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Paul Dorp – BRUMMEL WERK / BEAU BRUMMEL CUTLERY Co. (Solingen): DUBL-DUCK, BEAU BRUMMEL u.a.

MaydayGuard

FdR-Pate
Hier mein neuester Zugang, für dessen Vorstellung ich mich entschieden habe, einen neuen Strang zu eröffnen. Man hätte es auch im DOVO-Strang zeigen können.

Es handelt sich um ein BEAU BRUMMEL No. 35, hergestellt in Solingen für den US-amerikanischen Markt. Von dort kam es auch letzte Woche zu mir. Der ebay-Verkäufer bot keinen Versand außerhalb der USA an. Glücklicherweise hatten wir seit längerem einen Besuch von Verwandten aus den USA bei uns geplant, und so konnte ich es arrangieren, dass dieses Messer trotzdem zu mir kam. Ich musste allerdings 3 Monate warten, bis es tatsächlich hier war.

Rasiermesser der Marken BEAU BRUMMEL, DUBL-DUCK, SATINEDGE und anderen Marken wurden von Charles S. Bresnick (New York) vertrieben. Hergestellt wurden sie in Solingen.
In englischsprachigen Foren wird vermutet, dass sie von Dorp & Voos (DOVO) und von Lauterjung & Sohn (PUMA) hergestellt wurden. Ein eindeutiger Beleg dafür konnte nach meinen Erkenntnissen bisher nicht gefunden werden.

Mehr oder weniger durch Zufall fand ich vor einiger Zeit heraus, dass sich ein gewisser Paul Dorp die Warenzeichen BEAU BRUMMEL, SATINEDGE, DUBL-DUCK, DEUTSCH und FLYING WEDGE zwischen 1930 und 1933 teilweise in verschiedenen Varianten eintragen ließ.
Ich habe zwei Versionen des BEAU BRUMMEL-Warenzeichens in eines der Fotos des Messers kopiert.

Paul Dorp war der Sohn von Karl Dorp, einem der beiden Gründer der Firma Dorp & Voos (DOVO). Paul war von 1925 bis 1939 als Prokurist in der Firma seines Vaters beschäftigt, bevor jener die Firma an Fritz Bracht verkaufte. Die Anschrift von Paul Dorp war die gleiche wie die seines Vaters und die der Firma Dorp & Voos, nämlich Teichstraße 24 in Wald, die ungefähr Mitte der 1930er Jahre in Böcklinstraße umbenannt wurde.

Eine Beau Brummel Cutlery Co. gab es als eingetragene Firma in Solingen nicht. Auch nicht ein „Brummel-Werk“, das bei anderen Modellen (z.B. BEAU BRUMMEL No. 40) auf der Erlrückseite genannt wird. Deshalb gehe ich davon aus, dass es sich um einen fiktiven Namen handelte und dass die Herstellung der Rasiermesser der oben genannten Marken im Familienbetrieb Dorp & Voos erfolgte. Wieso man den Hersteller Dorp & Voos nicht benannte, wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr aufklären lassen.

Tatsächlich konnte ich von dem Eigentümer von Dovo, Herrn Jens Grudno, vor einiger Zeit erfahren, dass DUBL-DUCK-Rasiermesser bei Dovo hergestellt wurden

Nun zum Messer:

Das Messer befindet sich in Anbetracht es Alters (geschätzte Herstellung in den 1930er Jahren) in einem sehr guten Zustand. Der Klinge fehlt nur ein Hauch an 6/8“. Auffällig sind der Erlbereich und die Angel, die mit Hammerschlag versehen und nicht poliert sind. Die Klinge hat einen Geradkopf und ist vollhohl ausgeschliffen, auf dem letzten Bild kann man den Wall gut erkennen.

Ausprobiert habe ich das Messer bisher noch nicht. Den „spike point“ empfinde ich momentan als etwas „respekteinflössend“ ;) . Und hier ein paar Bilder:

Beau Brummel Cutlery_Solingen_#35_0002.JPG
Beau Brummel Cutlery_Solingen_#35_0001.JPG
Beau Brummel Cutlery_Solingen_#35_0003 mit Warenzeichen.JPG
Beau Brummel Cutlery_Solingen_#35_0004.JPG
Beau Brummel Cutlery_Solingen_#35_0005.JPG

Beau Brummel Cutlery_Solingen_#35_0007.JPG

Beau Brummel Cutlery_Solingen_#35_0006.JPG

Beau Brummel Cutlery_Solingen_#35_0008.JPG
 
Mag völliger Zufall sein, aber mir ist bei "Brummel" eingefallen, dass in USA der Merkur 37 u.a. nicht nur als "Hoffritz", sondern auch als "Brumml" vermarktet wurde. Zumindest Hoffritz war ein Stahlwarenhändler in USA. Ob das für Brumm(e)l zutrifft, kann ich nicht sagen.

Bitte nicht sofort schimpfen, wenn das reiner Zufall und Blödsinn ist. Hab nicht recherchiert...
 
.....

Eine Beau Brummel Cutlery Co. gab es als eingetragene Firma in Solingen nicht. Auch nicht ein „Brummel-Werk“, das bei anderen Modellen (z.B. BEAU BRUMMEL No. 40) auf der Erlrückseite genannt wird. Deshalb gehe ich davon aus, dass es sich um einen fiktiven Namen handelte und dass die Herstellung der Rasiermesser der oben genannten Marken im Familienbetrieb Dorp & Voos erfolgte. Wieso man den Hersteller Dorp & Voos nicht benannte, wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr aufklären lassen.

Tatsächlich konnte ich von dem Eigentümer von Dovo, Herrn Jens Grudno, vor einiger Zeit erfahren, dass DUBL-DUCK-Rasiermesser bei Dovo hergestellt wurden

Sehr guter Bericht - vielen Dank! Und tolles Messer.

In der Tat wurden z.B. Dubl Duck Messer von Dovo hergestellt. Aber nicht nur. Es gab auch andere Firmen. Warum wurden die Firmen nicht gennant?
Dazu muss etwas von der Schneidwarenindustrie in Solingen und generell verstehen. Wenn die Sammler heute ein Messer mit dem Stempel eines Herstellers in der Hand haben, sind sie überzeugt davon, dass dieser das Messer auch produziert hat. Doch dem ist oftmals nicht so. Viele Leute wären überrascht, wenn Sie wüssten, wie viele bekannte Marken niemals selbst Messer produziert haben, sondern von anderen Firmen schleifen und lediglich Ihren Markennamen auf den Erl prägen ließen.
Es war Teil der Firmenpolitik der Schneidwarenhersteller, nicht nur Messer in eigenem Namen zu produzieren, sondern auch Messer für andere Firmen, die oftmals nur einen Vertrieb hatten oder im Ausland, bevorzugt USA, saßen. Und hier wurde selbstverständlich nur die Marke des Kunden auf dem Messer platziert, damit es so aussah, als hätte dieser die Messer auch hergestellt.

Gleiches gilt für die Dubl Duck, Bresduck, etc. Die Markenrechte an den Messern hatte üblicherweise die Firma, die sie auch vertrieben hat. Zumindest in dem Land, in dem sie beheimatet waren.

Gut scharf!
hatzicho
 
Mehr oder weniger durch Zufall fand ich vor einiger Zeit heraus, dass sich ein gewisser Paul Dorp die Warenzeichen BEAU BRUMMEL, SATINEDGE, DUBL-DUCK, DEUTSCH und FLYING WEDGE zwischen 1930 und 1933 teilweise in verschiedenen Varianten eintragen ließ.
Ich habe zwei Versionen des BEAU BRUMMEL-Warenzeichens in eines der Fotos des Messers kopiert.

Paul Dorp war der Sohn von Karl Dorp, einem der beiden Gründer der Firma Dorp & Voos (DOVO). Paul war von 1925 bis 1939 als Prokurist in der Firma seines Vaters beschäftigt, bevor jener die Firma an Fritz Bracht verkaufte. Die Anschrift von Paul Dorp war die gleiche wie die seines Vaters und die der Firma Dorp & Voos, nämlich Teichstraße 24 in Wald, die ungefähr Mitte der 1930er Jahre in Böcklinstraße umbenannt wurde.

Eine Beau Brummel Cutlery Co. gab es als eingetragene Firma in Solingen nicht. Auch nicht ein „Brummel-Werk“, das bei anderen Modellen (z.B. BEAU BRUMMEL No. 40) auf der Erlrückseite genannt wird. Deshalb gehe ich davon aus, dass es sich um einen fiktiven Namen handelte und dass die Herstellung der Rasiermesser der oben genannten Marken im Familienbetrieb Dorp & Voos erfolgte. Wieso man den Hersteller Dorp & Voos nicht benannte, wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr aufklären lassen.

Tatsächlich konnte ich von dem Eigentümer von Dovo, Herrn Jens Grudno, vor einiger Zeit erfahren, dass DUBL-DUCK-Rasiermesser bei Dovo hergestellt wurden

Die BEAU BRUMMEL CUTLERY CO. war quasi der amerikanische Vertriebskanal für die BEAU BRUMMEL, SATINEDGE, DUBL-DUCK, DEUTSCH und FLYING WEDGE Rasiermesser der Firma Dorp & Voos in Solingen.
Damals gründeten viele Solinger Hersteller aus zolltechnischen Gründen ihre amerikanische Niederlassung nicht unter eigenem Namen, sondern eröffneten oft nur Büros in New York mit angemieteten Lagerhallen unter einem neuen fiktiven Firmentitel.
Dazu schickte man entweder Jemanden aus der Verwandschaft als Geschäftsführer oder suchte sich in den USA bereits etablierte Kaufleute, die den Markt bereits kannten.

Hier war es der 1898 geborene Charles S. Bresnick, der mit der BRESDUCK INC. 1932 ein Barbierzubehör-Geschäft in New York gründete.
Dieser verkaufte allerdings nicht nur die Rasiermesser von Dorp & Voos, sondern auch die von Lauterjung PUMA, die für ihn entsprechend gefertigt und gestempelt wurden.
Daher sicherte sich Paul Dorp vor dem Abschluß des Liefervertrages 1931 die Markenrechte für BEAU BRUMMEL und 1933 für das Zeichen Zweier Geschäftsleute über BB.

BeauBrummel BB Paul Dorp,Teichstr.24,Wald-Solingen (Dorp&Voos-DOVO) 1931+33.jpg

Hier ein #35 BEAU BRUMMEL aus dieser Zeit...

BeauBrummelCutlery Solingen-Germany #35 9-16'' Square Gal sw a+Box.jpg

BeauBrummelCutlery Solingen-Germany #35 9-16'' Square Gal sw b.jpg


Bresnick verkaufte das Barbierausrüstungs-Geschäft BRESDUCK in 1942 an David Pearlson der es ab 1947 als PEARLDUCK Inc. weiterführte.
Bresnik wurde Geschäftsführer der CORDOVAN CORP. 120 WalkerSt. NYC, die Sandalen produzierte. In Folge war Investor mehrerer Firmenbeteiligungen und Immobilienprojekte in New York. Er starb 1961 mit 63 auf den Bermuda Inseln an einem Herzinfarkt in Folge des tödlichen Flugzeugunfalls seines Sohnes Donald und hinterließ seine Frau Pauline und Tochter Carol.

Die Marken SATINEDGE und DUBL DUCK wurden 1951 + 1953 auf PEARLDUCK Inc. übertragen. Als Vertreter fungierte ein Rechtsanwalt aus Wuppertal.

Pearlson,David Pearlduck Inc. DUBL DUCK + SATIN EDGE 1951+53.jpg

Hier ein DUBL DUCK Satinedge aus dieser späteren Produktion...

DUBL DUCK Pearlduck Satinedge 6-8'' €289 revisor a.jpg

Mit scharfen Grüßen aus der Klingenstadt
Rainer
 
@SolingerStahl möchtest du dein Wissen nicht als Buch rausbringen, also als Nachschlagewerk? Das ist ernst gemeint. Ein Buch herauszugeben ist eine Schweinearbeit, das weiß ich aus Erfahrung, aber so ein Wissen haben doch nur wenige.

Es ist ja schon verrückt was wir aus unseren Hobbies so machen...
Manche sitzen einfach am Teich und angeln... nach zwei Jahren kennen sie jeden Fisch im Teich mit Vornamen... das reicht ihnen völlig... glückliche Menschen...!

Ich treibe es immer auf die Spitze... wenn ich was mache oder habe was mir Spaß macht, muß ich ALLES darüber wissen...
1995 aus Spaß einen 1958er Buick gekauft, kopfüber reingehangen, wortwörtlich, beide Arme bis zu den Ellenbogen in Rost und Öl... und den Kopf in der verfügbaren Literatur... Internet gab es zwar schon aber nur rudimentär.... 5 Jahre später den BUICK CLUB OF GERMANY gegründet den es noch nicht gab und 5 weitere Jahre als Präsi und Beratungsonkel weltweit geführt... prompt nach dieser Zeit gefragt worden, ob ich nicht mal ein Buch über alte BUICKs schreiben will... mindestens zweisprachig...
Anderes Hobby... Gußeiserne Werkstatt-Maschinenmodelle als Antriebsmodelle zu Spielzeug und Modelldampfmaschinen 1880-1950s... total bekloppte Sammlerniesche... mache ich jetzt seit ca. 10 Jahren und werde dauernd gefragt, ob ich nicht mal ein Buch über alte Antriebsmodelle schreiben will...
Mein erstes G.&E. HÄUSGEN Rasiermesser bekam ich 1995 von einem Rasuristi aus Mannheim als Artefakt zu meiner Solinger Familienforschung geschenkt... also weiter geforscht, gesucht und bis jetzt weitere 4 Häusgen-RM gefunden, dazu ca. 10 Tafelbestecksätze, 2 Vorlegebestecke, 3 Schneiderscheren, 1 Taschenmesser, alles von 1870-1930... und noch ca. 500 weitere RM anderer Hersteller, Hobel, Steine, Zubehör etc. etc. ... Von allem mußte ich natürlich die Historie genauso erforschen wie die unserer eigenen Familenprodukte...
Du bist nicht der erste, der mich fragt, ob ich nicht mal ein Buch darüber schreiben will... :flucht1

Aber ein Buch schreiben ist nicht nur eine zeitraubende Schweinearbeit, sondern auch gefährlich... ist es erst einmal gedruckt läßt es sich weder ändern noch ergänzen.
Wir alle lernen täglich an Wissen und Erkenntnissen hinzu, ich auch... Wir alle machen Fehler, aus falschen Schlußfolgerungen oder Vermutungen heraus, ich auch...
Was ich hier im Forum schreibe, kann morgen jeder Andere korrigieren und ergänzen. Ein Online-Compendium über Rasiermesser wäre vielleicht die Lösung, so ähnlich wie hier unsere Rubrik RASIERMESSER NACH HERSTELLERN. Nur verbietet hier die Forumsstruktur die Ergänzung oder Korrektur bestehender Daten, mann muß sich dann seitenweise vorarbeiten um ein Gesamtbild zu bekommen. In einem Online-Compendium könnte jeder (registrierte) Leser einen Datensatz kommentieren, was dann vom Ersteller in die vorhandenen Daten übernommen werden kann, egal ob Text oder Bilder.... und das ist wichtig, denn es gibt hier noch ganz andere Rasiermesser-Choriphäen als nur mich... !

Mit scharfen Grüßen aus der Klingenstadt
Rainer
 
Von außen betrachtet sind wir alle, die sich mit Rasiermessern beschäftigen, nicht wirklich normal. Habe ich heute wieder auf kleinanzeigen gemerkt, als ich dort ein Rasiermesser gekauft habe und mit der Verkäuferin ins Quatschen gekommen bin. Eine gewisse schräge Besessenheit gehört immer dazu. Mit der Besessenheit für ein Thema steigt auch der Wunsch, mehr darüber zu erfahren und neue Schlüsse aus diesen Erkenntnissen zu ziehen. Dann natürlich der Austausch mit der Community wie eben in diesem Forum. Nichts anderes passiert in der wissenschaftlichen Forschung. Da ich jahrelang in dem Umfeld gearbeitet habe, kann ich das gelassen beurteilen. In den Büchern über Solinger Schneidwaren stehen auch nicht fundiertere Erkenntnisse drin, als solche, die du hier mit uns geteilt hast. Aber du hast Recht, Wissen entwickelt sich und ist vielleicht später überholt. Aber genau für sowas gibt es eben Wikis. Das ist genau das, was du mit einem Online-Compendium gemeint hast. Man könnte einen Redaktionsprozess mit dem aufzubauenden Wiki definieren, so dass eine gewisse Qualität sicher gestellt ist. Also für die Technik konnte ich sorgen....
 
Wir sollten das hier abkürzen und @dirk bitten die letzten 3 postings inkl. diesem hier in den Off Topic Bereich

42 ... jenseits des Rasuruniversums​

unter der Überschrift RASIERMESSER-WIKI zu verschieben...

...dort könnten wir das ja mal weiter vertiefen...

LG Rainer
 
Ich als Unwissender diesbezüglich trau mich mal zu fragen, wenn hier schon die geballte Wissensmacht des Forums zur Verfügung steht.

Gibt es eigentlich irgendwo Anhaltspunkte, ob die verschiedenen …edge Namen der DublDuck (Wonder, Satin, Gold usw…) mit den Herstellern der Messer in Verbindung zu bringen sind?

Also ob Wonderedge z.B. ausschliesslich von Dorp & Voos hergestellt wurde und z.B. Satinedge von Lauterjung? - oder sind die Namen eher einer bestimmten Herstellungszeit zuzuordnen?

Oder wurde das willkürlich nach Auftrag „beschriftet“?
 
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