Senser
FdR-Pate
Besuch aus dem Nachbaruniversum / man lernt nie aus
Kürzlich erreichte mich ein PM aus dem GRF Forum. Dort hatte jemand einen uralten Thread ausgegraben wo es um „Tutorial vor Ort“ ging, in dem ich mich wohl auch mal als Tutor gemeldet hatte. Mir ist es ja egal, in welchem Forum sich ein Rasiermesserliebhaber bewegt, und so habe ich den Kollegen eingeladen, mich am Sonntag zu besuchen, was Er auch gerne angenommen hatte.
Es ging um ein krummes Uhdal, an dem Ihm keine ordentliche Facette gelingen wollte, um ein Golddollar, welches noch nie irgendwie geschärft worden war, um das Vernieten eines ….., kurz, um ein wenig von allem.
Was für ein Zufall. Er brachte nämlich auch seine Steine mit, die Kombisteine aus der normalen Naniwa Serie. Aktuell beschäftige ich mich ja mit den Steinen aus der „Gouken“ Serie, und wie der Teufel es will, kamen am Freitag die Steine von Dimitri zurück, die schon seit Wochen im GLS Nirwana verschollen waren und nun als unzustellbar wieder bei mir landeten, und außerdem kamen ebenfalls diese Woche die Teststeine von Dirk, ebenfalls „Gouken“ aber irgendwie doch anders.
Die Steine von Dimitri sind Kombisteine, was sie aber eigentlich nur in der Materialstärke von den Anderen unterscheidet. Es sind je 2 relativ dünne Steine in einer cleveren Plastikdose, die Öffnungen zum auslüften und feine Stege hat, damit ein Stein immer etwas schwebt, und sich somit kein Wasser sammeln kann. Zu dem Steinetest aber an anderer Stell mehr, denn hier geht es um was anderes, und der Test ist ja auch noch nicht ganz absolviert.
Zunächst habe ich mich (wir uns) mit dem Uhdal beschäftigt. Ja es hatte, wie vermutet einen krummen Rücken, und da half nur die Methode mit den hochkant stehenden Steinen. Als Einzelstein hatte mein Besucher sogar einen 800er Naniwa dabei, den ich dann als erstes verwendet habe, um die Facette zu setzen. Zunächst mußte aber eine schmale Seite des Steins auf der Diamantplatte präpariet werden, also planen und ordentlich fasen.
Im Gespräch erfuhr ich übrigens, dass er seine Steine vor jeder Benutzung immer brav auf einer Glasplatte und Nass Schleifpapier abrichtet. Ich halte das ja bekanntlich für überflüssig. Ein Stein wird bei mir nur einmal, und zwar wenn er neu ist, abgerichtet. Alles andere ist für mich Zeit - und Materialverschwendung, was ich Ihm, glaube ich, auch erklären konnte.
Tape war nichts Neues für Ihn, der Umgang damit aber schon. Er wechselte das Tape nämlich erst, wenn es irgendwo durchgescheuert war. Wichtig ist jedoch, das Tape auf jeden Fall vor jedem Steinwechsel zu erneuern, egal ob durchgescheuert oder nicht. Nur so hat man immer den Winkel, der die Klinge wirklich mit der Schneide auf dem Stein aufliegen lässt.
Nach einigen Durchläufen und vielen Erklärungen war das Uhdal dann „fertig“. Die Kontrolle mit der Lupe überzeugte mich allerdings nicht. Wie sich später rausstellte, war das Messer zwar rasurbereit, aber alles andere als zufriedenstellend.
Ich wollte mich aber nicht an diesem Messer festbeißen, weil hier die Methode mit den hochkant stehenden Steinen ja auch schon einige Erfahrung voraussetzt, und zum Lernen nicht unbedingt geeignet ist.
Also haben wir uns nun des Golddollars angenommen. Ich hatte bisher noch Keines in den Fingern, wußte nur, dass sie schwer zu Schärfen sein sollen, gnadenlos billig sind, und nach einiger Mühe durchaus zu guten Rasiermessern mutieren können.
Andererseits kann man an diesen Dingern nicht viel kaputt machen, und wenn doch, so hält sich der finanzielle Verlust in Grenzen. Am besten besorgt man sich gleich mehrere und legt ohne Rücksicht auf Verluste los.
Wieder haben wir mit dem 800er Stein begonnen. Mein gröbster Stein ist ein 1000er Cerax, und ich erhoffte mir nun von dem Naniwa, auch wegen der etwas gröberen Körnung eine noch bessere Performance. Fehlanzeige. Die vorhandene Facette mußte komplett neu gesetzt werden, insbesondere im Bereich des Ansatzes. Der Stein war aber viel zu harmlos. Auch mein Cerax, der zwar schon ganz anders zur Sache ging kam in diesem Bereich nicht wirklich weiter. Erst als ich den Ansatz mit dem Dremel stark zurückgenommen hatte, kamen wir der Sache schon näher.
Meinem Besucher fiel auf, dass ich die Steine immer angerieben hatte, teilweise auch zwischendurch, wenn ich das Gefühl hatte, dass sie nicht mehr richtig beissen.
Also auch hier eine Fehlerquelle gefunden, die ich so gar nicht vermutet hätte. Natürlich sollte mein Besucher auch selbst schärfen, damit seine Technik beobachten und ggfs. korrigieren konnte.
Dabei stellte ich fest, dass er im Prinzip alles richtig machte, allerdings mit viel zu viel Ehrfurcht und zuwenig Druck. Auch war er darüber erstaunt, dass ich die Klinge vor der Begutachtung mit der Lupe einfach durch ein Küchenkrepp zog, oder daß ich das Tape mit der Klinge abschnitt, die ich gerade schärfte.
Dann kam von mir immer wieder die Vokalbel: „Sch...egal“
Leute, das Schärfen von Rasiermessern ist einfach. Es ist keine Religion.
Wenn sich der Schleifschlamm nicht zügig schwarz verfärbt, dann übt Ihr zuwenig Druck aus, oder der Stein muß angerieben(Gereinigt) werden, oder beides.
Ich hatte aber das Gefühl dass mein Besucher verstanden hatte, worum es ging und inzwischen waren 4 Stunden ins Land gegangen. Hier haben wir dann abgebrochen und das Golddollar wird dann wohl erst später, nämlich von seinem Besitzer fertig gemacht werden. Daß er das hinkrigt bin ich mir ziemlich sicher. Das Uhdal würde ich mir gerne nochmal in Ruhe zur Brust nehmen.
Was ich dabei gelernt habe ist folgendes. Die Schwierigkeiten, die Neulinge oft haben, sind da verborgen, wo man sie nicht vermutet. Beispiel Anreiben, Tapen. Und eigentlich ist es sinnvoll, wenn jemand dem Neuling über die Schulter schaut um zu korrigieren, bzw. sich über die Schulter schauen lässt, damit die Theorie veranschaulicht wird und vor allem, damit klar wird, wie einfach es in Wirklichkeit ist.
Alles in allem vergingen die Stunden wie im Flug, und es hat richtig Spass gemacht.
Gruß Senser
Kürzlich erreichte mich ein PM aus dem GRF Forum. Dort hatte jemand einen uralten Thread ausgegraben wo es um „Tutorial vor Ort“ ging, in dem ich mich wohl auch mal als Tutor gemeldet hatte. Mir ist es ja egal, in welchem Forum sich ein Rasiermesserliebhaber bewegt, und so habe ich den Kollegen eingeladen, mich am Sonntag zu besuchen, was Er auch gerne angenommen hatte.
Es ging um ein krummes Uhdal, an dem Ihm keine ordentliche Facette gelingen wollte, um ein Golddollar, welches noch nie irgendwie geschärft worden war, um das Vernieten eines ….., kurz, um ein wenig von allem.
Was für ein Zufall. Er brachte nämlich auch seine Steine mit, die Kombisteine aus der normalen Naniwa Serie. Aktuell beschäftige ich mich ja mit den Steinen aus der „Gouken“ Serie, und wie der Teufel es will, kamen am Freitag die Steine von Dimitri zurück, die schon seit Wochen im GLS Nirwana verschollen waren und nun als unzustellbar wieder bei mir landeten, und außerdem kamen ebenfalls diese Woche die Teststeine von Dirk, ebenfalls „Gouken“ aber irgendwie doch anders.
Die Steine von Dimitri sind Kombisteine, was sie aber eigentlich nur in der Materialstärke von den Anderen unterscheidet. Es sind je 2 relativ dünne Steine in einer cleveren Plastikdose, die Öffnungen zum auslüften und feine Stege hat, damit ein Stein immer etwas schwebt, und sich somit kein Wasser sammeln kann. Zu dem Steinetest aber an anderer Stell mehr, denn hier geht es um was anderes, und der Test ist ja auch noch nicht ganz absolviert.
Zunächst habe ich mich (wir uns) mit dem Uhdal beschäftigt. Ja es hatte, wie vermutet einen krummen Rücken, und da half nur die Methode mit den hochkant stehenden Steinen. Als Einzelstein hatte mein Besucher sogar einen 800er Naniwa dabei, den ich dann als erstes verwendet habe, um die Facette zu setzen. Zunächst mußte aber eine schmale Seite des Steins auf der Diamantplatte präpariet werden, also planen und ordentlich fasen.
Im Gespräch erfuhr ich übrigens, dass er seine Steine vor jeder Benutzung immer brav auf einer Glasplatte und Nass Schleifpapier abrichtet. Ich halte das ja bekanntlich für überflüssig. Ein Stein wird bei mir nur einmal, und zwar wenn er neu ist, abgerichtet. Alles andere ist für mich Zeit - und Materialverschwendung, was ich Ihm, glaube ich, auch erklären konnte.
Tape war nichts Neues für Ihn, der Umgang damit aber schon. Er wechselte das Tape nämlich erst, wenn es irgendwo durchgescheuert war. Wichtig ist jedoch, das Tape auf jeden Fall vor jedem Steinwechsel zu erneuern, egal ob durchgescheuert oder nicht. Nur so hat man immer den Winkel, der die Klinge wirklich mit der Schneide auf dem Stein aufliegen lässt.
Nach einigen Durchläufen und vielen Erklärungen war das Uhdal dann „fertig“. Die Kontrolle mit der Lupe überzeugte mich allerdings nicht. Wie sich später rausstellte, war das Messer zwar rasurbereit, aber alles andere als zufriedenstellend.
Ich wollte mich aber nicht an diesem Messer festbeißen, weil hier die Methode mit den hochkant stehenden Steinen ja auch schon einige Erfahrung voraussetzt, und zum Lernen nicht unbedingt geeignet ist.
Also haben wir uns nun des Golddollars angenommen. Ich hatte bisher noch Keines in den Fingern, wußte nur, dass sie schwer zu Schärfen sein sollen, gnadenlos billig sind, und nach einiger Mühe durchaus zu guten Rasiermessern mutieren können.
Andererseits kann man an diesen Dingern nicht viel kaputt machen, und wenn doch, so hält sich der finanzielle Verlust in Grenzen. Am besten besorgt man sich gleich mehrere und legt ohne Rücksicht auf Verluste los.
Wieder haben wir mit dem 800er Stein begonnen. Mein gröbster Stein ist ein 1000er Cerax, und ich erhoffte mir nun von dem Naniwa, auch wegen der etwas gröberen Körnung eine noch bessere Performance. Fehlanzeige. Die vorhandene Facette mußte komplett neu gesetzt werden, insbesondere im Bereich des Ansatzes. Der Stein war aber viel zu harmlos. Auch mein Cerax, der zwar schon ganz anders zur Sache ging kam in diesem Bereich nicht wirklich weiter. Erst als ich den Ansatz mit dem Dremel stark zurückgenommen hatte, kamen wir der Sache schon näher.
Meinem Besucher fiel auf, dass ich die Steine immer angerieben hatte, teilweise auch zwischendurch, wenn ich das Gefühl hatte, dass sie nicht mehr richtig beissen.
Also auch hier eine Fehlerquelle gefunden, die ich so gar nicht vermutet hätte. Natürlich sollte mein Besucher auch selbst schärfen, damit seine Technik beobachten und ggfs. korrigieren konnte.
Dabei stellte ich fest, dass er im Prinzip alles richtig machte, allerdings mit viel zu viel Ehrfurcht und zuwenig Druck. Auch war er darüber erstaunt, dass ich die Klinge vor der Begutachtung mit der Lupe einfach durch ein Küchenkrepp zog, oder daß ich das Tape mit der Klinge abschnitt, die ich gerade schärfte.
Dann kam von mir immer wieder die Vokalbel: „Sch...egal“
Leute, das Schärfen von Rasiermessern ist einfach. Es ist keine Religion.
Wenn sich der Schleifschlamm nicht zügig schwarz verfärbt, dann übt Ihr zuwenig Druck aus, oder der Stein muß angerieben(Gereinigt) werden, oder beides.
Ich hatte aber das Gefühl dass mein Besucher verstanden hatte, worum es ging und inzwischen waren 4 Stunden ins Land gegangen. Hier haben wir dann abgebrochen und das Golddollar wird dann wohl erst später, nämlich von seinem Besitzer fertig gemacht werden. Daß er das hinkrigt bin ich mir ziemlich sicher. Das Uhdal würde ich mir gerne nochmal in Ruhe zur Brust nehmen.
Was ich dabei gelernt habe ist folgendes. Die Schwierigkeiten, die Neulinge oft haben, sind da verborgen, wo man sie nicht vermutet. Beispiel Anreiben, Tapen. Und eigentlich ist es sinnvoll, wenn jemand dem Neuling über die Schulter schaut um zu korrigieren, bzw. sich über die Schulter schauen lässt, damit die Theorie veranschaulicht wird und vor allem, damit klar wird, wie einfach es in Wirklichkeit ist.
Alles in allem vergingen die Stunden wie im Flug, und es hat richtig Spass gemacht.
Gruß Senser