Hallo Brille,
nun da wirst Du bei google nicht so viel finden. Blaugepliestet ist das übliche Endfinishing der „Politur“ des Rasiermessers. Am Ende des Pliest- oder Poliervorganges werden hier – kurz gesagt - sehr feine und absolut parallele Riefen in das Messer geschliffen, die im Licht einen bläulichen Glanz erzeugen. Das wird üblicherweise mit Naxos Schmirgel 3/0 oder 5/0 (320 - 400er Körnung) gemacht, der auf Walrosslederscheiben aufgeleimt ist.
Bei der Fuchspolitur muss ich etwas ins Historische abgleiten. Aber hier auch nur in äußerster Kurzform. Ende des 18. Jahrhunderts war Sheffield das Maß aller Dinge in der Schneidwarenindustrie. Aber nicht etwa, weil der Stahl besser war, die Schmiede geschickter oder die Schleifer erfahrener. Die Engländer besaßen zu jener Zeit ein Polierverfahren, das allen anderen Schneidwarennationen überlegen war. Basis des Polierverfahrens war das sogenannte „Englisch-rot“, eine Mischung verschiedener Eisenoxide, die in einer Region Englands natürlich vorkommt. Und selbstverständlich wurde Ort des Vorkommens und das Verfahren streng gehütet.
Daniel Peres, ein sogenannter Unprivilegierter, d.h. nicht den Solinger Schleiferzünften Angehöriger, war es, der nach 8-jähriger! Forschungsarbeit, das Verfahren auch in Solingen einführte. Daniel Peres war überhaupt eine sehr interessante und bedeutende Persönlichkeit in Solingen, über die sich ein eigenes Thema mal lohnen würde. Unter anderem war er es auch, der nach 1800 die Rasiermesserherstellung überhaupt erst nach Solingen gebracht hat.
Aber weiter zum Fuchspolieren. Jeder der schon mal mit Eisenoxid zum Polieren gearbeitet hat weiß, dass das eine ziemliche Sauerei ist. Messer, Polierscheibe und bei längeren Arbeiten auch die ganze Werkstatt sind ruckzuck von einer roten Schicht überzogen, die sich auch so einfach nicht abwischen lässt. Und da die Polierscheiben früher halt auch schnell eine nicht mehr zu entfernende rote Farbe annahmen, die farblich an einen Fuchs erinnerte, nannte man diese Scheiben Fuchs. Und die Arbeit des Polierens „auf dem Fuchs polieren“ – kurz Fuchspoliert.
Die Politur hat (oder hatte früher, bevor es die tollsten Schleifpasten gab) einen ganz besonderen Glanz. Überdies ist die Oberfläche deutlich verdichtet und lässt sich nicht so schnell verkratzen wie herkömmlich polierte Metalloberflächen.
Gut scharf!
Peter