Forum der Rasur

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alte vs. aktuelle Messer

Schwalbacher

FdR-Pate
Hallo,
immer öfter liest man von mangelnder Qualität bei den Messern aktueller Hersteller.
Wie sind denn Eure Erfahrungen?
Wird überhaupt noch von Hand gefertigt?
Sind die Rasiereigenschaften im Vergleich zu alten Messern schlechter/besser?

Vielleicht können wir ja eine Liste anlegen, in welcher die derzeit noch produzierenden Hersteller aufgeführt werden. Gerne mit entsprechenden Infos, falls bekannt (fertigt von Hand, usw.).
Custom-Schmieden wie Koraat usw. bitte nicht aufführen und auch nur solche, deren Messer man derzeit neu erwerben kann.


Böker
Dovo
Ralf Austfertigt nach alter Art von Hand, selbst schon vor Ort gewesen
Wackerscheint nicht mehr zu produzieren, jedenfalls seit Monaten niemand erreichbar
Revisor
Thiers Issard
 
Ich persönlich kann nur sagen, dass mich die wenigen wirklich neuen Messer die ich hatte eigentlich allesamt enttäuscht haben. Das Dovo Bismarck und die Böker auch. Halt, ein Wacker hatte ich auch mal neu, das hab ich auch direkt wieder verkauft wahrend mein uralt Wacker ein Traum ist. Meine alten Böker sind auch allesamt, meiner Meinung nach, kein Vergleich zu den neuen die ich getestet hab.
 
Die Worte von @Wassermeister kann ich nur bestätigen. Daher bevorzuge ich nun seit einiger Zeit alte Messer. Rühmliche Ausnahme Ralf Aust.
Ist bei mir genauso! Mag sein, dass die Schalen früher billiger waren, aber dafür sind die Klingen meistens deutlich besser verarbeitet. Arbeitskraft hat ja früher nichts gekostet und deutsche Wertarbeit wurde offensichtlich ernst genommen.
 
Mag sein, dass die Schalen früher billiger waren, aber dafür sind die Klingen meistens deutlich besser verarbeitet
Gut gesagt.
Ja so ist es! Man hat die besten Klingen in billigem Plastik. Aber lieber so, also wie Heute, umgekehrt. Es sei denn man geht noch ne Ecke älter, dann hat man qualitatives Horn UND gute Klingen ;)
 
Da bin ich mit meiner Meinung wohl ein Teilausreißer. Bei was ich zustimmen kann, ist die gute Qualität des Stahls und die Wiederholgenauigkeit der Schliffe.
Alte Messer kommen aus einer Zeit, in der die Messerrasur eine relative Notwendigkeit war. Darauf hat sich die damalige Messerindustrie eingestellt. Es wurden gute Messer in Serienproduktion hergestellt. Daß es heute eine untergehende Kunst ist, liegt nicht nur an der fehlenden Weiterentwicklung der guten Produkte. Aber das ist nicht das Thema.
Wer sich heute mit einem Messer rasiert, hat meist andere Beweggründe, als die o.g. Notwendigkeit. Ich teile das Messerklientel mal in drei Gruppen.
1. old school RM:
Diese Männer freuen sich am nostalgischen Gefühl ein Werkzeug zu benutzen, das viele Dekaden der Zeit gesehen haben. Evtl. sogar eines, mit einem berühmten Vorbesitzer. Es lässt sich sehr gut schärfen, da der Carbonstahl sehr hochwertig ist und der Rostbefall durch entsprechenden Umgang und Pflege vermieden wird. Da sieht man auch mal über einen gratigen Ansatz hinweg. Die Schlichtheit ist ein großes Plus dieser Rasiermesser.
2. neue RM aus alten Produktions-Stätten:
Wie oben erwähnt, hat die Rasiermesserindustrie, durch Hobel und Systemrasierer, Ihre Daseinsberechtigung im Wesentlichen eingebüßt. Es ist aber auch so, daß es kleine Manufakturen schaffen, mit ihren Produkten den Zeitgeist zutreffen und zu überleben. Das haben die "alten" Hersteller verpasst, sich darauf einzustellen. Selbst die heute hergestellten RM sind nicht mehr von so guter Qualität, da das Fachwissen verloren geht und nicht für den Erhalt gesorgt wurde. Stichwort, nicht rasurscharfe Auslieferung. Auch ist es heute schwer, guten (brauchbaren) Stahl für so eine kleine Abnehmerzahl, zu einigermaßen erschwinglichen Preisen, bereitzustellen.
3. moderne RM (Manufakturware)
Hier haben sich eine paar pfiffige Kunsthandwerker eine Nische ausgebaut, die den modernen Bedarf bedient. Nicht zuletzt hat der JB 007-Hype die RM Verkaufszahlen angekurbelt. Aber es sind imho die Rasur-Nerds die sich dort bedienen lassen. Leute, die Geld in ein Hobby investieren. Gerade in der jetzigen Zeit, in der die Boomer in Rente gehen und es vielen davon gut geht. Ich fürchte das wird in ein paar Jahren wieder nachlassen.
Nichts destotrotz bieten diese Künstler Rasiermesser an, die nicht nur einen fantastischen Stahl bieten, sondern auch in der Verarbeitung an der Handwerkerspritze arbeiten. Eine Individualisierung durch ausgewählte Heftmaterialien, befördern die Preise zwar teilweise in astronomischer Höhe, haben aber dafür einen hohen Wiederverkaufswert. Diese RM tragen durch ihre Wertigkeit und Perfektion, eine großes Kultpotential in sich. Wer sich also gerne eine schicke Uhr trägt oder gerne ein hochwertiges Auto fährt, wird beim einem RM-Bedarf bei der Manufakturware zugreifen.

Zu meiner pers. Vorliebe: Die liegt klar in der 3. Gruppe. Ob Koraat oder Buddel, das sind die Lieblinge meiner kleinen Ansammlung. Trotzdem besitze und benutze ich ein paar alter Solinger und RM europäischer Herkunft, die mir die alte Handwerkskunst vor Augen führen und mich dankbar machen, daß es sie noch gibt. Es ist die Möglichkeit, eine Wahl zu haben, mit was ich mich rasieren möchte. Von nostalgisch gut bis komfortabel elegant. Oft ist die Bedarfssituation entscheidend. Ob Berghütte oder Nobelhotel, ich habe eine kleine Auswahl, die meine Rasuren stets zum Erlebnis machen.
 
Gerade alte gute Marken bringen eine Detailschönheit mit, die heutigen Messern meistens fehlt. Früher wurde aus einem einfachen Rohling eine Art Kunstwerk geschaffen. Beispielsweise der 14er Rohling ist ja immer der gleiche, aber die Messer daraus sehen völlig verschieden aus. Ein genau geschliffener einfacher Ansatz mit schöner Rundung zur Schneide macht was her, ein polierter Hohlspiegel oder Doppelanstz am leicht matten Klingenblatt, wenn der Rücken in der Mitte tiefer geschliffen wird, die Kopfform und so weiter. Alles muss aber auch zu einem stimmigen Gesamtbild führen. Da waren früher Leute mit Auge für richtig gutes Design am Werk. Heutige Messer sind da eher einfacher gehalten bis auf die Schalen oder Einzelanfertigung.
Ich meine, dass man sich mit den aktuellen Messern auch gut rasieren kann.
 
Ich kann auch meinen Senf zu beitragen:

1. Böker - Habe 4 Messer von denen, und mit allen zufrieden. Der Stahl weist eine gute Qualität auf, und die Klingengeometrie passt. Keins der Messer sind Krumm oder schief. Leider konnte ich keines davon mit der Werksschärfe testen, da bei mir sämtliche neue Messer sofort auf nen Stein kommen.

2. Dovo - Davon habe ich sehr viele mehrere Unterschiedliche. Man kann Glück haben und trifft auf ein gutes gerades Stück, allerdings ist die Werkssschärfe wirklich schlecht. Ich habe eins geschenkt bekommen, und unterm Mikroskop sah es echt grob aus, damit wollte ich mich nicht rasieren.

3. Ralf Aust - Hier hab ich eins. Der Rücken ist leider Schief aber die Werksschärfe war vollkommen ausreichend, HHT war direkt nach ledern möglich.

4. Wacker - deren Seite ist Offline :D Eins hab ich gebraucht gekauft, welches aufgefrischt wurde: Kann nix schlechtes dazu sagen.

5. Revisor - Hab ich Zwei Stück, beide mussten nochmal auf den Stein, also deren Werksschärfe ist nicht Gut. Ließt man häufig auch im Netz darüber. Sind aber dafür günstig, wenn man es selbst schärfen kann.
Man sollte jedoch unbedingt mitm Mikroskop die Schneide anschauen. Kann sein, dass die Klinge beim schärfen neigt auszubrechen. Ursache kann am Stahl und der Verarbeitung liegen (Härten)

6. TI - kann man mit rasieren, sind aber meist (Eigentlich fast immer) krumme Gurken. Sehr guter Stahl, und Verarbeitung, deutlich härter und zäher zum schärfen als die Solinger Kollegen.

Ich würde persönlich jedem der neu in das Rasieren mit dem Messer einsteigt, sich ein gebrauchtes älteres oder zumindest aufgefrischtes zu kaufen. Der Frust ist zu groß bei einem Neukauf.
 
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