Forum der Rasur

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Rasoirs Darwin

owlman

Writes More Here Than At Work
Darwin ist eine Traditionsmarke in der Nassrasur, die in den 1930er bis 1950er Jahren(?) DE-Rasierer in England hergestellt hat. Wegen der etwas außergewöhnlichen Form sind diese bis heute recht begehrt und in jüngerer Zeit verschiedentlich kopiert bzw. nachgebaut worden.

Die Namensrechte gehören seit 2017(?) einem Franzosen, der seitdem verschiedene Nassrasur-Artikel über den eigenen Shop rasoirsdarwin.com und über die Handelsplattform Etsy verkauft. Hauptsächlich sind dies eine Rasierseife (Zitrus-Ingwer-Duft; ich nehme auch etwas kräuteriges wahr) und ein Aftershave, bei denen das Geschäftsmodell augenscheinlich daraus besteht die beiden Produkte jeweils in einer großen Variation von Gefäßen anzubieten, von denen viele augenscheinlich auf dem Flohmarkt gekauft wurden. Andere Artikel sind Zubehör wie Leder-Etuis oder eine Bürste. Rasierhobel gibt es hingegen (noch?) keine.

Neuderdings gehören auch zwei Rasierpinsel zum Sortiment, ein Zweiband-Dachs und ein Synthetikpinsel (augenscheinlich ein "Boss"/"Game Changer"-Knoten oder etwas ähnliches). Ich habe den Dachs in einem vergünstigten Einführungs-Angebot erwischt.

Was als erstes auffällt, ist die recht aufwändige und prinzipiell liebevoll inszenierte Verpackung:

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Offensichtlich ist das Ziel bei der Inszenierung dieses Produkts und auch bei anderen, eine irgendwie vintage- bis piratenartige Swashbuckle-Ästhetik zu erreichen. Das klappt auch weitestgehend, wobei diese komische Tonne eher ein Reinfall ist, denn sie sieht in Natura ziemlich nach billiger China-Dekoware aus und eignet sich nicht wirklich zur Pinselaufbewahrung: Zum einen ist sie innen ziemlich rauh, so dass ich Angst hätte dass sie den Griff verkratzt, und zum anderen ist sie auch unnötig groß und wirkt wenig praktikabel in der Handhabung. Eine qualitativ hochwertige Pappröhre wie sie z.B. Mühle oder etwas simpler auch Edwin Jagger verwenden würde hier mehr bringen. Der handschriftliche Gruß in einem wachsversiegelten Briefchen ist aber ansprechend, und die Seifenprobe eine nette (wenn auch offensichtlich nicht uneigennützige) Geste.

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Zum Dachs-Pinsel selber:

Der Griff ist hochwertig; zu beanstanden habe ich lediglich, dass der orangene Mittelring ein wenig Bewegungsspielraum hat und geringfügig nach oben und unten wackelt. Das fällt je nach Handhabung auf, wenn man mit den Fingern Druck ausübt. Ich habe ein Weilchen gebraucht bis ich eine gute Handhaltung gefunden habe, denn der sehr breite Fuß ist schon eher ungewöhnlich. Letztendlich lässt sich der Pinsel aber sicher führen.

Der Knoten misst 24mm mit einem Außenloft von 54mm. Der Backbone liegt gleichwohl in einem eher hohen Bereich, da der Pinsel einen deutlichen Glue Bump zu haben scheint; dieser lässt sich erfühlen, und der per Zahnstocher-Methode gemessene Innenloft beträgt 42mm (zum Vergleich: Bei meinem SOC sind es 46mm). Im Gesicht ergibt das ein deutliches Massage-Gefühl. Die Spitzen sind weich, aber nicht unbedingt kuschelig. Insgesamt aber eine durchaus ordentliche Qualität.

Das Hauptargument für den Pinsel ist zweifellos seine Optik; sie fällt auf und funktioniert aus meiner Sicht ziemlich gut als so eine Art "Modern Vintage"-Stil, sprich zeitgemäß und gleichzeitig historisch anmutend. Als Gebrauchsgegenstand ist er gleichwohl auch absolut tauglich. Ein schönes Produkt, wenn man vergleichweise günstig ein bißchen was Extravagantes haben will. Muss man nicht haben, ist aber hübsch und gut einsatzfähig.
 
Vielen Dank für den ausführlichen Bericht. Gefällt mir optisch sehr gut der Pinsel!

Ich finde es immer wohltuend, wenn sich Sachen vom Mainstream abheben und in Form und Design etwas ausgefallener daherkommen. Und selbst, wenn die komische Tonne als Verpackung nicht so wirklich taugt, finde ich auch solche Ideen erfrischend.

Und wenn der Besitzer der Namensrechte sich jetzt noch dazu durchringen würde, den Darwin-Hobel neu aufleben zu lassen, würde ich mir (entgegen meinem bisherigen Vorhaben) in diesem Leben vielleicht doch noch mal einen Hobel kaufen.
 
Rasierseife (Zitrus-Ingwer-Duft; ich nehme auch etwas kräuteriges wahr) [...] die Seifenprobe eine nette (wenn auch offensichtlich nicht uneigennützige) Geste.
Eine kurze Ergänzung, weil ich die Probe heute mit dem Pinsel "eingeweiht" habe: Die Seife ist sehr ordentlich und erinnert mich von den Eigenschaften her an die L'Occitane Cade. Bei dem Duft meine ich ebenfalls etwas Wacholder wahrzunehmen. Laut Beschreibung sind die Duftnoten Orange, Zitrone, Zitronengras, Kampfer, Ingwer und Patchouli. Insgesamt frisch aber nicht süß, ganz angenehm.
 
Eine sehr schöne Vorstellung daumenh! Mit einem 42'er Innenloft hat dieser Pinsel auch bestimmt ein Hammer Backbone, so einen kurzen Loft sieht man eher selten.
Auch der Griff hat einen enormen Fuß, das ist mir vorher überhaupt nicht aufgefallen, aber grundsätzlich ein schöner Pinsel. Viel Spaß mit dem Franzosen;)
 
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