Forum der Rasur

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Boellis Panama 1924

Rotznase

FdR-Pate
Auf die Panama wurde ich durch eine Probe von Soulobjects aufmerksam, die bei Seifen-Bestellungen immer mit im Paket zu finden ist.
Leider war die Seife bereits ausverkauft und so musste ich längere Zeit warten, bis der Nachschub den Weg aus Italien nach Berlin findet.

Die Seife (150 ml) wird in eine schicken, aber leider auch etwas empfindlichen Aludose geliefert. Die Konsistenz der Crema da Barba liegt etwas über der Cella und lässt sich gut mit Pinsel aufnehmen oder mit Spatel aus dem Tiegel entnehmen.
Das Aufschäumverhalten ist sehr gut und es lässt sich ein sehr feinporiger, cremiger und stabiler Schaum erstellen, der auch dann zu keinerlei Auffälligkeiten neigt, wenn er sehr warm im Tiegel aufgeschlagen wird. Die Seife ist relativ tolerant beim Wasser-und Seifenmanagement und lässt sich gut einstellen.
Die Gleitwirkung ist auf einem sehr guten Niveau und weder bei Hobel- oder Messerrasuren feht da gefühlt der schützende Film.
Nach der Rasur fühlt sich die Haut gepflegt an, bei einem zuviel an Seife kann sich dies jedoch auch in ein Gefühl von "Überpflegtsein" äussern. Letzteres ist mir mit einem überladenen Dachs bei der Gesichtsschäumung passiert und nach der Rasur war die Haut recht fettig. Ebenfalls trat dabei nach der Rasur eine leichte Rötung der Haut auf. Bei normaler Dosierung treten die Probleme jedoch nicht auf. Insgesamt ist die Seife doch recht gut verträglich.

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Der Duft:

Dar Duft soll angeblich der der Panama-Linie folgen, nur das ich viele der Noten des EdC`s in der Seife nicht wiederfinde.
Bei Soulobjects wird von Zitrone, Tabak und Vanille geschreiben um im Verlauf der Beschreibung auf die Duftbestandteile des EdC zurückzugreifen.

Letztlich muss ich mich da auf meine Nase verlassen und eine eher allgemeine Duftbeschreibung meines Eindrucks abliefern.
Erstmal find ich keinerlei zitrische Noten in der Seife wieder, dann schon eher Tabak den ich aber als Sandelholz interpretieren würde, eine leichte cremig/pudrige Note die sehr angenehm ist und den Sandelholzton nicht überlagert. Eine leichte nicht vordringliche Frische rundet nach unten ab und vermeidert das der Duft ins altbackene abgleitet, dazu eine Würze die sich aber meinem Identifikationsversuch entzieht. Insgesamt fällt der Duft durch seine Eleganz, Wäme und dem Zusammenspiel der Komponenten auf, als durch die Vordergründigkeit einzelner Düfte. Die Intensität des Duftes würde ich mit einer 4-5 auf einer Skala von 1 bis 10 einstufen. Intensiv genug um deutlich wahrgenommen zu werden, aber nicht intensiv genug um schnell einen Überdruß zu erzeugen.

Für mich gehört die Seife zu den absoluten Highlights, da sich ein wundervoller Duft und gute Eigenschaften ein Stelldichein geben.


Inhaltsstoffe:
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Links:
soulobjects.de
panama1924


Gruß
Michael
 
Boellis Panama 1924

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Dass die Boellis Panama 1924 noch nicht vorgestellt wurde, ist schon recht erstaunlich. Denn da haben wir ein wahres Schätzchen. Und das nicht nur unter den Vertretern
italienischer Mandel-Weichseifen. Vermutlich schreckt viele der zunächst hoch wirkende Preis ab. Kann man verstehen, bekommt man mit der Cella, Vitos oder 3P für kleines Geld schon richtig klasse Seifen aus dem Genre der Marzipan-Fraktion. Aber dazu später etwas mehr.

Zuerst möchte ich erwähnen, dass die Boellis Panama 1924 im Block eine völlig andere Seife ist als die Panama 1924, die man in der blauen Dose bekommen kann und für die es ja auch schon einen Strang gibt. Die hier vorgestellte gibt es nur als 250g Block, ist im Gegensatz zu der Schwester eine talgbasierte Seife und ist wie schon erwähnt mit dem typischen, aber doch etwas anderen Mandelduft auch olfaktorisch komplett anders. Von besagter pflanzlicher Seife hatte ich vor Zeiten mal eine Probe. Die hatte aber keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Das sieht hier bei der Schwester aber so was von anders aus.

Das Haus Boellis ist übrigens ein familienbetriebener Barbier-Salon in Neapel und diese Seife quasi der "Hauswein" des Salons. Es heißt, dass die Seife aus der Erfahrung des jetzt fast hundertjährigen Hauses erwachsen ist. Wie viel die Familie bei der Rezeptur und Herstellung mitmischt und/oder mitgewirkt hat, weiß man natürlich nicht. So wie andere auch, wird Michele Boellis die Seife irgendwo herstellen lassen. Der Name "Panama" ist eine Reminiszenz an den verstorbenen Großvater der Familie, der der Mitbegründer des Salons, und dessen Markenzeichen ein "Panama-Hut" war. 1924 geht, wer hätte es gedacht, auf das Gründungsjahr des Barbier-Salons zurück.

Beginnen werde ich mit der Verpackung. Wer für schöne und edle Aufmachungen ein Auge hat, wird hier voll auf seine Kosten kommen. Selten habe ich eine so liebevolle Präsentation einer Rasierseife erlebt. Die Seife selbst ist in Folie verpackt und mit Schleife und kleinem Firmenschildchen versehen. Dann wiederum in ein dunkelblaues Papier eingeschlagen und mit einem schmucken Karton versehen. Alles sehr edel und geschmackvoll gestaltet. Da macht Auspacken richtig Spaß. Ich mag so etwas, auch wenn eine aufwändige Präsentation natürlich keine Aussage darüber tätigt, was eine Seife oder Creme dann im Gesicht tatsächlich kann. Bei der Rasur muss geliefert werden, aber Punkte sammeln kann man im Vorfeld ja auch schon mal. Und das finde ich bei der BP ziemlich gelungen. Zusätzlich gibt es für einen stolzen Preis auch eine Keramikschale von Boellis, die mir persönlich aber nicht so sehr zusagt. Eine meiner dunkelblauen Keramikschalen machen sich für meinen Geschmack deutlich besser.

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Wir haben hier also schon wieder eine Mandelweichseife, diesmal im höherpreisigen Segment. Hat man mit den schon vorher genannten nicht schon ganz erstklassige Vertreter dieser Art mit ganz ausgezeichneten Rasureigenschaften? Für manch einen gelten Cella oder Vitos schon als unübertreffbar, wenn es um die reinen Qualitäten im Gesicht geht. Was soll da noch besser sein können? Nun, es gibt Seifen, die machen ihren Job ganz hervorragend und haben dann noch eine ganz persönliche Qualität oder Note, die für den einen oder anderen dann bedeuten, dass sie unverzichtbar wird. Und es gibt manchmal Seifen, die eben dies auch können und zusätzlich das Kunststück vollbringen den Moment eines unvergesslichen Rasurerlebnisses zu schaffen. Und das dann (manchmal erst wenn man sie kennengelernt hat) sogar noch auf Dauer liefern zu können. Die Mitchell's wäre da zeitweise so eine für mich. Bei der BP waren meine Erwartungen nicht wirklich in diesen höchsten Regionen angesiedelt, obwohl sie sich in anderen Foren bei so manch einem rasurbegeistertem Zeitgenossen dieser Bewertung erfreuen darf.

Von der Konsistenz her ist die BP eine recht typische italienische Weichseife. Fest genug, um in handliche Stücke geschnitten zu werden, die im Gegensatz zu manch einer Croap bei normalem Fingerdruck auch nicht die Form verlieren. Aber eben auch weich genug, und so spielend leicht in jedwedes Behältnis verfrachtbar. Farblich ähnelt sie meiner jetzt schon "in die Jahre gekommenen" Cella und ist damit ein klein wenig gelblicher als elfenbeinfarben. Meine Vitos sieht gegen die BP fast schneeweiß aus.

Die Seifenaufnahme und Schaumzubereitung verhält sich ebenfalls so, wie man es von dieser Gattung Rasierseife kennt. Einfacher geht kaum. Unter diesen Weichseifen gibt es zwar auch da geringfügige Unterschiede, aber wirkliche Probleme hat da bei mir noch nicht eine bereitet. So auch die BP. Sie ist eher eine, bei der man eher mal ständig zu viel Material im Pinsel oder in der Schale hat. Nach einigen Einsätzen zeigte sich, dass 10-sekündiges Rühren mit der Sau und eher das Doppelte mit dem Dachs (je nachdem wie stramm er halt ist) völlig ausreichen, um das Gesicht drei bis vier Mal komplett mit einem Schaumteppich zu versehen. Und dieser Teppich ist einfach nur fett. Feinstporig, reichhaltig und mit der jeweiligen Zugabe von Wasser in die gewünschte Konsistenz steuerbar. Das Toleranzspektrum, in der die BP auch bestens funktioniert, scheint sehr breit zu sein, die oben schon erwähnte "Traumrasur" benötigt dann aber wohl etwas mehr Feinjustierung in der Art des Lathers.

Womit wir bei den Rasureigenschaften angekommen sind. Und um die geht es dann ja wohl am meisten. Kurz gesagt ist das Ganze einfach nur ein Träumchen. Von der Einweichwirkung, die bei mir in letzter Zeit mehr und mehr eine Rolle spielt, da in zunehmendem Alter anscheinend auch die Barthaare störischer werden, über die Gleit- und Schutzeigenschaften bis hin zur Nachpflege ist alles auf allerhöchstem Niveau für mich. Letzterem messe ich nicht ganz so viel Bedeutung bei bzw. ich mag es nicht, wenn die Pflege einer Rasierseife bedeutet, dass meine Gesichtshaut sich den ganzen Tag eingecremt anfühlt. Die BP fettet gut nach, was auch andere Fans bestätigen, aber eben ohne ein klebriges Gefühl zu hinterlassen, wie manch andere Seife das gerne mal macht. Auch der sogenannte "Ghostlather", also das was das "Übrig-Gebliebene" kann, wenn die Klinge schon ein, zwei Mal über die Haut gefahren ist, weiß zu überzeugen. Das alles hat die BP jetzt schon so oft bei mir so grandios abgeliefert, dass ich mehr als ein Mal direkt nach der Rasur und auch noch später am Tag ein "Wow" vor mich hingegrinst habe. Das haben in der Form die günstigeren Schwestern nicht hinbekommen, ohne ihre hohe Qualität in Frage zu stellen. Das bekommt nur noch eine andere italienische Mandeldame auch so hin. Zu der sage ich an anderer Stelle etwas.

Der Duft. Bekanntlich entscheidet er bei den meisten, in manchen Fällen auch unbewusst darüber, ob eine Seife oder Creme auch tatsächlich erfolgreich ist. Ich glaube die Nase entscheidet viel mehr als wir uns eingestehen und so manche, sensationell duftende Seife hat sich in die feste Rotation gemausert ohne qualitativ mehr als höchstens Durchschnitt zu sein. Hier haben wir also Mandel, Marzipan, wie auch immer man es nennen will. Ich mag das, habe immer wieder Heißhunger darauf und sollte ich mich für ein Genre von Düften entscheiden müssen, wäre dieses italienische Mandelgedöns neben Sandelholz und Lavendel auf jeden Fall in der Auswahl. Aber da gibt es natürlich Unterschiede. Wir haben da Vertreter, deren "Interpretation" ich nur als extrem künstlich empfinde und eher die Nase rümpfe. Auch in der Intensität vertun sich so einige. Die Figaro ist für meinen Geschmack so eine. Und im Gegensatz dazu haben wir sehr natürliche, oder natürlich wirkende Düfte, an denen ich mich nie satt riechen kann. Absoluter Lieblingsmandelduft für mich ist die Mandelseife von Klar. Da kommt die BP nicht ganz heran, aber ihr Duftauftritt ist dennoch sehr edel. Der Vitos nicht unähnlich, aber etwas weniger süß und auch weniger kräftig. Leiser aber die ganze Zeit präsent und für mich einer der gewinnenden Düftchen im Mandelbereich. Muss man aber natürlich mögen. Wer mit Marzipan beim Rasieren nichts am Hut hat, wird der BP nicht mehr als ein paar seltene Sondereinsätze geben.

So, jetzt haben wir noch den Preis. Grundsätzlich ist die BP nicht teuer. Im Vergleich zu den schon öfter angesprochenen, hochqualitativen Konkurrentinnen aus Italien sieht das zwar so aus. Aber bei einem Preis von 1,60 - 2,20€/100g (wenn man sie im 1kg Block kauft) kann auch eine Arko oder ein Palmo-Stick nicht mithalten. Das ist nicht unbedingt der Maßstab. Rechnet man den 250g Block runter, liegen wir bei knapp 17,-€/100g. Das ist ein Bereich, der bei vielen Rasurverrückten hier beim Stöbern bei den z.B. US-Artisans einen ganz normalen Mittelwert darstellt. Naja, vielleicht ein klein wenig höher, aber das Preissegment ist das Gleiche. Da gibt es im italienischen Mandelbereich ganz andere Kaliber. Auch dazu woanders mehr.

Ist die BP das wert? Schlägt sie eine Cella oder Vitos so deutlich, dass das fast zehnfache gerechtfertigt ist? Nun, das muss jeder für sich ausmachen. Ich sage ganz klar ja! Sie schlägt Cella, Vitos und 3P spürbar. Es sind keine Welten, aber es wirkt so, als hätte ich eine Highend-Cella oder - Vitos benutzt. Und bekanntlich sind die letzten Prozent an Verbesserungen auch die teuersten. Die BP liefert mir ein Erlebnis, das mir die Konkurrentinnen nicht, keine US-Artisan Seife, und auch nur ganz wenige andere bisher liefern konnten. Gute und sehr gute Rasuren hatte ich zu Hauf in den letzten Jahren, das "Wow" kam aber selten (in den vergangenen Monaten dafür aber incl. der BP schon mit zwei Neuzugängen; dazu eben auch an anderer Stelle mehr) .

Empfehlung?

Unbedingt! Auch, wenn sie nicht in kleineren Portionen angeboten wird. Abnehmer zum Probieren werden sich immer finden. Wer auf Mandel steht, für den ist das Probieren der BP schon fast Pflicht. Ein exklusives und allerfeinstes Seifchen hat da bei mir Einzug gehalten, das ich schon jetzt nicht mehr missen möchte.
 
Vielen Dank für die Beschreibung !
Ich hatte die Boellis Panama die ganze Zeit im Auge, habe aber wegen der Erfahrungen mit der Cella immer zurückgezuckt. Auf Dauer ging mir deren süßliche Marzipan-Duft dann doch auf den Keks.
Vielleicht zucke ich beim nächsten Mal dann doch nicht zurück.

Gruß
Michael
 
@Rotznase

Süß ist die BP ebenfalls, das sollte man nicht vergessen. Die Cella ist von der Intensität nur einiges aufdringlicher und hat ja zusätzlich noch das süße Kirscharoma im Duft. Der fehlt bei der BP gänzlich.
 
@Rotznase

Süß ist die BP ebenfalls, das sollte man nicht vergessen. Die Cella ist von der Intensität nur einiges aufdringlicher und hat ja zusätzlich noch das süße Kirscharoma im Duft. Der fehlt bei der BP gänzlich.
Danke für die Präzisierung.
Ich denke auch bei der Cella war die Aufdringlichkeit des Duftes das Kernproblem, irgendwann war es dann too much.
Ich kenne von Boellis nur die Panama in der blauen Dose, aber deren Duft und Eigenschaften sind super. Wenn der Marzipan-Block in die gleiche Kerbe schlägt... na dann brauche ich wohl einen passenden Tiegel :lol

Gruß
Michael
 
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