Forum der Rasur

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maranatha

FdR-Pate
Gold FdR-Pate
Der Rex Ambassador ist einer der ganz Großen für mich geworden und hat das Zeug, in die Riege meiner zwei Besten, Progress und R41, vorzustoßen. Ach was sag ich da, er ist es eigentlich schon. Dank der Großzügigkeit eines Rex-Besitzers hatte ich das Vergnügen ihn drei Wochen lang testen und ihn für mich gründlich unter die Lupe nehmen zu können. Und das in jeder Hinsicht. Optisch, Verarbeitung und Rasurqualitäten. Wobei ich dazu sagen muss, dass ich die Verarbeitung dieses Edelstahl-Adjustable nicht mit den Augen eines Meisters der Metallverarbeitung sehe und kleine Dinge bereit bin in Kauf zu nehmen. Aber nur dann, wenn der Hobel es ansonsten schafft, mich voll zu überzeugen. Dass ich ihn mir jetzt geleistet habe, beantwortet die meisten Fragen ja schon. Trotzdem oder gerade deswegen hier eine kleine Vorstellung des Rex.

Hergestellt wird der Rex von Rex Supply Co. und ist im vergangenen Jahr herausgekommen. Die Modelle der ersten Generation hatten unglücklicherweise noch einiges an Verarbeitungsmängeln, wodurch sich sehr viele Besitzer veranlasst gefühlt haben, diese in einer Nachbearbeitung beheben oder verbessern zu lassen. So weit ich weiß sind diese Mängel nicht auf die Funktionalität bezogen, sondern auf die Oberflächenbearbeitung, bzw. -ausarbeitung. Den Rex, den ich in den Händen hielt, war solch ein nachgebesserter und diese Nacharbeitung hatte sich, so weit ich das von den Bildern her beurteilen kann, schon deutlich gelohnt. Mein jetziger hier mit der Seriennr. 0867 und dem Jahreskürzel N1 (ähnlich der Gillette-Kennung) stammt demnach aus der jetzigen Charge des ersten Quartals '18.

Zu beziehen ist er neben Razoremporium, oder Maggards nun auch bei Thegentlemensgroomroom in Europa. Ich hatte einen sehr netten Kontakt zu Ian, dem Betreiber und mich im Vorfeld darüber mit ihm ausgetauscht, was es denn mit der neuesten Charge bezüglich der anfänglichen Mängel auf sich hat. Dieser Kontakt zu im hatte mich schließlich bestärkt, den Rex über ihn zu bestellen.
https://www.thegentlemansgroomroom.com/products/rex-supply-co-ambassador-adjustable-safety-razor
Die Oberflächengüte, die ich hier nun vorfinde, stufe ich noch ein klein wenig höher ein als die des geborgten Testhobels. Anscheinend hat man gelernt und die Probleme diesbezüglich in den Griff bekommen. Wenn man sehr kritisch das Ganze beäugt, wird man Dinge zu kritisieren haben. Auf dem Niveau eines Feathers z.B. stufe ich ihn nicht ganz ein. Ich würde ihn eher in die Liga des Pils verorten, der aber auch nicht wirklich weit entfernt ist vom Feather. Das Ganze ist für mich mehr als Ordnung und dieser Punkt, der auch bei mir bis zur Auslieferung für Spannung gesorgt hat, ist jedenfalls zu meiner Zufriedenheit abgehakt.

Nun mal zur allgemeinen Optik. Er hat mir von Anfang an sehr gut gefallen. Sehr schönes Teil, das zum einen sehr stimmig ist in seinen Proportionen, was sich ja schon von den Bildern her angedeutet hat, und zum anderen vermittelt er einen sehr wertigen Eindruck. Er ähnelt im Aussehen dem Gibbs, zu dem ich allerdings nicht mit einem Vergleich dienen kann, da ich noch keinen in der Hand bzw. im Gesicht hatte. Ich werde ihn eher mal mit dem Progress vergleichen zum einen, weil auch er auch ein Adjustable ist, zum anderen können so wie ich mit Sicherheit viele auf die Erfahrungen mit dem Progress zurückgreifen. Der Rex ist ähnlich gut ausbalanciert, ist sehr schön wendig und liegt dank des sehr „griffigen“ Griffs auch sehr sicher in der Hand. Der Progress macht da nicht wirklich Schwierigkeiten, aber der Vorteil befindet sich diesbezüglich schon auf Seiten des Rex.

Den flachen, eleganten Kopf mag ich sehr. Er hat für mich nicht nur den Vorteil des besseren Handlings unter Nase, oder eher so halb ins Nasenloch hinein, sondern er sieht auch einfach gut aus, und verleiht dem ganzen Rasierer ein etwas „schnittiges“ Design. Auch dass die Kanten der Klinge abgedeckt sind finde ich immer wieder eine optisch gelungene Lösung, wenngleich das bedeutet, dass das Hantieren mit der Klinge ein höheren Fummelaufwand erfordert. Hält sich aber in Grenzen.

Die Justierung des Klingenspaltes mit dem Rädchen ist ebenfalls gut gelungen und es besteht durch die nahe Platzierung am Kopf im Grunde überhaupt keine Gefahr, die Einstellung während der Rasur versehentlich zu verstellen. Aber das hängt natürlich auch davon ab, wie man es gewohnt ist, den Hobel zu führen. Beim Progress würde bei meiner Art der Hobelführung da schon mehr Gefahr bestehen, aber dort ist der Mechanismus recht schwergängig. Auch hier bei dem jetzigen Model des Rex ist das Einstellrädchen nun so stramm, wie ich es mir gewünscht hatte, war dieses beim Leihhobel mir persönlich ein wenig zu leichtgängig. Es hatte aber auch dort nie die Gefahr bestanden, versehentlich etwas zu verstellen, aber man hat ja so seine Vorlieben. Die Justierung beim Rex ist nicht so fein abgestuft, wie die des Progress. So kommt's mir jedenfalls vor. Zwischen einer Einstellung von 1,5 bis 3 ändert sich bei beiden in der Wahrnehmung dessen, wie die Klinge angreift ähnlich viel. Im reinen Rasurergebniss allerdings hat der Rex bei dem Unterschied von 1,5 deutlich mehr zugepackt, als dies der Progress unternimmt. Sprich, bei gleichem Mehr an Aufdrehen, tut sich beim Rex auch mehr als beim Progress.

Womit wir auch schon bei den Rasurqualitäten wären. Die ersten Rasuren im „Testhobel“ hat der Rex mich ein wenig enttäuscht. Und das deshalb, weil das Wahrnehmen der Klinge sehr deutlich ist (auch auf der anfangs versuchten 1,5er Einstellung), das erzielte Resultat aber nicht im gleichen Verhältnis dazu steht. Das deutliche Spüren der Klinge ist aber nicht zu verwechseln mit Aggressivität. Es gibt halt Rasierer, die spürst Du kaum, und trotzdem geht ordentlich was, manchmal sogar zu viel mit den üblichen Nachwirkungen. Andere nimmt man wesentlich stärker wahr bei dem, was sie tun, aber die vermuteten Nachwirkungen bleiben aus. Der R41 ist z.B. bei mir so einer. Und der Rex entpuppte sich ebenfalls als einer, der in diese Richtung geht. Überhaupt verorte ich den Rex in seinem Charakter eher in das Temperament des R41, ohne ihm jetzt zu unterstellen, er sei genauso aggressiv. Man kann ihn ja einstellen. Aber die Art, wie sich die Klinge anfühlt und anhört ist dem R41 ähnlicher, als dem Progress. Es fühlt sich schabender an und der Ton ist heller und nicht so voluminös wie der des Progress. Akustisch bietet der Progress für mich da mehr. Ok, ich höre halt auch gern was beim Rasieren, geht wahrscheinlich nicht jedem so.
Das Ganze mag aber durchaus daran liegen, das die Klinge beim Rex auch deutlich steiler, also schabender, angreift als beim Progress. Der Grundcharakter gewinnt dadurch natürlich meist etwas an Spürbarkeit, die Klinge erlebt man ziemlich direkt, was man dann auch an einem gründlicheren Ergebnis verspürt, wenn es gut gemacht ist ohne Nachwirkungen. Diese Kombi bin ich vom R41 gewohnt, deshalb enttäuschte mich das Ergebnis zunächst, da Gefühl und Klang in genau diese Richtung gingen, das Ergebnis aber ausblieb.
Entwarnung gab es dann , als ich die Einstellung höher drehte und ab der vierten Rasur bei 3 landete. Klang- und Spürerlebnis waren das gleiche, das Ergebnis jedoch entsprach jetzt den Erwartungen, und das Postshavefeeling war (unabhängig von der Seife) sehr gut.
Mit dieser Einstellung bin ich jetzt die eine oder andere Klinge durchgegangen und der Rex stellt sich als ziemlich „klingenkompatibel“ heraus. Es liefen alle, die ich versucht habe. Feather und die schwarze 7 o'clock wurden eher ausgetauscht, da sie etwas rupfiger waren, die ASP stellte in der Testzeit den Höhepunkt dar, und GSB sowie Sputnik liefen gründlich und unauffällig. Der Rex scheint vieles zu vertragen und distanziert sich von einem divenhaften Verhalten.

Überhaupt vermittelt er eine sehr sicheres Gefühl bei der Rasur. Man hat nie den Eindruck besonders vorsichtig sein zu müssen, obwohl die Klinge auf jedem Quadratzentimeter gut zu spüren ist. Er bietet ein sorgloses Rasieren und hat mir keinen einzigen Blutpunkt oder irgendeine Reizung beschert. Mit Ausnahme der Feather, da war es ein Pünktchen.
Das Rasurergebnis ist sehr überzeugend für mich. Gründlichkeit und auch Nachhaltigkeit sind auf R41-Niveau, die ich für mich schon auf Stufe 3 erziele. Und jeder Hobel hat ja so seine Stellen, an denen es für ihn, oder besser für den Nutzer, zu einer Aufgabe wird, diese Stelle auch tatsächlich glatt zu bekommen. Bei mir ist die Beuge des Kinnbackenknochens so eine, sowie der Halsbereich direkt mittig unter dem Kinn. R41 schafft ersteres recht gut, hat aber seine Schwierigkeiten am Kinn. Progress meistert das Ding unter dem Kinn ohne Probleme, hat aber an der anderen Stelle jedesmal zu kämpfen und hinterlässt dort oftmals nicht die erwünschte Glätte. Rex meistert beide Stellen ohne Probleme und hervorragend, bekommt aber unter der Lippe seine Aufgabe. So isses halt!

Das Resultat für den Rex Ambassador kann für mich kaum besser ausfallen. Viele (eigentlich alle) der gemachten Erfahrungen beruhen auf den Rasuren, die ich mit dem Testhobel machte. Die heutige, bisher einzige mit meinem eigenen, hat diese Erfahrungen aber sofort bestätigt. Ich habe hier einen Hobel für mich gefunden, der der erste nach dem Progress ist (welcher vor ungefähr drei Jahren ins Haus kam) und so überzeugt hat, dass er ins Sortiment kommen musste und nicht zu denen gehört die wieder gehen mussten. Und das waren schon eingige. Er hat aufgeschlossen, zu dem Spitzenduo, das die letzten Jahre das bestimmende Team im Bad war. Ob er noch mehr erreichen kann, wird die nächste Zeit zeigen.

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Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Toller Bericht, Maranatha!
 
Das war dann echt der Schnäppchenpreis. Davon habe ich gar nichts mitbekommen. Wobei auch da natürlich Versand und Steuern hinzukommen. Im allgemeinen liegt er schon bei 220,- - 225,- €, je nach Shop. Über den schottischen Shop habe ich jetzt 222,- € gezahlt.
 
Wer mit dem Gedanken spielt, sich den Rex direkt bei Razor Emporium in den USA zu bestellen, sollte dies heute noch tun. Dies hatte ich gerade in deren Newsletter in der Mailbox:

Use Coupon Code BIGSHAVE199 for $50 OFF
the Rex Ambassador Razor, Today (6/30/18) Only
 
Danke für die Vorstellung. Scheint ähnlich zu rasieren wie ein Gibbs Regable? Genialer Rasierer neu aufgelegt!? Bin immer wieder positiv überrascht was an Neuen Rsierern auf den Markt kommt.
 
Nein, er rasiert etwas direkter als der Gibbs Regable, aber nicht aggressiv. Ich empfand den Gibbs sogar eigentlich insgesamt aggressiver als den Rex, wobei der Rex für mein Empfinden in alles Stufen gründlicher ist. Das Design vom Rex mag sehr stark an den Gibbs angelehnt sein, aber den Jungs von Razor Emporium ist durchaus ein vollkommen eigenständiger Hobel gelungen, der sich direkt mit keinem Vergleichen lässt, dem ich kenne.
 
Hallo ,

tja nu bin ich auch stolzer Besitzer von diesem Wolf im Schafspelz Namens Rex. Eigentlich kann ich zu dem Hobel von seinen Eigenschaften und Beschaffenheit nicht wirklich was Neues schreiben, aber ich versuche es. Also:
Ich habe das Gute Stück nun 8 Mal im Einsatz gehabt und um ehrlich zu sein, der Rex hat jetzt nicht die Nassrasur neu erfunden. Es ist aber ein interessanter Hobel, einfach deshalb weil er wie schon beschrieben sich so direkt im Gesicht anfühlt, aber doch so sanft ist. Man muss sich etwas daran gewöhnen, aber nach ein paar Rasuren weiß man genau welche Einstellung man nehmen kann. Bei mir reicht im Vergleich zum Parker Variant, den ich immer auf Stufe 3 hatte, hier die Stufe 2. Meine Problemzone ist aber die Kinnpartie und der Oberlippenbart. Deshalb verwende ich einen einstellbaren Rasierhobel, denn in den 2 Zonen muss ich etwas vorsichtiger sein. Der Parker tat es auf Stufe eins recht gut, bedingt durch ein paar Unebenheiten in der Zone konnte es schon mal zu kleineren Problemen kommen. Den Rex verwende ich auf der niedrigsten Stufe, quasi zugedreht, was ja nicht heißt, der er nicht mehr rasiert. Dort zeigt er seine Klasse, denn da wird er zum Schaf im Wolfsmantel und geht sehr sanft ohne Probleme ans Werk und hier ist die Rasur auch einen Tick gründlicher. Der Rex ist sehr gut ausgewogen und der Rasur mit dem Eigengewicht des Hobels steht nichts im Wege. Er ist mttlerweile in der xten Generation, somit sind Spurenprobleme etc. nicht mehr vorhanden.
Berechtigt das aber den doch hohen Preis? Es gibt 2 Antworten:
Im Preis / Leistungsverhältnis ist er zu teuer, da er nicht so viel besser ist, wenn überhaupt, als andere Adjustables.
Wenn es nach der Qualität des Hobels geht dann ein klares ja. Er ist traumhaft verarbeitet ein solides Werk aus Edelstahl. Da ich aus der Zerpanungstechnik komme, haben meine Jungs und ich mal errechnet, was man nehmen müsste, wenn man selber so einen Hobel fertigen würde, wobei bitte nicht missverstehen, wir nicht den Anspruch haben eine lauffähigen Hobel zu fertigen, sondern rein von den Teilen und Aufwand. Da kommen wir locker über 200 Euro, da es sich ja auch nicht um riesige Stückzahlen handelt, die dann verkauft werden.
Für wen ist der Hobel nichts: Für alle die auch mit einem günstigeren Hobel auskommen und gar nicht bereit sind so viel Geld dafür auszugeben. Auch wer kein wirklicher Liebhaber für solche edlen Teile ist ist das nichts. Noch weniger ist es für Leute, die denken das bei so einem Preis der Hobel auch eine entsprechende Mehrleistung hat.
Für wen ist er dann was: Liebhaber von Hobeln, Edelstahlfreaks, Adjustablejäger als aller erstes. Aber auch Leute die einfach Spass an der Technik haben, Wertarbeit schätzen und vielleicht auch eine Bezug zu solchen CNC Frästeilen haben, der kommt hier nicht zu kurz.
Andererseits frage ich mich: Wie viel Leute kaufen sich einen Elektrorasierer für über 200 Euro? Das sind einige, denn die Dinger werden ja in Massen produziert. Da nimmt man das Geld in die Hand, darf auch noch teure Scherköpfe kaufen, überteuerte Reinigungswässerchen kaufen und so ein Teil hält nicht mal ein Leben lang. Nur bei so einem Hobel, da tut man sich schwer, selbst wenn das Herz daran hängt.
Männer: In 11 Monaten ist wieder Weihnachten (vorbei).

Ich persönlich habe einfach Spaß daran und freue mich jeden tag über so ein Teil.
 
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