Der bekanntere Duft aus dem Hause Knize ist mit Sicherheit Knize Ten. Dieser "große Bruder" ist ein toller Duft, mir persönlich aber entschieden zu heftig, zu aufdringlich, mit einer schon fast übertriebenen, süßen Ledrigkeit. Knize Forest hat mit ihm nahezu nichts gemeinsam, und gerade deshalb ist er viel, viel mehr mein Ding. Er verkörpert für mich den Inbegriff von "Grün", und zwar eines Grüns im positivsten Sinne. Kein helles, sondern ein dunkles Grün, obwohl viele helle Noten mit hineinspielen. Kein warmes, sondern ein kühles Grün, obwohl der Duft auch sehr viel Wärme ausstrahlt. Keine mit Heu und Blumen geschwängerte Sommerwiese, keine vetyvergetränkte, bitter-trockene Grasebene, auch kein kiefer- oder zedernlastiger Nadelforst. Obwohl alle diese Noten und Nuancen sehr schön sein können, spielen sie hier nicht die Hauptrolle, dürfen sich nicht in den Vordergrund drängen. Denn bei Knize Forest haben wir den kühlen Laubwald nach einem Regenguss. Farnig moosiger Waldboden, der, noch nass, im Sonnenlicht anfängt zu duften gemischt mit der Intensität des sommerlichen Dunkelgrüns eines Mischwaldes, denn leichte Anklänge an Nadeln sind dennoch vorhanden. Hier hat der Parfumeur eine wunderbare Balance geschaffen zwischen herber Frische und sonniger Wärme, farniger Erdigkeit und holzigem Windstoß. Alles verschmolzen in einem Duft, der eine Einheit bildet, und in dem die Komponenten derart verwoben sind, dass sie nur noch schwer mit der Nase zu trennen sind.
Die Liste der Duftpyramide ist ziemlich lang.
Kopfnote: Bergamotte, Lavendel, Orange, Petitgrain, Zitrone
Herznote: Basilikum, Gartennelke, Rosengeranie,
Oregano, Rosenholz, Rosmarin, Salbei
Basisnote: Amber, Eichenmoos, Labdanum, Moschus, Patchouli, Sandelholz, Vetiver
Aber obwohl es sehr viel mit der Nase zu entdecken gibt, wirkt dieser Duft unheimlich geradlinig, bemerkenswert unverspielt auf mich. Nachdem die etwas zitrisch, seifige Anfangsnote verflogen ist, macht sich der ganze Charakter von Knize Forest bemerkbar und verändert sich auch nicht mehr. Es gibt für mich kein Rumgespiele oder langatmiges Entwickeln von einer sich ständig verändernden Hauptnote bis hin zum letztendlichen Duftresultat. Knize Forest kommt ziemlich schnell auf den Punkt. Er gewinnt mit der Zeit schon noch etwas an holzigen Noten, das kenne ich von meiner Haut, die fast jeden Duft in diese Richtung drückt. Aber hier bleibt das auf dem Boden der dunkelgrün, kühlen Tatsachen. Dabei hat er durchaus trotz der waldigen Wärme eine gewisse krautige Kantigkeit, die ihm noch einen zusätzlichen Reiz verleiht. Er ist trotz des eindeutigsten Grüns, das ich als Duft kenne, ein unverkennbar maskuliner Duft. In dieser Hinsicht sogar ein recht herber Vertreter, sehr stilvoll und selbstbewusst.
Die Silage hält sich in Grenzen. Knize Forest will nicht sagen "Hier bin ich, macht Platz!", sondern er punktet im Stillen, mit der Zeit. Er bleibt, so habe ich den Eindruck, eher am Mann als die Menge zu überfluten. Kommt mir entgegen, denn ich mag es nicht, wenn ich andere mit meinen Duftvorlieben erschlage. Die Haltbarkeit scheint auch nicht übermäßig angelegt zu sein, ganz im Gegensatz zu seinem bekannten Bruder, der ja nicht mehr aufhören will sich bemerkbar zu machen.
Ich kenne von Knize nur die zwei, weiß gar nicht, ob es außer Knize Sec dann noch weitere gibt. Knize Ten ist ein Erlebnis, Knize Forest ist auch eines, aber ein ganz anderes. Gemeinsam haben diese beiden, dass man im Hause Knize anscheinend keine halben Sachen macht. Sonst haben sie nichts gemeinsam. Der eindeutige Sieger ist für mich aber ganz klar der zunächst unscheinbarere jüngere Bruder Forest, der sich als der eindeutig stärkere herausstellt.
Fazit: Es lohnt sich Knize Forest zu probieren.