Forum der Rasur

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was macht ein Rasiermesser sanft?

Schwalbacher

FdR-Pate
ich erbitte Eure Meinung zur Titel-Frage:

Was genau macht ein Rasiermesser sanft?

In diesem Thread wurde bereits die Definition von "sanfter Schneide" diskutiert. Jetzt möchte ich wissen, was eine Schneide sanft macht.

Vielen Dank!
 
Zu allererst muss eine Schneide scharf sein. Aber wie bei so vielen Sachen, ist auch die Schärfe eine Definitionssache. Jeder empfindet Schärfe unterschiedlich.
Dann gehört für mich dazu, auf welchem Stein eine Klinge ihr Finish erhalten hat. Kunststeine machen m.E. Klingen eher ruppig und aggressiv. Natursteine schaffen m.M.n. die sanfteren Schneiden. Mein Favorit ist mein Thüringer. Andere stehen auf Japaner, der nächste wiederum auf Waliser oder Schotten. Die Geschmäcker sind eben verschieden.
Dann gibt es noch die Möglichkeit eine Klinge mit Paste nachzubearbeiten. Auch hier gibt es Vorlieben. Dann natürlich das ledern nach der Schärfung.
Da gibt es sehr viele Leder, die dafür verwendet werden können. Ob Cordovan, Juchten, Känguru, Walross, Ziege, Hirsch oder was auch immer; ob die verschiedenen Leder wirklich einen großen Unterschied machen, lasse ich mal im Raum stehen. @Hellas hat mal einen Blindtest gemacht und keinen spürbaren Unterschied zwischen den Ledersorten festgestellt.

Ein bisschen spielt natürlich auch der Stahl eine Rolle. Edelstahlmessern wird nachgesagt, dass sie nie so sanft zu schärfen sind, wie Kohlenstoffstahl; kann ich so nicht bestätigen, denn meine Friodur sind genauso sanft, wie die meisten Kohlenstoffstahlklingen. Einzig die Klingen aus O1-Stahl (1.2510) empfinde ich als ruppiger. Das Böker Abalone ist z.B. eine Klinge aus O1. Vermutlich weil der Stahl eine etwas körnigere Struktur aufweist und daher nicht so die Schärfe aufbauen kann, wie aus klassischem Silberstahl (1.2210), welcher normalerweise für Rasiermesser verwendet wird.
Auch trägt m.E. der Schliff der Klinge etwas dazu bei. Ich empfinde derbe, viertel- oder halbhohle Messer sanfter, als vollhohle Klingen.

Als Fazit würde ich sagen, je besser eine Schneide poliert ist, desto sanfter ist sie; vorausgesetzt man weiß mit Steinen und Leder umzugehen und macht die Schneide nicht beim schärfen oder ledern wieder stumpf.
 
A bisserl Klugscheißern…

Unser lieber Kollege @Nightdiver hat schon ausführlich und sehr treffend einige der verschiedenen Vorraussetzungen bzw. Möglichkeiten zur Erlangung einer sanften Schneide dargelegt. Ich für meinen Teil möchte aber zwei Faktoren anführen, die man sich nicht in Form eines feinen Steinchens (Welcher Art & Herkunft auch immer…) erkaufen kann, sondern die man sich erarbeiten muss…und das im wahrsten Wortsinn:

Geduld, Erfahrung und Neugier

Bei meinen ersten Schärfversuchen war beides noch nicht vorhanden und/oder ausgeprägt, dementsprechend waren die Ergebnisse. Auf der Suche nach meinem ersten Finisher wurde ich mit dem Allrounder Grey Slate fündig, glücklich jedoch nicht sofort. Ohne Geduld nur mal „ebend“ 30-40 Doppelschübe nahmen zwar dem NANIWA 10k seine Bissigkeit, von sanft* war das Messer aber noch weit entfernt. Da kam die Geduld ins Spiel, einigen Schärfberichten folgend ging ich anfangs von 30-40, max. 50 DS aus, das reichte mir im Ergebnis aber nicht zwingend, also „mal“ 80-100 DS gemacht, das Ergebnis gefiel mir schon besser, also auch Erfahrung gesammelt. Jetzt kam der Spieltrieb oder die Neugierde ins Spiel. Wie verhält sich der Stein z.B. mit einem anderen Medium als Wasser…Glycerin…Spüli…etc.

Als ich mit den Ergebnissen zufrieden war, kam das, was kommen musste bzw. irgendwann garantiert kommt…ein anderer Finisher. So geht dann alles wieder von vorne los. Grundlagen schaffen durch das Sammeln und Umsetzen von Informationen und Erfahrungen anderer, den neuen Stein kennenlernen und Erfahrungen sammeln, dem Spieltrieb/der Neugier freien Lauf lassen und z.B. mit anderen Medien experimentieren.

Auch der beste Finisher bringt nur ein sehr gutes Ergebnis, wenn derjenige, der vor dem Stein sitzt, sich auch mit dem Stein beschäftigt, sowohl in Theorie wie auch vor allem in der Praxis. Mit einem „mal ebend“ wird das wohl mit keinem Stein funktionieren, die Geduld ist m.E. der Schlüssel zum Erfolg, zusammen mit den daraus folgenden Erfahrungen werden die Ergebnisse mit Sicherheit zufriedenstellender.

Wie sagen Mr. Miyagi…vor und zurück, vor und zurück, vor und zurück, vor un… :lol

*) Natürlich meine subjektive Empfindung


Gruß
Gregor
 
Wenn eine Schneide nicht (richtig) geschärft und durch ledern poliert ist, oder der Stahl der Klinge grobkörnig ist, bildet die Schneide durch Ausbrüche beim Schärfen oder durch die Rasur und den Barthaaren eine Art Sägemesser.

IMG_2132.jpeg

IMG_2130.jpeg

An diesen Sägekanten bleiben die Barthaare hängen und werden nicht richtig geschnitten, sondern halbwegs gerissen.

IMG_2131.png

Das abreißen statt zu schneiden nimmt man dann als unsanft wahr. Nicht anders als bei einer Rasierklinge im Hobel. Zu dem kommt noch, dass das Messer, je dünner es ausgeschliffen ist, mitschwingt, an den Haaren hängen bleibt, das Haar irgendwann dann doch schneidet oder reißt und zum nächsten Haar federt, um dort wieder hängen zu bleiben. Das nimmt man dann als rupfen oder reißen wahr.
Derbe, viertel- oder halbhohle Klingen federn nicht nach. Daher gibt es das rupfen und reißen bei diesen Klingen nicht in dem Maße. Wenn es allerdings, wie oben schon angesprochen, einen Sägezahnstruktur aufweist, ist es trotzdem unangenehm bei der Rasur.

Eine perfekt geschärfte und polierte Schneide gleitet ohne rupfen oder reißen durch das Barthaar. Das ist das, was man als sanft empfindet.
Auf den animierten Bildern sieht man auch schön, dass die Klingen nahezu perfekte Schneiden hat und das Barthaar sauber schneidet und man von dem Schnitt (nahezu) nichts spürt.

IMG_2129.gif

IMG_2128.gif
 
Wobei diese Animation etwas von der Realität abweicht. Menschliches Haar hat eine Schuppenstruktur und die Klinge kann es nur dann abschneiden, wenn sie in dieser Schuppenstruktur "einrastet". Darum funktioniert der Haartest auch nicht mehr wenn man das Haar andersherum hält. Also nicht an der Wurzel, sondern an der Spitze hält. Aber ansonsten würde es ungefähr so aussehen wenn eine Klinge ein Barthaar abschneidet.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wobei diese Animation etwas von der Realität abweicht.
Schade nur, das du komplett falsch liegst, denn das SIND Aufnahmen von einem Barthaar, das abrasiert wird.

Die Bilder kommen aus diesem Artikel:
 
Schade nur, das du komplett falsch liegst, denn das SIND Aufnahmen von einem Barthaar, das abrasiert wird.

Die Bilder kommen aus diesem Artikel:

"The apparatus consists of a movable stage, with two clamps on either side, one to hold a razor blade and the other to anchor strands of hair."

Er hat eine Vorrichtung gebaut, die unter dem Elektronenmikroskop das Abschneiden der Haare nachbildet. Das sieht dann wohl etwas anders aus.
Was mich auch etwas verwundert, es sind keine Fibrillen in der Haarstruktur zu sehen. Wenn ich im Internet nach elektronenmikroskopischen Aufnahmen von menschlichem Haar suche, sehen die Bilder, die ich finde, etwas anders aus. Eine Erklärung dazu habe ich jedoch nicht. Die muss sich jeder selbst suchen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Das die Bilder unterschiedlich aussehen liegt doch primär am Zoom-Faktor. Und in dem Artikel mit der Detailaufnahme des Haares wurde auch die Strahlgeometrie (Winkel) verändert, damit man das überhaupt erkennen kann.
Auf dem "Video" kann man doch die Schuppenstruktur leicht erkennen. Zumindest bilde ich mir ein, die zu sehen. :proud
 
Vielleicht gibt's ja auch Menschen mit mehr oder welche mit weniger schuppigen Haaren. Wie bei den Fischen ... :flucht1
 
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