Forum der Rasur

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Welches Rasierzeug für den Rest des Lebens?

  • Rockwell 6S mit Platte Nr. 4
  • Astra Superior Platinum (ASP)
  • Timeless Rasierschale
  • Speick Men Rasiercreme
  • Razorock 400 Synthetic Rasierpinsel - mit schwarzem Plissoft Knoten
 
Bei den Regeln ist es einfach:
Bunny V3 Hobel - da brauch ich mir keine Sorgen zu machen dass es nur ein Dutzend gibt und ich nur zwei davon habe.
Personna 74 Injektor Klingen... Einmal im Jahr tauchen 5 Klingen für 20 Euro in der Bucht auf. Ewiger Ersatz? Gerne doch.
Der Rest ist egal. Mühle 25mm STF, Tabac Seife und Aftershave z.B.

(Eversharp Fashion Razor und Chinesische Schick Klingen ginge auch, aber bei den Regeln...)
 
Da bin ich leider noch nicht schlüssig. Ich muss mir erstmal im klaren sein welche Rasur mir gefällt, und da fehlt mir noch die Erfahrung.

Aus dem Bestehenden Sortiment jedoch :

  • Proraso Sapone da Barba
  • Merkur 23c
  • Merkur Stainless
  • D.R Harris Windsor
Irgendwie so:daumenhoch
 
Das wäre für mich fast wie Folter, denn ich liebe die Abwechslung in meinen Rasur-Setups. Ein paar Dinge wären noch relativ einfach, z.B. die Personna Eddison als Rasierklinge sowie der Merkur 11c als Rasierhobel.
Bei der Software wird es da schon etwas schwieriger, da sich mittlerweile so einige Seifen auf diesem hohen Niveau tummeln. Es würde wohl auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Wholly Kaw, Martin de Candre und Saponificio Varesino hinauslaufen. Beim Aftershave hingegen würde ich auf ein pflegendes duftneutrales AS setzen, um wenigstens über das Parfüm etwas Rotation zu haben. Es würde entweder Speick ASL oder Tüff grün werden.
Der schwierigste Part wäre für mich der Pinsel, da jeder Pinseltyp seine Eigenarten hat, die ich mal mehr und mal weniger schätze.
 
Vorab: Auch wenn es möglicherweise nicht zu 100 % zum Thema passt, so finde ich meine Überlegungen zum Thema Minimalismus artverwandt genug, um sie in diesem Thread unterzubringen.

Minimalismus: Pragmatismus oder Obsession? - Eine kritische Nabelschau

Vermutlich werden einige/viele/die meisten von euch den Kopf schütteln und sich sagen "Der spinnt doch, der Captain" oder "Jetzt dreht der Kerl aber komplett durch."
Damit werde ich leben müssen.

Gerade die letzten fünf, sechs Monate des Experimentierens mit unterschiedlichen Hobeln, Klingen bzw. den damit möglichen Kombinationen, Rasiercremes und Pinseln haben mich der Erkenntnis näher gebracht, dass für mich das höchste Rasierglück in der Beschränkung auf die notwendigen, aber dennoch nicht minder luxuriösen Dinge liegt. Für mich verkörpert sich dieses Glück in der Umsetzung eines berühmten Zitats, welches oftmals fälschlicherweise Oscar Wilde zugeschrieben wird, obgleich es von Frank Lloyd Wright stammt: "Give me the luxuries of life and I will willingly do without the necessities." (Gebt mir die luxuriösen Dinge des Lebens und ich verzichte gerne auf die notwendigen.") Mache ich mir damit und dabei zu viele Gedanken um Nebensächlichkeiten? Oder reflektiere ich kritisch - und hoffentlich auch selbstkritisch, vor allem mir selbst gegenüber :D - die Natur des Rasierens und der dazu benötigten Dinge, um herauszufinden, "was die Welt im Innersten zusammenhält", wie es schon Goethe den Doktor Faust sagen lässt, und dass, obwohl es sich bei mir nur um den Zusammenhalt meiner ganz persönliche Rasur-Welt dreht? Ist mein Streben nach einer Beschränkung auf das (durchaus luxuriöse) Notwendige, die Suche nach dem Minimalismus als Pragmatismus zu verstehen oder doch schon als Obsession? Dieses Urteil kann ich zumindest momentan nicht fällen, daher überlasse ich es euch, den geneigten Lesern. Im folgenden einige Überlegungen zum Thema:

Hardware

Im Zentrum des Nassrasur-Universums steht für mich der Rasierer, in meinem Fall ein klassischer, dreiteiliger Hobel. Die Liste der Hobel, die ich ausprobiert habe, ist lang; es liegt jedoch nicht mehr in meiner Absicht, diese Liste immer länger und länger werden zu lassen. Denn diese Liste - die Gefahr droht mir - könnte sonst im wahrsten Wortsinn "lebenslang" werden; quasi die Höchststrafe. Denn ich habe meinen persönlichen Traum-Rasierer, meinen "Exit-Hobel" vor knapp zwei Jahren gefunden. Kein Hobel davor oder danach hat mich auch annähernd so überzeugt. An diesem Rasierer ist für mich alles so vollkommen, wie es in dieser unvollkommenen Welt nur möglich ist. Mit diesem Hobel gelingen mir mühelos sanfte, gründliche, nachhaltige und verletzungsfreie Rasuren, besser als mit jedem anderen von mir getesteten Rasierer.

Da ein Rasierer nichts ist ohne eine Klinge, steht letztere faktisch gleichberechtigt mit dem Hobel auf einer Stufe; zusammen bilden Hobel und Klinge eine Einheit, deren einziger "Lebens"inhalt aus der möglichst gründlichen, nachhaltigen und dabei sanften, hautschonenden Beseitigung von Bartstoppeln bzw. Haaren besteht. Die Liste der von mir mehr oder weniger ausführlich getesteten Klingen ist mindestens drei- oder viermal so lang wie die der von mir ausprobierten Hobel. Vor etwas mehr als zweieinhalb Jahren habe ich meine persönliche Traumklinge gefunden, wenngleich es drei weitere gibt, mit denen ich ebenfalls gut bis sehr gut zurechtkomme und von denen ich eine mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit erneut kaufen werde. Ähnlich wie beim Hobel bin ich mir mittlerweile darüber im Klaren geworden, dass ich eigentlich nicht mehr weiter experimentieren möchte. Denn wie beim Hobel wohnt einem lebenslangen Testen für mich tendenziell Höchststrafen-Charakter inne, auch deshalb, weil der Preis für ein wenig Erkenntnis eine unbestimmte Menge meiner heilen Haut ist. ;)

Was wäre eine klassische Nassrasur ohne guten Rasierschaum? Richtig, im besten Fall eine mühselige Angelegenheit, im Normalfall dürfte es eher eine Quälerei werden. Die letzten Wochen haben mich zu der Einsicht gebracht, dass mir Rasierschaum, wenn ich ihn in einer Schale oder einem Tiegel aufschlage, deutlich besser gelingt, als wenn ich meine Rasiercreme im Gesicht aufschäume. Die Anschaffung eines entsprechenden Rasiertiegels war eine Handlung, die dieser Einsicht folgte. Ist mein Streben nach Minimalismus dadurch in Gefahr geraten? You be the judge! - Das müsst ihr beurteilen!

Beim Pinsel habe ich mich auf eine monogame Dreierbeziehung festgelegt. ;) Klingt paradox, ist aber leicht zu verstehen: Ich verwende, nach dem Ausprobieren nur weniger Alternativen, seit Jahren den gleichen Pinseltyp, bloß in zwei verschiedenen Größen. Damit bin ich so glücklich wie nur möglich, denn die diesen Pinseln eigene Mischung aus der Fähigkeit, auch harte Seifen aufzuschäumen, mit wenig Material auszukommen, robust und unempfindlich zu sein und dabei auch noch weich und hautschonend, und das alles auch noch zu einem vertretbaren Preis, hat mich von Anfang an überzeugt. Weitere Tests könnten vielleicht dazu führen, dass sich ein Pinsel findet, der in der einen oder anderen Eigenschaft einen Hauch besser abschneidet, aber die Chancen darauf sind m. E. nicht hoch und die finanziellen Aufwendungen stehen dabei in keinem vor mir selbst zu rechtfertigenden Verhältnis zum zu erwartenden Nutzen. Im Klartext: Weitere Pinsel-Tests meinerseits sind nicht zu erwarten.

Software

Ich komme zu dem Stoff, aus dem die Schäume sind. Hier gelangte ich schon vor längerer Zeit zu der Erkenntnis, dass ich kein Typ für Rasierseifen, sondern für Rasiercremes bin, welche mir unkomplizierter in der Verarbeitung und tendenziell hautfreundlicher erscheinen als Seifen. Da es hier um etwas geht, das man sich buchstäblich auf die Haut schmiert, sollten die Inhaltstoffe möglichst unbedenklich und umweltfreundlich sein. Einen für mich möglichst angenehmen Geruch sollten die Creme und der daraus generierte Schaum auch verströmen. Auch hier fand ich vor gut zweieinhalb Jahren den Weg in mein persönliches Rasiercreme-Nirwana, wenngleich in den letzten vier Monaten zwei von drei getesteten Cremes "flankierend" zu meiner einen hinzugekommen sind. Werde ich eine oder gar beide neuen Cremes wieder kaufen, wenn sie verbraucht sind? Ich weiß es nicht. Werde ich weitere Cremes testen? Möglich ist es, aber geplant ist noch nichts dergleichen.

Beim Rasierwasser halte ich es sehr einfach: "mein" Rasierwasser fand ich bereits vor beinahe vier Jahrzehnten, daran hat sich nichts geändert. Es gibt noch ein weiteres Aftershave, das regelmäßig zum Einsatz gelangt, doch das verwende ich nie direkt nach der Rasur, sondern trage es ausschließlich als Parfüm. Zwischendurch habe ich auch mal das eine oder andere Rasierwasser ausprobiert, bin aber letztlich bei keinem anderen dauerhaft geblieben als bei dem einen "meinen." ;) Ich werde nicht ausschließen, dass ich auch zukünftig mal das eine oder andere Aftershave testen werde, aber eine "Wachablösung" steht dabei nicht zur Debatte.

Alternative: Messern statt Hobeln?

Man sagt, die Messerrasur sei die Königsdisziplin der klassischen Nassrasur. Ich gebe zu, dass mich der Gedanke daran fasziniert, mir mit einem Messer ganz lässig die Stoppeln aus dem Gesicht zu wischen. Doch weiß ich einfach um meine begrenzten motorischen Fähigkeiten: Mit einem Messer oder Wechselklingenmesser bzw. einer Shavette würde ich eher mein Gesicht filettieren als mich zu rasieren. Ich schließe Messer und Shavetten für mich aus und sage mir, dass Königsdisziplinen für Könige gedacht sind bzw. für jene, die König werden wollen oder sich bereits für einen solchen halten. Ich bin nur ein ganz gewöhnlicher Bürgerlicher und in der Sicherheitsbranche tätig, daher ist für mich ein bürgerlicher Sicherheitsrasierer geradezu präsdestiniert. ;)


Mein Fazit oder "Der langen Rede kurzer Sinn"


Zu meiner am Beginn dieses Diskussionsfadens vorgestellten "Einsamen-Insel"-Ausstattung hat sich ein praktischer Rasiertiegel gesellt. Ansonsten habe ich festgestellt, dass ich von all dem, was ich in den letzten Monaten getestet habe, nichts ernsthaft benötige. Es war sehr abwechselungsreich und es hat mich auch weitergebracht, und zwar in der Hinsicht, dass ich mir nunmehr noch sicherer bin, dass ich mit dem von mir ursprünglich zusammengestellten Rasierzeug mein persönliches Rasur-Nirwana schon so gut wie erreicht habe. Die Frage allerdings, ob mein Streben nach Minimalismus nun meinem Hang zu pragmatischen Lösungen entspricht oder doch schon als Obsession, als fast schon zwanghaftes Streben nach an Monotonie grenzender Reduktion auf das absolut Wesentliche, anzusehen ist, die kann ich mir selbst nicht beantworten.

Ein Wort sagt mehr als tausend Bilder. Oder so ähnlich :D:

cgbIMG_20190317_153903792-rev.jpg


Vielen Dank an alle, die bis hierher durchgehalten haben und noch nicht wahnsinnig geworden sind! :respect_schild
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich könnte es mir jetzt einfach machen und sagen dass ich mit meinen drei Pinseln, drei Hobeln, vier Messern und je einer Handvoll RS/RC und AS nicht weit weg von dem bin was CaptainGreybeard schreibt.
Aber ich bin ja noch nicht so lange dabei und als Alleinverdiener kann ich auch nicht allein entscheiden für was ich mein Geld ausgebe.
Im Gegensatz zu den meisten von euch, die nach einer längeren Rundreise durch die Landschaft der Rasurartikel am Ende merken dass eine handvoll Artikel ausreichend ist wenn man die hat mit denen man zufrieden ist, befinde ich mich erst kurz hinter dem Eingang zu diesem Rasurgarten und sehe die vielen verlockenden Gewächse noch von weitem (gut, das ein oder andere Pflänzchen hab ich doch schon gepflückt).
Von daher ist eigentlich die Versuchung gross weiter zu gehen und mich immer wieder zu bücken und zu pflücken wenn mir was gefällt, auch wenn ich möglicherweise nach ein paar mal Schnuppern merke dass es das dann doch nicht ist.
Mit meinem derzeitigen equipment bin ich sehr zufrieden, das macht Spass und kommt alles regelmässig dran (bei den Hobeln hat sich das aber schon auf zwei reduziert).
Die interessante Schilderung macht es mir aber deutlich leichter mich zu entscheiden (erstmal ?) mit dem zufrieden zu sein was ich habe, zumal ich damit ja auch zufrieden bin ;)
Von daher @CaptainGreybeard herzlichen Dank für das Mitteilen deiner Gedanken :daumenhoch
 
Mein Inselsetup war quasi schon mein erstes Setup überhaupt (Merkur CC und ASP) nur Details (Semogue Mistura Pinsel und Tiki Bar The Kilted Tiki Seife) kam später dazu. Aber gerade dieses Setup mag ich besonders weil ich noch 19 andere Hobel habe mit denen ich auch immer wieder gerne rasiere. Eine Beschränkung auf einen Hobel wäre technisch möglich aber genausowenig eine angenehme Vorstellung wie das restliche Leben auf einer einsamen Insel, so schön sie auch sein mag. Ich brauche einfach die Abwechslung. Und der Merkur CC ist eben die Homebase zu der ich immer zurückkehren kann.
 
@CaptainGreybeard :

Mein "finales Setup" könnte durchaus so aussehen wie das Deine, ABER:
Ich bin viel zu neugierig und verspielt, um mich damit zufriedenzugeben.
Die Strafe folgt auf dem Fuß:
Ich habe jede Menge Software, die ich im Laufe der kommenden Jahre aufbrauchen muss. Bei den Hobeln fange ich auch schon an, einige in Gedanken auszumustern, bei den Pinseln genauso.
 
Da ich in der Vergangenheit sowohl das "Einsame - Insel - Setup" quasi vierteljährlich geändert, als auch die Vorstellung eines "am-Ende-eines-langen-Weges" Gedankens ständig widerrufen musste, macht die Beantwortung dieser Rubrik hier keinen großen Sinn in meinem Fall. Gedanklich war und bin öfter einmal bei einem solchen Punkt angelangt, aber die Abwechslung macht dann nach einer gewissen Zeit einfach einen riesen Spaß. Allein schon die Umstellung aufs Messer wirft so ziemlich jedes in der Vergangenheit aufgelistete "Monogam-Setup" über den Haufen.

Zum Glück gibt es Notwendigkeit dazu nicht, aber müsste ich heute entscheiden, könnte ich wenigstens in einigen Punkten ein paar Sachen auf eine Entscheidung zwischen zwei Möglichkeiten reduzieren.

Bei der Seife würde momentan die Entscheidung zwischen Tabac und Klar fallen.

In Falle der Pinsel ist es für mich schwer die vorzüglich(st)e Schaumproduktion des Mühle STF, gegen das tolle Hautgefühl eines meiner Dachse oder gegen das ebenfalls großartige Mittelding der Schweinchen abzuwägen.

Beim Messer entweder Wackers Stosser oder ein Le Grelot.

Beim AS Tüff oder Myrsol - Wässerchen.

Meine Ikea - Schale steht als einzige Entscheidung felsenfest.

Ach ja, ein Preöl käme auch mit. In diesem Fall Floid oder Truefitt & Hill.

Fragt in einem halben Jahr noch einmal nach, vermutlich sieht es dann wieder ganz anders aus. :D
 
Bestimmt hat sich der Ersteller des Fadens euer anderes erhofft: Mit zeigen die Beiträge der Kollegen, wie viele offensichtlich wunderbaren Dinge ich noch nicht kenne. Und das, obwohl die Schränke voller Rasierzeug sind.
In diesem Sinne: Bitte schreibt weiter und meine Liste der Sachen, die ich unbedingt einmal ausprobieren möchte, wächst weiter. :D
 
@Großer: Wenn Du diese Erkenntnis für Dich aus diesem Faden gewinnst, dann ist das doch prima. Ob ich mir dabei diesen "Nebeneffekt" erhofft habe, ist doch völlig egal, denn der Sinn und Zweck dieses Forums besteht doch in erster Linie aus einem gegenseitigen Austausch von Wissen und Erfahrungen und einem freund(schaft)lichen und kollegialen Miteinander. :)
 
@Großer: Wenn Du diese Erkenntnis für Dich aus diesem Faden gewinnst, dann ist das doch prima. Ob ich mir dabei diesen "Nebeneffekt" erhofft habe, ist doch völlig egal, denn der Sinn und Zweck dieses Forums besteht doch in erster Linie aus einem gegenseitigen Austausch von Wissen und Erfahrungen und einem freund(schaft)lichen und kollegialen Miteinander. :)

Auf den Punkt gebracht! :bier1
 
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