Kommt ihr kleinen Schweinchen…quiek
Ich möchte euch hier einmal meine neuen Mitglieder meiner kleinen Schweinebande vorstellen. Sie kommen aus dem Hause ZENITH aus Bella Italia, genauer gesagt aus Palermo und heißen
Zenith KOTIBE SE (links) und Zenith KOTIBE XSE (rechts)
Augenscheinlich könnte der Laie vermuten, dass es sich ja um zwei gleiche Pinsel handelt, aaaaber wir sind hier ja in einem Forum für Liebhaber der gepflegten Rasurkultur und somit ist für den geneigten Leser, ob nun Borstenkenner oder Pinselquäler, rasch erkennbar: Es handelt sich natürlich um zwei verschiedene Pinsel, zumindest was den Besatz angeht. In der linken Ecke ist der Besatz aus gebleichter Borste und in der rechten Ecke ist der Besatz aus ungebleichter Borste. Der unterschiedliche Besatz bei gleichem Äußeren, sprich dem Griff, ist auch des Pudels Kern, warum ich beide Palermitani in meine kleine Schweinebande aufgenommen habe. Da alles andere identisch ist, kann man den Besatz auch so schön vergleichen.
Der Griff
Bei den Griffen und der Verarbeitung gibt es zwischen den beiden Schweinchen definitiv keinen Unterschied, weder bei den Maßen (siehe unten) noch was die Verarbeitung angeht. Letztere ist schon fast obligat für die Pinsel aus dem Hause ZENITH und auch hier bei beiden ohne Fehl und Tadel. Das Griffmaterial ist Kotibe, eine mittelschwere bis schwere, u. a. in Afrika (Kongo) heimische Holzart. Das Holz ist sehr homogen, kompakt und in Verbindung mit der tollen Verarbeitung ein wunderbarer Handschmeichler. Von der Haptik her denke ich, dass das Holz eher gewachst als lackiert ist. Das etwas matte Erscheinungsbild und die fühlbare „Wärme“ des Holzes sind gleichermaßen Garantie für ein händisches Erlebnis bei kommenden Einsätzen im kleinen Lesezimmer. Wem auch immer sei Dank: Irgendein vorausschauender Pfiffikus im Hause Zenith hat entschieden, auch beim (wohl notwendigen) Firmenlogo auf eine einfache Lackierung zu verzichten und stattdessen eine Prägung gewählt. Um der weiteren Beschreibung ein wenig vorzugreifen, sei hier bereits erwähnt: Auch bzw. gerade mit feuchten und/oder etwas seifigen Händen (…bleibt ja nun mal nicht aus) ist der Griff überhaupt kein bisschen rutschig, der kleine Schäumling bleibt auch mit nassen Fingern während der Schäumung stets sicher im Griff … und zwar ohne die Kraft auf Schraubstock-Niveau anzuheben. Die gesamte Oberfläche ist auf Top-Niveau, keinerlei Grate, Rückstände der Bearbeitung, keinerlei noch so kleine Fehler, wie sie oft bei der Holzverarbeitung passieren, sind hier bei meinen Pinseln zu erkennen. Leider gibt es aber doch ein kleines Manko, zumindest für mich: Der Produzent hat hier auf eine Einfassung (Metallring) amFuß des Knotens verzichtet, was aber wohl eher der Preisgestaltung in Gänze geschuldet sein wird.
Der unterschiedliche Besatz
Beide Pinsel haben lt. Hersteller ein Ringmaß von 24 mm und meinem inneren Monk folgend kann ich dies durch ein Ablesen der Skala auf meiner Schublehre bestätigen. Der Besatz bei beiden Pinseln ist für mein Dafürhalten recht eng gesteckt und lässt mich auch schon im neuen, unbenutzten Zustand einen recht hohen Klebepunkt mit entsprechendem, wohl etwas ausgeprägterem Backbone vermuten. Die Borsten sind sehr gleichmäßig und mit exakter Länge verarbeitet, da tanzt nicht ein Haar aus der Reihe. Was die Kopfform angeht, bin ich überzeugt, dass hier beide Frisuren geschnitten sind. Dies lässt auch der eine oder andere Blick durchs Lupenglas vermuten. Somit sind wir auch bereits bei den Spitzen angelangt, die im neuen, unbenutzten und trockenen Zustand schon irgendwie auf eine längere Einarbeitung der Haupthaare hindeuten, auch vom Tastgefühl her, vermute ich da doch einige pieksige Runden, bevor es angenehmer wird. (Dazu aber später mehr …) Letztendlich gleichen sich bis hierher beide Protagonisten zwar nicht im Wortsinne „bis aufs Haar“, aber in objektiver Betrachtung sind sie schon gleich.
Der gebleichte Besatz (links) und der ungebleichte (rechts) im Auslieferungszustand
Der obligate Badespaß
Wer meine bisherigen Beschreibungen meiner unterschiedlichen Rasierpinsel verfolgte, weiß mit Sicherheit, was jetzt für beide Pinsel kommt … Genau, mein obligatorischer Badespaß, sprich: Reinigung der Pinsel von etwaigen Produktions- und Haarpflegemitteln. Dazu werden die Besätze zuerst im warmen Wasser für gute 20 min gewässert. Hier möchte ich gleich bemerken, dass das klare Wasser auch klar blieb, das war bei anderen Pinseln oftmals nicht der Fall. Hier ist es in beiden Fällen erfreulich, nützt aber nix, es geht zum Hauptwaschgang, welcher aus einer „Behandlung“ mit Babyshampoo besteht. Ich tropfe eine angemessene Portion von oben in den jeweiligen Besatz und schäume dann munter in der Handfläche auf. Bei dem nassen Zustand der Besätze fällt mir hier auch zum ersten Mal der für viele fast abschreckende Faktor auf, der „Stallgeruch“. Der frisierte Schäumling bietet hier kaum Angriffspunkte, der Geruch des frisierten, sprich gebleichten Haupthaares ist sehr gering, tendiert zu null. Anders beim naturbelassenen, etwas dunkleren Mitstreiter: Da gibt es ganz klare und deutlich wahrnehmbare Duftmarken. Hier sind da wohl, aus meiner bisherigen Erfahrung mit seiner ungebleichten Verwandtschaft heraus, einige Einsätze mehr nötig, ist mir persönlich jedoch egal, insofern die anderen Erfahrungen auch gleich sind, nämlich die Schäumungseigenschaften (herrliches Wort) der ungebleichten Borste. Zurück zum Badespaß … Das Ganze bleibt so eingeschäumt für gut 20–30 min. stehen, wird dann unter warmem Wasser ausgewaschen und letztendlich in Gänze noch dreimal wiederholt.
Probeschäumung und der Erstkontakt
Nachdem sich beide Pinsel eine Zeit lang vom Geplätscher und Babyshampoo erholt haben, stehen nun die ersten Schäumungen auf dem Programm. Gewählt habe ich dazu sowohl (härtere) Rasiercreme als auch Rasierseife (Hartseife). Bevor es losgeht, eine kurze Erklärung zum Wasserhaushalt der beiden Pinsel. Bereits beim Badespaß ist mir aufgefallen, dass der gebleichte Pinsel doch recht durstig ist und daher auch entsprechend gewässert werden sollte, ich halte da gute 15–20 min für durchaus angemessen, sein Bruder, der ungebleichte, ist da wohl etwas toleranter, ich habe auch das Gefühl, dass er aufgenommene Feuchtigkeit etwas langsamer und spärlicher wieder hergibt. Gerade beim Ausschlagen nach dem Wässern fällt recht deutlich auf, dass das gebleichte Schweinerl eine größere Menge an Wasser wieder abgibt. Bei der Seifenaufnahme spiegelt sich das Verhalten auch wieder: Während der blondierte Pinsel genügend Feuchtigkeit „verinnerlicht“ hat und relativ einfach eine ausreichende Menge RS aufnimmt, ist die Aufnahme von RS beim unfrisierten Pinsel etwas zurückhaltender. Doch Obacht, beide Schäumlinge sind nagelneu, sind bei weitem noch nicht eingearbeitet, aus Erfahrung weiß ich mittlerweile, dass sich der Wasserhaushalt beider Pinsel noch etwas ändern wird. Beim eigentlichen Aufschäumen gibt es absolut keine Probleme, für mich persönlich sehe ich da aber den ungebleichten Pinsel leicht vorne. Obgleich sich die Seifenaufnahme etwas zurückhaltender darstellte, schäumt er mit dezenter Wasserzugabe schnell und ohne Probleme einen wunderbar cremigen Schaum.
Nach jeweils 2 × Aufschäumen kam natürlich das, was kommen musste: der erste Kontakt im Gesicht. Was soll ich schreiben? Ganz einfach: WOW! Und das gilt für beide, entgegen meiner Befürchtungen ist da nix pieksiges zu spüren, beide Pinsel sind wirklich wunderbar weich in den Spitzen. Das habe ich schon anders kennengelernt, auch bei der Verwandtschaft aus Palermo. Was sich aber wie schon im Vorfeld vermutet bewahrheitet, ist das Rückgrat. Da steckt bei beiden (noch) ein kräftiges Rückgrat im Besatz, hier hat dann aber erwartungsgemäß der gebleichte Pinsel die Frisur vorne. Erfahrungsgemäß wird sich aber das Ganze nach einigen Einsätzen bzw. nach der Einarbeitung um einiges bessern. Abgesehen von der Einarbeitung und dem Neuzustand der Borsten beeinflusst ja auch der in meinen Augen recht hohe Klebepunkt der Knoten in beiden Fällen, dass ich ihn bei ca. 10–12 mm versorge. Alles in allem machen aber beide Schweinchen schon jetzt einen tollen Job mit tollem Schäumverhalten und schmeichelnden Spitzen.
Die beiden Pinsel vor dem Badespaß (links) und danach (rechts).
Kleines Zwischenfazit…
Tolle Pinsel mit sehr gutem Schäumverhalten und erstklassiger Haptik zu einem wahrlichen Spottpreis.
Die Maße & Auslieferung
Gewicht: 58g (ungebleicht - 60g (gebleicht)
Lofthöhe: 55mm
Griffhöhe: 55mm
Ringmaß: 24mm
Wenn die kleinen Schweinchen von Bella Italia auf Reisen in die ferne Welt gehen, dann tuen sie das leider nicht im gewohnten Pappschächtelchen, liebevoll in feinem Papier gewickelt und so vor evtl. Beschwerlichkeiten der Reise geschützt, sondern sie kommen in einer schnöden „Blisterverpackung“ aus durchsichtigen Plastik daher. Sehr schade, wie ich finde, aber auch das mag der Preiskategorie geschuldet sein, in dem die beiden angesiedelt sind.
Bezugsquelle und Preis
Leider konnte ich die bd. tollen Pinsel noch nicht in einem Angebot in Deutschland finden, gefunden habe ich sie in Spanien. Was kosten die kleine Kerle nun, tja, ich mag‘s kaum zeigen, dennoch ist es, zumindest für mich recht erstaunlich…der KOTIBE SE (ungebleicht) wird für knapp 11,20.-€ und der KOTIBE XSE (ungebleicht) für 9,80.-€ angeboten. Entwarnung für all diejenigen, die lieber einen Synthie bevorzugen, ja, auch ein solches Modell ist mit dem KOTIBE-Griff erhältlich . Doch Obacht, wer jetzt in Bestellfingerzuckungen verfällt, bitte auch auf die nicht unerheblichen Portogebühren achten…
Erworben habe ich die Pinsel bei
YourShaving.
Gruß
Gregor