Zur Motivation der Iwasaki Familie, hatte ich hier:
Auf youtube ist ein interessantes Honing video aufgetaucht, welches von Ryoichi Mizuochi selbst gepostet wurde. Für diejenigen, die mit dem Namen nichts anfangen können - Ryoichi Mizuochi ist einstiger Lehrling von Shigeyoshi Iwasaki, dem legendären japanischen Rasiermessermacher. Mizuochi-san...
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ja schon etwas geschrieben. Im Folgenden möchte ich einige Fotos der unterschiedlichen Messer von Iwasaki vorstellen und näher auf Hintergründe, Techniken und Lehrer in der Geschichte der Iwasaki Rasiermesserproduktion eingehen.
Wie bereits erwähnt, erforschte Kosuke Iwasaki die Geschichte und den Stahl Tamahagane der berühmten japanischen Katana. Er ging auch bei verschiedenen Schwertschmieden in die Lehre und wäre sicher selbst ein berühmter solcher geworden, wenn zu seiner Zeit die japanischen Katana noch praktische Bedeutung gehabt hätten. Seine Erfahrungen und auch Geschichten über berühmte Schwertschmiedemeister hat er in dem Buch „Hamono no Mikata“, zu Deutsch etwa -Wie man eine Klinge beurteilt- niedergeschrieben.
Es wird gesagt, dass der berühmte Schriftsteller Yoshikawa Eiji in seinem Roman über den größten Samurai Japans „Musashi“, die Person Kosuke Iwasakis als Figur im Kapitel -Der Seelenschleifer- verewigt hat. Hier heißt er Zushino Kosuke und ist ein alter, erfahrener Schwertschleifer, der die Denkweise und das weitere Handeln Musashis nachhaltig beeinflusst.
Aber zurück zu den Rasiermessern. 1947 gründete Iwasaki seine Schmiede und Werkstatt Sanjo Seisakusho. Hier unternahm er Versuche mit dem Verfeinern und Schmieden von Tamahagane, um diesen Stahl für Rasiermesser einsetzen zu können. Er hatte dazu von den Schwertschmieden altes Tamahagane in guter Qualität gesammelt. Er schmolz das Tamahagane in einer speziellen Apparatur auf, reinigte es von unerwünschten Begleitelementen und kohlte es weiter auf. Ein wesentliches Ziel war, eine sehr feine Körnung und extreme Härte des Stahls zu erzeugen. So lag die Zielhärte der ersten Iwasaki Kamisori aus Tamahagane bei etwa 64-66 HRC.
Die frühen Kamisori sind gemarkt mit einer Los- und einer Stücknummer. Bekannt sind Losnummern ab etwa der Zahl 200.
Hier ein ganz frühes Kamisori mit der Prägung 289.5, also Messer Nr. 5 des Loses 289.
Bei der Produktion der verschiedenen Lose wurden oftmals die Parameter geändert, d.h. Verwendung von Tamahagane mit unterschiedlichem Kohlenstoffgehalt, verschiedene Härte- und Anlasstemperaturen und -zeiten, unterschiedliche Schmiedetechnik, etc.
Hier mal eines der Prunkstücke meiner Iwasaki Sammlung, das Kamisori mit der Nummer 907.7 und einer auf der Holzbox vermerkten Härte von 844 HV, das entspricht etwa einer Rockwellhärte von 65,4 HRC.
Die sehr alten Tamahagane Kamisori erkennt man daran, dass der eingeprägte Schriftzug sich deutlich von den neueren Messern unterscheidet. Neben dem Kanji für Tamahagane 玉鋼 befindet sich der Name von Iwasaki:
Bei den frühen Messer fehlt das sogenannt Marusan-Zeichen (Kreis mit drei Querstrichen): ㊂
Es wurde später als „Registered Trademark“ von Shigeoshi Iwasaki hinzugefügt, zu Begin der 1960er. Auch der Schriftzug für Iwasaki änderte sich im Aussehen.
1961 hatte die kleine Firma von Iwasaki 7 Miitarbeiter, neben Vater und Sohn und einigen weiteren Geschwistern u.a. auch Tokifusa Iizuka. Dieser hatte etwa Mitte der 1950er seine Lehre dort begonnen und blieb bis etwa 1964 in der Schmiede. Er sollte später einer der bekanntesten Messerschmiede Japans werden, seine Klingen sind auch heute sehr begehrt. Er ist unter dem Namen Shigefusa bekannt.
Die Tamahagane Kamisori wurden etwa bis 2010 hergestellt. Hier eines, was ich ca. 2015 noch regulär bei Horie erwerben konnte.
Kamisoris werden normalerweise nach ihrer Klingenlänge eingeteilt. Diese beträgt üblicherweise zwischen 40 und 60 mm. Die Breite der Messer spielt weniger eine Rolle, variiert aber auch.
Außerdem wurden natürlich - und werden bis heute, die normalen Schwedenstahl Kamisori gefertigt. Sie tragen nur den Iwasaki-Schriftzug mit dem Marusan Logo:
Einige wenige sind mit dem Zusatz 登録 - „Registered Trademark“ versehen.
Daneben experimentierte Shigeyoshi Iwasaki aber auch noch mit anderen Stählen. So gibt es eine Sonderserie, bei dem sein Ziel war, einen Stahl zu entwickeln, der selbst dem legendären Tamahagane noch überlegen sein sollte. Die Kamisori dieser Sonderserie tragen den Schriftzug 炭素鋼 – Karbonstahl und stammen wohl aus den 1960ern.
Extrem hart und schwer zu schärfen. Aber geniale Rasierer.
Soweit mal der Überblick über die Kamisori. Im nächsten post geht es dann über Iwasakis Rasiermesser westlicher Art.
Gut scharf! hatzicho