Ich grüße euch, oh ihr Seifensieder!
Dass Menschen sich mit solch mäuseligen Dingen beschäftigen wie Seife herzustellen und sogar auch Rasierseife finde ich klasse. Auch ich habe seit vielleicht 4,5 bis 5 Jahren den Plan gehabt Rasierseife selber zu machen. Und so vertiefte ich mich in diesen Jahren in Literatur, recherchierte im Internet, analysierte Seifen auf dem Markt und schaute Youtube-Videos. Es war inspirierend und brachte Entspannung. Es verging ein Jahr nach dem anderen und ich forschte und plante weiter, jedoch steckte ich voll in der Prokrastination fest, es war einfach keine Zeit dafür ..... ihr kennt diese Ausflüchte bestimmt auch.
Was komisch ist, jedesmal wenn der Frühling Einzug gehalten hat und es sich langsam auf Ostern zubeweget habe ich beobachtet, dass, wenn ich wiedermal in der Natur unterwegs war der Wunsch stärker in mir aufkam endlich diese verdammte Rasierseife zu machen. Ich weiss auch nicht warum gerade in der Vorosterzeit.
Über die Zeit hindurch konstruierte ich die eine oder andere Rezeptur, für die ich noch keine Zeit gefunden habe.
Doch in diesem Jahr gab ich mir einen Ruck.....ja ich war wieder da draussen unterwegs und dort entstand dieser Ruck.
Es musste unbedingt in der Osterzeit sein, gerade dann sollte es eine meiner eigenen Rasierseifen werden.
Und somit machte ich ein neues Rezept, extra für Ostern.
Den Duft kreierte ich aus zwei synthetischen Duftstoffen und zwei Händen voll natürlichen ätherischen Ölen.
Zuerst hatte ich meine Bedenken, da ich grossen Respekt davor habe, einen Duft, den man im Kopf hat auch wirklich in echt herzuzaubern, das ist nun wirklich nicht einfach und wenn ich mir dann ansehe was für tolle Rasierwässer es auf dem Markt gibt, was da für eine Kunstfertigkeit hintersteckt, so habe ich einige Bedenken gehabt ob ich das irgendwie als Anfänger hinbekommen kann, da ich ja auch kein Parfümör bin. Das Einzige was mir nützlich werden kann ist, mein Hang der Analyse, das kann ich gut, vielleicht könnte dies beim herzaubern eines Duftes hilfreich sein.
Und so setzte ich mich drann. Während des Vorganges bekam ich gute Laune, denn es klappte, es entstand mein Osterduft, mein Analytisches System packte das auf Anhieb, Erleichterung und Freude kam auf .... aber ich habe es am Schluss verkackt.
Denn was ich nicht wusste war, Analyse schön und gut aber mein Riechkolben gab nach einer Stunde auf, mein Gerirn wollte aber weitermachen und mein Ego zwang mich dazu das Teil jetzt fertig zu bekommen. Das war der Fehler.
Ich habe das Teil dann weggekippt und am nächsten Tag völlig neu formuliert und diesmal hörte ich sofort auf als ich merkte, dass mein Riechkolben den Dienst aufgab.
Am nächsten Tag machte ich dann noch ein paar Korrekturen und am übernächsten Tag auch und ich hatte meinen Osterduft, so wie ich ihn haben wollte. Er war leicht zitrisch, blumig, balsamisch und hölzern, alles andere als ein Opaduft, er verkörperte das Freundliche des Frühlings und das Feierliche der Osterzeit.
Danach machte ich endlich diese verdammte Rasierseife, die ich speziell für Ostern formuliert habe, hier war mir die Sache sowieso schon klar, es war für mich nicht so eine Herausvorderung wie die Formulierung des Duftes. Ja, es war das erste Mal, dass ich Rasierseife machte und so gab es das eine oder andere Szenario. Beim ersten Anlauf gab es einen Vulkaneffekt, der dann weitläufig spritzte, auch auf mich, danach hatte ich keinen Bock mehr, ich machte trotzdem weiter. Ich habe dann das Sieb weggelassen beim Laugeneinbringen und ich liess die Fette kühler werden, weiterhin gab ich die Lauge langsamer rein. Das Weglassen des Siebes kam nur, weil ich durch dieses weniger gesehen habe, da das Topfchen einfach viel zu schmal war und das Sieb es ganz verdeckte. Insgesammt hat mir das Herstellen der Seife keinen Spaß gemacht, weil es mir zu stressig war, und die kleinen Patzer noch dazu. Jedoch weiss ich, dass teilweise am Zeitdruck und an dem zu kleinen Topf lag, das Herstellen war aufgrund dessen ein Krampf. Das Töpfchen war so eng, dass ich nicht vernünftig mit dem Stabmixer arbeiten konnte, und auch der lange Kunststofflöffel machte probleme, so dass ich ihn umdrehte und mit dem Stiel rührte.
Aber es ging dann, alles hat funktioniert mit einer Sache die ich nicht verstehe.
Als die Seife fertig war und ich alle Additive hinzufügte ...also Superfats, Glycerin etc. gab ich am Schluss den Duft hinzu und was passierte?
Nach wenigen Augenblicken verschwand der Duft komplett.
Hat einer/eine von euch vielleicht eine Ahnung woran das liegen könnte?
Ich würde mich freuen dem auf dem Grund zu kommen.
Ja, dieser geile Osterduft ist jetzt futsch, sehr ärgerlich, aber die Seife wurde so wie geplant.
Ich konstruierte eine Rasierseife, die unbedingt auf Tallow basiert sein sollte, ich wollte einen sehr fetten, schweren und schlotzigen, joghurtartigen Rasierschaum haben, mit einer gewissen Schutzwirkung aber auch mit viel Gleitfähigkeit.
Was dann aber rausgekommen ist hat mich gut darüber hinweggetröstet, dass der Duft weg ist, die Performanceattribute der Seife sind noch geiler als ich es mir gedacht habe. Die Seife ist gut schlotzig und schwer, der Schutz ist, nach meiner Ansicht gut gegeben aber was mir sehr aufgefallen ist, die Gleitwirkung ist krass.
Und hier an der Stelle muss ich sagen, dass es sich gelohnt hat, sich für dieses Projekt Zeit genommen zu haben, auch wenn das Erste Mal die Seife zu machen etwas stressig war und der Duft weg ist, so hat es mir eine Riesenfreude gemacht. Die Seife die ich gemacht habe ist komischerweise die Beste Rasierseife die ich je hatte.
Es war eine tolle Osterrasur, die ich damit hatte und mit diesem Projekt habe ich mir einen Spaß gemacht, das innere Kind hat wieder gespielt, so soll das sein.
Hier habe ich ein paar Impressionen für euch:
Ich wünsche euch schöne und erholsame Ostern.
Liebe Grüße
Atrax robustus