Forum der Rasur

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Marco Method

maranatha

FdR-Pate
Gold FdR-Pate
Ich bringe das mal in einem neuen Strang unter, weil ich es schon besonders bemerkenswert finde. Vor kurzem fand dieses Thema im Thread der LPL Seife Erwähnung. Und dort wie im Original geht es um Schwierigkeiten beim kreieren von bestem Schaum. Benannt ist diese Methode nach einem User bei den Kollegen von Badger & Blade in Übersee, der sie dort vorgestellt hat. Sie ist nicht von ihm, ist auch nichts revolutionäres oder kompliziertes, aber dennoch durchaus in der Lage gewesen mich in Erstaunen zu versetzen welche Steigerung in den Rasureigenschaften einer Seife durch eine etwas andersartige Anwendung möglich ist. Wer Lust hat sich den originalen Beitrag durchzulesen, kann das hier machen. Ich versuche das Ganze einmal in eigene Worte zu bringen, damit wir es auch hier im Forum haben.

Anwendung fand es bei mir mit verschiedenen Seifen. Den weichseifigen Italienerinnen wie auch manchen Hartseifen wie Harris oder Klar. Bei mir persönlich war die Qualitätssteigerung bei den Weichseifen aber am größten. Kurz gesagt beinhaltet diese Vorgehensweise das Prinzip: viel Wasser im Pinsel, viel Materialaufnahme, Anrühren dieser zunächst dünnen Plörre zur gewünschten Konsistenz in Schale oder gleich im Gesicht. Es ist der Gegenpol zum sparsamen Materialeinsatz, zu dem ich oftmals neige um zu schauen, mit wie wenig man immer noch das Optimum einer Seife oder Creme erzielen kann. Von daher bieten sich für diese Prozedur natürlich z.B. die Italienerinnen an, die im 1kg Block im Vergleich zum Rest der Seifenwelt ja fast nichts kosten. Man kann so richtig im Materail aasen und braucht hier nun gar nicht aufs Gramm schauen, weil 100g nicht wie oftmals 15-30 € kosten. Aber darum soll’s hier gar nicht gehen. Die Versuche mit dieser Methode haben jedes Mal wieder meine „Erkenntnisse“ mit sparsamen Einsätzen von Seifenmaterial Lügen gestraft. Schlichtweg deshalb, weil die Rasur damit noch besser wurde. Schon fast unverständlicherweise bin ich trotzdem immer wieder zur sparsameren Anwendung zurückgekehrt, fragt mich nicht warum.

Also, Grundlage des ganzen ist, wie schon erwähnt, viel Wasser im Pinsel. Wie Marco bevorzuge ich bei dieser Methode die Sau. Gerade bei den italienischen Weichseifen erzielte ich mit der Schweineborste die überzeugendsten Ergebnisse. Natürlich geht das auch mit einem Dachs, theoretisch ja eigentlich besser, weil er meist in der Lage ist Wasser besser zu halten. Dennoch klappt’s bei mir besser mit der Borste. Dabei wässere ich diese komplett voll mit Wasser, ziehe sie kopfüber, also mit den Haaren nach unten aus dem Wasser und lasse lediglich das Wasser wieder aus dem Pinsel heraus, das von alleine herausfließt bzw. kurz danach nur noch raustropft. Dann geht’s in die Seifenaufnahme. Es bietet sich an die Seife in einer Schale eingetopft zu haben, die nicht kleiner ist als, sagen wir mal ein „Tabac-Bowl“. Ein noch größerer Durchmesser ist eher von Vorteil. Mittlerweile gehe ich relativ langsam vor. Zwei Umdrehungen pro Sekunde, um mal eine Vorstellung zu bekommen, und komplett ohne Druck. Sogar vom Eigengewicht des Pinsels nehme ich noch so viel weg, dass höchstens der erste Zentimeter der Borsten sich umbiegt. Das kann man aber für sich selbst zum optimalen Druck bringen, sowie die genaue oder beste Vorgehensweise nicht pauschal zu benennen ist, sondern von den Eigenschaften und Fähigkeiten des Pinsels abhängen. Die langloftigen Omega 10049 oder 21762 „Italian Flag“ gehen wie beschrieben sehr gut bei mir. Ein etwas kürzerer Zenith verträgt nicht ganz so viel Wasser ohne später in der Gesichtsanwendung nicht eine komplette Sauerei im Bad zu veranstalten. Ich rühre mit diesem geringen Druck ca. 40 sek., also etwa 80-100 Umdrehungen. Die zunächst wässrige Suppe entwickelt sich zusehends über eine milchige in eine cremige Flüssigkeit, etwas dicker als z.B. Sahne. Ich nehme zum Schluss noch von der Creme, die noch nicht im Pinsel hängt, so viel wie möglich mit dem Pinsel auf, und ab ins Gesicht. Man kann als Zwischenstufe natürlich auch in die Schale gehen und das Gemisch dort schon zu etwas mehr Festigkeit verhelfen. Das Gesichtsschäumen hat aber bei mir Vorteile. Denn, die flüssigere Konsistenz arbeitet besser an der Vorbereitung des Haares und ich brauche im Grunde auch kein Wasser nachreichen um meine Wunschkonsistenz zu erhalten. Manchmal aber doch. Nachteil dabei ist, sich durch mangelnde Übung den ganzen Pinsel, die ganze Hand, das ganze Waschbecken, das ganze… einzusauen. Es ist dabei ratsam nicht schon gleich am Anfang den Pinsel am Gesicht tief aufzuspreizen, da man ja dann das ganze Wasser, das noch im Pinsel verblieben ist und nicht in die Seifenschale lief, herausdrückt. Und dann, ihr wisst schon… Sauerei. Es geht aber doch erstaunlich schnell und man hat die entsprechenden Parameter für sich richtig eingestellt, und kann das Ergebnis genießen. Denn das ist in der Regel phänomenal. Joghurtartig funktioniert da bei mir am idealsten. Man hat Berge von Schaum, feinstem, besten Lather, der aber auch nur in dieser Menge diese Phenomenalität aufweist. Meine Meinung jedenfalls. Manche Seifen können das auch so, ohne ein solches Vorgehen, aber nicht besser. Und auch da bin ich mir nicht sicher. Was Cella, Vitos, Boellis usw. auf diese Art abliefern, ist von anderen Seifen und Cremes nicht zu schlagen. Sind sie bisher schon gut gewesen, jede auf ihre Art, mit Vorteilen bei mir auf Seiten der Boellis, halten sie auf diese Art zubereitet jedem Vergleich stand. Jetzt habe ich mit ihnen eine Qualität, die erst mal erreicht werden muss.

Das Rasurresultat ist famos. Ich möchte jetzt aber nicht zu sehr ins Schwärmen geraten für italienische Weichseifen oder speziell für diese Methode. Andere Seifen sind ebenfalls grandios, liefern Rasuren auf gleichem Niveau ab. Andere Vorgehensweisen sind genauso wirkungsvoll, wir haben hier nicht den Stein der Weisen gefunden. Es zeigt/zeigte mir aber, dass es sich lohnt auf Seifen speziell einzugehen. Eine gute, bewährte Methode für die eine, muss nicht bei einer anderen genauso wirkungsvoll sein. Um das Optimum bei der zweiten zu erhalten oder vielleicht sogar noch Besseres als bei der ersten (was man evtl. nie für möglich gehalten hatte), ist u.U. eine ganze andere Vorgehensweise notwendig. Es lohnt sich zu spielen. Und wir sind hier ja ein großer Spielplatz!

Das Ganze dürfte für viele hier nicht wirklich neu sein und diejenigen, die das so schon ausprobiert haben oder schon immer so machen, können das Gesagte ja noch erweitern, verfeinern oder korrigieren. Ich jedenfalls hatte es anfangs in keinster Weise so gehandhabt und wäre vermutlich nie auf die Idee gekommen so etwas auszuprobieren, hätte nicht irgendjemand, in diesem Fall der Kollege aus Übersee, davon erzählt. Für mich war es eine Bereicherung.
 
Mit einem Omega 10048 also auch mit langem Loft geht das in der Tat fast genauso. Nur das ich die "dürre plörre" am Rand der Tasse abstreife nach einigen Umdrehungen, und dieses noch 2 Mal wiederhole, war witzigerweise , gestern mit einer MdC Fougere....die Tasse hätte für drei Rasuren gereicht, der Contour hatte kaum Bladefeel. Dann schäum ich im Gesicht zu Ende ohne Wasser nachzufassen.
Ach ja die Seife war vorgewässert
 
Subjektiv war der Schaum "fetter" und die Klinge glitt besser obwohl bei einer MdC geht's kaum besser,
Aber die Klinge war sanfter zur Haut und insgesamt weniger vom Contour gestresst, der manchmal auch ein wenig ruppig sein kann.
 
Hoffentlich schimpft uns keiner, weil wir zu viel Gewese ums Schaum Aufschlagen machen, denn ich finden den Ansatz interessant.
Wenn ich es richtig verstanden habe und es mir pragmatisch ansehe, dann ist es mehr Seife mit viel Wasser schon zu Anfang. Den Einfluß von Pinselmaterialien halte ich persönlich für etwas überbewertet, werde aber meine Meinung Anfang nächster Woche u.U. revidieren (dann ist mein SV Dachs da).
Was für mich bei dieser vorgestellten Vorgehensweise hinzu kommt, ist die Aufschlagdauer. Bei diesen erhöhten Mengen wird man länger aufschlagen als bei der Sparmethode. Dieser Zeitfaktor hat mich u.A. zum Mug-Schäumen veranlasst. Wenn ich richtig lange aufschlage verzeiht mir der Schaum auch mal einen Tick mehr Wasser. Was in jedem Fall entsteht, ist eine Schaumqualität vom Feinsten. Da wird so manche Problemseife doch noch zur Brauchbarkeit animiert. Bei richtig guten Seifen entwickelt sich bei der Mengenerhöhung eine Qualität, die zum verträumten Einschäumen anregt. Manchmal hilft viel eben doch viel.
 
Wenn ich das so mache mache ich das meistens, wie du, mit einer Borste,
Je länger ich darüber nachdenke macht es bei Dachsen sogar moch mehr Sinn, denn ich glaube je nasser der Knoten, desto schonender für den Pinselknoten da er "leichter" über die Seife rutscht.
Das verlängert die Lebensdauer des Knotens, könnte ich mir vorstellen.
 
Das verlängert die Lebensdauer des Knotens, könnte ich mir vorstellen.
OK, weniger Druck ist natürlich schonender. Obwohl ich glaube, daß wir hier alle recht ordentlich mit unserem Rasurzeug umgehen. Außer man heißt Kirby Allison (ab 07:50). Daher schätze ich die "normaler" Handhabung vs. den "leichten" Seifenabtrag, wird wenig Einfluß auf die Lebensdauer haben.
 
Mache ich seit Jahren so. Dafür erspare ich mir so Zirkus wie "Blooming". Und der Kollege aus Übersee lebt übrigens in Italien.
Hatte ich fast schon vermutet, da er ja schreibt, er habe diese Methode von einem langjährigen Barbier in Italien vermittelt bekommen. Es hätte aber auch sein können, dass dies in einem Urlaub war. So tief bin ich im B&B nicht drin.
 
Ich hab ja am Sonntag im Beitrag zur LPL Rose mal das Thema angesprochen (mit Links). Von daher vielleicht von mir auch Präzisierungen bzw. Erfahrungen mit dieser Methode.

Erstens benutze ich diese Methode (vorläufig) nur für Weichseifen (TFS habe ich grad mehrere). Bei Hartseifen sind die ein, zwei Versuche immer eher nicht so doll verlaufen, vor allem im Vergleich zu den Weichseifen, wo die Methode wirklich wundersam recht schnell eine Menge an Schaum produziert.
Ich mache das so wie @maranatha, also mit dem Pinsel, aus dem das Wasser beim Ruhighalten gerade so raustropft, aber ohne Drücken oder Schleuderhilfe, leicht im Seifentöpfchen kreiseln, was aber nicht langsam bedeutet. Am Anfang vielleicht etwas langsamer, damit die ganze Soße nicht über den Rand schwappt, aber sobald der Pinsel in einer etwas dichteren Emulsion schwimmt, geht's schon fixer. Was die Erfahrung dabei lehrt, ist, an welchem Punkt man dann den Seifentiegel verläßt. Es bleibt auch nicht viel Wasser im Tiegel, sondern das ist eine flüssige Creme, mit der man dann ans Aufschlagen geht.
Ich gehe dabei immer in die Seifenschale. Ich bin nicht so der Gesichtsschäumer, wenn, dann nur hybrid. In der Seifenschale kann man einfach nur kreisen, bei mir ist das immer mit einer hohen Frequenz, und das Schaumaufschlagen geht superfix. Es geht sehr viel schneller als mit der Methode des trockenen Aufnehmens und kleckerweise Wasser Zugebens. Deshalb verwende ich die Methode vor allem dann, wenn ich's eilig habe und schnell guten Schaum brauche.

Zweitens hatte ich keine so guten Erfahrungen mit dem Dachs, der Mistura ging grad so. Am besten geht es mit der Schweineborste, und ich habe deshalb auch zwei von der Sorte, die abwechselnd dafür zum Einsatz kommen. Auch mit dem Rosshaar hat es schon geklappt.

Wenn ich mal abenteuerlustig bin, probiere ich sicher die Methode auch mal mit Hartseifen (jetzt nicht grad SV, weil da sogar Meister Marco sagt, dass man sie damit versaut), und vielleicht versuche ich nochmal den Dachspinsel.

Abgesehen vom Rumtheoretisieren, hat jemand schon Erfahrung mit dieser Methode und Dachspinseln?
 
SV empfiehlt auf der HP sogar das vorwässern...sofern ich mich richtig erinnere.

Teste ich jetzt Sofort mit einem Dachs.
Vorwässern ist eine komplett andere Baustelle. Das mache ich auch bei der SV, aber dann mit quasi-trockenem Pinsel eine rasiercremeähnliche Schichte hervorkreiseln (das Vorwässern hilft gerade hier), die dann erst mit stückchenweise, sparsamer Wasserzugabe zu einem Schaum geschlagen wird.

Mit der Marco Method ist Vorwässern komplett überflüssig.
 
So das mal mit einem Zenith 26mm Dachs vorgewässert bei trockener Seife ausprobiert. Das war nixx der produzierte Schaum war einfach zu nass und in der Handfläche nach bestreichen fehlte das glitschige....fühlte sich an wie Dosenschaum.
Das geht mit einer Borste besser.
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So das mal mit einem Zenith 26mm Dachs vorgewässert bei trockener Seife ausprobiert. Das war nixx der produzierte Schaum war einfach zu nass und in der Handfläche nach bestreichen fehlte das glitschige....fühlte sich an wie Dosenschaum.
Das geht mit einer Borste besser.

Was für eine Seife haste da?
 
Ja....möglicherweise zu wenig Material aufgenommen ...ich teste weiter.....und übe.
Nichtsdestotrotz mit einer Borste ist für mich leichter.
 
Vorhin auch mal probiert und das Ergebnis war jut. Etwas besser als meine morgendliche Routinemethode, da muss es aber einigermaßen schnell gehen. Borste oder Dachs habe ich nicht also muss ein 24/52 Synthie herhalten. Trotz kaum Berührung des Pinsel mit der Seife wird der Tiegel zum Schluss fast geflutet. Ich mache es eigentlich genau anders herum. Trockene Seife und Pinsel komplett ausschlagen und dann nur die Spitzen etwas befeuchten. 10 bis 20 Mal kreisen und dann die feste Seifencreme im Gesicht unter Zugabe von Wasser aufschäumen. Ergebnis ist fast identisch. Hier aber doch deutlich mehr Schaum als bei meiner Methode. Auch nicht schlecht. Bild zeigt den Rest nach Aufschäumen im Gesicht. Seife war eine Haslinger Mäh gelagert in einer offenen Schale.
Gruß Sportster
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