Der Thäter Syntie war nun bei mir zwei Mal im Einsatz. Vielen Dank an dieser Stelle noch einmal an
@Jazzman2018 für das Ausleihen. Da ich mit synthetischen Pinseln in der Vergangenheit und auch heute recht viel unterwegs war weiß ich, dass diese im Grunde alle vom Start weg so funktionieren, wie sie es dann auch die Folgezeit bewerkstelligen. D.h. es gibt keinen Zeitraum, in dem man einen solchen synth. Pinsel erst einarbeiten muss, um sagen zu können wie er sich dann letztendlich so macht. Da zusätzlich einiges an verschiedenen Synties hier schon im Haus war/ist (2x Mühle STF XL und L, Plisson, versch. Yaki), fällt der Vergleich recht leicht oder die Unterschiede relativ schnell auf. Und die Beurteilung für einen selbst, ob denn dieser spezielle Pinsel für mich taugt, ebenfalls. Wie das Ganze dann über einen längeren Zeitraum von mehreren Monaten oder gar Jahren aussieht, gilt es dann gesondert zu sehen, denn ganz zweifelsfrei verändern sich zumindest bei mir die Synties dann doch schon spürbar sprich, sie gehen durch die Beanspruchung mit der Zeit schlichtweg in die Knie, der Besatz nutzt sich ab, wird flacher, behält also nicht mehr seine Kugelform und bildet im Extremfall auch ein deutlich sichtbares Loch in der Mitte des Besatzes. Dies habe ich sowohl bei meinen Plisson, als auch jetzt ansatzweise bei meinen Mühle Synties erlebt, wobei die zu einem solchen Zeitpunkt eben auch fünf bis sechs Jahre alt waren und gleichzeitig die Pinsel sind, die aufs Jahr gesehen am meisten zum Einsatz kommen. Also so um die 100-120 Einsätze pro Jahr.
Zunächst einmal ist für mich die tadellose Verarbeitung schon auffällig. So, wie man es von Thäter "normalerweise" auch gewohnt ist. In der Größe bewegt er sich in etwa in der Kategorie eines Mühle STF XL, mit geringfügig größeren Ausmaßen. Der Besatz ist bisher das Dichteste, was mir an Syntie untergekommen ist, was sich auch in dem Verhalten des Pinsels deutlich wiederspiegelt. Auch ist für mich auffällig, dass die Weichheit der Haarspitzen spürbar weicher ausfällt, als ich dies von meinen Mühle gewohnt bin. Jene werden zwar von einigen sowieso als eher "kratzig" empfunden, aber das konnte ich noch nie wirklich nachvollziehen. Ich würde diese Weichheit des Thäters mit den bei mir befindlichen Yaki Pinseln in etwa gleich setzen.
Das Aufschäumverhalten ist synthie-typisch ganz hervorragend. Und ich bin und bleibe der Meinung, dass die synth. Pinsel in dieser Disziplin nicht zu schlagen sind. Nicht nur, dass sie aus jeder Seife das Maximum an Qualität herausholen, sie schaffen das auch mit deutlich dem geringsten Materialeinsatz. Nicht das zweiteres jetzt unbedingt als Vorteil zu werten wäre, es spricht ja dann auch ganz eindeutig gegen den Abbau überdimensionierter Seifenbestände, aber es ist schon auffällig für mich, wie deutlich der Abstand in dieser Disziplin zu allen anderen Pinseln bei mir ausfällt. Den Punkt "Schaumqualität" bewerte ich allerdings schon als Vorteil, da ich bei vielen Seifen, die sich nicht von alleine schäumen, mit anderen Pinseln nicht immer die gleiche Qualität hinbekomme oder aber nur mit wesentlich mehr Materialeinsatz bzw. Mühe. In diesen beiden Punkten verhält sich der Thäter Synthie noch einmal ein klein wenig besser, was vermutlich in dem dichteren und festeren Besatz begründet liegt. Was der Thäter da z.B. aus einer vergleichsweise "winzigen" Menge einer z.B. Mitchell's an Schaummengen bester Qualität herausholt, ist sagenhaft. Und die Engländerin gehört bekanntermaßen eher zu den Seifen, an denen man sich auch die Zähne ausbeißen kann, wenn es um einen schönen Lather geht. Bzw. man macht das "Unvermögen" eines Pinsels mit viel, viel Seifenmaterial wieder wett. Hier glänzt der Thäter wie von Synthies für mich gewohnt ganz besonders und nimmt sogar einen Spitzenplatz ein. Allerdings darf man auch nicht vergessen, dass ein sehr fester Besatz bei gleicher Anzahl Drehungen auf der Seife auch deutlich mehr Material aufnimmt, als ein weicherer, weniger fester Kollege.
Auch die Schaumabgabe ist vorbildlich. Von manchen Synthies kennt man es, dass sie gerne mal ein flüssigeres Seifen/Wasser-Gemisch am unteren Besatz in Richtung Griff und über diesen hinaus heraussiffen. Immer wieder gerne gesehen, wenn mitten im Einschäumen die glittschige Suppe über die Hand läuft, mit der man gleich den Hobel oder das Messer greifen und im Gesicht herumfuchteln will. Das unterließ der Thäter bisher schön brav und es war ihm auch nicht anzusehen, dass er in besagte Richtung tendieren würde, wenn man dabei ist, die Schaumqualität in eine etwas flüssigere Konsistenz zu bringen. Alles bestens. Das einzige Problem für mich war, wohin ich den viel zu viel erzeugten Schaum noch unterbringen sollte.
Das Verhalten im Gesicht ist jetzt der Punkt, an dem es klar ist, dass er für mich nicht in Frage kommt. Der Besatz ist mir schlichtweg zu stramm. Ich komme gut damit klar, dass ein Synthie eben kein Dachs oder keine Sau ist, und damit ein anderes Hautgefühl oder besser gesagt ein ganz anderes Einschäumgefühl überhaupt vermittelt. Ich würde für mich nicht sagen, dass ein Synthie in der Lage wäre ein solches Natuhaar zu ersetzen und auch nur ansatzweise an einen Besatz aus Dachs oder Borste herankommt. Muss er mMn auch gar nicht. Er ist ein eigenständiges Produkt und muss im Grunde gar nicht die gleichen Eigenschaften aufweisen, um mithalten zu können. Wenn die Eigenschaften für jemanden ok sind, reicht das völlig aus. Ich liebe meine Dachse und Säue, und brauche im Synthie nicht die Immitation. Aber es gibt unter den Synthies eben auch gewaltige Unterschiede, und die machen es in der Wahl unter ihnen aus.
Ich bin keine Fan von zu strammen Pinseln. Lieber etwas zu weich und nachgiebig im Besatz, als zu stramm. Also zu viel Backbone ist bei mir nicht erwünscht. Die Dachs 2-Bänder, die von vielen in der Rasurgemeinde wegen ihres sehr ausgeprägten Backbones so geliebt werden, stehen bei mir nicht in hoher Gunst. Ein weicherer 3-Bänder passt viel besser zu mir, wobei es im Thäter 2-Band oder auch im Maseto 2-Band durchaus Ausnahmen gibt, die völlig überzeugen. Das mag der Grund sein bzw. es ist der Grund dafür, dass der Thäter Synthie bei mir nicht landen kann. Er spreizt sich mir zu widerwillig auf. Glücklicherweise nicht in der Form, dass er unvermittelt wieder "zurückploppt" und die ganze Umgegend mit Schaumspritzern versieht, wie das andere, genauso stramme Kollegen drauf haben. Nein, das unterlässt er und dürfte daher durchaus ein Fall für all jene sein, bei denen ein Pinsel strammer sein sollte oder nicht stramm genug sein kann. Was die Performance im Gesicht anbelangt, bevorzuge ich ganz deutlich den Mühle, der den bisher idealen Punkt zwischen dem mir zu strammen Thäter und dem mir mittlerweile etwas zu soften Plisson bildet. Aber das ist eine Geschmacksfrage und wird von anderen u.U. ganz anders bewertet.
Alles in allem ist der Thäter Synthie eine wirkliche Bereicherung in der "Synthie-Szene" und wenn man auf eine festere Gangart mit wunderbar weichen Spitzen steht, ist der Thäter auf jeden Fall eine Empfehlung. Was er mir persönlich vor allem bringt ist, dass er mich neugierig macht auf den Shavemac Syntie in der Flat Variante. Jener soll ja mit dem gleichen Haar versehen, allerdings weniger dicht gebunden sein, was meinen Vorlieben eher entgegen kommen könnte.