Die Frage war ja: "Welches Finish macht die für euch beste Schneide?"
Wie sagte man so schön: "Viele Wege führen nach Rom"
Für mich ist das so wie bei der Frage "welcher Hobel mit welche Rasierklinge habt ihr am liebsten?"
Es wird nie einen einzigen Sieger geben, weil jeder eine andere Haut, einen anderen Bartwuchs und ein anderes Empfinden hat. Genauso wie bei der Hobel/Klinge Kombination wird das gleiche Messer mit dem gleichen Schärfevorgang von 2 verschiedenen Leuten mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit unterschiedlich beurteilt werden. Wir hatten das schon mal in den Blindtests mit GD66.
Den "Königsweg" muss also jeder für sich selber durch Experimentieren herausfinden. Die "beste Schneide" wird immer ein Kompromiss sein. Teile des Kompromisses werden auch sein, wieviel Arbeit man sich beim Schärfen machen möchte, wieviel Zeitaufwand, wieviel Schmutz, wieviel sichere Reproduzierbarkeit und wieviel Nachhaltigkeit die Wunschschärfe & Sanftheit haben soll.
Für Anfänger würde ich empfehlen, erst einmal diese beiden Threads durchzulesen:
1. Die von mir übersetzten Artikel von Science of Sharp, damit auch non-English speakers mitreden können:
hier klicken.
2. Meinen Erfahrungsbericht mit Lapping Film.
Hier klicken. Einfach um einmal das andere Extrem des Spektrums zu sehen.
Ich habe mich netterweise schon mit vielen von anderen Schärfern geschärften RM rasieren dürfen. Jeder hatte andere Techniken und andere Steine/Pasten. Fast alle davon waren sehr gut geschärft. Sehr gut bedeutet für mich scharf und sanft, ohne Brennen danach auf der Haut, ohne Hautgereiztheit und gründlich.
Wenn man mich aber fragt, welche Methode oder Finisher ich persönlich bevorzuge, dann kann das immer nur eine Momentaufnahme sein, bis ich wieder etwas Neues entdeckt habe, was ich vielleicht noch besser oder bei gleichen Ergebnis noch einfacher finde.
Ich stimme
@efsk zu, dass die Facette der "wichtigste" Schritt ist. Das belegen auch die Ergebnisse der oben verlinkten Mikroskopaufnahmen. Das mache ich momentan am liebsten mit meinem Shapton Professional 1,5K. Er ist sehr schnell und gut ohne sich selbst zu schnell zu verbrauchen und hat als Kunststein eine sehr komfortable Grösse für alle Messergrössen.
Danach gehe ich
momentan am liebsten auf einen "langweiligen" GBB. Grösse 10 extra fein (oder war es extra-extra?). Nichts besonderes. Aber er macht, was er soll: Eine sanfte, gründliche Schärfe. Danach Leinen und Leder. Fertig.
Geht es noch "besser"? Eventuell. Aber was bedeutet "besser"? Ich könnte auch mit meinem Charnley Forest finishen, oder mit meinem Lappingfilm 0.05. Sensationelle Sanftheit. Bin aber zu faul, weil die GBB Schärfe mir schon ausreicht. Die anderen verwende ich nur in Ausnahmefällen.
Ich habe mich auch schon mit RM, die mit japanischen Steinen gefinished wurden, hervorragend rasieren können. Also wirklich top. Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich mir deswegen noch eine Dritte Schärfemethode/Steinreihe (neben Naniwa Gouken 4k-8k-12k, Natursteine wie bspw. GBB, BBB, Thüringer, Charnley Forest und Lapping Film) "antun" möchte, denn Jnats sind nochmal eine Welt für sich und man muss da auch aufpassen, nicht viel Geld für falsche Steinbrüche zu bezahlen
Auch das Thema Pasten lasse ich momentan aus Desinteresse unangetastet, obwohl diese auch sicher eine sehr gute Schärfe bringen können.
Das Ledern und die Art des Leders ist meines Erachtens auch sehr wichtig als "Finisher". Das Umsteigen auf ein "besseres" Leder hat bei mir eine sofortige Steigerung in dem Ergebnis bewirkt. Alle anderen Parameter blieben gleich. Auch da kann man viel Experimentieren auf dem Weg zum individuellen Optimum/optimalen Kompromiss.
Man sollte also alles nicht zu Ernst nehmen. Ein Forum lebt auch von neuen Entdeckungen. Das macht die alten Dinge aber nicht gleichzeitig schlecht. Den Weg muss jeder für sich finden.
Aber ich habe auch noch andere Hobbies die Zeit benötigen und ich kann (laut Aussagen meiner Frau) nicht den ganzen Keller voll Steine, Messer, Riemen und Pasten stellen...
Am Thema Keller arbeite ich aber noch...
Auch die Anforderngen, die "Benchmark", das "Maß aller Dinge" ändert sich im Laufe der Zeit. Wenn man sich in ganz alten Rasurforen von vor 10-15 Jahren umschaut, da war das non-plus-ultra noch Naniwas 10K der ersten Generation. Da kräht heute keine mehr danach. Angeblich nicht mehr gut genug. Damals hiess es aber, sie wären super scharf und sanft. Und jetzt? Jetzt reichen sie auf einmal nur noch für die Küchenmesser?
Natürlich gibt es Fortschritte bei den Steinen. Aber die Haut von vor 10-15 Jahren war nicht anderes als heute. Die Anforderungen sind aber gestiegen.