Es ist schon etwas länger her, dass hier ein Messer von Friedrich Schlemper vorgestellt wurde. Deshalb möchte ich diesem Strang etwas Leben einhauchen und mein Settebello-Messer vorstellen. Vorher ein kurzer Abriss über die Firmengeschichte.
Friedrich Schlemper wurde 1880 in Ohligs geboren. 1912 baute der sein Domizil in der Buchenstraße 9. 1919 machte er sich selbständig und betrieb seitdem in der Buchenstraße 9 eine Rasiermesserfabrik.
Das erste Warenzeichen, das auf den Namen Friedrich Schlemper registriert wurde, war
„PRIOR“ (registriert am 15.09.1920). PRIOR ist auch 1921 als einzige Marke in der folgenden Werbeanzeige genannt:
Das Warenzeichen
„CAPITOL“ müsste um 1928/29 eingetragen worden sein (das genaue Datum kenne ich momentan nicht).
„TRIESSE“ (registriert am 4.12.1931) und
„Impero“ (registriert am 1.3.1932) folgten danach. Nach meinen Unterlagen ist das Warenzeichen
„FOCUS“ am 5.12.1950 eingetragen worden (nur als Hinweis zur Altersbestimmung für Besitzer von Rasiermessern dieser Marke.)
Der Vollständigkeit halber: Unter
Makers of razors, pocket knives and accessories wird eine Firma
Schlemper & Hoppe GmbH genannt. Diese Firma, die als Gegenstand des Unternehmens die Herstellung, den Erwerb und Vertrieb von Stahl- und Metallwaren aller Art hatte, wurde am 4. April 1923 gegründet. Geschäftsführer waren Friedrich Schlemper und der Kaufmann Karl Hoppe. Bereits im Juni des Folgejahres schied Friedrich Schlemper als Geschäftsführer aus. 1927 erschien die Firma schon nicht mehr in Adressbuch. Ich vermute, es handelte sich um eine Exportgesellschaft u.a. für Rasiermesser, die Friedrich Schlemper herstellte.
Seine Rasiermesserfabrik mit ihm als alleinigen Inhaber ließ Friedrich Schlemper erst im Jahre 1931 in das Handelsregister eintragen. 1953 befand sich die Firma immer noch im Besitz von Friedrich Schlemper in der Buchenstraße 9.
In der Zeit zwischen 1953 und 1961 bekam sie mit
Rudi Beumer einen neuen Inhaber und die Firmenadresse lautete nun Herzogstraße 74. Unter Rudi Beumer wurden 1961 drei weitere Warenzeichen eingetragen:
„SETTEBELLO" (6.5.1961), auf das ich gleich noch kommen werde,
„OSTER“ (29.5.1961) und
„FRABIL“ (4.8.1961).
Laut den Adressbüchern existierte das Unternehmen bis ungefähr 1973.
Was passierte mit dem Gründer der Firma? Nun, Friedrich Schlemper lebte auch nach Übergabe des Unternehmens weiter in der Buchenstraße 9 und ist vermutlich Anfang der 1970er Jahre verstorben.
Zurück zu dem Warenzeichen „SETTEBELLO“.
Italien war einer der Hauptabsatzmärkte für Friedrich Schlemper. Das italienische Wort Settebello lässt sich übersetzen mit „sieben schöne“ oder „die schöne Sieben“ (die Italiener hier im Forum mögen mich, wenn nötig, korrigieren).
Was Rudi Beumer inspiriert hat, einem Rasiermesser diesen Namen zu geben, darüber kann ich nur mutmaßen.
- Settebello ist der Name für eine besondere Spielkarte in dem italienischen Kartenspiel „Scopa“.
- Settebello wird aber auch die italienische Wasserballnationalmannschaft der Männer genannt. Laut Wikipedia gehörte sie nach dem 2. Weltkrieg zu den vier stärksten Mannschaften der Welt und errang 1960 bei den olympischen Sommerspielen in Rom, also im eigenen Land, die Goldmedaille. Ich vermute hier einen Zusammenhang, vor allem aufgrund der zeitlichen Nähe zwischen den Olympischen Spielen und der kurz danach erfolgten Eintragung des Warenzeichen Settebello, um den Absatz der Rasiermesser in Italien zu fördern.
Hier mein Rasiermesser:
Es hat eine 6/8“-Klinge mit einfachem Ansatz (was ich lieber mag als einen Doppelansatz) und natürlich die
Klingennummer Sieben (7), die sich auch auf dem schwarz-goldenen Etui wiederfindet. Den Schliff der Klinge würde ich zwischen ½- und ¾-hohl verorten. Frontal am Kopf hat es eine kleine Korrosionsstelle, die mir bisher gar nicht aufgefallen war. Das weiße Heft mit Stabilisator ergänzt den insgesamt sehr soliden Eindruck des Messers.