Wehrtes Forum
Ich möchte euch heute meinen Rasierpinsel von DSCosmetic (China) vorstellen, den Kensurfs Limited Edition 2020 mit einem 24mm Zweiband Dachs Besatz.
Der kleine, etwas untersetzte China-Mann kommt mit einem schwarzen Griff aus Kunststoff daher und ist mit nassen Händen überhaupt nicht rutschig, sondern lässt sich sicher beim Aufschäumen halten. Das ändert sich natürlich, wenn Seife zwischen Griff und Finger kommt, das ist aber wohl bei jedem Griffmaterial der Fall. Ein definitiv vorhandenes Manko in Bezug auf den Griff, ist die Tatsache, für den hohen Mug ist er nix, da geht er auf Tauchstation.Anders als bei verschiedenen Modellen von DSC ist hier die Modellbezeichnung auf dem Griffboden nicht nur gelasert, sondern plastisch eingearbeitet und goldfarben unterlegt. Oben und unten weißt er einen Durchmesser von ø38mm, zur verjüngten Mitte hin knapp ø32mm auf.
Maße:
Griffhöhe: 45mm Loft: 50mm ergibt eine Gesamthöhe von 95mm
Der Besatz des Pinsels ist ein Zweiband-Dachs, hat einen Ringdurchmesser von 24mm und ist recht dicht gesteckt. Die Lofthöhe in der Mitte liegt bei handgemessenen 50mm und ist, der Form geschuldet, zu den Außenseiten natürlich geringer. Schon beim Auspacken des Pinsels kam für mich hier nach anfänglicher „Glück gehabt-der-gefällt-Stimmung“ kurz und knapp die Enttäuschung und Bange vor einem Reinfall. Der Besatz ist hart, pieksig und hat ein Backbone, welche an eine Reinigungsbürste für das xxx erinnert. Dazu aber später ausführlicheres im Absatz „Der erste Einsatz“. Ich habe mir die Spitzen im Zustand „gerade ausgepackt“ mit Hilfe meiner Eschenbach Uhrmacherlupen (3x,5x) etwas genauer angesehen und nach meiner bescheidenen Meinung nach, sind diese auch in großen Teilen beschnitten. Allerdings sollte man sich hier auch die Preisklasse, sowie den unermesslichen Drang der Chinesen zu handverlesenen 1a Qualitätsstandards vor Augen führen, das beruhigt zumindest etwas das Gemüt.
Vor dem ersten Einsatz kommt erst einmal ein ausgiebiger Badespaß mit dem kleinen Chinesen. Für mich mittlerweile ein Muss! für jeden Neuankömmling. Es geht hier nicht nur um den Stallgeruch vom Dachs, hier sei angemerkt, dieser war kaum wahrnehmbar, sondern um evtl. Fabrikationsrückstände und/oder Verunreinigungen so gut wie möglich zu entfernen. Bereits beim ersten Wässern war klar, das Wasser bleibt nicht klar. Hurra, der „Gelbe Fluß“, und das ohne Flug nach China. Es folgte ein 2-maliges einschampoonieren mit einem Babyschampoo und anschließend ein 2-maliges aufschäumen mit der RC von Proraso, wobei der Pinsel jeweilig 1 Std. Standzeit (eingeschäumt) verbrachte. Der Stallgeruch wich und auch beim mehrfachen ausspülen versiegte der „Gelbe Fluß“ recht schnell, und siehe da, was ist das, die Spitzen vom Besatz sind plötzlich deutlichst weicher und überhaupt nicht mehr pieksig. Hurra!
Badetag m. Babyschampoo (li.) und einschäumen m. Proraso (re.)
Vor (li.) und nach dem „Badespaß“ (re.)
Der erste Einsatz
Nachdem der kleine Chinese über Nacht trocknen durfte, folgte am nächsten Tag der erste Einsatz bei der Rasur. Passend zu meinem Turnus kam auch relativ leichtes Besteck zum Einsatz, die Proraso White (RC), zum aufschäumen dienten die Hand und meine Keramikschale. Nach 10-minütigem Wässern in warmen Wasser kam das Aufnehmen der RC, abstreifen in der Schale und anschließend begann das Aufschäumen. Er mag Wasser, soviel steht fest, kurze Haare aber recht großen Durst.Abgeben mag er eher wenig davon, da musste ich mit dem Löffel etwas nachsteuern.
Hier habe ich auch einmal parallel neben der Rasierschale, den ersten Durchgang in der Hand aufgeschäumt. Beides klappte gut, was klar aber auch an der Proraso liegt, allerdings machte mir die entstandene Menge an Schaum etwas Sorgen. Irgendwie ist es recht wenig, trotz 3-4 x Aufnehmens der Seife aus dem Tiegel. Dennoch gefällt der wirklich griffige und überhaupt nicht rutschige Griff, aber leider auch die Tatsache, dass der kleine im wahrsten Sinne nix für richtig große Hände und/oder tiefe Mugs, Tassen etc. ist, da wird er wohl „auf Tiefe gehen“.
Der erste Eindruck beim Einsatz mit härterer RS, hier die ToOBS Sandelholz, war sehr positiv. Das Aufnehmen der Seife war problemlos und das Aufschäumen in der Schale brachte einen schönen, cremigen Schaum. Allerdings musste ich auch hier etwas beim Wasserhaushalt nachsteuern und letztendlich war auch hier die Menge an Schaum nicht gerade als üppig zu bezeichnen.
Schon in der Hand wird deutlich klar, was der erste Kontakt im Gesicht bestätigt: Gar nicht mehr pieksig oder stachelig! Zwar kein Silberspitz jenseits der >100.-€ Marke, dennoch, immerhin definitiv kein Reinfall wie Anfangs befürchtet. Das Einschäumen macht Spaß, allerdings muss auch hier öfters in der Schale nachgefasst werden, er speichert nicht unbedingt Schaum für mehrere Durchgänge, das war aber auch schon ob der Maße und Dichtigkeit vom Loft abzusehen.
Jetzt kann ich auch einen, natürlich subjektiven Eindruck zum Backbone oder Rückrad, na wie auch immer genannt, geben. Schon aufgrund der Bauart, 24‘er Ringmaß, dicht gesteckter Besatz und einer 50‘er Lofthöhe, hat er doch ein recht ausgeprägtes Rückrat. Er bleibt weit, weit hinter meinem Vie-Long Silberspitz oder den beiden Baier-Dachsen zurück, er orientiert sich deutlich zum Simpson T1 (Synt.) und zeigt hier klar Parallelen in Sachen aufspreizen und Rückrad.
Noch eine Anmerkung zur Lieferung. Bei mir lag zwischen „schlimmen Finger“ und Empfang gerade mal 8 Tage, ich gehe da einmal von einem DSC-Depot in Europa (Spanien?) aus. Geliefert wurde der Pinsel auch nicht in der schicken Schatulle wie auf den Fotos im Online-Shop, sonder in einer profanen Pappschachtel u. Polsterumschlag.
Fazit
Er darf definitiv bleiben, mir macht der kleine, untersetzte Chinaknubbel Spaß und für den Preis ist er für mich mit seinen „Eigenheiten“ absolut kein Reinfall. Er wird mit Sicherheit seine Einsätze bekommen und über längere Zeit wird er sich mit Sicherheit zwar noch etwas verändern, dennoch glaube ich hier zum positiven.
Bis dahin erst einmal Danke und schäumen wir mal…
Gruß Gregor