattgaragen an der anderen Straßenecke.
Hier das heutige Haus an der Kottendorfer Str. 3 , früher Nr.1
Carl Wilhelm’s Schwester Rosalia heiratet 1852 den Schleifer Isaac Evertz, der mit Bruder Abraham den nahegelegenen Schleifkotten am Schirpenbruch mit 22 Schleifstellen betreibt. Da der Nacker Bach trotz Zuspeisung des Pilghauser Baches und Mühlenteich oft nicht genug Wasserkaft bereitstellte, um Brücker Mühle zu betreiben, hatten die Gebr. Evertz dort 1851 eine 6 PS Dampfmaschine installiert und eine weitere Schleiferei dazu gebaut.
Brücker Mühle Brücke 2, heute Aufdehöher Str.4
Wilhelm’s zwei älteste Söhne Ernst Wilhelm und Edmund sind bereits Schaalenschneider (Reider) am Küllenberg bei Brücke. Damit ist die Familie nun fast komplett im Stahlwaarengeschäft, bis auf den vierten Sohn Carl, der 1870 von Kottendorf mit seiner Verlobten Anna Müller, die er 1872 heiratet, zu seinem Onkel, dem Bäcker u. Müller Peter Daniel Jr. in die Brücker Mühle zieht, wo er ebenfalls zum Bäcker und Müller ausgebildet wird.
Carl Ernst Sr. etabliert bereits mit 18 Jahren 1866 sein beim Königl. Handelsregister unter Nr.1678 eingetragene Handelsgeschäft E. BONSMANN mit Solinger Stahlwaaren.
1876 heiratet Carl Ernst Sr. die Olga Linder, Tochter des Schirmfourituren-Fabrikanten Gustav Linder und hat 5 Kinder mit ihr, u.a. 1879 den Sohn Paul Ernst Jr.
Das wird noch Folgen haben... nicht die Kinder, aber die Verbindung zu Gustav Linder...
1885 tritt der jüngere Bruder Hugo Sr. in die nun beim Gesellschaftsregister Elberfeld geführte Handelsgesellschaft an der KottendorferStr.1 als Teilhaber ein.
Er hatte 1883 die Tochter des Ohligser Bürgermeisters Johanne Kelders geheiratet.
Von 1894 bis 1911 werden für die Fa. E. BONSMANN verschiedene Warenzeichen eingetragen.
u.a. 'Detectiv', 'Dreianker', 'Dux', 'Estima', 'Kadi', 'Kalif', 'Medusa', 'Mentor', 'Molodjéz', 'Moment', 'Naxos', 'Radix', 'Sinox', 'Sinoxyd', 'Solidor'
1905 ist Paul Ernst Jr. Fabrikant u. Teilhaber mit Carl Ernst Sr. der Fa. E. BONSMANN Stahlwaren KottendorferStr.1,
Hugo Sr. übernimmt den neuen Bereich E. BONSMANN Chirurg. Instrumente KottendorferStr.3 zusammen mit dem Schwager Ernst Rudolf Kelders als Prokurist.
In dieser Zeit wird wohl auch mein Rasiermesser mit der #46 und Anker im Strahlenkranz hergestellt.
1911 wird dem Sohn von Hugo Sr., namens Hugo Theodor Jr. die Prokura für die Fa. E.BONSMANN erteilt.
In diesem Jahr wird es turbulent für die Firmen von Carl Ernst Bonsman… Die Fa. Gustav Linder Schirmfournituren in Wald gerät in finanzielle Schieflage, kann Löhne nicht zahlen, stellt die Arbeit ein, hat Kredite und Hypotheken beim Barmer Bankverein, der nun plötzlich seine Sicherheiten einfordert…
Da Hugo Sr. und Paul Ernst Jr. Bonsmann dort beteiligt sind, betrifft das Konkursverfahren auch deren Anteile an den eigenen Firmen… Carl Ernst Sr. hat dort offene Forderungen über 290TMark aus der Teilhaberschaft seines Sohnes Paul Ernst jr., die im Feb.1912 einstweilen mit lächerlichen 5TMark abgefunden werden.
Bevor das Bonsmann Imperium zerbricht, tritt Carl Ernst Sr. als Gesellschafter aus und haftet mit seinem Privatvermögen. Retter in der Not ist Hugo Jr. , der in einem Vergleich die Bonsmann Firmen mit Geschäft und Warenbestand für 30TM aus der Konkursmasse heraus kauft und deren Alleininhaber wird. Dem Kaufmann Emil Schaaf erteilt er Prokura.
In einem Zwangsvergleich mit einem Bankenkonsortium wird Carl Ernst Sr. schließlich abgefunden, der hinterhältige Barmer Bankverein kann sich seine Sicherheitshypotheken irgendwo einrahmen und das Konkursverfahren gegen Hugo Sr. wird im Okt. 1912 eingestellt. Die Fa. Gustav Linder, der Verursacher des ganzen Schlamassels, schafft es auch irgendwie weiterzumachen.
Über den Werdegang des ehem. Prokuristen Paul Ernst Jr. findet man weiter nichts, er stirbt früh im 1. Weltkrieg.
Währenddessen erweitert Hugo Jr. Bonsmann am 12.Dez.1912 unter HRG.Nr.346 das Firmenimperium mit der BERGISCHEN AUTOMOBILZENTRALE auf der anderen Straßenseite KottendorferStr. 2 .
Er verkauft WANDERER Fahrräder und PHÄNOMEN Automobile, liefert Ersatzteile, bietet KFZ-Service an und erhält vom Regierungspräsidenten die Erlaubnis Kraftwagenlenker auszubilden.
1914 ist Hugo Sr. wieder Gesellschafter und Rudolf Kelders ist erneut Prokurist.
1917 ist die Prokura des Rudolf Kelders dann wieder erloschen.
1919 Hugo Sr. tritt aus und Hugo Jr. ist jetzt Allein-Inhaber der Fa. E. Bonsmann Stahlwarenfabrik + Chirurgische Instrumente KottendorferStr. 1+3, sowie der Bergischen Automobilzentrale, die mittlerweile an der KottendorferStr.2 OPEL Händler ist und eine TEXACO-Tankstelle betreibt.
Am 06.08.1925 wird die Wortmarke SINOX für rostfreie Produkte von E. BONSMANN registriert. Im gleichen Jahr stirbt Hugo Bonsmann Sr.
1929 erhält Hugo Jr. auch die Vertretung für MERCEDES-BENZ Automobile an der Hauptstr.224 in Solingen-Mitte.
1931 gründet Hugo Jr. die erste deutsche KFZ-Innung und übernimmt mit der neu gegründeten Fa. BONSMANN & Co. an der KölnerStr.31 in Solingen-Mitte auch noch die Vertretung von DAIMLER BENZ Gaggenau Lastkraftwagen bis 3 Tonnen Zuladung.
Um 1935 verstirb Carl Ernst Bonsmann Sr. und hinterläßt ein stattliches Erbe mit einigen Immobilien im Raum Ohligs / Merscheid.
Das III. Reich und die Kriegszeit überstehen die BONSMANN Firmen scheinbar unbeschadet. Politisch war man seit 1780 und 1883 durch die Verwandtschaft mit dem Bürgermeister Kelders immer schon gut aufgestellt als Stadtverordnete, Gemeinderatsmitglieder, Schöffen, Mitglieder in Innungen, Verbänden u. Organisationen, das ist in dieser Zeit nicht anders und wertvoll...
Wie andere Solinger Stahlwarenhersteller produzierte auch BONSMANN militärische Stichwaffen und Sackmesser, allerdings ohne RZM Nummer, sowie andere kriegswichtige Stahlwaren in dieser Zeit.
Die Automobilsparte auf der anderen Straßenseite fungierte als Militärtankstelle und Reparaturstützpunkt für Wehrmachtsfahrzeuge, speziell für OPEL Olympia Kfz und Blitz Lastwagen, die in der Wehrmacht weit verbreitet waren. In Solingen-Mitte betrieb man dergleichen für MERCEDES-BENZ Pkw und DAIMLER-BENZ Lkw.
In der Nachkriegszeit verdient E.BONSMANN Stahlwarenfabrik an der KottendorferStr.1 gutes Geld mit Souvenier- und Herren-Klappmessern, die zum größten Teil als Werbegeschenke für andere Firmen gelabelt werden, sowie mit DE-Hobeln und Klingen,
und mit Zigarrenscheren, dekorativen Papierscheren-Sets mit Brieföffner etc.
An der KottendorferStr.3 wo zu dieser Zeit mein Vater Werkzeugmacher gelernt und danach als solcher bis 1956 gearbeitet hat, stellt man weiter hochwertige chirurgische Instrumente, Skalpelle zum Retuschieren und Film-Cutten sowie spezielle Scheren her, die ebenfalls guten Gewinn abwerfen.
1953 wird Hugo Jr. letztmalig als Inhaber bzw. Geschführer im Adessbuch genannt. Er stirbt noch vor 1972 im stattlichen Alter von 85 Jahren und hinterläßt ein kleines Imperium.
Allerdings beginnen in den 1970ern die Umsätze mit Solinger Stahlwaren langsam einzubrechen, das geht auch an BONSMANN nicht vorbei…
Als mein Vater 1971 die Fa. Lösenbeck KG verlassen will, hat Bonsmann in der Stahlwarenfabrik keine angemessene Beschäftigung mehr für ihn. Er geht 1972 nach Franzen & Söhne in Solingen-Wald, einem Beschläge- und Schloßhersteller für Koffer und Taschen, wo er bis zu seinem Tode 1985 im Bereich Konstruktion, Design und Werkzeugbau beschäftigt ist.
1972 ist die Fa. E. BONSMANN dann eine Kommanditgesellschaft, die nun von Hugo’s Witwe Friedel geb. Melcher, Marlis Bonsmann, der Tochter von Carl Ernst Sr. und in 1978 von Hugo Jr.‘s Sohn Rudolf, dessen Ehefrau Ursula und seinen Nachkommen Rudi und Gerd weiter geführt wird.
1978 wird die E. BONSMANN Stahl- u. Metallwarenfabrik letztmalig aufgeführt, die jedoch nun ihren Sitz an die Scheidter Str. 20 Nähe Schlagbaum Solingen-Mitte verlegt hat.
1998 taucht eine Fa. E. BONSMANN wieder an der Friedrichstr. 5, in einem alten Stadthaus am Weyersberg in Solingen-Mitte als „Hersteller von Schneidwaren und Bestecken aus unedlen Metallen“ auf, die ist jedoch aktuell weder telefonisch, noch online unter www.nw-ksm.de erreichbar.
BILD Bonsmann 1972-2000
Auch das OPEL Autohaus gerät um 2000 (wie auch der Hersteller OPEL selbst) in finanzielle Schwierigkeiten und wird 2004 vom Autohändler SCHÖNAUEN übernommen, der mittlerweile eine Multi-Marken-Strategie führt und diverse Fabrikate anbietet.
Zum Schluß hier meine kleine E. BONSMANN Sammlung von Erbstücken meines Vaters
Es würde mich freuen, wenn hier noch weitere Messer von E. BONSMANN gezeigt würden.
Mit scharfen Grüßen aus der Klingenstadt
Rainer
Nehmt Euch Zeit zum Lesen, ein Gläschen alten Cognac und eine gute Zigarre dazu… es wird etwas länger dauern…
Wieder einmal habe ich einen persönlichen Bezug zu diesem Hersteller, da mein Vater bei E. BONSMANN unter dem Inhaber Hugo Bonsmann Jr. von 1947 bis 1950 seine Lehre zum Werkzeugmacher absolviert und dort bis 1956 gearbeitet hat, bevor er zur Paul Lösenbeck KG ging. Meine Mutter hat in den 1970ern ebenfalls als Bürokraft im gegenüberliegenden OPEL-Autohaus der Familie Bonsmann unter dem Geschäftsführer Rudolf Bonsmann an gleicher Adresse gearbeitet. Zudem fuhr ich in den 1980-90ern nacheinander verschiedene OPEL Fahrzeuge und war somit dort guter Kunde …
Die Geschichte der Fa. E. BONSMANN beginnt mit Carl Ernst Sr., der im Okt.1848 dem Ackerer und Schenkwirth Wilhelm Carl als dritter Sohn geboren wird.
Vater Wilhelm verkauft erst 1839 sein Landgut und 1847 auch seine Gastwirtschaft im Jammerthal bei Löhdorf, gegenüber der 1846 von Gebr. Abraham u. Isaac Evertz neu erbauten Brücker Mühle am Nacker Bach, die mittlerweile seinem Bruder Peter Daniel Bonsmann gehört und geht mit seinen zwei Söhnen Ernst Wilhelm und Edmund nach Kottendorf am Waldschlößchen, wo er ein Grundstück mit Haus oberhalb der dann später in 1869 errichteten Beckmann'schen Aktienbrauerei Ohligs kauft. Dort werden ihm drei weitere Söhne Carl Ernst, Carl und Hugo geboren.
Natürlich gab es 1847 noch keine Flugzeuge... das Luftbild ist von 1926 und zeigt schon die gegenünerliegende Tankstelle mit Werkstattgaragen an der anderen Straßenecke.
Hier das heutige Haus an der Kottendorfer Str. 3 , früher Nr.1
Carl Wilhelm’s Schwester Rosalia heiratet 1852 den Schleifer Isaac Evertz, der mit Bruder Abraham den nahegelegenen Schleifkotten am Schirpenbruch mit 22 Schleifstellen betreibt. Da der Nacker Bach trotz Zuspeisung des Pilghauser Baches und Mühlenteich oft nicht genug Wasserkaft bereitstellte, um Brücker Mühle zu betreiben, hatten die Gebr. Evertz dort 1851 eine 6 PS Dampfmaschine installiert und eine weitere Schleiferei dazu gebaut.
Brücker Mühle Brücke 2, heute Aufdehöher Str.4
Wilhelm’s zwei älteste Söhne Ernst Wilhelm und Edmund sind bereits Schaalenschneider (Reider) am Küllenberg bei Brücke. Damit ist die Familie nun fast komplett im Stahlwaarengeschäft, bis auf den vierten Sohn Carl, der 1870 von Kottendorf mit seiner Verlobten Anna Müller, die er 1872 heiratet, zu seinem Onkel, dem Bäcker u. Müller Peter Daniel Jr. in die Brücker Mühle zieht, wo er ebenfalls zum Bäcker und Müller ausgebildet wird.
Carl Ernst Sr. etabliert bereits mit 18 Jahren 1866 sein beim Königl. Handelsregister unter Nr.1678 eingetragene Handelsgeschäft E. BONSMANN mit Solinger Stahlwaaren.
1876 heiratet Carl Ernst Sr. die Olga Linder, Tochter des Schirmfourituren-Fabrikanten Gustav Linder und hat 5 Kinder mit ihr, u.a. 1879 den Sohn Paul Ernst Jr.
Das wird noch Folgen haben... nicht die Kinder, aber die Verbindung zu Gustav Linder...
1885 tritt der jüngere Bruder Hugo Sr. in die nun beim Gesellschaftsregister Elberfeld geführte Handelsgesellschaft an der KottendorferStr.1 als Teilhaber ein.
Er hatte 1883 die Tochter des Ohligser Bürgermeisters Johanne Kelders geheiratet.
Von 1894 bis 1911 werden für die Fa. E. BONSMANN verschiedene Warenzeichen eingetragen.
u.a. 'Detectiv', 'Dreianker', 'Dux', 'Estima', 'Kadi', 'Kalif', 'Medusa', 'Mentor', 'Molodjéz', 'Moment', 'Naxos', 'Radix', 'Sinox', 'Sinoxyd', 'Solidor'
1905 ist Paul Ernst Jr. Fabrikant u. Teilhaber mit Carl Ernst Sr. der Fa. E. BONSMANN Stahlwaren KottendorferStr.1,
Hugo Sr. übernimmt den neuen Bereich E. BONSMANN Chirurg. Instrumente KottendorferStr.3 zusammen mit dem Schwager Ernst Rudolf Kelders als Prokurist.
In dieser Zeit wird wohl auch mein Rasiermesser mit der #46 und Anker im Strahlenkranz hergestellt.
1911 wird dem Sohn von Hugo Sr., namens Hugo Theodor Jr. die Prokura für die Fa. E.BONSMANN erteilt.
In diesem Jahr wird es turbulent für die Firmen von Carl Ernst Bonsman… Die Fa. Gustav Linder Schirmfournituren in Wald gerät in finanzielle Schieflage, kann Löhne nicht zahlen, stellt die Arbeit ein, hat Kredite und Hypotheken beim Barmer Bankverein, der nun plötzlich seine Sicherheiten einfordert…
Da Hugo Sr. und Paul Ernst Jr. Bonsmann dort beteiligt sind, betrifft das Konkursverfahren auch deren Anteile an den eigenen Firmen… Carl Ernst Sr. hat dort offene Forderungen über 290TMark aus der Teilhaberschaft seines Sohnes Paul Ernst jr., die im Feb.1912 einstweilen mit lächerlichen 5TMark abgefunden werden.
Bevor das Bonsmann Imperium zerbricht, tritt Carl Ernst Sr. als Gesellschafter aus und haftet mit seinem Privatvermögen. Retter in der Not ist Hugo Jr. , der in einem Vergleich die Bonsmann Firmen mit Geschäft und Warenbestand für 30TM aus der Konkursmasse heraus kauft und deren Alleininhaber wird. Dem Kaufmann Emil Schaaf erteilt er Prokura.
In einem Zwangsvergleich mit einem Bankenkonsortium wird Carl Ernst Sr. schließlich abgefunden, der hinterhältige Barmer Bankverein kann sich seine Sicherheitshypotheken irgendwo einrahmen und das Konkursverfahren gegen Hugo Sr. wird im Okt. 1912 eingestellt. Die Fa. Gustav Linder, der Verursacher des ganzen Schlamassels, schafft es auch irgendwie weiterzumachen.
Über den Werdegang des ehem. Prokuristen Paul Ernst Jr. findet man weiter nichts, er stirbt früh im 1. Weltkrieg.
Währenddessen erweitert Hugo Jr. Bonsmann am 12.Dez.1912 unter HRG.Nr.346 das Firmenimperium mit der BERGISCHEN AUTOMOBILZENTRALE auf der anderen Straßenseite KottendorferStr. 2 .
Er verkauft WANDERER Fahrräder und PHÄNOMEN Automobile, liefert Ersatzteile, bietet KFZ-Service an und erhält vom Regierungspräsidenten die Erlaubnis Kraftwagenlenker auszubilden.
1914 ist Hugo Sr. wieder Gesellschafter und Rudolf Kelders ist erneut Prokurist.
1917 ist die Prokura des Rudolf Kelders dann wieder erloschen.
1919 Hugo Sr. tritt aus und Hugo Jr. ist jetzt Allein-Inhaber der Fa. E. Bonsmann Stahlwarenfabrik + Chirurgische Instrumente KottendorferStr. 1+3, sowie der Bergischen Automobilzentrale, die mittlerweile an der KottendorferStr.2 OPEL Händler ist und eine TEXACO-Tankstelle betreibt.
Am 06.08.1925 wird die Wortmarke SINOX für rostfreie Produkte von E. BONSMANN registriert. Im gleichen Jahr stirbt Hugo Bonsmann Sr.
1929 erhält Hugo Jr. auch die Vertretung für MERCEDES-BENZ Automobile an der Hauptstr.224 in Solingen-Mitte.
1931 gründet Hugo Jr. die erste deutsche KFZ-Innung und übernimmt mit der neu gegründeten Fa. BONSMANN & Co. an der KölnerStr.31 in Solingen-Mitte auch noch die Vertretung von DAIMLER BENZ Gaggenau Lastkraftwagen bis 3 Tonnen Zuladung.
Um 1935 verstirb Carl Ernst Bonsmann Sr. und hinterläßt ein stattliches Erbe mit einigen Immobilien im Raum Ohligs / Merscheid.
Das III. Reich und die Kriegszeit überstehen die BONSMANN Firmen scheinbar unbeschadet. Politisch war man seit 1780 und 1883 durch die Verwandtschaft mit dem Bürgermeister Kelders immer schon gut aufgestellt als Stadtverordnete, Gemeinderatsmitglieder, Schöffen, Mitglieder in Innungen, Verbänden u. Organisationen, das ist in dieser Zeit nicht anders und wertvoll...
Wie andere Solinger Stahlwarenhersteller produzierte auch BONSMANN militärische Stichwaffen und Sackmesser, allerdings ohne RZM Nummer, sowie andere kriegswichtige Stahlwaren in dieser Zeit.
Die Automobilsparte auf der anderen Straßenseite fungierte als Militärtankstelle und Reparaturstützpunkt für Wehrmachtsfahrzeuge, speziell für OPEL Olympia Kfz und Blitz Lastwagen, die in der Wehrmacht weit verbreitet waren. In Solingen-Mitte betrieb man dergleichen für MERCEDES-BENZ Pkw und DAIMLER-BENZ Lkw.
In der Nachkriegszeit verdient E.BONSMANN Stahlwarenfabrik an der KottendorferStr.1 gutes Geld mit Souvenier- und Herren-Klappmessern, die zum größten Teil als Werbegeschenke für andere Firmen gelabelt werden, sowie mit DE-Hobeln und Klingen,
und mit Zigarrenscheren, dekorativen Papierscheren-Sets mit Brieföffner etc.
An der KottendorferStr.3 wo zu dieser Zeit mein Vater Werkzeugmacher gelernt und danach als solcher bis 1956 gearbeitet hat, stellt man weiter hochwertige chirurgische Instrumente, Skalpelle zum Retuschieren und Film-Cutten sowie spezielle Scheren her, die ebenfalls guten Gewinn abwerfen.
1953 wird Hugo Jr. letztmalig als Inhaber bzw. Geschführer im Adessbuch genannt. Er stirbt noch vor 1972 im stattlichen Alter von 85 Jahren und hinterläßt ein kleines Imperium.
Allerdings beginnen in den 1970ern die Umsätze mit Solinger Stahlwaren langsam einzubrechen, das geht auch an BONSMANN nicht vorbei…
Als mein Vater 1971 die Fa. Lösenbeck KG verlassen will, hat Bonsmann in der Stahlwarenfabrik keine angemessene Beschäftigung mehr für ihn. Er geht 1972 nach Franzen & Söhne in Solingen-Wald, einem Beschläge- und Schloßhersteller für Koffer und Taschen, wo er bis zu seinem Tode 1985 im Bereich Konstruktion, Design und Werkzeugbau beschäftigt ist.
1972 ist die Fa. E. BONSMANN dann eine Kommanditgesellschaft, die nun von Hugo’s Witwe Friedel geb. Melcher, Marlis Bonsmann, der Tochter von Carl Ernst Sr. und in 1978 von Hugo Jr.‘s Sohn Rudolf, dessen Ehefrau Ursula und seinen Nachkommen Rudi und Gerd weiter geführt wird.
1978 wird die E. BONSMANN Stahl- u. Metallwarenfabrik letztmalig aufgeführt, die jedoch nun ihren Sitz an die Scheidter Str. 20 Nähe Schlagbaum Solingen-Mitte verlegt hat.
1998 taucht eine Fa. E. BONSMANN wieder an der Friedrichstr. 5, in einem alten Stadthaus am Weyersberg in Solingen-Mitte als „Hersteller von Schneidwaren und Bestecken aus unedlen Metallen“ auf, die ist jedoch aktuell weder telefonisch, noch online unter www.nw-ksm.de erreichbar.
Auch das OPEL Autohaus gerät um 2000 (wie auch der Hersteller OPEL selbst) in finanzielle Schwierigkeiten und wird 2004 vom Autohändler SCHÖNAUEN übernommen, der mittlerweile eine Multi-Marken-Strategie führt und diverse Fabrikate anbietet.
Zum Schluß hier meine kleine E. BONSMANN Sammlung von Erbstücken meines Vaters
Es würde mich freuen, wenn hier noch weitere Messer von E. BONSMANN gezeigt würden.
Mit scharfen Grüßen aus der Klingenstadt
Rainer
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