DailyDriver
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Es gibt neues aus der Riemenwerkstatt,
mein Self-Made-Riemen IV
mein Self-Made-Riemen IV
Ich habe ja vor so ziemlich genau 1 Jahr den QUERCUR Shell Cordovan Abziehriemen vorgestell und auch seit dem vor nahezu jeder Rasur mit dem Messer genutzt. Ich bin nach wie vor sehr mit dem Riemen zufrieden und ich möchte auch genauso wie vor fast 1 Jahr meine Empfehlung für diesen Riemen aussprechen. Das einzige, was mich bisher bei dem Riemen ein wenig gestört hat, ist die Tatsache, dass er aufgrund der geringen Lederstärke bauartbedingt dazu neigt, unter Belastung die Seiten ein wenig aufzuwölben. Im Fachstrang habe ich erst kürzlich ein kurzes Review geschrieben, in dem es u.a. auch um diesen Umstand geht. Das Unternehmen QUERCUR bietet auf seiner Homepage nicht nur diesen kompletten Abziehriemen an, sondern für den Fall erhöhten Verschleiß, Schnitte und/oder Defekte nur das reine Leder inkl.. einem Satz Schrauben als Ersatz an. D.h. für den Fall der Fälle nimmt man am alten Riemen die oberen & unteren Beschläge ab, tauscht das Leder aus und hat quasi einen neuen Riemen. Mein Abziehriemen ist noch nicht so stark verschlissen, dass ein Austausch nötig ist, dennoch habe ich mir das Ersatzleder bestellt…und zwar um einen eigenen Riemen damit zu kreieren, den
QUERCUR Shell Cordovan 2.0
Ich habe das Ersatzleder mit einem Abziehriemen aus Rindleder durch verkleben kombiniert. Als Ergebnis ist ein Abziehriemen entstanden, der somit 2 verschiedene Möglichkeiten bzw. eine Kombination zum Abziehen des Rasiermessers bietet. Durch das Verkleben (übrigens wieder mit KÖVULFIX) hat der Riemen eine Gesamtstärke von 5mm erreicht und hat ein, sagen wir mal in Worten aus der Beschreibung eines Rasierpinsels, „Strong Backbone“ erhalten. Dieser Umstand wird sich mit Sicherheit im Laufe des Gebrauches wohl etwas verringern, dennoch bleibt ein großes Plus erhalten…selbst unter starkem Zug wird er die Seiten/Ränder nicht mehr aufwölben.
Beim Bau hatte ich mir im Vorfeld zwei Schwerpunkte gesetzt, zum einen wollte ich besonderes Augenmerk auf die Bearbeitung der Kannten legen, zum anderen wollte ich erstmals die Einfassung der Beschläge nicht mit einer Nähahle machen, sondern ich wollte hier erstmals mit einer sog. „Sattlernaht“ vernähen. Bei den Kannten galt es zu Anfang die unterschiedlichen Breiten beider Riemen auszugleichen, dazu schnitt ich nach dem Verkleben den breiteren Cordovanriemen auf das Maß des Rindlederriemes zurück. Das gelang mir zum Teil nicht immer fein und genau genug, daher wurde hier u.a. mit unterschiedlichen, immer feiner werdenden Schleifpapier nachgearbeitet. Final habe ich die Kannten mit einem Kanntenpolierer aus Hartholz so lange bearbeitet, und glaubt mir, das hat wirklich gedauert, bis diese letztendlich glatt und poliert waren. Auf Chemie oder auch Natur, wie etwa Wachs o.ä. habe ich gänzlich verzichtet, um der Gefahr vorzubeugen, dass sich diese Stoffe auf die Schneidkannte des Messers setzen. Dennoch hat sich die Mühe gelohnt, es gibt keinerlei Lederfusseln oder so kleine Fitzelken an den Kannten, die sich dann beim Abzug des RM ablösen könnten.
Beim Vernähen habe ich mir im Vorfeld einiges an Anleitungen und Videomaterial als Grundlagenforschung angeschaut und bin zu dem Schluß gekommen, die Sattlernaht ist einerseits zwar kein Hexenwerk, andererseits bin ich aber so schlau gewesen, zuerst an einem abgeschnittenen Riemenstück zu üben. Dies hatte den Vorteil, dass ich über die identische Verklebung und somit Lederstärke/Zusammensetzung wie beim späteren Original verfügte. Hier möchte ich wiederum meinen vollen Respekt ggü. dem Handwerk des Sattlers, Feintäschner, Schuhmacher & Co. aussprechen, meine Herrn‘, das ist nicht nur Schwerstarbeit, sondern auch eine knifflige dazu. Mit der Schwertahle durch die 4 verklebten Lederschichten zu kommen, dabei immer den gleichen Winkel der Schwertahle einzuhalten und auf der anderen Seite auch im gleichmäßigen Abstand wieder rauszukommen, das ist Handwerk höchster Kunst. Mir ist dies nicht gelungen, soviel gebe ich zu, daher habe ich beim Vernähen des Riemens einen Kompromiss gewählt. Ich habe die Löcher mit einer Rundahle vorgestochen, ist auch schwer, aber man kann dabei das Werkstück auflegen und mit einem kleinen Klopfer nachhelfen. Das Vernähen aber, das habe ich dann wie bei einer „echten“ Sattlernaht gemacht, herausgekommen ist mein bisher bestes Nahtbild…das Auge rasiert ja schließlich mit.
Die „technischen Daten“ zum Riemen…
Länge über alles: 62 cm
Nutzlänge: 44,5 cm
Breite: 7,0 cm
Anm.: Die relative kurze Länge ergibt sich aus dem Umstand, dass das Ersatzleder von QUERCUR bereits mit vorgestanzten Löchern zur Aufnahme der Verschraubung mit den Beschlägen geliefert wird. Dieser Teil, ca. 30mm, habe ich abtrennen müssen, da sonst die Löcher genau in die Naht hineingeragt wären.
Gruß
Gregor
Materialien & Bezugsquellen
QUERCUR
Lederversand Berlin
Der Lederriemen (Rindsleder)
Karabinerhaken & D-Ring
Buch- bzw. Gürtelschrauben
Kövulfix