Senser
FdR-Pate
Ich beschreibe hier die Art und Weise, wie ich Messer schärfe, ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Ich weiß aber, dass diese Methode funktioniert und sie ist, reduziert auf das Wesentliche, sicherlich für jeden Anfänger geeignet.
Zunächst möchte ich ein paar Worte über die Ausrüstung schreiben.
Da sind als erstes die Schleifsteine als wichtigste Schärfwerkzeuge zu nennen.
auf dem folgenden Bild sehen wir Steine, die nicht ständig im Wasser liegen müssen.
Von links nach rechts:
Der Thüringer von Manufaktum, der dazugehörige Anreiber, ein ähnlicher Stein, den ich mal aus der Bucht gefischt habe, daneben mein bestes Stück (Stein), ein GBB von Dick (22X7 cm) und schließlich der Thüringer von MST.
Und so lagere ich die Steine, die möglichst immer im Wasser liegen sollten.
Links sehen wir einen 1000er Cerax von MST, in der Mitte einen 2000er Aoto von Dick (ein wahnsinns Stein) und rechts einen 8000er Naniwa.
Es ist darauf zu achten, dass diese Art der Aufbewahrung unter Lichtausschluss stattfindet, weil sich sonst Algen im Wasser bilden.
Wenn man diese Steine nicht ständig braucht, kann man sie natürlich auch trocken aufbewahren. Allerdings sollten sie mindestens 30 min vor Gebrauch in Wasser gelegt werden.
Grundsätzlich bin ich der festen Überzeugung, dass jemand, der nur seine wenigen Gebrauchsmesser instand halten möchte, mit einem 1000er/6000er Kombistein bestens bedient ist. Ich habe gute Erfahrungen mit dem King Stone von Dick gemacht. Wobei die 6000er Seite auch schnell an ihre Grenzen gerät. Sie ist ziemlich weich gebunden und man „gräbt“ sich schnell ein, wenn man nicht aufpasst. Um aber mal auszuprobieren, ob einem der Umgang mit Schärfsteinen überhaupt liegt, ist der King erst mal die preiswerteste, brauchbare Lösung. Es geht noch billiger, aber man bedenke: „Es gibt nichts teureres als billiges Werkzeug“.
Nachtrag: Heute, also 4,5 Jahre später würde ich auch noch eine andere Steinkombination empfehlen wollen. Leider ist Diese etwas teurer, so etwa 150,- €, dafür bekommt man aber schon richtiges High End in Sachen Schleifsteine und kann das Thema eigentlich als erledigt betrachten, sofern man nicht von dem "obeswohlnochbessergeht Virus" infiziert wird.
Es handelt sich dabei um die beiden Kombisteine von Naniwa aus der SS Serie 800/5000 und 3000/8000. Eine Bezugsquelle wäre: http://www.feinewerkzeuge.de/naniwa-stones.html
Etwas preiswerter und sicherlich auch völlig ausreichend wäre der 1000er King und der 3/8000er Naniwa
Als Unterlage für die Steine dient mir ein Stück Birke Multiplex, in welches ich auf der Unterseite vier Möbeltür Dämpfer angebracht habe, damit Feuchtigkeit, die evtl. unter die Platte kriecht, wieder verdunsten kann. Multiplex ist wasserfest.
Auf diesem „Bock“ liegt der Stein nun hoch genug, und ich laufe nicht Gefahr, beim Schärfen mit den Fingern irgendwo aufzusetzen oder gar hängen zu bleiben. Außerdem saugt sich der Stein förmlich auf der Holzplatte fest.
Bevor ich nun mit dem Schärfen beginne, klebe ich erst den Rücken der Klinge und, falls vorhanden, auch die Klingengravur, mit dünnem Klebeband ab. Ersteres, damit der Rücken nicht dünner wird, und sich der Schneidwinkel dadurch zu stark verändert, letzteres, damit die Klingengravur beim Abreiben des Schleiffschlamms keinen Schaden nimmt.
Erst klebe ich den Anfang der Rolle der Rolle auf meine Arbeitsfläche und rolle dann etwas mehr von dem Band, als die Klinge lang ist.
Ich setze die Klinge etwa am Erl mittig unter das Band , richte sie aus und klebe sie dann erst auf dem Rücken und von dort aus auf die Seiten fest.
Jetzt schneide ich mit einer beliebigen, aber scharfen Klinge den Überstand ab.
Erst jetzt beginnt die eigentliche Schärfarbeit.
Ich nehme den Stein aus dem Wasser, lege ihn auf das Holzbrett und erzeuge mit einem „Nagura“, der ebenfalls in einem Wasserbehälter lagert, in kreisenden Bewegungen den so genannten Schleifschlamm. Diesen Vorgang wiederhole ich, sobald ich merke, dass der Stein nicht mehr „zieht“.
Hier der 1000er Cerax und der Nagura
Ich halte es für äußerst wichtig, immer mit dem 1000er Stein zu beginnen. Egal, ob es sich um ein altes, gebrauchtes Messer aus der Bucht, oder aber um eines der Gebrauchsmesser, welches nur stumpf geworden ist, handelt.
Es geht in beiden Fällen darum, die Schneidfacette herzustellen, bzw. diese vom balligen in den geraden Zustand zurück zu versetzen.
Dazu muß Material abgetragen werden, und das geht eben nur mit dem 1000er. Man lasse sich aber jetzt nicht kirre machen, denn ein 1000er ist keine Schotterpiste. Viele Gebrauchsmesser und Stechbeitel bringt man schon mit diesem Stein auf eine Endschärfe, von der die meisten Leute nur träumen können.
Also noch mal: Auf dem 1000er wird das Messer geschärft. Alles, was steinmäßig folgt, ist die Kür, ist stupides Abarbeiten der Schärfroutine. Die Entscheidung über Erfolg oder Misserfolg, über 30 Minuten oder 3 Stunden Arbeit wird aber auf dem 1000er Stein getroffen.
Ich mache nun erst mal ca 10-20 Schübe pro Seite.
Den Profis werden sich beim Anblick dieser Bilder wohl die Nackenhaare aufstellen. Ich benutze beide Hände, bzw. die Finger beider Hände. Wobei die Finger, die auf der Klinge aufliegen, in meinem Fall diejenigen der linken Hand, im Normalfall keinerlei Druck ausüben. Sie sind für mich nur Kontrolle, Widerlager,… schwer zu beschreiben. Es ist wie beim Fahrradfahren. Mit den Händen am Lenker geht` s einfach sicherer, obwohl es ja auch freihändig funktioniert. Es mag jeder machen wie er will. Ich kann nur sagen, dass ich schon viele neue Messer von namhaften Herstellern zum ersten Schliff in meine Laienhände bekommen habe, und leider feststellen musste, dass es mit den Schärfkünsten eben dieser Profis nicht (mehr) weit her ist. Also lieber zweihändig zu einem rasurtauglichen Rasiermesser gelangt, als sich mit einem professionell einhändig dahin gewetzten Eisen die Lust an der Messerrasur zu verderben.
Besondere Aufmerksamkeit widme ich dem Kopf und dem Ende der Klinge(Bild 1,2,3 und 10) Je nach gewünschter Form, beginne ich mit mit der Schneide fast parallel zur Schleifrichtung, die Klinge etwas am Heft angehoben und drehe diese dann mehr oder weniger schnell in einer Vorwärts Bewegung soweit, bis die Schneide rechtwinklig zur Vorschub Richtung liegt. Gleichzeitig senke ich die Klinge auch ab, so dass die Schneide am Ende dieser Bewegung flach auf dem Stein aufliegt. Dadurch erziele ich einen fließenden Übergang von stumpfem Kopf in eine scharfe Schneide. Es entsteht eine je nach Ausführung mehr oder weniger starke Rundung am Messerkopf, bzw. Ende. Nur diese Rundung, oder das Fehlen derselben (bei Konturmessern) ist für das reduzierte oder erhöhte Verletzungsrisiko verantwortlich, und nicht wie gerne behauptet wird, nur die Kopfform. Ich kann an einen Geradkopf genauso gut eine sanfte Rundung in die Spitze schleifen wie in einen Rundkopf, spanischen oder Schorkopf.
Dieses „Eindrehen“ in den Stein mache ich natürlich nicht bei jedem Schub. Das ist sehr stark abhängig vom Zustand der Klinge vor dem Schärfen. Große Vorsicht ist auch bei dem Anheben des Heftes am Anfang der Bewegung geboten. Die Klinge gräbt sich dabei gerne in den Stein, insbesondere bei den synthetischen, weich gebunden Steinen, allen voran der 6000er King.
Ansonsten wird die Klinge einfach vor und zurück geschoben, wobei immer über den Rücken gewendet wird, und wie bereits erwähnt, keinerlei Druck auf die Schneide ausgeübt wird. Ich vermeide den allgemein empfohlenen Kreuzschliff. Dabei wird nämlich die Mitte der Klinge doppelt so oft über den Stein geschoben wie die beiden Enden, was zu einem Hohlschliff, aus der Seitenansicht betrachtet, führt. Bei einem entsprechend breiten Stein und einer geraden Klinge stellt sich dieses Problem erst gar nicht. Bei schmaleren Steinen muß ich eben darauf achten, die Schübe möglichst nebeneinander zu setzen, also mit so wenig Überlappung wie möglich.
Bereits die Spur in dem Schleifschlamm kann Aufschluß über den Zustand der Klinge geben. Wird der Schleifschlamm sauber „abgerakelt“, so ist die Klinge gerade und auch ohne nennenswerte Scharten. Bleibt aber eine Schlammspur auf dem Stein zurück, so ist das meist ein Zeichen für eine im Längsweg krumme Klinge, ein bereits hohl verschliffenes Messer, oder eben mehr oder weniger große Scharten.
Ich nehme nun ein Werkzeug zur Hand, welches ich bisher noch nicht erwähnt habe. Eine Lupe!!!!!
Ich arbeite mit einem Fadenzähler mit 12-facher Vergrößerung, Kollegen halten eine Einschlaglupe mit 30-facher Vergrößerung für das einzig wahre, und da kann ich nur sagen, dass es bestimmt kein Nachteil ist, sich das Ergebnis seiner Arbeit so stark vergrößert anzuschauen wie möglich. Allerdings wächst das Frustpotenzial mit zunehmender Vergrößerung und damit auch das Verlangen nach immer feineren Steinen.
Wiederum andere Kollegen brauchen gar keine Lupe. Die hören was sie tun. Das möchte ich aber hier unkommentiert lassen.
Nach den ersten Schüben ist es sehr wichtig, die Schneide mit der Lupe zu begutachten, eine erste Bestandsaufnahme zu machen.
Bei normalen, also nicht antiken, rostigen, schartigen Klingen finde ich in der Regel folgenden Zustand vor.
a) das Messer ist neu und wurde nur kurz auf dem Stein abgezogen.
dabei habe ich bisher immer festgestellt, dass die Hersteller nicht den Rücken als Bezugs- punkt für den Schneidenwinkel nehmen. Will heißen, dass der Rücken beim Schärfen leicht vom Stein angehoben wurde.
Ich sehe nun wie sich ein neuer Schneidenwinkel bildet. Das heißt, die Spitze bleibt zunächst noch vom Stein unberührt. Mit der Lupe ist das sehr gut zu sehen. Die Spitze selbst bleibt erst noch blank, während man dahinter deutlich die Riefen erkennt, die der 1000er Stein hinterlässt. Ich schleife jetzt so lange, bis ich nichts mehr von dem vorherigen Zustand erkennen kann, also eine homogene Schraffur über die gesamte Schneiden-Länge und Breite erreicht habe. Es kann vorkommen, dass diese neue Facette ungleich breit ist. Das liegt daran, dass manche Klingen mehr oder weniger krumm sind (über die Schneide gepeilt) Dabei kann man immer feststellen, dass eine Seite beispielsweise eine breitere Schneide aufweist, die gegenüberliegende dann eine entsprechend schmalere. Das ist nicht weiter tragisch, solange man immer darauf achtet, dass das neue Schleifbild sich auch wirklich bis in die Spitze fortsetzt.
b) ein Messer hat bereits einen ersten Grundschliff hinter sich und ist nur nach langem Gebrauch stumpf geworden. Das Bild unter der Lupe stellt sich ähnlich dar. Die vom langen Ledern ballig gewordene Schneidfacette ist nach den ersten Schüben an der Spitze noch poliert und wie vorher beschrieben bildet sich von hinten nach vorne eine neue Schneide. Jetzt entfällt aber das notwendige Zurichten einer gegebenenfalls krummen Klinge, weil das ja schon früher passiert ist.
Und genau hier an diesem Punkt werden die meisten Fehler gemacht, auch von mir! Die Schneide ist noch nicht bis zur Spitze ausgebildet, oder es gibt vielleicht noch ganz kleine Scharten. Jetzt denkt man, dass der Rest sich bei den nächst feineren Steinen von selbst ergibt, und schon entscheidet man sich für völlig sinnlose weitere Aktionen. Der Abtrag, den die feineren Steine leisten ist nicht annähernd ausreichend, um die Gestaltung der Schneide zu gewährleisten.
Ich kann es nicht oft genug wiederholen. Die Klinge wird auf dem 1000er geschärft und auf allen folgenden Steinen verfeinert. Wenn man sich stur daran hält, ist die Folgearbeit auch recht schnell getan, denn hier geht es ja nur darum, die „Riefen“, das „Relief“ des 1000er, bzw. des vorhergehenden Steins zu egalisieren, was erfahrungsgemäß recht schnell geht, umso schneller, je mehr Zwischenstufen in der Körnung zur Verfügung stehen.
Wichtig ist noch, falls man den Rücken abklebt, das Klebeband regelmäßig zu erneuern, was bei der Arbeit auf dem 1000er je nach Zustand der Klinge auch einige Male wiederholt werden kann. Auf jeden Fall aber bei dem Wechsel auf den nächst feineren Stein passieren muß.
Man kann ja mal probeweise mit einem Messer von dem 1000er auf einen 6000er wechseln, ohne den Rücken abzukleben und durch die Lupe wird man erkennen, dass der feine Stein gar nicht die Spitze der Schneide berührt.
So arbeite ich mich bis zu meinem feinsten Stein durch, wobei wie gesagt, alles nach dem 1000er gar keine Arbeit mehr ist.
Jetzt geht es ans Ledern, und damit zu dem Thema, welches sich leider nicht so einfach erklären lässt wie die Handhabung der Steine. Da ist viel Gefühl mit im Spiel, reichlich Erfahrung etwas Voodoo und vielleicht auch etwas Glaube.
Hier muß jeder für sich und sein Messer den richtigen Weg finden und deshalb möchte ich mich zu diesem Thema auch möglichst kurz fassen.
Wenn bis zu diesem Punkt alles richtig gemacht wurde, so ist nun eine perfekte Schneidfacette entstanden, die einen Winkel von ca. 16-20° aufweist. Mit dieser Schneide kann man nun problemlos die Armhaare abmähen, aber für eine sanfte und gründliche Rasur reicht es noch nicht aus.
Es gilt jetzt einen zweiten Schneidwinkel zu erstellen, und evtuell noch vorhandenen Grat zu entfernen.
Zunächst mache ich einige Züge auf dem Pastenriemen. Ich bevorzuge dabei einen ehemaligen Hängeriemen, den ich auf einen Holzkantel geklebt habe, und danach mit Lukas Chromoxid bestrichen habe. Bei manchen Klingen verwende ich aber auch einen mit Chromoxid bestrichenen Hängeriemen. Es gibt da bei mir keine feste Regel, sondern eher Tendenzen. Und zwar neige ich mehr zum Hängeriemen, je derber die Klinge wird.
Die Klinge wird jetzt übrigens nicht mehr geschoben, sondern ohne Druck mit dem Rücken voran gezogen.
Auf dem Pastenriemen sollte man nicht zu lange verweilen. Lieber nach zehn Zügen pro Seite auf den unbehandelten Lederriemen wechseln und danach mal einen Haartest durchführen.
Der selbst gemachte mit, Chromoxid behandelte Stoßriemen.
Zum Schluß wird auf einem unbehandelten Leder weiter geledert. Das können dann durchaus bis zu hundert Züge pro Seite sein. Auch hier versuche ich bei vollhohlen Klingen zunächst mit dem möglichst starren Riemen, in diesem Fall einem sogenannten Wekstattriemen klar zu kommen.
Meist muß ich aber auch noch auf den Hängeriemen wechseln. Die besten Erfahrungen habe ich mit dem reinen Juchtenlederriemen XXL gemacht.
Über dieses Thema könnte man sicherlich noch viel ausführlicher schreiben, allerdings halte ich das nicht für besonders zielführend, weil gerade hier hauptsächlich die persönlichen Erfahrungen und Neigungen eine Rolle spielen.
Ich kann nur empfehlen, sich ein altes Eisen in der Bucht zu schießen und einfach loszulegen. Und bevor man am Anfang teure Lederriemen in Stücke schneidet, kann man erst mal mit einem alten Gürtel üben.
Viel Erfolg!
Zunächst möchte ich ein paar Worte über die Ausrüstung schreiben.
Da sind als erstes die Schleifsteine als wichtigste Schärfwerkzeuge zu nennen.
auf dem folgenden Bild sehen wir Steine, die nicht ständig im Wasser liegen müssen.
Von links nach rechts:
Der Thüringer von Manufaktum, der dazugehörige Anreiber, ein ähnlicher Stein, den ich mal aus der Bucht gefischt habe, daneben mein bestes Stück (Stein), ein GBB von Dick (22X7 cm) und schließlich der Thüringer von MST.
Und so lagere ich die Steine, die möglichst immer im Wasser liegen sollten.
Links sehen wir einen 1000er Cerax von MST, in der Mitte einen 2000er Aoto von Dick (ein wahnsinns Stein) und rechts einen 8000er Naniwa.
Es ist darauf zu achten, dass diese Art der Aufbewahrung unter Lichtausschluss stattfindet, weil sich sonst Algen im Wasser bilden.
Wenn man diese Steine nicht ständig braucht, kann man sie natürlich auch trocken aufbewahren. Allerdings sollten sie mindestens 30 min vor Gebrauch in Wasser gelegt werden.
Grundsätzlich bin ich der festen Überzeugung, dass jemand, der nur seine wenigen Gebrauchsmesser instand halten möchte, mit einem 1000er/6000er Kombistein bestens bedient ist. Ich habe gute Erfahrungen mit dem King Stone von Dick gemacht. Wobei die 6000er Seite auch schnell an ihre Grenzen gerät. Sie ist ziemlich weich gebunden und man „gräbt“ sich schnell ein, wenn man nicht aufpasst. Um aber mal auszuprobieren, ob einem der Umgang mit Schärfsteinen überhaupt liegt, ist der King erst mal die preiswerteste, brauchbare Lösung. Es geht noch billiger, aber man bedenke: „Es gibt nichts teureres als billiges Werkzeug“.
Nachtrag: Heute, also 4,5 Jahre später würde ich auch noch eine andere Steinkombination empfehlen wollen. Leider ist Diese etwas teurer, so etwa 150,- €, dafür bekommt man aber schon richtiges High End in Sachen Schleifsteine und kann das Thema eigentlich als erledigt betrachten, sofern man nicht von dem "obeswohlnochbessergeht Virus" infiziert wird.
Es handelt sich dabei um die beiden Kombisteine von Naniwa aus der SS Serie 800/5000 und 3000/8000. Eine Bezugsquelle wäre: http://www.feinewerkzeuge.de/naniwa-stones.html
Etwas preiswerter und sicherlich auch völlig ausreichend wäre der 1000er King und der 3/8000er Naniwa
Als Unterlage für die Steine dient mir ein Stück Birke Multiplex, in welches ich auf der Unterseite vier Möbeltür Dämpfer angebracht habe, damit Feuchtigkeit, die evtl. unter die Platte kriecht, wieder verdunsten kann. Multiplex ist wasserfest.
Auf diesem „Bock“ liegt der Stein nun hoch genug, und ich laufe nicht Gefahr, beim Schärfen mit den Fingern irgendwo aufzusetzen oder gar hängen zu bleiben. Außerdem saugt sich der Stein förmlich auf der Holzplatte fest.
Bevor ich nun mit dem Schärfen beginne, klebe ich erst den Rücken der Klinge und, falls vorhanden, auch die Klingengravur, mit dünnem Klebeband ab. Ersteres, damit der Rücken nicht dünner wird, und sich der Schneidwinkel dadurch zu stark verändert, letzteres, damit die Klingengravur beim Abreiben des Schleiffschlamms keinen Schaden nimmt.
Erst klebe ich den Anfang der Rolle der Rolle auf meine Arbeitsfläche und rolle dann etwas mehr von dem Band, als die Klinge lang ist.
Ich setze die Klinge etwa am Erl mittig unter das Band , richte sie aus und klebe sie dann erst auf dem Rücken und von dort aus auf die Seiten fest.
Jetzt schneide ich mit einer beliebigen, aber scharfen Klinge den Überstand ab.
Erst jetzt beginnt die eigentliche Schärfarbeit.
Ich nehme den Stein aus dem Wasser, lege ihn auf das Holzbrett und erzeuge mit einem „Nagura“, der ebenfalls in einem Wasserbehälter lagert, in kreisenden Bewegungen den so genannten Schleifschlamm. Diesen Vorgang wiederhole ich, sobald ich merke, dass der Stein nicht mehr „zieht“.
Hier der 1000er Cerax und der Nagura
Ich halte es für äußerst wichtig, immer mit dem 1000er Stein zu beginnen. Egal, ob es sich um ein altes, gebrauchtes Messer aus der Bucht, oder aber um eines der Gebrauchsmesser, welches nur stumpf geworden ist, handelt.
Es geht in beiden Fällen darum, die Schneidfacette herzustellen, bzw. diese vom balligen in den geraden Zustand zurück zu versetzen.
Dazu muß Material abgetragen werden, und das geht eben nur mit dem 1000er. Man lasse sich aber jetzt nicht kirre machen, denn ein 1000er ist keine Schotterpiste. Viele Gebrauchsmesser und Stechbeitel bringt man schon mit diesem Stein auf eine Endschärfe, von der die meisten Leute nur träumen können.
Also noch mal: Auf dem 1000er wird das Messer geschärft. Alles, was steinmäßig folgt, ist die Kür, ist stupides Abarbeiten der Schärfroutine. Die Entscheidung über Erfolg oder Misserfolg, über 30 Minuten oder 3 Stunden Arbeit wird aber auf dem 1000er Stein getroffen.
Ich mache nun erst mal ca 10-20 Schübe pro Seite.
Den Profis werden sich beim Anblick dieser Bilder wohl die Nackenhaare aufstellen. Ich benutze beide Hände, bzw. die Finger beider Hände. Wobei die Finger, die auf der Klinge aufliegen, in meinem Fall diejenigen der linken Hand, im Normalfall keinerlei Druck ausüben. Sie sind für mich nur Kontrolle, Widerlager,… schwer zu beschreiben. Es ist wie beim Fahrradfahren. Mit den Händen am Lenker geht` s einfach sicherer, obwohl es ja auch freihändig funktioniert. Es mag jeder machen wie er will. Ich kann nur sagen, dass ich schon viele neue Messer von namhaften Herstellern zum ersten Schliff in meine Laienhände bekommen habe, und leider feststellen musste, dass es mit den Schärfkünsten eben dieser Profis nicht (mehr) weit her ist. Also lieber zweihändig zu einem rasurtauglichen Rasiermesser gelangt, als sich mit einem professionell einhändig dahin gewetzten Eisen die Lust an der Messerrasur zu verderben.
Besondere Aufmerksamkeit widme ich dem Kopf und dem Ende der Klinge(Bild 1,2,3 und 10) Je nach gewünschter Form, beginne ich mit mit der Schneide fast parallel zur Schleifrichtung, die Klinge etwas am Heft angehoben und drehe diese dann mehr oder weniger schnell in einer Vorwärts Bewegung soweit, bis die Schneide rechtwinklig zur Vorschub Richtung liegt. Gleichzeitig senke ich die Klinge auch ab, so dass die Schneide am Ende dieser Bewegung flach auf dem Stein aufliegt. Dadurch erziele ich einen fließenden Übergang von stumpfem Kopf in eine scharfe Schneide. Es entsteht eine je nach Ausführung mehr oder weniger starke Rundung am Messerkopf, bzw. Ende. Nur diese Rundung, oder das Fehlen derselben (bei Konturmessern) ist für das reduzierte oder erhöhte Verletzungsrisiko verantwortlich, und nicht wie gerne behauptet wird, nur die Kopfform. Ich kann an einen Geradkopf genauso gut eine sanfte Rundung in die Spitze schleifen wie in einen Rundkopf, spanischen oder Schorkopf.
Dieses „Eindrehen“ in den Stein mache ich natürlich nicht bei jedem Schub. Das ist sehr stark abhängig vom Zustand der Klinge vor dem Schärfen. Große Vorsicht ist auch bei dem Anheben des Heftes am Anfang der Bewegung geboten. Die Klinge gräbt sich dabei gerne in den Stein, insbesondere bei den synthetischen, weich gebunden Steinen, allen voran der 6000er King.
Ansonsten wird die Klinge einfach vor und zurück geschoben, wobei immer über den Rücken gewendet wird, und wie bereits erwähnt, keinerlei Druck auf die Schneide ausgeübt wird. Ich vermeide den allgemein empfohlenen Kreuzschliff. Dabei wird nämlich die Mitte der Klinge doppelt so oft über den Stein geschoben wie die beiden Enden, was zu einem Hohlschliff, aus der Seitenansicht betrachtet, führt. Bei einem entsprechend breiten Stein und einer geraden Klinge stellt sich dieses Problem erst gar nicht. Bei schmaleren Steinen muß ich eben darauf achten, die Schübe möglichst nebeneinander zu setzen, also mit so wenig Überlappung wie möglich.
Bereits die Spur in dem Schleifschlamm kann Aufschluß über den Zustand der Klinge geben. Wird der Schleifschlamm sauber „abgerakelt“, so ist die Klinge gerade und auch ohne nennenswerte Scharten. Bleibt aber eine Schlammspur auf dem Stein zurück, so ist das meist ein Zeichen für eine im Längsweg krumme Klinge, ein bereits hohl verschliffenes Messer, oder eben mehr oder weniger große Scharten.
Ich nehme nun ein Werkzeug zur Hand, welches ich bisher noch nicht erwähnt habe. Eine Lupe!!!!!
Ich arbeite mit einem Fadenzähler mit 12-facher Vergrößerung, Kollegen halten eine Einschlaglupe mit 30-facher Vergrößerung für das einzig wahre, und da kann ich nur sagen, dass es bestimmt kein Nachteil ist, sich das Ergebnis seiner Arbeit so stark vergrößert anzuschauen wie möglich. Allerdings wächst das Frustpotenzial mit zunehmender Vergrößerung und damit auch das Verlangen nach immer feineren Steinen.
Wiederum andere Kollegen brauchen gar keine Lupe. Die hören was sie tun. Das möchte ich aber hier unkommentiert lassen.
Nach den ersten Schüben ist es sehr wichtig, die Schneide mit der Lupe zu begutachten, eine erste Bestandsaufnahme zu machen.
Bei normalen, also nicht antiken, rostigen, schartigen Klingen finde ich in der Regel folgenden Zustand vor.
a) das Messer ist neu und wurde nur kurz auf dem Stein abgezogen.
dabei habe ich bisher immer festgestellt, dass die Hersteller nicht den Rücken als Bezugs- punkt für den Schneidenwinkel nehmen. Will heißen, dass der Rücken beim Schärfen leicht vom Stein angehoben wurde.
Ich sehe nun wie sich ein neuer Schneidenwinkel bildet. Das heißt, die Spitze bleibt zunächst noch vom Stein unberührt. Mit der Lupe ist das sehr gut zu sehen. Die Spitze selbst bleibt erst noch blank, während man dahinter deutlich die Riefen erkennt, die der 1000er Stein hinterlässt. Ich schleife jetzt so lange, bis ich nichts mehr von dem vorherigen Zustand erkennen kann, also eine homogene Schraffur über die gesamte Schneiden-Länge und Breite erreicht habe. Es kann vorkommen, dass diese neue Facette ungleich breit ist. Das liegt daran, dass manche Klingen mehr oder weniger krumm sind (über die Schneide gepeilt) Dabei kann man immer feststellen, dass eine Seite beispielsweise eine breitere Schneide aufweist, die gegenüberliegende dann eine entsprechend schmalere. Das ist nicht weiter tragisch, solange man immer darauf achtet, dass das neue Schleifbild sich auch wirklich bis in die Spitze fortsetzt.
b) ein Messer hat bereits einen ersten Grundschliff hinter sich und ist nur nach langem Gebrauch stumpf geworden. Das Bild unter der Lupe stellt sich ähnlich dar. Die vom langen Ledern ballig gewordene Schneidfacette ist nach den ersten Schüben an der Spitze noch poliert und wie vorher beschrieben bildet sich von hinten nach vorne eine neue Schneide. Jetzt entfällt aber das notwendige Zurichten einer gegebenenfalls krummen Klinge, weil das ja schon früher passiert ist.
Und genau hier an diesem Punkt werden die meisten Fehler gemacht, auch von mir! Die Schneide ist noch nicht bis zur Spitze ausgebildet, oder es gibt vielleicht noch ganz kleine Scharten. Jetzt denkt man, dass der Rest sich bei den nächst feineren Steinen von selbst ergibt, und schon entscheidet man sich für völlig sinnlose weitere Aktionen. Der Abtrag, den die feineren Steine leisten ist nicht annähernd ausreichend, um die Gestaltung der Schneide zu gewährleisten.
Ich kann es nicht oft genug wiederholen. Die Klinge wird auf dem 1000er geschärft und auf allen folgenden Steinen verfeinert. Wenn man sich stur daran hält, ist die Folgearbeit auch recht schnell getan, denn hier geht es ja nur darum, die „Riefen“, das „Relief“ des 1000er, bzw. des vorhergehenden Steins zu egalisieren, was erfahrungsgemäß recht schnell geht, umso schneller, je mehr Zwischenstufen in der Körnung zur Verfügung stehen.
Wichtig ist noch, falls man den Rücken abklebt, das Klebeband regelmäßig zu erneuern, was bei der Arbeit auf dem 1000er je nach Zustand der Klinge auch einige Male wiederholt werden kann. Auf jeden Fall aber bei dem Wechsel auf den nächst feineren Stein passieren muß.
Man kann ja mal probeweise mit einem Messer von dem 1000er auf einen 6000er wechseln, ohne den Rücken abzukleben und durch die Lupe wird man erkennen, dass der feine Stein gar nicht die Spitze der Schneide berührt.
So arbeite ich mich bis zu meinem feinsten Stein durch, wobei wie gesagt, alles nach dem 1000er gar keine Arbeit mehr ist.
Jetzt geht es ans Ledern, und damit zu dem Thema, welches sich leider nicht so einfach erklären lässt wie die Handhabung der Steine. Da ist viel Gefühl mit im Spiel, reichlich Erfahrung etwas Voodoo und vielleicht auch etwas Glaube.
Hier muß jeder für sich und sein Messer den richtigen Weg finden und deshalb möchte ich mich zu diesem Thema auch möglichst kurz fassen.
Wenn bis zu diesem Punkt alles richtig gemacht wurde, so ist nun eine perfekte Schneidfacette entstanden, die einen Winkel von ca. 16-20° aufweist. Mit dieser Schneide kann man nun problemlos die Armhaare abmähen, aber für eine sanfte und gründliche Rasur reicht es noch nicht aus.
Es gilt jetzt einen zweiten Schneidwinkel zu erstellen, und evtuell noch vorhandenen Grat zu entfernen.
Zunächst mache ich einige Züge auf dem Pastenriemen. Ich bevorzuge dabei einen ehemaligen Hängeriemen, den ich auf einen Holzkantel geklebt habe, und danach mit Lukas Chromoxid bestrichen habe. Bei manchen Klingen verwende ich aber auch einen mit Chromoxid bestrichenen Hängeriemen. Es gibt da bei mir keine feste Regel, sondern eher Tendenzen. Und zwar neige ich mehr zum Hängeriemen, je derber die Klinge wird.
Die Klinge wird jetzt übrigens nicht mehr geschoben, sondern ohne Druck mit dem Rücken voran gezogen.
Auf dem Pastenriemen sollte man nicht zu lange verweilen. Lieber nach zehn Zügen pro Seite auf den unbehandelten Lederriemen wechseln und danach mal einen Haartest durchführen.
Der selbst gemachte mit, Chromoxid behandelte Stoßriemen.
Zum Schluß wird auf einem unbehandelten Leder weiter geledert. Das können dann durchaus bis zu hundert Züge pro Seite sein. Auch hier versuche ich bei vollhohlen Klingen zunächst mit dem möglichst starren Riemen, in diesem Fall einem sogenannten Wekstattriemen klar zu kommen.
Meist muß ich aber auch noch auf den Hängeriemen wechseln. Die besten Erfahrungen habe ich mit dem reinen Juchtenlederriemen XXL gemacht.
Über dieses Thema könnte man sicherlich noch viel ausführlicher schreiben, allerdings halte ich das nicht für besonders zielführend, weil gerade hier hauptsächlich die persönlichen Erfahrungen und Neigungen eine Rolle spielen.
Ich kann nur empfehlen, sich ein altes Eisen in der Bucht zu schießen und einfach loszulegen. Und bevor man am Anfang teure Lederriemen in Stücke schneidet, kann man erst mal mit einem alten Gürtel üben.
Viel Erfolg!
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