Forum der Rasur

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Iwasaki, Sanjyo City, Nigata, Japan

Hier mein erstes Kamisori, welches mich von dieser Rasiermessergattung überzeugt und (natürlich
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) zu weiteren Kamisorikäufen verleitet hat.
Iwasaki Kamisori, Klingenlänge ca. 49mm, Klingenbreite ca. 22mm.
Erworben und persönlich abgeholt bei Martin Nienberg / RasurPur: sehr netter Service und rasurscharfe Auslieferung. Nach kurzer Umstellungsphase gab es tolle und gründliche Rasuren damit, lediglich die verschiedenen Rasurwinkel je Seite wollen beachtet werden (so man beide Seiten nutzt). Sehr gut geeignet für (Teil-)Barträger wie mich und für hartes/drahtiges Barthaar.

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Ich habe bei mir ein kleines Kästchen, nichts besonderes.
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Wenn man dieses öffnet kommt ein schönes aber rustikales Stück Metall zum Vorschein.
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Ein nettes kleines Kamisori in Schalen. Aber wenn man ein weiteres Stück daneben legt, sieht man wie jemand die Arbeit besser gemacht hat und zwei Welten vereint hat.
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Das rechte Stück wird Kosuke Iwasaki zugeschrieben, den Vater des jetzigen Schmiedes. Wobei ich nicht einmal weiß, ob Iwasaki heute noch lebt.
 
Die Versuchung war zu groß. Nach paar Wochen der Bedenkzeit, kam es wie es kommen musste, ein Kamisori von Iwasaki wollte von mir erworben werden. Die erste Rasur liegt hinter mir und ich bin mehr als positiv angetan. Die Auslieferungsschärfe ist wirklich rasurscharf, ist aber nicht ganz gleichmäßig. An dem vorderen Bereich der Klinge liegt sie auf/über der Sanftheit und Schärfe eines Jnats, fällt aber leider zu dem hinteren Bereich ein wenig ab. Unter dem Mikroskop sieht die Facette der Schneidkante sehr gleichmäßig aus wie man es von einem Naturstein erwarten kann, aber das Schliffbild der Oberfläche, mit ihrer sehr reflektierenden Optik, lässt mich vermuten, dass es am Ende mit anderen Schleifpartikeln wie CrOx oder Diamantpulver sein Finish erhalten haben könnte. Das Handling gefällt mir besser als des eines normalen Rasiermessers mit Griffschale, weil die Hebelwirkung der Griffschalen entfällt und die Geometrie mit der Daumenkule liegt mir fantastisch in der Hand. Summa summarum mein neuer Lieblings Haarspalter.

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Danke dir! Der Kamisori wurde mit Schwedenstahl geschmiedet. Die Tamahagane Version ist mir zu teuer und ich weiß auch nicht ob sie mittlerweile überhaupt noch produziert werden. Ich hab die Geschichte gehört, dass während dem Standortwechsel der Schmieden, die Produktionsstätte für den Tamahaganestahl kaputt gegangen ist und keine Anstrengungen mehr unternommen wurde es nochmal zu probieren, weil der Aufwand anscheinend so immens ist. Mal sehen ob die Versuchung bei dir vielleicht noch einmal aufflammt ;)
 
Hatte mir auch so ein Kamisori bei Diktum gekauft ist schon 3 Jahre her, leider hielt es die schärfe nicht lange ein nachschärfen auf verschiedenen Steinen ist mir nicht gelungen . Nach meinem Gefühl war es etwas überhärtet vieleicht lag es aber nur an mir.
Irgendwann habe ich es aufgegeben .
 
Oh das ist schade. Gibt viele Faktoren die zusammenspielen können, die ein Schärfen schwierig gestalten. Ich habe schon davon gehört das es nicht unbedingt leicht sein soll ein Iwasaki Kamisori nachzuschleifen. Aber wenn die Schärfe nicht lange angehalten hat ist es schon seltsam, vielleicht beim Ledern über die Kante gerollt? Bis jetzt mit meiner kurzen Erfahrung, erscheint es mir so, dass man beim Ledern ein wenig mehr aufpassen muss, weil die Ura Seite (die mit dem Stempel) spitzer zu läuft als die gleichmäßigen Seiten bei einem normalen Rasiermesser und man als Resultat den Anpressdruck ein wenig sanfter wählen sollte. Auch kann ich mir vorstellen, dass man bei dem Wechsel von der Ura auf die Omote Seite leicht dazu tendieren kann auf die Schneidkante über zu kippen, weil man die erste Kante zu der Schneidkante auf der Omote Seite überbrücken muss und man dann nicht mit der Rotation stoppt wegen mangelnder Übung. Falls mir das Nachschärfen bei meinem Kamisori mit zufriedenstellendem Resultat gelingen sollte, kann ich dir gern anbieten mir mal deins anzuschauen.
 
Ich mag Kamisoris der kurzen Klingen wegen eigentlich nicht und auch nicht weil man die meisten davon nicht einklappen kann. Ich hatte daher nie das Verlangen dazu mir eins zu besorgen. Irgendwann kam ich mal zu irgendeinem, habe es aber wieder verschenkt. Nun hatte mir eine liebe Tochter allerdings eines zum Geburtstag geschenkt, also was soll ich machen? Ich kann dazu nichts weiter schreiben, weiß nur es ist ein Iwasaki und es ist mit Rücken 13/16" breit. Werde es dann wohl doch mal damit versuchen müssen.

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Mich fasziniert die Geometrie und die dahinterstehende Handwerkskunst.
Wie rasiert man sich damit? Wechselt man bei dieser asymmetrischen Form die Seiten? Oder führt man immer nur eine Seite Richtung Gesicht?
 
Mich fasziniert die Geometrie und die dahinterstehende Handwerkskunst.
Wie rasiert man sich damit? Wechselt man bei dieser asymmetrischen Form die Seiten? Oder führt man immer nur eine Seite Richtung Gesicht?
Kannst du machen, wie du möchtest. Traditionell benutzt man aber nur eine Seite. Ich rasiere mich nur mit der rechten Hand und benutze somit zwangsläufig beide Seiten.
 
Mich fasziniert die Geometrie und die dahinterstehende Handwerkskunst.
Wie rasiert man sich damit? Wechselt man bei dieser asymmetrischen Form die Seiten? Oder führt man immer nur eine Seite Richtung Gesicht?
Habe mich wie mit allen anderen Messern damit rasiert. Fühlt sich sehr ungewöhnlich an, hatte eher weniger Rückmeldung, die Klinge ist sehr steif. Ledern war erstmal ungewohnt, weil man kein Heft hat was man sich zurechtlegen kann, sondern eine Art ewig langer Erl. Es war aber rattenscharf, mußte wegen den Spitzen aufpassen, zumal die Klinge sehr kurz ist. die Rasur war absolut erfolgreich, superglatt. Ein Fan von Kamisoris werde ich so aber nicht, ich mag die anderen Messer Europäischer Art dann doch mehr.
 
Zur Motivation der Iwasaki Familie, hatte ich hier:
ja schon etwas geschrieben. Im Folgenden möchte ich einige Fotos der unterschiedlichen Messer von Iwasaki vorstellen und näher auf Hintergründe, Techniken und Lehrer in der Geschichte der Iwasaki Rasiermesserproduktion eingehen.

Wie bereits erwähnt, erforschte Kosuke Iwasaki die Geschichte und den Stahl Tamahagane der berühmten japanischen Katana. Er ging auch bei verschiedenen Schwertschmieden in die Lehre und wäre sicher selbst ein berühmter solcher geworden, wenn zu seiner Zeit die japanischen Katana noch praktische Bedeutung gehabt hätten. Seine Erfahrungen und auch Geschichten über berühmte Schwertschmiedemeister hat er in dem Buch „Hamono no Mikata“, zu Deutsch etwa -Wie man eine Klinge beurteilt- niedergeschrieben.

Es wird gesagt, dass der berühmte Schriftsteller Yoshikawa Eiji in seinem Roman über den größten Samurai Japans „Musashi“, die Person Kosuke Iwasakis als Figur im Kapitel -Der Seelenschleifer- verewigt hat. Hier heißt er Zushino Kosuke und ist ein alter, erfahrener Schwertschleifer, der die Denkweise und das weitere Handeln Musashis nachhaltig beeinflusst.

Aber zurück zu den Rasiermessern. 1947 gründete Iwasaki seine Schmiede und Werkstatt Sanjo Seisakusho. Hier unternahm er Versuche mit dem Verfeinern und Schmieden von Tamahagane, um diesen Stahl für Rasiermesser einsetzen zu können. Er hatte dazu von den Schwertschmieden altes Tamahagane in guter Qualität gesammelt. Er schmolz das Tamahagane in einer speziellen Apparatur auf, reinigte es von unerwünschten Begleitelementen und kohlte es weiter auf. Ein wesentliches Ziel war, eine sehr feine Körnung und extreme Härte des Stahls zu erzeugen. So lag die Zielhärte der ersten Iwasaki Kamisori aus Tamahagane bei etwa 64-66 HRC.

Die frühen Kamisori sind gemarkt mit einer Los- und einer Stücknummer. Bekannt sind Losnummern ab etwa der Zahl 200.
Hier ein ganz frühes Kamisori mit der Prägung 289.5, also Messer Nr. 5 des Loses 289.

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Bei der Produktion der verschiedenen Lose wurden oftmals die Parameter geändert, d.h. Verwendung von Tamahagane mit unterschiedlichem Kohlenstoffgehalt, verschiedene Härte- und Anlasstemperaturen und -zeiten, unterschiedliche Schmiedetechnik, etc.

Hier mal eines der Prunkstücke meiner Iwasaki Sammlung, das Kamisori mit der Nummer 907.7 und einer auf der Holzbox vermerkten Härte von 844 HV, das entspricht etwa einer Rockwellhärte von 65,4 HRC.

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Die sehr alten Tamahagane Kamisori erkennt man daran, dass der eingeprägte Schriftzug sich deutlich von den neueren Messern unterscheidet. Neben dem Kanji für Tamahagane 玉鋼 befindet sich der Name von Iwasaki:

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Bei den frühen Messer fehlt das sogenannt Marusan-Zeichen (Kreis mit drei Querstrichen): ㊂
Es wurde später als „Registered Trademark“ von Shigeoshi Iwasaki hinzugefügt, zu Begin der 1960er. Auch der Schriftzug für Iwasaki änderte sich im Aussehen.

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1961 hatte die kleine Firma von Iwasaki 7 Miitarbeiter, neben Vater und Sohn und einigen weiteren Geschwistern u.a. auch Tokifusa Iizuka. Dieser hatte etwa Mitte der 1950er seine Lehre dort begonnen und blieb bis etwa 1964 in der Schmiede. Er sollte später einer der bekanntesten Messerschmiede Japans werden, seine Klingen sind auch heute sehr begehrt. Er ist unter dem Namen Shigefusa bekannt.

Die Tamahagane Kamisori wurden etwa bis 2010 hergestellt. Hier eines, was ich ca. 2015 noch regulär bei Horie erwerben konnte.

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Kamisoris werden normalerweise nach ihrer Klingenlänge eingeteilt. Diese beträgt üblicherweise zwischen 40 und 60 mm. Die Breite der Messer spielt weniger eine Rolle, variiert aber auch.

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Außerdem wurden natürlich - und werden bis heute, die normalen Schwedenstahl Kamisori gefertigt. Sie tragen nur den Iwasaki-Schriftzug mit dem Marusan Logo:

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Einige wenige sind mit dem Zusatz 登録 - „Registered Trademark“ versehen.

Daneben experimentierte Shigeyoshi Iwasaki aber auch noch mit anderen Stählen. So gibt es eine Sonderserie, bei dem sein Ziel war, einen Stahl zu entwickeln, der selbst dem legendären Tamahagane noch überlegen sein sollte. Die Kamisori dieser Sonderserie tragen den Schriftzug 炭素鋼 – Karbonstahl und stammen wohl aus den 1960ern.
Extrem hart und schwer zu schärfen. Aber geniale Rasierer.

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Soweit mal der Überblick über die Kamisori. Im nächsten post geht es dann über Iwasakis Rasiermesser westlicher Art.

Gut scharf! hatzicho
 
Aufgrund einer Rückfrage, hier noch mal eine kurze Erläuterung, da vielleicht auch für die Allgemeinheit interessant, falls das nicht schon an anderer Stelle thematisiert wurde.
Die Kamisori sind – im Gegensatz zu den Rasiermessern westlicher Bauart – nicht komplett aus hartem Schneidstahl gefertigt.

Die harte Schneidlage (Hagane) bestehend aus Tamahagane oder Schwedenstahl wird auf eine weichere Grundform (Jigane) des Kamisori auflaminiert. Deswegen ist der Schmiedevorgang der Kamisori auch schwieriger als der eines westliche Rasiermessers. Und hier liegt, neben der Form/ den unterschiedlichen Schliffen auf den beiden Seiten der Kamisori, auch der Grund für den unterschiedlichen Schärfvorgang beim Schleifen der beiden Kamisoriseiten.
Hier mal ein Bild des Schmiedevorgangs zum Einbetten der Schneidlage von Mizuoichi-san.

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Entnommen aus dem Video von Iwasaki, hier auf youtube zu sehen:

Und hier ein Schnittbild durch ein Iwasaki Kamisori (Schwedenstahl), wo sich die harte Schneidlage grau gegenüber des weicheren Stahls absetzt (entnommen aus aframetokyos blog hier: https://aframestokyo.blogspot.com/2010/10/iwasaki-razor-hagane-across-section.html)

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Bei manchen Kamisori kann man die Kanten der eingebetteten Schneidlage sehen, wie etwa hier.

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Bislang habe ich Gott sei Dank aber noch kein Kamisori mit tatsächlicher Delamination besessen. Trotzdem kann man aber jetzt auch vielleicht verstehen, warum Kamisori in wirklich guter Qualität nur von wirklichen Meisterschmieden produziert werden.

Gut scharf! hatzicho
 
Gerade eben darauf gestoßen. Es gibt noch ein jüngeres Video aus 2023, das ausführlicher nahezu den kompletten Schmiede- und Schleifvorgang der Iwasaki Kamisori zeigt. Auch wird das Bestreichen der unterschiedlichen Messerbereiche mit Lehm vor dem Härten gezeigt.
Und, ebenfalls gut zu wissen, es gibt einen neuen Apprentice bei Sanjo Seisakusho, der hoffentlich auch die alte Tradition fortführt ...



Gut scharf! hatzicho
 
Auf Rückfrage eines Kollegen, der sich das Video von Iwasaki gerade angesehen hat. Er hat sich gewundert, warum denn die Kamisori länger ausgeschmiedet werden und nach dem Härten der vordere Teil abgeschnitten wird.
Das hat mit der sogenannten Randentkohlung zu tun. Bei einer Wärmebehandlung in oxidierender Atmosphäre tritt eine Verminderung des Kohlenstoffgehaltes in der Randzone durch Oxidation des Kohlenstoffs auf. Da der Kohlenstoffgehalt unmittelbar die Härte bestimmt, kann damit der vordere Bereich an Härte verlieren im Vergleich zum restlichen Schneidenbereich. Wer im Video genau hinsieht bermerkt aber auch, das die härtere Schneidlage, die im Feuer aufgeschweisst wird, schon kürzer ist als der Rohling aus weicherem Material.

Gut scharf! hatzicho
 
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