Forum der Rasur

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Ist die Klinge noch zu retten?

Abkleben ab auf einen 400 Stein,
da wird es sich zeigen, wie tief der Rostfraß an der Schneide ist und
ob es sich überhaupt lohnt.
Gruß Brille
So ist das! Es kann nämlich sein, dass die Klinge ganz schön an Fleisch verliert bis man keine Rostpickel mehr an der Facette hat. Und dann kommt die Frage, wie die Geometrie des Messers dann aussieht, wie es dann rasiert und ob man so eine runtergeschliffene Klinge überhaupt noch möchte. Und danach kann man sich überlegen, wie man das Messer optisch wieder hinbekommt...
 
So ist das! Es kann nämlich sein, dass die Klinge ganz schön an Fleisch verliert bis man keine Rostpickel mehr an der Facette hat. Und dann kommt die Frage, wie die Geometrie des Messers dann aussieht, wie es dann rasiert und ob man so eine runtergeschliffene Klinge überhaupt noch möchte. Und danach kann man sich überlegen, wie man das Messer optisch wieder hinbekommt...
Die Frage ob es sich lohnt, ist für mich in diesem Fall tatsächlich irrelevant bzw. Ich kann schon sagen, dass es sich für dieses Messer alleine nicht lohnt.

Es geht mir vielmehr darum, an dieser Rostleiche Erfahrung zu sammeln, techniken auszuprobieren und zu erlernen, damit nicht an einem schöneren Messer das experimentieren anfangen muss.
 
Der Eine oder Andere von euch, hat ja im Bestell-Strang gelesen, dass ich mir schlussendlich doch ein Labornetzteil bestellt habe, um es mit der Elektrolyse zu versuchen.

Das Gerät ist heute angekommen und ich habe die Elektrolyse bereits am Laufen.

Doch fangen wir von vorne an.

Zuerst habe ich die in WD40 eingelegte Klinge mit Küchenrolle abgerieben. Auch nach mehreren Tagen hat das WD40 nichts wahrnehmbaren an dem Rost verändert. Die Küchenrolle bleibt sauber, von dem Rost löst sich nichts.
1643471968112 (1).jpg
1643471949243 (1).jpg


Für das Entnieten nutze ich eine kleine Karbid-Fräse an meinem Feinbohrschleifer. Damit fräse ich den Kopf der Niete ab und drücke die Niete anschließend mit einem dünnen Splinttreiber raus.

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Als Kathode verwende ich ein unlegiertes DC01 Stahlblech, welches ich zu einer Art "U" mit "Henkel" gebogen habe. Die Innenseite des U's kleide ich mit einem dicken Lappen aus. In den verbliebenen Zwischenraum lege ich nun die Klinge, an der ich zuvor ein Kupferdraht befestigt habe um die Anode anzuschließen. Der Lappen dient als Abstandshalter zwischen Klinge und dem Stahlblech.
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Damit der Lappen an der vorgesehenen Stelle bleibt hab ich alles mit Wäschenklammern fixiert. Auf dem Foto ist der Kupferdraht zu erkennen, über den die Klinge angeschlossen ist. Der Pluspol hängt am Henkel des u-formigen Stahlbleches. Der Henkel und der Kupferdraht schauen aus dem Elektrolyt heraus, damit sich die Krokodilklemmen nicht mit auflösen.

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Ich hab jetzt mit 3V begonnen und den Stromfluss über das Netzteil auf 300mA begrenzt (bei 3V fließt derzeit aber nur 0,275mA).

Als Elektrolyt habe ich übrigens Natriumcarbonat verwendet. Vielleicht probiere ich es beim nächsten mal mit Natriumhydroxid, welches einige Vorteile bieten soll (bessere Leitfähigkeit, weniger Wasserstoff) aber im Umgang mehr Vorsicht bedarf (starke Lauge).

Nach wenigen Minuten war bereits zu sehen, wie sich an dem zuvor blanken Stahlblech begann Rost abzulagern. Ich hatte nicht erwartet, dass sich so schnell etwas tut.

In ein paar Stunden werde ich schauen, was sich bis dahin an der Klinge getan hat.
 
Deine Beschreibung mit den Bildern macht das Ganze echt sehr anschaulich - toll, und Danke dafür!
Bitte weiterverfolgen und weiterhin dokumentieren.
Ich bin schon sehr gespannt wie das Messer, und seine Ätzung, nach der Elektrolyse aussehen wird :daumenhoch:daumenhoch:daumenhoch
 
Kurzer Check nach 3,5 Stunden.
In der Kiste sieht die Brühe schon ganz schön unappetitlich aus.
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Nach einer kleinen Behandlung mit Zahnbürste und Spüli sieht das Messer jetzt so aus.
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Der aktive, rote Rost ist fast komplett abgelöst, aber die dunklen Flecken sind noch da. Ich lasse es weiter laufen.
 
Schön und Lehrreich zu sehen welche Mühe und Arbeit man sich macht :daumenhoch

Deine Beschreibung mit den Bildern macht das Ganze echt sehr anschaulich - toll, und Danke dafür!

Super Ergebnis und toll, dass du alles hier mit uns teilst!
Vielen Dank für euer Feedback. Es freut mich, wenn mein Bericht auf Interesse stößt. Ich bin ja noch Novize in der ganzen Thematik und würde mich selbst über mehr Fachstränge und Erfahrungsberichte freuen. Da versuche ich einen bescheidenen Beitrag zu leisten.
 
Dad sieht schonmal sehr sehr gut aus. daumenh!
Mit der Lauge bitte vorsichtig und auf jeden Fall, ohne Ausnahme, Schutzbrille und Handschuhe.
Aber wenn es auch so geht, warum ändern?
Btw. da du eh Natriumcabonat drin hast, entsteht CO2 und der Rest (Na +) macht Natonlauge ;)
 
Heute früh war an der Klinge optisch kaum eine Veränderung gegenüber gestern Abend festzustellen.

Habe die Klinge nochmals mit Zahnbürste + Spüli gereinigt und bin ganz leicht mit 0000 Stahlwolle drüber gegangen. Die dunklen Flecken scheinen sich an einigen Stellen ganz langsam zu lösen.
Interessanterweise ist ausgerechnet die Serrierung oben und unten bereits blitzeblank geworden.
Die Elektrolyse läuft mit leicht erhöhter Spannung (4V) weiter.
 
Ich denke, die dunklen Stellen werden bleiben, denn hier ist ja durch den Rost Narben entstanden und durch die Elektrolyse jetzt eine Oberfläche, die mikroskopisch betrachtet, extrem rau ist, ähnlich einer Sandstrahlung.
Wenn kein Rost mehr zu sehen ist, sollte die Elektrolyse auch abgeschlossen sein.
 
Ich denke, die dunklen Stellen werden bleiben, denn hier ist ja durch den Rost Narben entstanden und durch die Elektrolyse jetzt eine Oberfläche, die mikroskopisch betrachtet, extrem rau ist, ähnlich einer Sandstrahlung.
Wenn kein Rost mehr zu sehen ist, sollte die Elektrolyse auch abgeschlossen sein.
Ja ich denke du hast Recht. Dem verbleibenden schwarzen Rost Fe3O4 werde ich wohl mechanisch auf den Leib rücken müssen.

Ich werde gleich einen Blick auf die Klinge werfen und dann entscheiden, wie es weiter geht. Wenn sich nichts mehr geändert hat, werde ich zunächst mit 0000 und 00 Stahlwolle versuchen die schwarze Schicht zu lösen. Sollte das nichts bringen, probiere ich es mit der Drahtbürste und ggf einem leichten Poliermittel.
 
Die Elektrolyse hat jetzt keine weiteren Verbesserungen mehr gebracht. Wie vorher erwähnt, habe ich daher damit begonnen, den verbliebenen schwarzen Rost mechanisch zu beseitigen.

Nach dem die feine Stahlwolle keine sichtbaren Verbesserung brachte, hab ich es mit Polieraufsatz + Autosol auf dem Feinbohrschleifer versucht. Damit klappte es sehr gut, aber die Ätzung ist jetzt leider Geschichte.

Durch den Rostfraß sieht es immernoch so aus, als ob da schwarze Punkte wären, aber das sind nur Reflexionen, die durch die Vertiefungen in der Oberfläche Entstehen.
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Das Ergebnis ist so noch nicht zufriedenstellend. Als nächstes werde ich versuchen den Rostfraß mit Schleifpapier herauszuarbeiten, um wieder eine schöne Oberfläche zu erhalten.
 
Bevor ich mit dem Schleifpapier auf das Messer los gehe, würde ich mich darüber freuen eure Vorschläge/Erfahrung zum weiteren Vorgehen zu hören.

  • Mit welcher Körnung soll ich beginnen?
  • Bis zu welcher Körnung muss ich mit Schleifpapier arbeiten, bevor ich auf Politur mit autosol gehen kann?
  • Gibt es für den Dremel Aufsätze, um sich das Schleifen per Hand mit Schleifpapier zu ersparen?
  • Welche Tips und Erfahrungen habt ihr dabei gemacht? Worauf muss ich achten?
Das Messer ist übrigens halbhol. Es ist also etwas Material zum abtragen dran. Der Rostfraß ist nicht sehr tief und mit den Fingerspitzen kaum zu ertasten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich hab bei sowas mit 120 er begonnen bis 1200 hoch. Immer nass. Nimm etwas besseres Nassschleifpapier. Bei den billigen löst sich gerne mal ein Korn und wenn du dir das dann reinziehst, bekommst du den Kratzer fast nicht mehr weg, oder sehr mühevoll.
Vom Dremel würde ich da abraten, alles was es fertig für den gibt ist zu grob.
Was aber geht ist, dass du den Gummischleifaufsatzt (das runde Ding, wo du die Schleifrollen drauf schieben kannst) mit Tesa Film beklebst und dann Doppelseitiges Klebeband drauf. Da dran kannst du das feinere Nassschleifpapier draufkleben. Etwas mit Überlappung und dann auf die Drehrichtung achten.
Wahlweise die Filzscheiben mit Vorpolitur (oder Schleifpaste)

Am besten immer vom Rücken zur Schneide arbeiten.

Und für die Endpolitur ist Unipol (blau, Tube) besser als Autosol, wenn du eine Spiegelpolitur haben willst.

Hab ich an andere Stelle schonmal gepostet. Hier findest du einiges zur Restauration (ok, ist am Beispiel eines derben, aber geht auch für hole. mit Anpassung natürlich)
 
Im GRF existiert meines Wissens ein Thread zum Bau von Schleiftrommeln mit beliebiger Körnung - aber es ist im Prinzip wie vom Vorredner beschrieben.
Wenn die Narben nicht allzu tief sind würde ich lieber händisch arbeiten, da Dremel und Co immer wg Überhitzung mit Vorsicht zu genießen sind. Finish, wie oben beschrieben, mit Unipol hellgrün oder hellblau und Filzscheibe mit dem Dremel.
 
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