Forum der Rasur

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Neues aus der Werkstatt - Mein erstes Rasiermesser-Heft

und du hast die nummer 103 oder wie? :kaputtlachen1 :kaputtlachen1 :kaputtlachen1 :kaputtlachen1 :kaputtlachen1
"Und jetzt zu den Kurznachrichten: In einer speziellen Anstalt namens Forum-der-Rasur, in welcher versucht wurde, an Trichotollomie erkrankte Personen durch das Erlernen verschiedener Rasurverfahren zu therapieren und ihnen durch Ablenkungsstrategien wie das massenhafte Sammeln von Rasurgeräten oder Horten von Rasurzubehör die Rückkehr in ein normales Leben zu ermöglichen, wurden in den letzten Wochen mehrere Personen als vermisst gemeldet; einige weitere sind bei rätselhaften Unfällen mit Rasiermessern ums Leben gekommen. Zur Aufklärung der Fälle wurde mittlerweile die Soko "Rasurbrand" gegründet."
 
Neues aus der Werkstatt


Mehr ging nicht - weniger aber auch nicht!

…ein Rettungsversuch…


Der Grund dafür, diese Solinger 5/8-Klinge neu zu verheiraten, war eine wohl etwas dilettantische Arbeit des Vorbesitzers. Dieser hatte aus welchen Gründen auch immer das Messer zumindest am Erl neu vernietet und dafür keine Nietrosetten verwendet, sondern Belag- bzw. Unterlegscheiben genommen, die „normalerweise“ zwischen Heft und Klinge eingesetzt werden, um evtl. auftretende Reibung beim Öffnen & Schließen des Messers zu minimieren. Dazu kam, dass sich der Rand einer dieser Unterlegscheiben beim Vernieten durch den entstandenen Druck ein wenig hochgestellt hatte. Alles in allem also kein besonders schöner Anblick. Und da das Auge ja schließlich mitrasiert, erfolgte der Umzug in neue, selbst hergestellte Schalen.
Der Ursprungszustand:

GlaTeak_vorher.jpg



Ich darf vorstellen, das​
GlaDesign IV
(Solinger Wertarbeit)


GlaTeak1.png

Als Material habe ich diesmal ein Teakholz, welches sich durch seine schöne, dunkle braune Farbe doch recht deutlich von dem allzu bekannten Boots- und Gartenmöbelrot unterscheidet. Für den einen oder anderen mag die Größe oder die Proportionen recht „knapp“ gewählt scheinen, sind aber, und da bin ich ehrlich, eher einem Bearbeitungsfehler denn meinen Designideen geschuldet. Beim Zuschnitt der Rohlinge für die Schalen auf der Dekupiersäge bin ich nämlich auf der Oberseite einmal recht heftig von der aufgeklebten Schablone „abgedriftet“. Zuerst wollte ich schon alles in die Tonne mit der Aufschrift „Heizung“ werfen, entschied mich dann aber doch dazu, zumindest zu versuchen, den Verschnitt einigermaßen zu egalisieren. Am Ende muss ich sagen, dass mir das Ergebnis doch gut gefällt. Das schlanke Profil gibt der 5/8-Klinge eine gewisse Größe und der Blick, der dem Betrachter schon im geschlossenen Zustand auf Teile der Goldätzung möglich ist, macht auch a bisserl neugierig auf den „Rest“.

Als Abstandshalter kam für mich aufgrund der Klingenbreite diesmal kein „Sandwich“ in Frage. Ich habe mich hier für einteilig und Neusilber entschieden. Auch bei der Vernietung verbot die schlanke Bauweise große Nietrosetten, wie etwa die Bullseye aus dem Hause Koraat. Hier habe ich einfache Nietsätze aus dem Hause REVISOR (Solingen) verwendet. Um das Heft gegen widrige, feuchte Einflüsse zu schützen, ging ich bei diesem Heft einen neuen Weg: Anstatt wie bisher mit DanishOil zu arbeiten, habe ich mit selbst hergestelltem Holzschutzmittel (…weiter unten mehr dazu…) aus Leinölfirnis, Bienen- und Carnaubawachs gearbeitet. Da wird die Zukunft zeigen, ob und wie sich das Holz verhalten wird.
GlaTeak2.png


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GlaTeak4.png


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GlaTeak7.png



Zum Bau der Schalen …

GlaTeakA.jpg

…gibt es auch hier nicht viele Besonderheiten zu berichten. Erstmalig habe ich bei diesen Heftschalen mit einer Papiervorlage gearbeitet, von der ich nicht wie sonst den Umriss auf das Holz übertragen habe, sondern ich habe die maßstabsgetreue Papierschablone mit Holzleim auf das Holz geklebt. Dies hat den Vorteil, dass einerseits der Aufriss nicht verwischen kann, andererseits aber den (zugegeben kleinen) Nachteil, dass man beim Aussägen selbst für ein wenig Zugabe sorgen muss. Letzteres hatte ja auch zu meinem Fehler/Verschnitt gesorgt. Die Entfernung der Papierschablone funktioniert mit der Ziehklinge wunderbar und erinnerte mich an meine Lehrzeit mit den ersten Furnierarbeiten an einem Schachbrett, welches ich übrigens noch heute besitze.


Zur Oberflächenbehandlung …

GlaTeakB.jpg


GlaTeakC.jpg

Das Holzpflegemittel, auch „Spoon-Butter“ genannt, habe ich, wie oben bereits erwähnt, selbst hergestellt und es besteht aus Leinöl-Firnis, Bienen- und Carnaubawachs. Letzteres hat dank seines immens hohen Schmelzpunktes einen hervorragenden Oberflächenschutz. Alle Zutaten wurden in einem Wasserbad erhitzt und vermischt. Ich habe Leinöl-Firnis verwendet, da dieser ja im Gegensatz zu „normalem“ Leinöl zur Beschleunigung des Aushärtens entsprechende Zusatzstoffe enthält. Beim Erhitzen ist zu beachten, dass das Carnaubawachs mit ca. 80–88°C einen sehr hohen Schmelzpunkt hat. Um sicherzustellen, dass sich alles gut vermischt, habe ich das „Gemisch“ für 1–2 min. auf >90°C erhitzt.

Das Mischungsverhältnis: 60g Leinöl-Firnis + 35g Bienenwachs + 5g Carnaubawachs

Das Ergebnis dieses Mischungsdreiecks ergibt ein recht hartes Produkt, welches aber dennoch zum Auftragen mit einem fusselfreien Tuch aufgenommen und aufgetragen werden kann. Hier ist letztendlich auch die Vorliebe und der Pragmatismus gefragt: Wer ein weicheres Produkt möchte, gibt etwas mehr Leinöl-Firnis hinzu. Falls man erst hinterher feststellt: „Mir gefällt die Konsistenz nicht“, keine Sorge, einfach das Ganze erneut erhitzen und entsprechend den Bestandteil der Wahl hinzugeben.



Danke und Gruß
Gregor​
 
Sehr schöne Arbeit. Ich mag eher dünne Schalen, die teils sehr klobigen Designschalen, die man häufig sieht, gefallen mir gar nicht.

Bei Tomonagura.com gibt es eine ganze Menge Vorlagen für Rasiermesserhefte. Ich habe zuletzt nach so einer Vorlage ein Heft für ein Wade & Butcher Framework Rasiermesser hergestellt. Ebenfalls einfach aufgeklebt und an den Linien entlang einfach mit dem Bandschleifer gearbeitet.
 
Es gibt Neues aus der Werkstatt …

Hässliches Entlein
oder
stolzer Vogel?



GlaDesign V

Duble Duck Wonderedge in 6/8 mit Ebenholzheft​


Hier stelle ich euch meine jüngste Arbeit vor, ein Rasiermesser mit einer neuen, aber noch umgefasten Duble-Duck-Wonderedge-Klinge in 6/8 mit Ebenholzheft. Als Grundidee schwebte mir ein Messer vor, das auf der einen Seite durch seine Schlichtheit eher ruhige Akzente setzt, aber auf der anderen Seite durch etwas Neues (zumindest neu für mich) auch ein wenig für Aufmerksamkeit sorgt. Bezüglich letzterem habe ich doch schon ein wenig nachdenken müssen, da ich ja definitiv kein Fan von großen Schnörkeleien, Farbspielen oder gar von irgendwelchen Klingonenschwertern mit Drachenkopf und Feuerschweif bin. An der Form der Klinge wollte bzw. kann ich nichts ändern, ohne dabei die Funktionsfähigkeit negativ zu beeinflussen. Blieb somit wohl nur noch das eigentliche Heft übrig. Selbiges ist wieder aus Holz und da kann man(n) schon a bisserl was machen.
GlaDesignV_1.png


Die Materialwahl

Als Material habe ich bei diesem Messer erneut Ebenholz gewählt. Einerseits hatte ich die „Rohlinge“ bereits fertig in Länge und Stärke zugeschnitten im Holzlager, andererseits ist Ebenholz für mich eine der schönsten Holzarten, welche ich bislang verbaut habe. Meiner bescheidenen Meinung nach unterstreicht es in seiner Eleganz meinen Wunsch nach Schlichtheit, ermöglicht aber dennoch, durch das homogene, etwas andere Schwarz kleine Akzentpunkte zuzulassen, ohne dabei in seiner Gesamtheit zu düster zu wirken. Um dem feuchten Umfeld des künftigen Einsatzgebietes gerecht zu werden, habe ich auf Bewährtes zurückgegriffen, es wurde eine 2-malige Behandlung mit DanishOil und als Finish erfolgte dann ein mehrmaliges Auftragen meiner selbstgemachten „Spoon-Butter“. Beim Keil bzw. dem Abstandshalter habe ich mich diesmal wieder für die Sandwich-Bauweise entschieden. Die beiden Außenseiten sind aus Neusilber und fassen so einen Streifen aus Elforyn ein. Selbiges wird heute in vielen Bereichen als Elfenbeinersatz verwendet und weist sogar, je nach Herstellungsprozess, auch eine Struktur auf, die durchaus dem Original gleichkommen kann. Bestes Beispiel war die wirklich tolle, unlängst vorgestellte Arbeit in Form eines Rasierpinsels von unserem lieben Mitforisten @RasurKult. Dieses Elforyn lässt sich problemlos verarbeiten und kann z. B. als Finish wirklich sehr schön poliert werden. Als Nietsatz habe ich zu Anfang die Bullseye-Nieten aus dem Hause @Koraat geplant, habe mich dann aber doch für die etwas dezenter daherkommenden Nieten im Standard-Design (Neusilber) aus gleichem Hause entschieden.
polish_save.jpg

Der Akzentpunkt

Da ich ja nicht ausschließlich an Rasiermessern interessiert bin, sondern mich an fast allen Formen des scharfen Stahls erfreue, schaue ich mich natürlich auch gerne mal bei anderen „Messermachern“ und deren Arbeiten um. Dabei bin ich auch auf die Idee gekommen, bei einem meiner nächsten Vorhaben einen sog. „Mosaikpin“ zu verwenden. Diese Mosaikpins sind (vereinfacht ausgedrückt) Röhrchen, in denen sich wiederum feinste Streifen, Drähte o. ä. befinden, die zu einem Bild oder einer bestimmten Form geordnet und dann mit einem Harz ausgegossen sind. Wenn alles richtig gemacht wurde, setzt sich das Bild oder Motiv durchgängig über die gesamte Länge des Pins fort und so kann man sich z. B. durchgängige Zierpins für Messergriffe ablängen und, entsprechende Vorarbeiten vorausgesetzt, in eigene Messergriffe einarbeiten bzw. verkleben. Es gibt diese Mosaikpins in unterschiedlichen Durchmessern und Längen. Als Material sind hier verschiedenste Arten vertreten, Neusilber, Edelstahl, Messing u. a. Was die Motive angeht, ist mittlerweile eine schier unbegrenzte Vielfalt erhältlich. Wem das nicht reicht oder wer nicht fündig wird, der kann sich auf den üblichen Plattformen mit Anleitungen, Videos und entsprechendem Material versorgen.

Bei dem Messer war mir schon nach dem ersten „Probeliegen“ der Klinge im noch unbehandelten Heft schnell klar, dass ich wohl nicht ohne einen zusätzlichen, innenliegenden Abstandshalter auskommen werde, um nicht das dünne Heft nur auf Höhe des Ansatzes innen ausschleifen zu müssen. Im Regelfall nahm ich für diese Aufgabe M4-Abstandshalter, wie man sie z. B. aus dem Platinenbau her kennt, und setzte ihn nach dem Einpassen zwischen die Heftschalen, um selbiges nur auf Höhe des Ansatzes etwas auseinanderzuhalten. Diese Aufgabe sollte dann ein durchgängiger Mosaikpin übernehmen, quasi in Form einer Erlbremse. Dieses Vorhaben habe ich dann aber verworfen, denn als Befestigung kam nur das Verkleben mit 2K-Kleber in Frage und letztendlich war es mir zu riskant, da ja nur die Innenflächen in der entsprechenden Bohrung durch die jeweilige Heftschale zur Verfügung stehen würden. So habe ich mir quasi eine Hybrid-Lösung aus beidem erdacht: innenliegend ein Abstandshalter aus Kunststoff, von außen eingesetzt, entsprechend abgelängte Pins. Durch diese Bauform habe ich eine große Stabilität durch den innenliegenden Abstandshalter und gleichzeitig auch eine weitere Klebefläche für die Pins. Wie sich am Ende herausstellte, eine sehr gute „Win-Win“-Lösung …

Das von mir gewählte Symbohl im Mosaikpin stammt ursprünglich aus der mythischen Welt der Kelten und wird als Triquetra, Dreifaltigkeitsknoten oder schlicht ausgedrückt als Trinity-Knoten bezeichnet. Es verweist auf die Zahl 3 hin, die bei den Kelten auch für Geburt, Leben und Tod, Klrper, Geist und Seele stehen kann. Auch im Christentum ist die Zahl drei gegenwärtig, stehend für die Dreifalltigkeit.
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Zur Premiere im kleinen Lesezimmer bitte hier entlang…

Vielen Dank und Gruß
Gregor​
 
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