Forum der Rasur

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Eugen Hoppe, Aveos Stahlwarenfabrik (Aveos, Eugenio Hoppe, Frogking, Holzschuh)

Brille

Very Active Member
Eugen Hoppe muss wohl fast ausschließlich Rasiermesser mit
nachfolgenden Markennamen hergestellt haben:
Aveos 1919
Eugenio Hoppe 1921
Hoppeso 1919
Frogking 1921
Holzschuh 1923
(Quellle: German Knife And.......)
Hier ein "Fabricas Aveos" in 7/8
"Schlicht einfaches solides Messer"
Aevos1.jpg
Aevos2.JPG
Aevos3.jpg

Gruß Brille
 
Schöner Brummer. Sieht aus, als wurde vergessen, die #14 einzuschlagen.
 
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"In Cubay Solingen" habe ich noch nie bevor gesehen.
Das "Cuba y Solingen" kommt daher, daß Eugen Hoppe eine Fabrik in Solingen besaß und eine weitere im Jahr 1932/1933 in Cuba gründete. In Cuba fand allerdings nur die Herstellung von Rasierklingen statt. Rasiermesser von Eugen Hoppe wurden ausschließlich in Solingen hergestellt. Daraus läßt sich ableiten, daß dieses schöne Messer nicht vor 1932 hergestellt wurden.

Ich werde in meinem übernächsten Beitrag mehr dazu schreiben.
 
Bevor ich vorstelle, was ich über die Firma AEVOS Stahlwarenfabrik, Eugen Hoppe zusammentragen konnte, möchte ich hier noch mein Rasiermesser vorstellen.
Es besitzt eine 5/8"-Klinge in aufwendiger Ausführung mit Tiefenätzung und Vergoldung, die von Angel, Erl, Rücken bis in die Spitze reicht. Das Messer ist noch recht gut erhalten, lediglich auf der Rückseite der Klinge ist eine kleinere Roststelle zu erkennen. Die Rasur damit steht noch aus.

Eugen Hoppe_Aevos #95_0001.JPG

Eugen Hoppe_Aevos #95_0002.JPG
Eugen Hoppe_Aevos #95_0003.JPG
Eugen Hoppe_Aevos #95_0004.JPG

Eugen Hoppe_Aevos #95_0005.JPG
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Eugen Hoppe_Aevos #95_0007.JPG
 
Vorwort

Als ich vor längerer Zeit begann, zu der Firma Eugen Hoppe zu recherchieren, war eine der ersten Informationen, die ich sammelte aus dem Solinger Adressbuch 1911. Dort stand als Beruf „Rennfahrer“. Der erste Gedanke war, dass das nicht der richtige Eugen Hoppe sein kann. 1913 waren die Berufe Rennfahrer und Schleifer angegeben, was schon eher in die richtige Richtung ging. Je mehr Informationen ich zusammentrug und je tiefer ich einstieg, umso mehr zeigte sich, dass Eugen Hoppe eine charismatische Persönlichkeit im Solingen seiner Zeit gewesen sein muss und dass nur die Betrachtung des Stahlwarenherstellers ihm nicht gerecht werden kann.

Nachdem ich über ihn bereits Einiges zusammengetragen hatte, war mir aber immer noch nicht klar, aus welchem Familienzweig der Hoppes er stammte. Wenn man sich die Adressbücher aus Solingen anschaut, wird man feststellen, daß der Nachname Hoppe in Solingen sehr verbreitet ist und mehrere Seiten im Adressbuch füllt. Es hat eine Weile gedauert, die einzelnen Puzzlestückchen aus verschiedensten Quellen zusammenzusetzen und mit den neugewonnenen Informationen wieder neu zu recherchieren, bis für mich nur noch wenige Fragen offen waren.

Gegen Ende der Recherche gelang es mir, jemanden mit dem Namen Hoppe in Solingen ausfindig zu machen, bei dem ich vermutete, er könnte mit Eugen Hoppe verwandt sein. Nach Zureden des Kollegen @Fila Brasileiro faßte ich Mut und rief unter der gefundenen Telefonnummer an. Und tatsächlich stellte sich heraus, daß es sich um einen Enkel von Eugen Hoppe handelte. Wir verabredeten uns und ich besuchte Herrn Hoppe.

Ich stellte Herrn Hoppe die Ergebnisse meiner Recherche vor und das meiste wurde bestätigt oder konnte geklärt werden, daneben erhielt ich Informationen, die man nur aus „erster Hand“ bekommen kann. Ich bekam Einsicht in Unterlagen der Firma AEVOS und durfte Bilder aus der damaligen Zeit von Eugen und anderen Familienmitgliedern abfotografieren. Einige dieser Bilder möchte ich im Folgenden zeigen. Da ich schon mehrfach beobachtet habe, dass sich Leute aus anderen Foren Bilder „ausleihen“, habe ich diese Bilder mit einem „Wasserzeichen“ versehen.

Mein Dank geht an Herrn Hoppe für die angenehmen und informativen Gespräche und die Erlaubnis, Aufzeichnungen seiner Familiengeschichte machen und teilweise hier wiedergeben zu dürfen.

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Ich habe den Beitrag in mehrere Abschnitte unterteilt, um die Vielzahl an Informationen zu strukturieren.

Die Familie von Eugen Hoppe
Eugen Hoppe wurde am 2.Dezember 1887 geboren.
Sein Vater Robert Hoppe stammte aus Höhscheid und lebte vom 18. April 1857 bis 1.September 1926. Das Geburtsdatum ist insofern interessant, weil es zur damaligen Zeit mehrere Personen aus Höhscheid mit dem Namen Robert Hoppe gab und um den richtigen zu finden, halfen am Ende nur alte Adressbücher aus der damaligen Stadt Höhscheid, die im Stadtarchiv stehen. Hier ein Auszug aus dem Höhscheider Adressbuch von 1880.

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Eugens Mutter war Johanna Emma Hoppe, eine geborene Henckels aus Höhscheid. Von ihr ließen sich weder das Geburts- noch das Sterbedatum herausfinden. Ebenfalls ist mir nicht bekannt, ob und in welchem Verhältnis sie zu dem Zweig der „Zwillings-Henckels“ von Johann Abraham Henckels stand.

Robert Hoppe, von Beruf Schleifermeister, hatte ab Ende der 1890er Jahre eine kleine Schleiferei in der Grenzstraße, anfänglich Nr. 19, später Nr. 28. Für die lokalgeschichtlich besonders Interessierten unter uns habe ich als Fußnote etwas unten zur Grenzstraße geschrieben [1].

Eugen Hoppes Frau war Jenny Hoppe geb. Bröcker. Jenny Bröcker (ihr richtiger Geburtsname war Julie Eugenie Bröcker, allerdings wurde sie in allen Quellen und in den Gesprächen mit Herrn Hoppe immer nur Jenny genannt), wurde 1879 als Tochter des Scherenhärters und Wirts Friedrich Wilhelm Bröcker geboren.
Bevor sie Eugen Hoppe heiratete, war sie mit Hugo Kehlen verheiratet. Aus dieser Ehe ging 1902 der Sohn Alfons Kehlen hervor, der von 1926 bis 1930 als Prokurist bei seinem Stiefvater Eugen in der AEVOS Stahlwarenfabrik arbeitete, bevor er 1931 seine eigene Firma, die Gallito-Stahlwarenfabrik, gründete.

Eugen Hoppe und seine Frau Jenny bekamen zwei Söhne: Am 2. Dezember 1920 wurde Rolf Helmuth geboren, am 10. November 1924 erblickte Werner Gerd das Licht der Welt.
Mein Ansprechpartner ist der letzte lebende Sohn von Werner Hoppe.

Eugen Hoppe starb 1955/1956 auf Cuba (das genaue Datum ist mir nicht bekannt). In der Familie Hoppe wird erzählt, dass er während eines Schachspiels verstarb.

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Der Sportler Eugen Hoppe
Vor dem ersten Weltkrieg entwickelte sich Eugen Hoppe zu einem herausragenden Radrennfahrer. Zunächst nahm er an Straßenrennen teil und gehörte später zu den besten Bahnradfahrern der Welt. Er war der einzige Radrennfahrer aus Solingen, der es bis dahin zum Berufsfahrer brachte und der in seiner Glanzzeit die damaligen Weltmeister mehrmals schlug.

Anläßlich des Radrennens „Rund um Solingen“ im Jahr 1929, das ihm zu Ehren in dem Jahr sowie in den Folgejahren als „Eugen-Hoppe-Erinnerungspreis“ ausgetragen wurde, widmete ihm das Solinger Tageblatt vom 4. Mai 1929 einen Artikel, in dem seine herausragenden sportlichen Erfolge beschrieben wurden.

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In der damaligen Zeit waren Straßenrennen weit verbreiteter als heute. Bei den jährlichen Rennen „Rund um Solingen“ ließ Eugen Hoppe es sich nicht nehmen, die Rennen mit Vertretern der Presse mit seinem privaten Sportwagen zu begleiten. Regelmäßig berichteten die Reporter voller Begeisterung, wie geschickt er seinen Alfa-Romeo bzw. seinen Bugatti über die Rennstrecke lenkte.
Herr Hoppe erzählte mir, dass Eugens Frau Jenny das Motorengeräusch des Bugattis schon aus hunderten Meter Entfernung hörte und dann wusste, dass Eugen gleich nach Hause kam.

Mit Genehmigung von Herrn Hoppe möchte ich zwei Bilder zeigen:

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Eugen Hoppe als Sieger beim Bahnradrennen in Köln am 6. August 1911).

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Medaille 1953 verliehen an Eugen Hoppe für hervorragende Leistungen im Deutschen Radsport.

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Geschichte der AEVOS Stahlwarenfabrik

a) Zeit in Solingen (1918 bis 1932)

1918 wurde für Eugen Hoppe ein Patent auf eine Schleifmaschine für Rasierklingen eingetragen (doppelseitig arbeitende Maschine zum einseitigen Schleifen von zweischneidigen, dünnen, biegsamen Rasierklingen (Patent 67a. 749671; „H. 75669)).
1919 erhielt er ein Patent auf einen Rasierhobel (Patent 69, 21. „H. 76230).
Am 8. März 1920 erfolgte die Eintragung der Firma Eugen Hoppe in das Solinger Handelsregister mit ihm als Inhaber.
Zwischen 1919 bis 1923 wurden eine Reihe von Warenzeichen eingetragen:

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Anfang 1919 war die Adresse Wiedenhoferstraße 107, wechselte aber im gleichen Jahr in die Wupperstraße 62 und nach 1931 in die Wupperstraße 36.
Das Wort AEVOS ist ein Kunstname und wurde von Anfang an benutzt, die offizielle Umbenennung des Unternehmens in AEVOS Stahlwarenfabrik, Eugen Hoppe, Solingen per Eintragung im Handelsregister erfolgte 1926.

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Werbeanzeige aus dem Jahr 1922 aus dem Buch „Solingen und sein Industriebezirk“

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Fabrikationsgebäude in der Wupperstraße 36 in Solingen, vermutlich vor dem 2. Weltkrieg. Das Gebäude wurde durch die Bombenangriffe auf Solingen 1944 zerstört und musste nach dem Krieg wieder aufgebaut werden. In dem Gebäude wurden später auch die Rasierklingen für die Firma „Steinbrück und Drucks“ (Warenzeichen MOZART“ hergestellt.

b) Zeit in Cuba (1933 bis 1958)
Wie bereits in dem Beitrag zur Firma Hardt & Co (Haan) unter der Überschrift Verschleppung der Solinger Industrie beschrieben, sind um 1932 einige Solinger Firmen in das Ausland abgewandert, vor allem Hersteller von Rasierklingen. Einige Lokalzeitungen in Deutschland berichteten darüber, dass bereits 6 Firmen nach England abgewandert waren, dass die Firma Friedrich Herkenrath ihre Rasierklingenproduktion nach Mexiko verlagert hat und dass nun mit der Firma AEVOS Stahlwarenfabrik ein weiteres bedeutendes Solinger Unternehmen ins Ausland ging, um von dort aus den Vertrieb seiner Rasierklingen nach ganz Mittelamerika und einem Teil von Südamerika in die Wege zu leiten.

1932/1933 wurde ein Teil der in Solingen bestehenden Fabriken demontiert. Die Solinger Maschinen zur Rasierklingenproduktion wurden mitgenommen und es wurde ein Werk in Regla, 40 km von Cubas Hauptstadt Habana entfernt, aufgebaut. Die Rohklingen wurden auch weiterhin aus Deutschland bezogen, während die Weiterverarbeitung in Cuba erfolgte.

Eugen Hoppe wanderte nach Cuba aus und nahm den damals 12-jährigen Sohn Rolf mit. Die Herstellung von Rasiermessern wurde weiterhin in Solingen betrieben, wo Jenny Hoppe mit Sohn Wolfgang blieb.

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Hier ein Bild einer Rasierklingenpackung aus Cuba mit dem Portrait von Eugen Hoppe auf der Packung aus dem Fundus von Herrn Hoppe.

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Briefkopf der Firma AEVOS DE EUGENIO HOPPE, Regla, Habana, Cuba

Bilder, die Herr Hoppe mir zeigte, belegen, dass die Hoppes zur gehobenen Gesellschaft in Cuba gehörten. Einige Fotos zeigen Eugen Hoppe bei der Siegerehrung von Rennpferden oder mit seinem Motorrad.
Wie oben beschrieben starb Eugen Hoppe um 1955/1956.

c) Zeit in Venezuela (ca. 1958 bis 1970)
Um der Verstaatlichung des Betriebes nach der Machtübernahme durch Fidel Castro zu entgehen, verlagerte Rolf Hoppe die AEVOS Rasierklingenfabrik nach Caracas in Venezuela.
Hier ein Briefkopf der neugegründeten Firma und ein Bild der Rasierklingenproduktion in Caracas:

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Briefkopf der Firma AEVOS DE VENEZUELA, C.A

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Rasierklingenproduktion in Venezuela mit den ursprünglich aus Solingen stammenden Maschinen

Die Firma AEVOS wurde später von dem amerikanischen Unternehmen Schick übernommen. Rolf Hoppe arbeitete noch bis 1970, bevor er das Unternehmen Schick verließ. Danach blieb Rolf in Venezuela, wo er im Jahr 2006 verstarb.

Hier zwei Fotos von Rasierklingen, hergestellt in Venezuela, die ich von Herrn Hoppe geschenkt bekam.

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Solingen (1933 bis 1967)
Während Eugen und Rolf Hoppe nach Cuba auswanderten, blieben Jenny und der zweite Sohn Wolfgang in Solingen.

Jenny Hoppe betrieb die AEVOS Stahlwarenfabrik in der Wupperstraße 36 weiter, bis sie im Jahr 1967 verstarb. In den Adressbüchern von 1953 bis 1967 wird als Eigentümerin der AEVOS Stahlwarenfabrik die Fabrikantin Eugenie Hoppe genannt. Es scheint so, dass sie sich mit ihrem Geburtsnamen eingetragen ließ. Was auch gut passt: Eugenie Hoppe als Inhaberin der Firma Eugen Hoppe.

Zum Schluss noch eins:
Herr Hoppe besitzt noch eine geringe Anzahl an AEVOS-Rasiermessern, die er als Erinnerung an seine Familiengeschichte behält. Nachdem wir uns im Gespräch kennengelernt hatten, durfte ich ihm eines davon abkaufen. Von dem Messer, bei dem wir vermuten, dass es nach dem 2. Weltkrieg hergestellt wurde, möchte ich ein paar Fotos zeigen:

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[1] Die damalige Grenzstraße bildete die Grenze zwischen den Gemeinden Solingen und Höhscheid. Mit der Zusammenlegung der Städte Solingen, Wald, Ohligs, Gräfrath und Höhscheid zur Großstadt Solingen im Jahr 1929 gab es einige Straßennamen doppelt oder mehrfach. So gab es je eine Grenzstraße in den Stadtteilen Solingen, Ohligs, Höhscheid, Wald und Gräfrath. Es dauerte einige Jahre, bis die Situation durch Umbenennungen bereinigt wurde. Für die Grenzstraße Höhscheid – Solingen erfolgte die Umbenennung 1935 in die Glockenstraße. Davor gehörten die geraden Hausnummern zum Zustellbezirk Solingen, die ungeraden zu Höhscheid; nach Umbenennung wurde die gesamte Glockenstraße dem Zustellbezirk Höhscheid zugeordnet. Der Name Glockenstraße blieb bis heute erhalten.
 
Ich kann mich da nur anschließen, wieder einmal ein toller Bericht & und noch schönere Zeitreise, inkl.
Abstecher nach Cuba und in den Radsport… :daumenhoch
 
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