Diese französische Nobelseife braucht unbedingt einen eigenen Platz. In deutschen Foren kommt sie irgendwie nicht so gut weg, wurde teilweise als die am meisten überschätzte Seife bezeichnet und ist in den RdT-Threads auch nicht so oft anzutreffen. Zumindest nicht so oft, wie sie es meiner Meinung nach verdient hätte.
Die Savonnerie Martin de Candre hat ihren Sitz in Fontevraud-Abbey und stellt seit 1974 Seifen her, u.a. auch Rasierseifen. Zur Geschichte kann ich gar nicht viel sagen. Es heißt, dass zwei Schwestern die Rezepturen von einem alten Seifensieder übernommen und dieses Unternehmen gegründet haben. Diese Rasierseifen stehen bei vielen in sehr hohem Ansehen, andere scheinen ihr nicht viel abgewinnen zu können. Letztere haben das oft mit dem hohen Preis begründet, den sie nicht gerechtfertigt sehen. Aber dazu später mehr.
Zunächst einmal hat sie eine einfache, saubere Rezeptur. Man sieht, dass nicht viel nötig ist, um eine Topseife herzustellen. Das Resultat hat mich völlig überzeugt. Wir haben es hier nicht mit der Überseife schlechthin zu tun, aber mit einer, die sich im Topbereich bewegt. Gleiteigenschaften und Schutz sind vom feinsten und die Pflege ist auf einem guten, für mich idealen Niveau, weil die Haut trocken samtig und nicht "überpflegt" eingecremt ist. Ganz klasse.
Das Aufschäumverhalten ist bei dieser Seife ja legendär. Man meint, dass sie sich schon vom Hinschauen zu einem sahnig, fetten Schaum verwandelt. Es fällt mir eigentlich nur die Saponificio Varesino ein, die das ähnlich gut kann. Wie bei jener kommt man auch bei der MdC nicht auf die Idee, Talg irgendwie zu vermissen. Ebenso reicht eine kleinste Menge Material aus, um genug Schaum für drei, vier Durchgänge zu erhalten. Sie ist sehr ergiebig. Bei mir liegt der Verbrauch vermutlich unter einem Gramm.
Die Duftpalette ist recht überschaubar. Mit der unbedufteten Variante sind es sechs verschiedene Richtungen, die zu erhalten sind. Vier davon kenne ich.
Original:
Die ursprüngliche und anfangs ausschließliche Duftrichtung. Eine typisch französische Kräutermischung, die von Lavendel und Rosmarin dominiert wird. Aber sie hat noch viele weitere Nuancen, die mir diesen Duft sehr angenehm machen. Ich mag Lavendel sowieso, diese Version ist sehr natürlich, um weitere, leckere Kräuter erweitert, und mittelstark beduftet.
Fougere:
Dieser Duft hat mich von Anfang an umgehauen und es ist bisher dabei geblieben. Auf Grund dieses Fougere könnte ich zum Fougere-Junkie werden. Es ist mit der schönste Duft, den ich bei einer Seife gerochen habe. Ein grüner, farniger Duft mit einer dezenten Holznote. Nicht zu viel Gras, aber genug, um ihn leicht trocken, herb erscheinen zu lassen. Ich könnt mich reinsetzen. Ebenfalls mittelstark beduftet, hier würde ich mir fast wünschen, es wäre eine Nuance stärker.
Vetyver:
Ein herbes, leicht bitteres maskulines Vetyver. Gras, dunkle Hölzer, ein klein wenig Frucht. Ebenfalls sehr gelungen für meine Nase. Würde ich mich Abends rasieren, hätte ich diesen Pott gleich mitbestellt. Morgens jedoch hat Vetyver fast keine Chance bei mir, deshalb habe ich es unterlassen.
Rose:
Hat mich persönlich enttäuscht. Wirkt auf mich künstlich und viel zu süß. Da mag ich die englischen Interpretationen fast alle lieber. Auch die, die ich für nicht so gelungen halte.
Agrumes:
Das dürfte die Citrus-Version sein. Kenne ich nicht.
Erhältlich ist die MdC in einem schweren, sehr wertigen Glastiegel. Ein Augen- und Handschmaus im Vergleich zu den sonst mehr oder weniger üblichen Kunststoff- oder Aludosen. Macht Spaß das schwere und geschmackvoll beklebte Ding in der Hand zu halten. Des weiteren gibt es zumindest die Original und Fougere in einem offenen, völlig überfüllt wirkenden Holzbowl, sowie in weiteren Runden und quadratischen Holzgefäßen. Auch in weiteren Glastiegeln (Le Cannelé, Le Beurrier, Le Domino) werden die beiden Sorten zusätzlich angeboten. Die übrigen Sorten laufen wohl eher unter lim. Edition. Überhaupt legt MdC sehr viel Wert auf ansprechende und wertigen Verpackung und Gestaltung der Behältnisse. Ich finde das sehr sympathisch.
Zuletzt möchte ich noch kurz auf den Preis eingehen, weil dieser Punkt öfter mal für Erregung der Gemüter gesorgt hat. Wir haben uns mittlerweile zwar auch an höherpreisige Seifen gewöhnt, aber dann sollte es auch im richtigen Verhältnis stehen. Zum einen meine ich, dass eine Seife dann, wenn sie einem der Preis wert ist im wahrsten Sinne des Wortes preiswert ist. Zum anderen ist die MdC auch ohne die persönliche Einstellung zu einem hohen Preis zu berücksichtigen letztendlich gar nicht so kostspielig, wie es auf den ersten Blick scheint. Die Glaspötte liegen je nach Duftrichtung so zwischen 40,- und 45,-€. Rechnet man das auf 100g um (die Glastiegel enthalten 200g), dann liegt die Seife mit etwas über 20,-/100g im Bereich z.B. einer Klar oder SV. Es gibt auch 50g Tiegel, die im Verhältnis aber deutlich teurer sind. Die Erfahrungsberichte vieler Nutzer, die sich mit meinen bisherigen Erfahrungen decken, zeigen, dass die MdC überaus ergiebig ist und so im Vergleich tatsächlich vermutlich günstiger ist als die Hälfte aller US-Artisans, bei denen man sehr oft mit Material nicht sparen darf, um einen anständigen Schaum zu erhalten. Für das Verbrauchen des Inhaltes dieses Glaspottes werden vermutlich vier bis fünf Dosen meiner Lieblingsartisans aus Übersee nötig sein.
Unabhängig davon habe ich in der MdC eine fantastische Seife kennengelernt. Oder wohl eher neu kennengelernt. Vor Jahren hatte ich mal eine Probe, die ich nicht vertragen hatte. Jetzt verspüre ich keinerlei Schwierigkeiten. Die MdC hat sich aus dem Stand in die höchste Gunst bei mir geschäumt, und hat für mich die Qualität einer Seife für die Insel. Das haben aber ein paar andere auch, dennoch ist es die höchste Auszeichnung von meiner Seite.
Unbedingt empfehlenswert!
Die Savonnerie Martin de Candre hat ihren Sitz in Fontevraud-Abbey und stellt seit 1974 Seifen her, u.a. auch Rasierseifen. Zur Geschichte kann ich gar nicht viel sagen. Es heißt, dass zwei Schwestern die Rezepturen von einem alten Seifensieder übernommen und dieses Unternehmen gegründet haben. Diese Rasierseifen stehen bei vielen in sehr hohem Ansehen, andere scheinen ihr nicht viel abgewinnen zu können. Letztere haben das oft mit dem hohen Preis begründet, den sie nicht gerechtfertigt sehen. Aber dazu später mehr.
Zunächst einmal hat sie eine einfache, saubere Rezeptur. Man sieht, dass nicht viel nötig ist, um eine Topseife herzustellen. Das Resultat hat mich völlig überzeugt. Wir haben es hier nicht mit der Überseife schlechthin zu tun, aber mit einer, die sich im Topbereich bewegt. Gleiteigenschaften und Schutz sind vom feinsten und die Pflege ist auf einem guten, für mich idealen Niveau, weil die Haut trocken samtig und nicht "überpflegt" eingecremt ist. Ganz klasse.
Das Aufschäumverhalten ist bei dieser Seife ja legendär. Man meint, dass sie sich schon vom Hinschauen zu einem sahnig, fetten Schaum verwandelt. Es fällt mir eigentlich nur die Saponificio Varesino ein, die das ähnlich gut kann. Wie bei jener kommt man auch bei der MdC nicht auf die Idee, Talg irgendwie zu vermissen. Ebenso reicht eine kleinste Menge Material aus, um genug Schaum für drei, vier Durchgänge zu erhalten. Sie ist sehr ergiebig. Bei mir liegt der Verbrauch vermutlich unter einem Gramm.
Die Duftpalette ist recht überschaubar. Mit der unbedufteten Variante sind es sechs verschiedene Richtungen, die zu erhalten sind. Vier davon kenne ich.
Original:
Die ursprüngliche und anfangs ausschließliche Duftrichtung. Eine typisch französische Kräutermischung, die von Lavendel und Rosmarin dominiert wird. Aber sie hat noch viele weitere Nuancen, die mir diesen Duft sehr angenehm machen. Ich mag Lavendel sowieso, diese Version ist sehr natürlich, um weitere, leckere Kräuter erweitert, und mittelstark beduftet.
Fougere:
Dieser Duft hat mich von Anfang an umgehauen und es ist bisher dabei geblieben. Auf Grund dieses Fougere könnte ich zum Fougere-Junkie werden. Es ist mit der schönste Duft, den ich bei einer Seife gerochen habe. Ein grüner, farniger Duft mit einer dezenten Holznote. Nicht zu viel Gras, aber genug, um ihn leicht trocken, herb erscheinen zu lassen. Ich könnt mich reinsetzen. Ebenfalls mittelstark beduftet, hier würde ich mir fast wünschen, es wäre eine Nuance stärker.
Vetyver:
Ein herbes, leicht bitteres maskulines Vetyver. Gras, dunkle Hölzer, ein klein wenig Frucht. Ebenfalls sehr gelungen für meine Nase. Würde ich mich Abends rasieren, hätte ich diesen Pott gleich mitbestellt. Morgens jedoch hat Vetyver fast keine Chance bei mir, deshalb habe ich es unterlassen.
Rose:
Hat mich persönlich enttäuscht. Wirkt auf mich künstlich und viel zu süß. Da mag ich die englischen Interpretationen fast alle lieber. Auch die, die ich für nicht so gelungen halte.
Agrumes:
Das dürfte die Citrus-Version sein. Kenne ich nicht.
Erhältlich ist die MdC in einem schweren, sehr wertigen Glastiegel. Ein Augen- und Handschmaus im Vergleich zu den sonst mehr oder weniger üblichen Kunststoff- oder Aludosen. Macht Spaß das schwere und geschmackvoll beklebte Ding in der Hand zu halten. Des weiteren gibt es zumindest die Original und Fougere in einem offenen, völlig überfüllt wirkenden Holzbowl, sowie in weiteren Runden und quadratischen Holzgefäßen. Auch in weiteren Glastiegeln (Le Cannelé, Le Beurrier, Le Domino) werden die beiden Sorten zusätzlich angeboten. Die übrigen Sorten laufen wohl eher unter lim. Edition. Überhaupt legt MdC sehr viel Wert auf ansprechende und wertigen Verpackung und Gestaltung der Behältnisse. Ich finde das sehr sympathisch.
Zuletzt möchte ich noch kurz auf den Preis eingehen, weil dieser Punkt öfter mal für Erregung der Gemüter gesorgt hat. Wir haben uns mittlerweile zwar auch an höherpreisige Seifen gewöhnt, aber dann sollte es auch im richtigen Verhältnis stehen. Zum einen meine ich, dass eine Seife dann, wenn sie einem der Preis wert ist im wahrsten Sinne des Wortes preiswert ist. Zum anderen ist die MdC auch ohne die persönliche Einstellung zu einem hohen Preis zu berücksichtigen letztendlich gar nicht so kostspielig, wie es auf den ersten Blick scheint. Die Glaspötte liegen je nach Duftrichtung so zwischen 40,- und 45,-€. Rechnet man das auf 100g um (die Glastiegel enthalten 200g), dann liegt die Seife mit etwas über 20,-/100g im Bereich z.B. einer Klar oder SV. Es gibt auch 50g Tiegel, die im Verhältnis aber deutlich teurer sind. Die Erfahrungsberichte vieler Nutzer, die sich mit meinen bisherigen Erfahrungen decken, zeigen, dass die MdC überaus ergiebig ist und so im Vergleich tatsächlich vermutlich günstiger ist als die Hälfte aller US-Artisans, bei denen man sehr oft mit Material nicht sparen darf, um einen anständigen Schaum zu erhalten. Für das Verbrauchen des Inhaltes dieses Glaspottes werden vermutlich vier bis fünf Dosen meiner Lieblingsartisans aus Übersee nötig sein.
Unabhängig davon habe ich in der MdC eine fantastische Seife kennengelernt. Oder wohl eher neu kennengelernt. Vor Jahren hatte ich mal eine Probe, die ich nicht vertragen hatte. Jetzt verspüre ich keinerlei Schwierigkeiten. Die MdC hat sich aus dem Stand in die höchste Gunst bei mir geschäumt, und hat für mich die Qualität einer Seife für die Insel. Das haben aber ein paar andere auch, dennoch ist es die höchste Auszeichnung von meiner Seite.
Unbedingt empfehlenswert!