Forum der Rasur

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Mitchell's Wool Fat

Nicht 100% das Thema, aber trotzdem wichtig, falls man noch die letzten Bestände ergattern möchte - konnte in Erfahrung bringen, dass alle Batches der Kent SB2 seit dem Batch 9265 ohne Talg hergestellt werden. Alles davor, also bis Batch 9264 müsste klar gehen (mit Ausnahme dieses angeblichen falschen Batches im Jahre 2020).
 
Zu mir ist jetzt ein Puck der neuen Mitchell’s unterwegs. Ich will wissen, was da neues fabriziert wurde. Die MWF wurde aufgrund ihrer für mich etwas zu überbetonten Nachpflege in den letzten Jahren zwar etwas vernachlässigt, aber davor war sie immerhin vier mal die meistgenutzte Seife bei mir, also Seife des Jahres. Das hat ansonsten bisher nur die Klar Seife geschafft.
 
Gestern kam der Puck an, heute war die erste Rasur mit der neuen Woolfat.

Wir haben die Reformulierung der MWF hier bei uns ja ordentlich verschlafen. In den englisch sprachigen Foren wurde die Talgversion schon im Mai letzten Jahres zu Grabe getragen. Und natürlich gab es ein großes Gejammer deshalb und Diskutieren darüber, warum in aller Welt überall die Talgseifen aussterben. Da debattieren die Seifenmacher ergiebig darüber, warum das Ersetzen von Talg durch Palmöl keinen Sinn macht und nur eine Verschlechterung sein kann, um sich dann im Gegenzug anhören zu müssen, dass dies Unsinn sei, gäbe es doch genug Seifen, die das Gegenteil beweisen. Es wurden Stränge eröffnet die provokant die Frage stellen, ob denn jemals eine umformulierte, ehemalige Talgseife mit der Vorgängerin mithalten konnte, um dann die Tabac, Haslinger oder auch die recht neue Floris um die Ohren gehauen zu bekommen, die viele eingefleischte Fans der ursprünglichen Variante überzeugen konnten. Ein Hin und Her zwischen Talg-Fanatikern und -Gegnern, den Meinungen einiger Seifensieder und selbsternannten Rezepturprofis. Und mittendrin diejenigen, die durch die ganze Geschichte köstlich unterhalten und amüsiert werden. Macht Spaß, da mal reinzuschauen.

Ich selbst liebe Talgseifen. Habe mir über lange Zeit eingeredet, dass da nichts drüber gehen kann. Ich liebe sie immer noch, mittlerweile aber eher deshalb weil ich die bei den meisten Talgseifen vorhandene cremig, fette Joghurtkonsistenz so mag. Auch den Glanzgrad des Lathers finde ich einzigartig. Rasurtechnisch habe ich so manche talgfreie Seife entdeckt, bei der sich alle Talgseifen aber ordentlich strecken müssen, um da ranzukommen. Auch so manche Cream ordne ich auf gleichem Niveau ein. Diese Attribute, die ich an Talgseifen so mag, wurden von der MWF aber gar nicht so sehr erfüllt. Für mein Empfinden hatte sie nie diesen fettglänzenden Lather, den viele, gerade Überseeseifen aufweisen. Die Eigenschaften dagegen waren immer oberste Liga, die Nachpflege phänomenal, aber mir irgendwann zu viel. Meine Haut ist halt nicht trocken und saugt nicht alles auf, was bei stark pflegenden Seifen so alles mitgegeben wird. Das ist der Hauptgrund, weshalb sie in den letzten Jahren im Schrank verschwunden ist.

Jetzt sind die Karten neu gemischt. Die MWF ist nicht nur verändert worden, sondern hat eine komplett andere Basis bekommen. Der erste Eindruck ist die Schnupperprobe. Die Fat hat einen ganz eigenen, für mich wunderbaren Duft. Seifig frisch, leicht würzig holzig. Sehr schwach, in etwa auf dem Niveau der Harris Marlborough oder Almond RS, vielleicht sogar ein wenig stärker. Der Mitchell’s wurde ja oft nachgesagt, sie dufte gar nicht, was definitiv nicht stimmt. Wer sie einmal wenigstens eine Woche am Stück benutzt hat, kennt den Duft und wird sie aus allen anderen Seifen herausriechen können. Diese besagte leicht holzige Frische ist für meine Nase während der Rasur sogar sehr präsent. Es ist der vertraute MWF Duft. Wenn der verändert ist, hat sie schon fast verloren. Da bin ich sehr empfindlich. Ein Duft, den ich einer Seife zuordne, muss bleiben, sonst verschwindet meist die Seife. Als negatives Beispiel dient bei mir die neue Tabac, als positives jedoch die Haslinger. Mitchell’s hat sich offensichtlich dazu entschieden den gewohnten Duft nicht anzutasten. Sehr vernünftig! Eine sehr erfreuliche Entscheidung, die der Seife bei mir alle Chancen eröffnet. Mein Näschen identifiziert den Duft in Art und Stärke als identisch. Da lege ich mich fest, auch wenn in Übersee-Foren der Verlust des Duftes bzw. die Veränderung ins blumige angeprangert wird. Vielleicht ist da der Wunsch die neue Version zu verreißen genug Motivation, um eine Duftveränderung wahrzunehmen. Ich rieche keine Veränderung.

Nächster Punkt ist das Aufschäumverhalten. Eine bei der MWF heikle Geschichte, hat sie in der Vergangenheit auch geübte Schaumschläger vor nicht geringe Probleme gestellt. Zumindest wenn man einen Puck aus einer schwierigen Charge erwischt hat. Da ging oftmals gar nichts, auch mit allen Einweich- und sonstigen Tricks nicht. Rasieren konnte man sich mit der Plörre trotzdem fast genauso gut wie mit dem feinen Lather, den die Mitchell’s auch kann, aber Spaß macht das keinem. Diese Disziplin zu verbessern war nicht besonders schwer. Hunderte von Rezepturen können das besser als eine problematische Woolfat. Und das ist erwartungsgemäß auch gelungen. Dieser Puck hier generiert aus wenig Material spielend leicht besten Schaum. So wie ein funktionierendes Exemplar der alten Version. Und so, wie man das als verwöhnte Seifenkritiker wie wir auch erwartet. Problemlos, einfach und durchschnittlich tolerant gegenüber der Wasserzugabe. Nach zwei Probeschäumungen und einer Rasur kann ich nicht mehr dazu sagen, aber die Ergebnisse sind sehr zufriedenstellend.

Die Rasur heute morgen war allerfeinst. Einweich-, Schutz-, und Gleitwirkung sind oberstes Niveau. Vielleicht könnte ich im Vergleich zur Vorgänger Fat ein kleines Defizit in Sachen Restglätte, also dem berühmten „ghostlather“, ausmachen. Dafür müsste ich aber noch einmal gegentesten, ob ich das auch richtig in Erinnerung habe. So auf Anhieb scheint die Talg-Mitchell’s da eine Spur besser zu sein. Der Rasur hat es aber keine Nachteile gebracht. Das Ergebnis war (fast überall) spiegelglatt und das AS so still wie ich es von allen gelungenen Rasuren gewohnt bin. Die Klinge ist nach 29 Rasuren jetzt aber auch so gut wie durch, morgen kommt eine neue rein. Da darf die MWF sich noch einmal anders beweisen.

Die Nachpflege ist bei mir ehrlich gesagt neben dem Duft fast das spannendste gewesen. Aus den Beurteilungen aus den englisch sprachigen Foren war zu entnehmen, dass die Eigenschaften in der Rasur nicht schlechter geworden sind. Für manche sogar besser. Nur diejenigen, die ganz offensichtlich eine talgfreie MWF nicht akzeptieren wollen, fanden auch an den Rasureigenschaften genug Kritikpunkte. Ich kann die für mich nicht bestätigen, hatte dies auch schon ein wenig erwartet. Umso größer war die Neugier nach dem Endresultat in Bezug auf das Hautbild nach der Rasur. Heute, wie schon so manche Tage im neuen Jahr, war mal wieder nicht das meistgenutzte AS des vergangenen Jahres dran (Speick), sondern das Windsor Wässerchen von Harris. Es liefert mir ein noch besser samtiges Hautbild, als besagtes Speick. Da ich es aber für unverhältnismäßig teuer halte, kommt es nicht regelmäßig zum Einsatz. Dies nur nebenbei. Das Nachpflegeergebnis in Kombination mit der Mitchell‘s stellt sich auch heute als sehr angenehm dar. Kein überplegt, eingecremtes Hautgefühl, wie ich es sonst von der Mitchell’s kenne. Für mich wunderbar und eine erfreuliche Verbesserung zur Talgversion. Was im Umkehrschluß jedoch bedeuten könnte, dass die neue Version für manche, die gerade die vielleicht reichhaltigere Versorgung durch die alte Version lieben, eine Verschlechterung darstellen könnte. Das kann ich nicht schlußendlich sagen, muss sowieso jeder für sich ausprobieren. Ich selbst bergrüße diese, ehrlich gesagt aber doch recht geringe Veränderung, sehr. Denn sie bringt mir die MWF wieder sehr viel näher, als sie das in den vergangenen Jahren war. Wie viel wird sich noch zeigen.

Alles in allem kann ich von meiner Seite aus sagen, dass diese Reformulierung vollständig geglückt ist. So empfinde ich dies zumindest im Moment. Die Veränderung ist sogar so gelungen, dass ich sagen würde sie wäre vielleicht kaum bemerkt worden, hätte man vergessen die Zutatenliste auf der Verpackung zu korrigieren. Das alles bewegt sich in kleinen, eventuell kaum spürbaren Bahnen und ich könnte mir vorstellen, dass so manchem, der die neue Version vehement kritisiert, ein Puck der neuen Variante hätte untergejubelt werden können, ohne das er dies bemerkt hätte. Der ein oder andere hätte sich lediglich gewundert, warum der Lather auf einmal nicht mehr ganz so schön glänzt oder warum die Woolfat plötzlich völlig einfach zu Schaum zu verarbeiten ist. Aber evtl. wäre es das schon gewesen. Viele Unterschiede bemerken wir ja nur dann, wenn uns vorher gesagt wurde, dass Veränderungen vorgenommen wurden.

Für mich gibt es hier nichts zu Grabe zu tragen. Im Gegenteil, die Mitchell’s Woolfat könnte für mich persönlich zu neuem Leben erweckt worden sein.
 
Alles was ich von der MWF gelesen habe, komprimiert @maranatha in einem klasse Bericht. Die alte Version habe ich gemieden wieder Teufel das Weihwasser aufgrund der "dünnen Plörre" aus vielen Berichten. Die Neue erweckt in mir auch nicht den Wunsch einen Bestellfinger zucken zu lassen, da ich wirklich genug Talgseifen besitze, 7 Stirling, eine Zingari, Arko teufel_lachend
Dem gegenüber stehen 8 Vegane die alle ausgezeichnet ohne Talg richtig klasse performen, 5 SV, 3 Haslinger von meinen 10 veganen Cremes ganz zu schweigen.
Ich will damit nur zum Ausdruck bringen, dass ich die Überseediskussion nicht nachvollziehen kann.
Das war der langen Rede kurzer Sinn
 
@maranatha , darf ich fragen, von wo du die Mitchell's in neuer Formel bezogen hast?
Ich hab mir vom großen Fluss eine geholt, diese ist aber leider noch eine von den alten gewesen.
 
Momentan nutze ich wieder sehr gerne die gute alte Mitchell's, noch in der Talgversion. Es ist immer wieder ein Genuss, was für ein tolles Hautgefühl sie hinterlässt. Manch einem mag das zu viel sein, für mich ist es genau richtig. Kein brennen oder sonst was. Der Schaum ist immer wieder auf's Neue ein Traum und kann locker mit meinen Top- Seifen mithalten. Sie wird immer in meinem Bestand bleiben und mit ihr fällt es mir leicht, den Seifenvorrat zu reduzieren.
Nicht mal ganz 30 Sekunden den Pinsel geladen, hatte es locker für 4 Durchgänge (2x Kopf, 2x Gesicht) gereicht.

Zurecht ein Klassiker.
Ich hoffe die neue talgfreie Version funktioniert genauso gut, zumindest scheint sie es, was ich hier so gehört und gelesen habe.
 
Zuletzt bearbeitet:
Gerade eben zum ersten Mal die Kent SB2 im Gesicht gehabt. Formel ohne Talg, lässt sich einwandfrei Aufschäumen. Die Eigenschaften im Gesicht empfinde ich ebenfalls als oberste Kategorie. Habe zwar nur 2 Durchgänge ohne Druck (ja den Vector führe ich sonst mit etwas Druck) absolviert, aber was ich hierbei schon mitbekam war tip top. Habe extra kein AS genommen um die berüchtigte Pflege zu spüren, und ja das Hautgefühl ist für mich sehr sehr gut. Ich werde sie erstmal öfter verwenden und auch mit meiner geliebten Tabac Talg sehr genau vergleichen aber sie reiht sich auf jeden Fall in meine Top 10 wenn nicht sogar in die Top 5 ein. So ein wenig erinnert sie mich an die Haslinger Schafsmilch, deren Reste weichen mussten und in den Reste Rampe Mug flogen um der Kent ein anständiges Home sweet Home zu bereiten.
Gruß Sportster
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