So, ich habe jetzt, mal wieder auf Reisen, die 4. von 5 Rasuren mit Gillette Dosengel und Mach 3 hinter mir. Stil hat das Ganze nicht gerade, aber es gibt weitaus Schlimmeres, sowohl vom Gefühl im Gesicht als auch vom Ergebnis.
Um mir die tägliche Stoppelentfernung mit einem Systemrasierer plus Dosengel anzutun, müsste schon etwas gesundheitlich sehr Einschneidendes geschehen, so wie z. B. bei meinem alten Herrn, der mit seinen mittlerweile 98 Jahren nicht mehr richtig sehen kann und in dessen zittrigen Händen ein Sicherheitsrasierer zu einem Instrument der Selbstverstümmelung geriete.
Ich schrieb es allerdings vor längerer Zeit schon einmal, dass ich, wenn es um ein selbstbestimmtes Leben in Würde ginge, ich alle Male eine sichere und sanfte Systemrasur einem Blutbad mit einem Hobel oder einer kompletten Aufgabe der Rasur vorzöge. Mein Vater schafft es mit seinem Mach 3 und Dosengel tatsächlich noch, bitte fragt nicht wie und auch nicht, wie lange es dauert, sich einmal pro Woche unfallfrei halbwegs ordentlich zu rasieren. Ich würde nie, schon aus Respekt vor ihm und seinem Recht auf Selbstbestimmung, ihm den Rasierer aus der Hand nehmen und sagen "Komm, ich mach das eben schnell für dich", denn das wäre m. E. reichlich herablassend, solange er es noch irgendwie selbst machen kann.
Daher, egal wie sehr wir manchmal Systemrasierer belächeln, verunglimpfen oder uns über "Dosenpampe" ereifern, die Anerkennung der Würde und des Rechts auf Selbstbestimmung lassen solche Werturteile respektlos und bevormundend erscheinen, wenn es darum geht, dass ältere und/oder körperlich eingeschränkte Menschen sich noch selbst rasieren wollen.