Der Timor OC rasiert gründlicher als der CC
Ja, der Timor OC ist gründlicher als der CC, so wie bei den meisten Rasierhobeln mit zwei Kammvarianten. Auch bei mir rasiert der offene Kamm sehr gründlich mit fast gleicher Sanftheit wie der geschlossene Kamm. Allerdings muss ich den offenen Kamm vorsichtiger führen als den geschlossenen Kamm, weil er leichter "zubeißen" kann.
Nachfolgende Zeilen schreibe ich vor allem für Neueinsteiger, die sich orentieren möchten. Ich schreibe bewusst sehr ausführlich, weil ich diese Informationen am Anfang sehr wertvoll für mich gefunden hätte:
Der Timor hat eine negative Klingenexposition von zirka -0,15 mm. Wegen seines mittleren Klingenspalts von 0,6 bis 0,65 mm hat die Klinge dennoch Kontakt mit der Haut. Dieser ist jedoch vor allem beim geschlossenen Kamm nicht besonders intensiv, weshalb der Timor ein sehr sanfter und sicherer Hobel ist.
Der Nachteil ist jedoch, dass er dadurch weniger gründlich ist als ein Hobel mit einer neutralen oder positiven Klingenexposition, wodurch die Klinge, je nach Exposition bzw. Vorsprung, einen deutlich intensiveren Kontakt mit der Haut hat. Solche Hobel sind dann jedoch nicht so sanft wie der Kopf des Timors und weniger anfängergeeignet.
Rasur mit offenem Kamm: Anders ist es dann beim offenen Kamm des Timors, weil offene Kämme im Vergleich zu geschlossenen Kämmen einen etwas direkteren Hautkontakt haben. Die negative Klingenexposition ist zwar beim geschlossenen und offenen Kamm des Timors identisch, der Klingenkontakt mit der Haut ist beim offenen Kamm wegen der Lücken zwischen den Zähnen jedoch intensiver, vergleichbar mit einem Hobel, der eine neutrale Klingenexposition hat. Dadurch ist der Timor OC dann gründlicher als der Timor mit geschlossenem Kamm, weshalb man mit ihm dann sehr gute BBS-Rasuren erreichen kann. Er bleibt dabei dann vergleichsweise sanft, auch wenn man nun ein weniger vorsichtiger und achtsamer rasieren muss, um die Haut nicht zu stark zu reizen.
Verwendung einer Kai-Klinge im Timor: Möchte man mit dem Timor CC dennoch eine sehr gründliche und sanfte Rasur erreichen, muss seine negative Klingenexposition ein wenig verringert werden. Dies erreicht man durch die Verwendung einer Kai-Klinge (Kai Stainless Steel), weil sie zirka 0,1 mm breiter auf beiden Seiten ist.
Gut erkennbar ist dies, wenn man eine Kai-Klinge in einen Hobeldeckel legt, worin sie gut fixiert wird, und auf die Kai-Klinge eine andere, normal große Klinge legt. Auf diese Weise kann man die Überstände der Kai-Klinge auf beiden Seiten sehr gut erkennen, was ungefähr 0,1 mm auf jeder Seite sind.
Verwendet man für die Rasur nun eine Kai-Klinge im Timorkopf, verringert sich dadurch die negative Klingenexposition, wodurch sich der Klingenrand nur knapp hinter der Rasurebene befindet. Dadurch nimmt der Klingenkontakt mit der Haut dann zu, und zwar vergleichbar wie bei einer Rasur mit dem OC mit normal großer Klinge, aber mit dem Vorteil der größeren Sicherheit des geschlossenen Kamms.
Erst gestern hatte ich eine hervorragende Rasur eines Zweitagesbarts mit dem Timor CC und einer Kai-Klinge. Mit nur zwei Zügen (WTG + ATG) und ein paar Ausbesserungen hatte ich eine sehr gute und auch sanfte BBS-Rasur mit guter Nachhaltigkeit erhalten. Für mich ist die Kai-Klinge die gründlichste Klinge im Timor CC. Möchte ich den Timor maximal sanft, verwende ich im Timor CC normal große Klingen.
Genauso gerne verwende ich mittlerweile jedoch den Timor OC, dann jedoch mit einer normal großen Klinge. Dadurch erhalte ich dann ebenfalls sehr gründliche und auch sanfte Rasuren.
Wenn ich im OC die Kai-Klinge verwende, muss ich sehr vorsichtig rasieren. Weil ich bei meiner letzten Rasur mit dem OC und einer Kai-Klinge einen kleinen Cut erzeugte, verwende ich im Timor OC lieber normal große Klingen.
Fazit: Der Timor ist und bleibt mein erster "Liebling" und wird niemals freiwillig gehen müssen. Ich würde mir sehr wünschen, wenn Giesen & Forsthoff den Kopf des Timors in einer hochwertigen, präzise hergestellten Edelstahlversion herausbringen würde. Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Timor dadurch eine (noch) viel bessere Verbreitung erreichen würde.