RdT: Sonntag, 15.06.2025
Durchgänge: 1 x M + 1 x Q an Hals und Kinn
Schaum: Proraso Sapone da barba "Pelli sensibili"
Pinsel: Mühle Silvertip Fibre M
Hobel: Merkur 47C
Klinge: Astra Superior Platinum (IND) (2)
Lotion: Pitralon Classic
Parfüm (EdP): G. Bellini Homme Paris
Bewertung: 09/10
Lingering Doubts: The Rediscovery of the Simple Path
So gut wie der Rockwell 6S rasieren mag, aber optisch sagt er mir nicht zu, und musste deshalb schon wieder dem ebenso sanften, aber deutlich besser aussehenden Merkur 47 weichen. Auch bin ich derzeit sämtlicher edlen Seifen und teuren "Zutaten" regelrecht überdrüssig. Seit einigen Wochen schon treibt mich die Frage um, ob ich es mit der Nassrasur nicht mittlerweile zu exzessiv treibe; der berüchtigte Begriff "spätrömische Dekadenz" kommt mir hier in den Sinn. Eigentlich geht es doch nur darum, sich auf möglichst sanfte, sichere und hautschonende Weise für einen gewissen Zeitraum die Bartstoppeln zu entfernen, was bei mir auch eine beruflich bedingte Notwendigkeit ist - Atemschutz ist Teil meines Berufs, und Schutzmasken sitzen nun einmal nur zuverlässig dicht, wenn die Haut, auf der die Dichtungen anliegen, glatt (= rasiert) ist. Dabei bedeutet "glatt" aber auch nur genau das; "glatt wie ein Kinderpopo" ist keine Voraussetzung.
Daher kehre ich, so gut es geht, an meine Anfänge der klassischen Nassrasur zurück: Ein einfacher Merkur-Hobel, bestückt mit einer gewöhnlichen ASP, Schaum aus einer preiswerten Supermarkt-Seife, aufgeschlagen mit meinem dienstältesten Synthetik-Rasierpinsel, die Rasur in nur 1,5 Durchgängen und am Ende alles abgelöscht mit meinem Standard-Rasierwasser seit 40+ Jahren, das nunmehr wieder in ungemischter Form Verwendung findet.
Die Rasur selbst verlief erwartungsgemäß vollkommen ereignislos. Der Pinsel hatte null Probleme, aus der Seife erstklassigen Schaum zu schlagen, der Merkur mit der bereits gebrauchten ASP machte zumindest in einem "gesellschaftliche akzeptablem Umfang" kurzen, sanften Prozess mit den Stoppeln, und das Rasierwasser kühlte und verwöhnte die Haut. Das Discounter-Parfüm sorgte für einen angenehmen Wohlgeruch, also alles in allem eine gelungene Aktion, die meine Zweifel an der Notwendigkeit von Nobelseifen, Edelstahlhobeln, Silberspitzendachshaarpinseln usw. nur verstärkt.
Euch allen einen schönen Sonntag und lasst euch von mir keinesfalls beirren! Irgendjemand muss in diesem Forum schließlich verrückt bleiben!
