Vor ein paar Tagen habe ich mal wieder dieses Rasiermesser herausgeholt und es neu geschärft. Seitdem hat es mir schon drei perfekte Rasuren geliefert.
Ich habe das Messer vor ca. 3,5 Jahren schon einmal vorgestellt, aber aufgrund der Angaben unter
www.archivingindustry.com einem falschen Hersteller, nämlich der Firma Gebrüder Korten & Scherf aus Ohligs zugeordnet.
Tatsächlich scheint es aber von den Gebr. Korte hergestellt worden zu sein. Die hatten auch das Warenzeichen TAJMAHAL (eingetragen 1920), aber dieses ist unter der angegebenen Seite nicht aufgeführt. Berücksichtigt man die Schreibweise und das Aussehen, so wird klar, daß Gebr. Korte aus Gräfrath der richtige Hersteller war.
Hier neuere Fotos des Rasiermessers mit einkopierten Warenzeichen:
Ein paar Hintergrund-Informationen zur Firma Gebr. Korte:
Die Firma wurde am 1. Januar 1912 von den Brüdern August Korte und Heinrich Korte junior unter "H. & A. Korte jr." in Gräfrath gegründet. Die Umbenennung in "Gebr. Korte" erfolgte kurz darauf mit Eintritt eines weiteren Bruders, Fritz Korte.
Firmensitz war anfangs die Schweizerstraße 15 in Gräfrath, später erfolgte der Wechsel in die Schweizerstraße 6-10.
Sie war im Besitz von einer Vielzahl an Warenzeichen, neben den oben gezeigten sind mir die Marken "Diskret", "Exello", "Extol", "Guard", "Orba", "Pimana", "Respect", "Tajmahal" und "Vedepasco" bekannt. Nach meinen Erkenntnissen gab es die Firma bis in die Mitte der 1960er Jahre, danach konnte ich nichts mehr finden.
In den 1920er Jahren warb sie damit, die "leistungsfähigste Spezialfabrik für Rasiermesser" zu sein, mit ca. 200 Mitarbeitern erreichte sie eine Tagesproduktion von ca. 4000 Rasiermessern.
Um das einordnen zu können, stelle ich einmal die Produktionszahl von C. Friedr. Ern aus Wald gegenüber:
- im Jahr 1900 täglich 1000 Rasiermesser
- im Jahr 1905 täglich 3000 Rasiermesser
- im Jahr 1910 täglich über 6000 Rasiermesser
- vom 1. Juli 1913 bis zum 30. Juni 1914: 12.000 Rasiermesser täglich, was einer Jahresproduktion von 3 Mio Rasiermessern (zu 95% hohlgeschliffene Ware) und damit 50% aller in Deutschland hergestellten Rasiermesser entsprach.
Nach dem 1. Weltkrieg bis in die 1920er ging bei Ern vor allem aufgrund des Verlustes des amerikanischen und russischen Marktes für die Solinger Hersteller die Produktion auf durchschnittlich 1,5 Mio Rasiermesser pro Jahr zurück.
Das hieße, daß Gebr. Korte zwar herstellungsmäßig nicht die größte Fabrik besaßen, aber mit entsprechend ungefähr
1 Mio Einheiten pro Jahr eine beträchtliche Menge von Rasiermessern ausbrachten.
Mein Gott, wo sind die alle geblieben
?