Forum der Rasur

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Pitting bei Rasiermesser restaurieren.

Egon

New Member
Ich grüße euch liebe Mitglieder!

Da ich versuche gerade ein Restaurationsproblem zu lösen, bin ich auf euer Forum gestoßen.
Vielleicht könnt ihr mir ja weiter helfen.

Ich fand eine schöne alte Rasiermesserklinge mit der Bezeichnung Wicawa, leider mit Roststellen.
Normalerweise würde ich sie vorsichtig von Hand abschleifen und hätte dann eine komplett blanke Klinge.
Doch die Goldätzung hat mir dermaßen gefallen, dass ich versuchen wollte den Rost so punctuell wie möglich zu beseitigen, in der Hoffnung, dass die Goldätzung weitestgehend erhalten bleibt.
So besorgte ich mir ein schonendes Rostentfernungsgel und trug es nach Anweisung auf. Doch leider griff dieses Gel nicht nur den Rost an, sondern auch widererwarten den gesunden Stahl und auch die Goldätzung, was mich sehr wunderte. Nun musste ich jetzt doch noch alles erstmal proforma abschleifen und sah nun dieses hässliche, recht tiefe Pitting, was teilweise sogar recht dunkel ist.
Wicawaklinge.jpg

Ich könnte durch weiteres Bearbeiten dafür sorgen, dass das Messer fertig wird und man sich auch wirklich damit rasieren kann, jedoch sieht die Klinge sehr hässlich aus. Mein Gedanke war, wenn ich die Klinge etwas penetrativer schleife, könnte ich das Pitting etwas aufflachen und vielleicht teilweise verschwinden lassen. Jedoch ist die Klinge so schön dünn ausgeschliffen, das würde ich nicht wagen. Und so bin ich erst einmal ratlos.

Ich frage nun euch, habt ihr vielleicht eine Idee, wie ich das hässliche Pitting vielleicht irgendwie verschwinden lassen kann, damit die Klinge nicht mehr so schlimm aussieht?

Herzliche Grüße
Egon
 
Hallo Egon,

wenn das Messer vollhohl ist, wirst du vermutlich nicht genug abschleifen können. Die Rostnarben sehen etwas tiefer aus.

Alternativ könntest du der Klinge ein "Blaupließ" Aussehen geben, also so abschleifen, dass bewusst minimale Schleifspuren überbleiben, die etwas die Rostnarben kaschieren können.

Viele Grüße

Sami
 
Ich danke euch Beiden für das Feedback.
Die vollhohle Klinge lässt, wie ich schrieb nicht mehr wirklich an Bearbeitung zu, es gibt leider auch kleine Scharten in der Facette, die jedoch erst nach dem Entrostungsgel auftraten, die werde ich bestimmt los. Könnte man das Pitting nicht vielleicht mit etwas metallischem auffüllen, das sie verschwinden lässt?
 
es gibt leider auch kleine Scharten in der Facette, die jedoch erst nach dem Entrostungsgel auftraten, die werde ich bestimmt los.
Zuerst einmal ein FDR:)…soviel Zeit muss sein…

Bei deinem Messer möchte ich, so leid es mir tut, wohl @Bavaria Blade beipflichten. Da hast ja geschrieben, dass Du das
Messer nach der Überarbeitung auch gerne zum Rasieren benutzen würdest, dazu solltest Du Dir aber wirklich erst einmal
die Facette bzw. die Wate genau anschauen. Ich weiß ja nicht, in wieweit Du mit optischen Hilfsmitteln ausgerüstet bist,
aber gerade der vordere Teil deiner Klinge läßt schon anhand deines Fotos darauf schliessen, dass da bereits der Lochfraß
durch den Rost bis an/in die Wate gewandert ist.

Ich hatte ein ähnlich betroffenes Messer, welches ich zuerst aufgearbeitet habe und dann zwar auch versucht habe zu schärfen,
dies dann aber letztendlich abgebrochen habe, da es quasi an der Wate nur noch aus einem „Loch an Loch“ bestand.

Unser oberster bordeigener Metallurge, der ehrenwerte @Goofy-bee hat an verschiedener Stelle bereits bemerkt, dass der
Rost, sei er offensichtlich noch so gut entfernt, dennoch ungesehen weiter agieren kann. Wird selbiger z.B. unter vermeintlichem
Rostschutz, wie etwa Öl o.ä. eingeschlossen, kann er sich dort, mit evtl. ebenfalls eingeschlossenen Sauerstoff erneut zu einer
Plage ausbreiten und sogar ungesehen bleiben und sich vergrößern bis es dann letztendlich zu spät ist.

Gruß
Gregor
 
Danke Daily Driver.

Oh, da sprichst du was an!
Die Kante, aus der die Wate wird sieht nicht am übelsten aus. Mir macht das tiefe dunkle Pitting auf der Klinge mehr Sorgen, Du hast es bereits gesagt, Rost kann sich erweitern.
Das ist das Problem. Wenn ich die Klinge vorsichtig hochschleife und sie sogar auf Hochglanz poliere, so erwische ich die tiefen Pittings nicht, diese könnten dann, so wie du sagst, das Rostproblem darstellen, das sich dann weiter führt. Also spiegelglänzende Klinge mit rauhen Kratern, die einer weiteren Oxidierung weniger entgegensetzen können als eine inertere polierte Oberfläche.

Deine Bedenken teile ich insofern. Nur, ich würde die Klinge gerne behalten und etwas daraus machen, sie ist sehr dünn ausgeschliffen und gibt einen schönen Klang ab. Demzufolge kann ich mir vorstellen, dass Rasuren damit sehr angenehm werden könnten. Rein spekulativ, man würde die Pittings verschließen, dann hätte man den Problemherd beseitigt. Aber wie? Wenn ich die gesamte Klinge vergolde, dann habe ich alles in einer feinen vielleicht 5 Nanometer dünnen Haut eingepakt. Da kann dann so viel Wasser rannkommen wie es will, da wird nichts mehr rosten. Das Dumme nur, man sieht die Pittings. Es gibt verschiedene 2-Komponenten-Knetmassen die teils auch metallisch sind, Alu, Titan, Stahl. Eine solche Stahlmasse dort ins Pitting reinarbeiten und dann irgendwie abwischen und gegebenenfalls dann die Klinge, mit getrockneter Masse vorsichtig schleifen, damit nur die Pittingnäpfchen gefüllt sind. Somit währe die Oberfläche egalisiert. Dumm nur, dass die Galvanisierung nur auf leitendem Material hällt. Die Knetmasse ist nur zum teil metallisch, der Rest wird Resin sein. Ich würde wirklich gerne wissen, wie ich das hässliche Pitting unsichtbar und ... gut, dass du es ansprichst...auch unschädlich machen kann.

Grüße
Egon
 
so erwische ich die tiefen Pittings nicht
Da empfehle ich dir, es einmal mit herkömmlichen Petroleum auszuprobieren, d.h. die Klinge komplett,
am besten einige Tage lang in ein Petroleumbad zu geben. Am besten dazu geeignet haben sich für mich
die Gläser von Würstchen, wie man sie z.B. im Penny des Vertrauens findet. Ob Du allerdings die Würstchen,
vielmehr, was da so genannt wird selbst vertilgst oder „Ollieirst“ :proud , ergo dem Recycling zuführst, bleibt dir
überlassen…;)

In das gesäuberte Glas einfach das Petroleum einfüllen und die Klinge hineinstellen, denn das ist der große
Vorteil dieser Gläser, die Klinge/das Messer „steht“ im Bade, das Petroleum kann also überall ungestört wirken.
Nach dem Bad kannst Du mit einer feinen Bürste, hier bieten sich z.B. Kontaktbürsten (Messingborsten)an,
Gefolgt von einer Zahbürste etc. Am Ende kann man alles noch mit Spüliwasser alles reinigen und es kann
dann weitergehen. Das Petroleum nicht wegkippen, sondern gut verschlossen in dem Glas an dunkler, kühler
Stelle aufbewahren…
 
Nur, ich würde die Klinge gerne behalten und etwas daraus machen
Runterschleifen, bis Du ein "Lochblech" hast und als feines Nudelsieb benutzen. :rolleyes: (der kam unhaltbar flach rein...)
Den Aufwand zu betreiben und immer nur von einem Behelfszustand einen anderen Behelfszustand zu kommen, ist das die Mühe wert?
Hat es einen nostalgischen Wert, dann so wie es ist belassen und als Vitrinenstück mit "Erklärkärtchen" ausstellen.
Ich würde wirklich gerne wissen, wie ich das hässliche Pitting unsichtbar und ... gut, dass du es ansprichst...auch unschädlich machen kann.
Das wird am schnellsten unsichtbar, wenn man das Messer entsorgt und zeitnah durch ein Neues ersetzt.
 
Rein spekulativ, man würde die Pittings verschließen, dann hätte man den Problemherd beseitigt. Aber wie? Wenn ich die gesamte Klinge vergolde, dann habe ich alles in einer feinen vielleicht 5 Nanometer dünnen Haut eingepakt. Da kann dann so viel Wasser rannkommen wie es will, da wird nichts mehr rosten. Das Dumme nur, man sieht die Pittings.

....jjjaaaaiiinn...

Ich habe jetzt lange das vergrößerte und verbesserte Bild Deiner Klinge angestarrt und würde behaupten, "die hat fertig"... zumindest als Rasiermesser.
Du wirst hier keine durchgängige Wate mehr erzeugen können, es sei denn Du geht tief zurück in die Dicke des Blattes, was nur ein 4/8 übrig lassen würde, zudem müßte die Schulter neu angearbeitet werden.

Wenn es jetzt nicht ein schnödes #60 WICAWA wäre, sondern etwas viel Wertvolleres und viel Selteneres, dann bliebe noch die Optik als Vitrinenstück damit zu retten, indem Du die Klinge verkupferst, abschleifst, verkupferst, abschleifst etc etc (...das kann bis zu 5 oder 6 x nötig sein...) bis schließlich die Poren mit Kupfer gefüllt sind. Danach kannst Du vernickeln und verchromen. Danach könnte man auch noch ein WICAWA Motiv neu lasern lassen...
Bei einer Hartverchromung hast Du den Hauch einer Chance, nochmal eine Wate ansetzen zu können, die dann aber durch den Beschichtungsaufbau verdickt ist und eher einen englischen Near Wedge Charakter haben wird.

Der Aufwand steht aber in überhaupt keinem vernünftigen Verhältnis zum Wert dieser Klinge.

Mit scharfen Grüßen aus der Klingenstadt
Rainer
 
Sehr interessant was du hier in den Raum wirfst.

Ja, die gesamte Klinge unsichtbar zu machen, in dem man sie entsorgt .... da währst du nicht der einzige in dieser Runde, jedoch so schnöde finde ich das Messer nicht. Ich mag es. Und ja, man kann sich auch etwas länger damit beschäftigen, das stimmt schon. Jedoch hat man das alte Schätzchen dann aber auch gerettet und zum funktionieren gebracht. Wohlgemerkt, das Stück wird wohl in den 50ern oder 60ern angefertigt worden sein. Man überlege sich, was das für Zeiten waren bis ins kleinste Detail, und wie alles damals war. Aus dieser Zeit stammt dieses Schätzchen, es währe wirklich ein Jammer, wenn ich dieser Klinge nicht die Chance gebe etwas zu werden. Die Idee, die Pittings mittels Galvaninsieren von Kupfer und Nachlschleifen zu schließen ist absolut interessant und genial. Auf so etwas komme ich nicht, siehst du?

Ja, die harte Verchromung zum Schluss würde vermutlich die Wate komplett stabilisieren können, jedoch würde ich, diese Papierdünne der Klinge nicht hergeben wollen.
Ich dachte mir, wenn ich durch Verkupferung die Pittings schließe und die Klinge dann komplett vergolde. Dann würde man keine Narben mehr sehen können, nur noch eine hochglänzende, makellose, glatte Klinge.
Die Optik währe dann gerettet und genau darum ging es mir. Ja, eine vollkommen durchgehende makellose Facette zu erreichen, ohne die Klinge unnötig zu verdicken sieht hier vielleicht schwierig aus. Jedoch habe ich mir das Stück noch einmal angesehen und mit Glück könnte man das Stück noch insofern retten, dass man noch mit ca. zwei "Zähnchen" in der gesamten Facette davon kommt.

Man frage sich nur hier an dieser Stelle, ob das der Rasur den Ast abbricht. Ich las von Menschen, die berichten von rupfenden Rasiermessern aus O1 Stahl, ob die gröbere Körnung dann so schlimm ist, dass das Messer wirklich so schlecht ist, zumal in Übersee diese zu Hauf mit Wonne benutzt werden. Genauso wie der R 41 von Mühle ... Das Biest! Wenn ich so das eine oder andere mitbekomme, wie sehr sich Menschen darüber auslassen, dann muss der Hobel ja ein Monster sein. Ich habe dieses Gerät und auch mit einer Featherklinge, selbst am Kopf fällt mir nicht im Traum ein, wurüber man da meckern sollte.

Auch wenn Männer mit empfindlicher Haut hier ihre Überraschung finden werden, so ist mir immer wieder aufgefallen, dass Dinge sehr übertrieben und dramatisiert werden. Ich glaube nicht, dass Messer aus O1 Stahl rupfen. Der R 41 wurde nicht in der Hölle geschmiedet...nur meine Erfahrung und wer weiß, vielleicht sind zwei kleine Zähnchen in einer langen Wate kein weltuntergang. Ich würde dieses Wagnis gerne eingehen. Falls die Rasur damit dann wirklich eine Tragödie wird, dann habe ich es wenigstens versucht. Wichtig war mir hier, das mögliche Nachrosten zu unterbinden und die hässliche Optik zu elliminieren und du mein Lieber, hast mir da sehr interessante Anreize gegeben. Was hältst du von meiner Idee?

Herzliche Grüße
Egon
 
Hast du einen besonderen Bezug zu dem Rasiermesser oder hat das Messer eine besondere Geschichte? Wenn nein, gibt es draußen viele andere Messer, die mit weniger Aufwand gerettet werden können. Nimm dir doch solche Messer an. Wie gesagt, es sei denn, das Messer hat etwas, was eine besondere Bindung zu dir hat (Ernst gemeint!).
 
Ich glaub dir, dass deine Anmerkung ernst gemeint ist. Eine persönliche BIndung hat das Messer nicht, jedoch finde ich die 7/8 Breite in verbindung mit dem Hohlschliff, der mich beim ersten Hinsehen schon so begeistert hat einfach Toll. Diese alte Machart in allem zieht hier alle Register und ich bin kein Mensch, der so ein Schätzchen einfach rauswirft.
 
Ich dachte mir, wenn ich durch Verkupferung die Pittings schließe und die Klinge dann komplett vergolde. Dann würde man keine Narben mehr sehen können, nur noch eine hochglänzende, makellose, glatte Klinge.

Ich bin zwar eigentlich Elektrik(technik)er, beschäftige mich aber aktuell mit der Sparte "Büsten, Schleifen, Polieren"... will heißen weder Elektrogavanik noch mechanisch erzeugte Oberflächen sind mir fremd... und beides in Kombination habe ich in meinem ehem. Oldtimerhobby durchlebt... grausam von der Zinkpest zerfressene Blinker- und Rücklichtgehäuse, verrostete Chromstoßstangen etc.... Teile die es nicht mehr zu kaufen gibt... über die Restaurierung alter Feuerwaffen, bis hin zur Rettung von Druckguß und Messing DE-Hobeln, die Jahrzehnte in irgendwelchen feuchten Kellern verbracht hatten und auch so aussahen... geschliffen, satiniert, verkupfert und vernickelt bzw. Dickschicht-versilbert... mal ganz abgesehen von den wahrscheinlich 250+ Rasiermessern, die ich in meinem Leben schon vor der Mülltonne gerettet habe...

Wie jede Politur, so ist auch die elektrolytische Beschichtung von Metallen ein ganz fieser Verräter jeglicher Schäden und Sünden der Bearbeitung die davor stattgefunden haben... d.h. erst recht eine Voll-Vergoldung im Nanobereich (die zudem einerseits Geschmackssache und andererseits nicht sehr haltbar ist) wird jegliche Qualität oder Fehler der Vorbearbeitungen verraten.

Um es vom Aufwand und den Kosten hier in Grenzen zu halten empfehle ich die mehrfache Verkupferung mit akribisch sauberem Abschleifen zur Füllung der Narben, ohne dabei Kanten wie Rücken oder Schulter zu verrunden und eine anschließende Vollverkupferung mit Weißvernickelung. Die schützt einerseits vor weiterem Rost, ist härter und verschleißfester als eine Vergoldung und sieht m.E. etwas authentischer aus als Gold. Duch die nur zweifache Beschichtung dürfte sich die Wate nicht wesentlich verdicken, so daß man weiterhin versuchen kann eine saubere Facette anzusetzen.

LG Rainer
 
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