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Wuttig Apparatebau (Laufenburg in Baden)

Hellas

Klingenflüsterer
Moderator
Gold FdR-Pate
Ob Wuttig Apparatebau aus Laufenburg in Baden auch andere Rasierhobel gebaut hat als diesen, weiß ich nicht.

Es handelt sich um einen Zweiteiler-Zahnkammhobel, der insgesamt auch Aluminium besteht und dessen Oberfläche grünlich eloxiert ist. Insgesamt ist der Hobel auf Grund des Materials, sehr leicht, aber auch recht wertig verarbeitet.

Nachdem ich den Wuttig erhalten hatte und er mich in seinem grün-goldenen Gewandt anlächelte, überlegte ich mir vor lauter "Respekt": "soll ich, soll ich nicht". Ich habe es dann einfach mal riskiert, zuerst mit einer Personna Platinum und später auch mit Sputnik, Perma-Sharp, ASP und Ladas. Weitere werden noch folgen, aber er kommt in letzter Zeit nicht mehr so oft dran, was nicht am Wuttig liegt. Sehr direkt rasiert der Wuttig mit allen bislang getesteten Klingen, wobei ich die Sputnik auf Grund ihrer Schärfe doch am meisten genieße. Der Wuttig rasiert etwa so direkt wie der R41 (v3) und ist auch mindestens ebenso gründlich. Allerdings empfinde ich den Wuttig als insofern berechenbarer, als ich mit ihm, im Gegensatz zum R41, egal in welchem Winkel es weder geschafft habe einen Rasurbrand zu produzieren noch eine Irritierte Haut nach der Rasur zu bekommen.

Obwohl ich ja eigentlich keine Zahnkammhobel mag, weil ich da immer die Zähne auf der Haut spüre, mag ich den Wuttig. Da er auch einen recht steilen Winkel (also nicht "schabend") bevorzugt, spüre ich bei ihm die Zähne nicht und das Rasurergebnis ist immer überzeugend gründlich und nachhaltig. Toller Hobel:daumenhoch

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1939B2CB-4F40-494F-8049-BB54F06EA5BB.jpeg Ich hatte auch mal so einen. Da er mir leider zu direkt war, musste er wieder gehen. Aber das modern-minimalistische Design hat mir sehr gut gefallen.
 
Ich habe auch einen und behalte ihn hauptsächlich weil ich im Nachbarlandkreis wohne und da ein bisschen Lokalpatriotismus mitspielt. Die Direktheit auf R41 V3 Niveau kann ich ebenso bestätigen wie die bessere Berechenbarkeit. Bei ihm habe ich noch etwas Motivation eine besser Partner Klinge zu finden

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Ich besitze auch einen der Wuttighobel. Den Vergleich mit dem R41 kann ich so unterschreiben. Nur leider sind bei meinem die Zähne so scharfkantig, dass ich mich 2x damit geschnitten habe.
 
Heute vormittag habe ich die zweite Rasur mit Hellas' Wuttig aus dem passaround absolviert und bin mir noch nicht wirklich schlüssig was ich von ihm halten soll (vom Hobel, nicht vom passaround!). Einerseits ein sehr gründliches Rasurgerät, das steht außer Frage, andererseits reichen die beiden Rasuren mit ihm noch nicht aus um genauer zu bestimmen warum er sich an bestimmten Haut/Stoppel-Partien ruppig und an anderen sanft verhält, und wie das im Zusammenhang mit der Hobelführung steht. Als Klinge habe ich heute eine Rapira SS Chrome gewählt, eine Klinge die ich nach anfänglichen Tests eigentlich niemals mehr in einem Zahnkamm einsetzen wollte. Aber da sie kürzlich im sehr aggressiven Radimi tatsächlich für eine positive Überraschung gesorgt hatte (aggressiv+aggressiv=weniger aggressiv) wollte ich mal schauen ob sich dieses Ergebnis im Wuttig duplizieren lässt.
Und siehe da: Es lässt! Die Rasur heute war tatsächlich fast angenehmer als die vorhergehende mit einer "sanften" Polsilver, erstaunlich!
An gewissen Hautpartien (z.B. über der Oberlippe, Kinn) neigt er bei mir, anscheinend unabhängig von der Klinge, dazu sich ziemlich ruppig zu verhalten, was ich dann mit verschiedenen Anstellwinkeln zu kompensieren suche, bisher mit wenig Erfolg. Was mir aber jetzt klar wurde ist, dass das gewählte Leicht-Material genau zur Hobel-Charakteristik passt, er dürfte tatsächlich kaum schwerer sein, da der Andruck wirklich nur vom Eigengewicht des Hobels kommen sollte, mehr wäre hier weniger (gut)! Und leichter wäre gefühlt kaum möglich, wenn ich ihn in die Hand nehme bin ich immer wieder erstaunt wie nah am Nichts er sich gewichtstechnisch befindet!
Auffällig auch, dass er gegen den Strich fast einfacher zu beherrschen ist.
Jedenfalls übe ich noch ein wenig bevor ich wieder schreibe (wiegen tu ich ihn auch noch), ich hoffe die Ungeduld der nachfolgenden Tester ist nicht zu immens! Das Zwischenfazit lautet jedenfalls: "Interessant!"
 
Nach der gestrigen Rasur mit einer Triton war ich mir fast sicher, dass es dem Wuttig ziemlich egal ist, mit welcher Klinge man ihn füttert.
Die Rasur mit der DDR-Klinge war marginal sanfter, die Charakteristik des Hobels blieb grundsätzlich jedoch weitgehend unbeeindruckt.
Heute hab ich es mal mit einer Shark SC gewagt, eine Klinge, die ich schon lange nicht mehr in Benutzung hatte, mit dieser war die ganze Angelegenheit dann doch merklich ruppiger. Sicher war es dennoch eine unmissverständliche Wuttig-Rasur, man muss sich wohl einfach damit abfinden dass richtig sanfte Rasuren mit ihm nicht möglich sind, man spürt die Klinge mehr als bei andern Hobeln und stellenweise ist es einfach ruppig, da kann man (ich zumindest) wohl nix machen. Ob man das als unangenehm empfindet, mag jeder für sich selbst entscheiden.
Mit sanft meine ich ausschließlich das Gefühl während der Rasur, das "post-shave-feel" war jedesmal wunderbar reizfrei, keinerlei Einwände hier!
Grundsätzlich mag ich ja direkte Hobel, bzgl. Wuttig bin ich mir jedoch nicht so sicher ob es gerade diese Form der Direktheit sein muss...
vielleicht ist mir ja auch einfach zu leicht?
Ich gönne mir jetzt mal einen Tag Rasurpause und mache dann noch eine Runde mit der GBE oder Perma-Sharp, dann geht der Hobel weiter an Großer.
Zu erwähnen wäre noch die wirklich gute Verarbeitung und das fast nicht vorhandene Klingenspiel.
 
Ich gönne mir jetzt mal einen Tag Rasurpause und mache dann noch eine Runde mit der GBE oder Perma-Sharp, dann geht der Hobel weiter an Großer.

Erstmal Danke für den Bericht! Ich bin schon gespannt, in wieweit der Wuttig mit "dem Garstigen" (R41) zu vergleichen ist.
Bitte lass' dich aber nicht durch meine PN von gestern stressen und teste ihn ausgiebig, bevor du ihn weiterschickst :)
 
Der Wuttig wird mich am Montag verlassen und hier ist mein Resümee:
Bei mir war er bei 2-Tages-Stoppeln deutlich angenehmer als beim täglichen Einsatz, er mag es wohl wenn etwas mehr Material abzutragen ist,
das macht sich vor allem im ersten Durchgang bemerkbar, der bei der täglichen Rasur schon recht viel Konzentration abverlangt.
Seine Ruppigkeit habe ich nie wirklich in den Griff bekommen (vielleicht ist das gar nicht möglich, das mögen die nachfolgenden Probanden ermitteln...) und nichtsdestotrotz habe ich immer ein hervorragendes Rasur-Ergebnis erhalten, ohne jegliche Reizung.
Er scheint nicht wählerisch was die Klinge angeht (bis auf die Shark, die nach unten abfiel, hat er mit allen ziemlich gleich rasiert) und ist auch recht Winkel-tolerant was die Rasurleistung angeht, um die Ruppigkeit zu kontrollieren muss man allerdings mit dem Winkel etwas spielen (aber gut dass es möglich ist!), was mir aber nur eingeschränkt gelang.
Der R41 ist tatsächlich ein gutes Vergleichs-Pendant, er ist ähnlich gründlich und ähnlich aggressiv.
Allerdings habe ich ein paar Hobel von der gründlichen Direktheits-Fraktion hier, die mir mehr liegen, wie z.B. der CAVA oder der Gardette,
nur der Radimi setzt von der Aggressivität her noch einen drauf!

Hier nochmal vielen Dank an Hellas für die Möglichkeit einen so außergewöhnlichen Hobel ausgiebig zu testen, bei der Verlosung möchte ich dann aber doch außen vor bleiben...ich möchte die Chancen für jemanden der ihn vielleicht richtig mag nicht mindern.
 
Kleiner Nachtrag: Einen Riesenvorteil hatte die Möglichkeit den Wuttig zu testen im Nachhinein:
Alle anderen Hobel werden nun mit an Sorglosigkeit grenzender, traumwandlerischer Sicherheit geführt! :D
 
Getestet habe ich den Wuttig bislang in zwei Rasuren. Die dritte folgt morgen Abend.
Zuerst war eine Sputnik-Klinge, dann eine Shark Klinge eingelegt.
Winkeltollerant ist der Hobel auf jeden Fall - den "richtigen" Winkel für eine verletzungsfreie und reizungsarme Rasur habe ich aber noch nicht gefunden.
Das leichte Gewicht des Wuttigs bereitet mir entgegen meiner Erwartung keine Schwierigkeiten. Im Gegenteil ist das Kerlchen gut zu führen und rasiert ohne Druck im ersten Durchgang fast alles weg.
Schön aussehen tut er übrigens auch, wie man auf den Fotos ja gut sehen kann.
Ich freue mich schon auf die nächste Rasur - dann mit einer alten Bekannten: der Astra ;-)
 
So liebe Freunde der gepflegten Nassrasur, hier also meine Meinung zu dem lieben Wuttig.

Als erstes meinen Dank an Hellas.
@Hellas Herzlichen Dank, dass du diesen Hobel zum testen zur Verfügung stellst.daumenh!

Ich habe den Wuttig zwar nur 2 x getestet, aber das sollte reichen um sich eine Meinung zu bilden.
Der Hobel ist wirklich direkt, und der Vergleich mit dem R41 (V3) ist treffend.
Der Wuttig ist aber, für mich, etwas aggressiver.
Man spürt immer die Klinge auf der Haut, und muss sich voll konzentrieren.
Trotzdem ist der Wuttig ein angenehmer Hobel.
Er ist sanfter wie erwartet, und super gründlich.
Das Problem des Hobels ist das geringe Gewicht.
Man neigt zum drücken, und das rächt sich!
Die Nachhaltigkeit des Hobels ist richtig gut, nach 12 - 15 Stunden merkt man fast nichts.
Er reiht sich in die Serie der R41, IKON Slant Nadelspitz oder Windrose Buckelwal ein, wobei die beiden letztgenannten aggressiver sind.
Mit dem Winkel hatte ich keine Probleme, einfach angesetzt, stimmt schon.
(Möglicherweise habe ich da Glück gehabt)
Das Gefühl nach der Rasur war auch nicht schlimmer wie mit einem anderen aggressiven Hobel.
Die Haut hat kurz gebrannt, und nach dem AS war alles wieder gut.
Mir gefällt das Kerlchen
 
Optisch und haptisch macht der Hobel einiges her.
Angenehme Rasuren hatte ich (leider !!!) keine. Blutpunkte und gereizte Haut hatte ich immer nach der Rasur.
Schade! :-/
 
Ich hatte mal einen Wuttig,so aggressive war der nicht!Für harte Jungs ist wohl nur der Roedter 1909 ,erste Charge zu empfehlen.Dort wird dann eine Auslese stattfinden.
Trotzdem ist der Wuttig ein guter Hobel.
 
Der Wuttig ist ein Exot unter den Rasierhobeln. Nicht im auffälligen, exaltierten Sinne, stattdessen von unaufdringlicher Eigenständigkeit.

Packt man ihn aus, fällt erst einmal das ungewöhnlich niedrige Gewicht auf. Ich kenne keinen leichteren Hobel, wobei ich ergänzen muss, dass ich ausschließlich vollständig metallene besitze und folglich nur solche vergleiche. Gegenüber dem verbreiteten Zamak oder erst recht Messing nimmt sich Aluminium natürlich federleicht aus.

Obendrein weist der Wuttig eine ungewöhnliche Farbe auf. Vordergründig handelt es sich um einen zwar metallartigen Goldton, dieser ist aber auffallend matt. Optisch fühlt man sich vielleicht an Gold und Silber aus dem Wasserfarbkasten erinnert. Oder an Küchenhilfen aus Aluguss, welche versehentlich das maschinelle Spülen durchlebt haben. Im Fall des Wuttig natürlich golden und keineswegs so scheckig, aber von ähnlich diffusem, unpoliertem Glanz, oberflächlich fast ein wenig wie transparent wirkend. Playmobil-Schwert!? Hinzu kommt dieser Stich ins Grünliche, welcher je nach Lichtquelle mal vernehmlich mehr, mal weniger stark durchkommt. Kryptonit!?

Den Wuttig jedoch als der Spielzeug- und Comicwelt entsprungen zu beschreiben, wäre weit gefehlt. Er fasst sich sehr robust an, vermittelt einen überraschend soliden Eindruck. Überhaupt, die Verarbeitung: Sie lässt nicht den geringsten Zweifel aufkommen. Jede Kante, jeder Winkel des Kopfes, die feinen Ziselierungen des Griffes sind maximal sauber und derart steilflankig ausgearbeitet, dass sich spätestens hier wieder der Feininstrumentenbau in den assoziativen Vordergrund spielt.

Der Hobel ist ein Zweiteiler, Griff und Bodenplatte sind fest verbunden, das Gewinde des Deckels wird am drehbaren Griffende angespannt bzw. wieder gelöst. Unter der Voraussetzung, dass ein Rasierer stimmig konstruiert, ein wildes Kombinieren unterschiedlicher Griffvarianten nicht vonnöten ist, empfinde ich dies als das elegantere Konzept. Beim Wuttig trifft auch die Eingangsvoraussetzung selbst zu.

Auffällig ist, wie kurz zumindest für einen Zweiteiler die Gesamtlänge der Gewindestange ist. Sie besteht ähnlich den dreizähligen Vettern allein aus dem knapp 1 Zentimeter langen Gewinde selbst. Es ist nicht die Stange, welche sonst oft möglichst tief in den Griff hineinreicht, sondern vor allem die innenseitig verdeckt entgegenragende, hülsenartige Verlängerung des Griffendes. Dies kann man bei oberflächlicherer Beurteilung ignorieren, tatsächlich spiegelt es aber eine keineswegs aufwandsfreie Detailverliebtheit der Schöpfer.

Der Kopf entspricht dann wieder der reduzierten Geometrie klassischer Offener Zahnkämme. In der Seitansicht bestehen sie im Prinzip aus zwei sich aneinander schmiegenden Tunnelgewölben. Ich mag die funktional überzeugende Simplizität dieses Entwurfs, dessen Übersichtlichkeit und Wendigkeit bei der Rasur.

Ein zweites gestalterisches Detail, das man keinesfalls übertrieben wichtig nehmen muss, mir aber erwähnenswert stimmig erscheint, sind die zwei sehr flach gekürzten Führungspins an der Unterseite des Kopfdeckels. Mitsamt eingelegter Klinge vollständig geschlossen ragen genau noch deren gerundete Kuppelenden durch die Bodenplatte hindurch, der glatt zylindrische Abschnitt schließt plan ab. Sehr hübsch.

Ich habe den Wuttig eine komplette Woche hindurch getestet. Als Rasiercreme habe ich durchgängig die Lavanda von Ach Brito gewählt, da sie unter den funktional Guten eine der hautschonenderen darstellt - schließlich eilt dem Wuttig ja ein Ruf voraus. Als Klinge sollte es aus ähnlichen Abwägungen eine Polsilver Silver Iridium werden.

Bei der ersten Rasur hatte der Hobel gleich gründlich zu tun. Auf ihn wartete das Gestrüpp von vielleicht einer guten Woche kaum gezügelten Wucherns - extra und mit Anlauf gezüchtet, da für mich Paradedisziplin und somit Pflichtparcours für jeden Zahnkamm. Auf solchem Terrain würde ich außerhalb von Tests zu stärker einweichenden Seifen tendieren. In diesem Fall wollte ich dem Rasierer es nicht zu sehr vereinfachen bzw. wollte besser vergleichen können zur alltäglichen Rasur. Zu behaupten, es sei keinerlei Ziepen zu spüren gewesen, wäre einseitig unkritisch. Fakt ist, dass er sehr mühelos und für den ersten Durchgang sehr gründlich abräumte.
Eine Besonderheit hatte es dort aber doch noch mit den längeren Bartstoppeln, zumindest den meinen: Zusammen mit den Adhäsionskräften des Wassers waren sie und die Riefen des Griffes so gut wie unzertrennlich.

Man verspürt den Wuttig in jeder Situation sehr direkt. Dies bezieht sich schon auch auf die Zähne, vor allem aber auf die Klinge und ist im weit überwiegenden Maße positiv gemeint. Er vermittelt ein sehr direktes Feedback zum Geschehen auf der Haut. Aus meiner Sicht wirkt das geringe Gewicht des Rasierers eindeutig vorteilhaft. Tatsächlich führe ich Hobel mit lediglich drei Fingern. Abwärts stabilisieren Daumen und Zeigefinger nur, das Gewicht steht allein auf dem Kleinen Finger auf. Dies bildet auch den Hintergrund, warum ich die normalen Grifflängen um die acht Zentimeter für mich als optimal empfinde

Wie zu beinahe jedem Thema gibt es auch zum Eigengewicht des Rasierers die unterschiedlichsten Philosophien. Ich bin dort prinzipiell nicht sehr wählerisch, habe keine ausgrenzenden Präferenzen, fühle mich aber dem Leitbild der Messerrasierer vom „Streicheln mit der Klinge“ nahe. Auf theoretischer Ebene habe ich mich schon oft gefragt, was das Eigengewicht eines Rasierers bringt, wenn ich von unten nach oben wider der Schwerkraft vorgehe?
Bevor ich jetzt ein stimmreiches „beschleunigte Masse“ ernte, setze ich dem die „Geschwindigkeit“ entgegen: Eine dem Erfahrungsgrad angepasste Verve ist eine viel zu selten genannte Einflussgröße.

Der zweite Durchgang gegen den Strich - eher ist es eine erprobter Mix aus quer und aufwärts - gehört für mich für ein zufriedenstellendes Ergebnis mindestens hinzu. Auch dieser wurde anstandslos absolviert. Das Ergebnis fiel tadellos aus, wobei hier noch vermerkt sei, dass vom langen Dickicht kommend meine Ergebnisse stets besser ausfallen, als vom kurzen Stoppelacker. Hierzu krampfe ich mir jetzt aber mal keine weitere Theorie mehr ab.
In der Praxis waren diese zwei Durchgänge mit dem Wuttig absolut ausreichend. Dies können nicht so viele Rasierer von sich behaupten.
Was die Gründlichkeit betrifft, finde ich den Vergleich zum Mühle R41 durchaus zulässig. Selten sind mir so zuverlässig so ordentliche, nachhaltige Rasuren gelungen. Allerdings muss ich trotz eher wenig empfindlicher Haut sagen, dass auch er – der Wuttig - nicht mein Daily Shaver würde. Auf der Skala des machbar Möglichen gibt es einen Punkt, zu dem irgendwann der Wunsch der Haut nach graduell lässigerer Nachsicht ruft. Und sei es nur der Abwechslung wegen.
Der wesentliche Unterschied dürfte sein, dass man mit dem Wuttig auch mit sehr viel flacher geführter Klinge verfahren kann. Und dann offenbart er durchaus auch zahmere Qualitäten. Wenn man genügend Eingewöhnungszeit absolviert hat, lässt sich abhängig von Hautpartie und deren situativer Disposition mit ihm gewiss sehr fein austarieren zwischen unaufgeregterer oder aber nachhaltigerer Rasur.

Dies führt mich zu seiner grundsätzlichen Einordnung: Der Wuttig ist ein sehr, sehr guter Allrounder. Er beherrscht Mehrtagebärte und überragende Nachhaltigkeit ebenso, wie zahmere Gangarten. Etwas spezieller zwar, könnte ich mir vorstellen, dass er mit seiner Vielseitigkeit zusammen mit seinem geringen Gewicht ein optimaler Trecking-/Hiking-Begleiter wäre.
Wem komplett unbehelligt durchdummelnde Gesichtshaut das allerwichtigste ist, wird sanfteres finden.
Einen Versuch mit dem Pass-Around kann ich in jedem Fall nur empfehlen. Vielen Dank, @Hellas !
 
Herrlich geschrieben, und unterhaltsam zu lesen daumenh!
 
Nach so einem Review fällt es mir schwer mich mit einem eigenen Erfahrungsbericht hierher zu trauen ...
Ich schicke voraus, dass ich zwar schon Anfang 2016 vom Fusion zum Hobel gewechselt habe, aber bisher nur Erfahrung mit R89, R41 und Progress habe, auch halten sich meine Klingenerfahrungen in sehr engen Grenzen.
Mein Review des Wuttig erhebt also keinen Anspruch auf kompetente Wissensvermittlung sondern stellt meine persönliche Erfahrung dar, baiserend auf dem schmalen Erfahrungshorizont den ich nunmal nur habe.
Was war der Grund für mich bei diesem pass-a-round die Hand zu heben ?
Kurz nach Umstieg von Fusion auf Hobel hatte mir ein Kollege einen R41 geliehen. Den empfand ich als zwar sehr gründlich, aber der hatte auch seine Spuren sehr deutlich in meine Haut gezeichnet.
Vor einigen Monaten hatte ich mir über den MH dann doch noch mal einen R41 Kopf gekauft und den empfinde ich seltsamerweise als sehr sanft und bin bzgl. Gründlichkeit enttäuscht.
Deshalb wollte ich den Wuttig zum Vergleich heranziehen.
Vorab mein Kurzresümee:
Kann der lang ? Ja
Kann der gründlich ? Jaaaaaa
Kann der sanft ? Nein (zumindest für mich noch nicht)
Ich hatte insgesamt fünf Rasuren mit dem Wuttig, drei mit einer Sputnik, zwei mit einer Derby.
Bei mir waren die Rasuren mit der Derby deutlich sanfter und nur unwesentlich weniger gründlich als mit der Sputnik.
Etwas sanfter lief bei mir auch eine leicht schabende Rasur ab als die Rasur mit normalem Winkel (also waagerechter gestelltem Griff).
Aber egal mit welcher Klinge und mit welchem Winkel war die Klinge auf der Haut immer sehr präsent.
Das Geräusch bei der Rasur erinnerte mich stark an meine Messer, das kannte ich vom Hobel bisher nicht.
Hinsichtlich Gründlichkeit ist der Wuttig über jeden Zweifel erhaben, das erlaubt mir durchaus eine abendliche Rasur und trotzdem am nächsten Tag im Büro bis zum späten Nachmittag gepflegt auszusehen.
Nach Weitersendung des Wuttig hatte ich ich mir dann bewusst eine Progress-Rasur gegönnt.
Rasur auf Stufe 3 und finales Ausputzen gegen auf Stufe 5: deutlich sanfter als mit dem Wuttig und in der Gründlichkeit nicht nachstehend.
Natürlich wollte ich wissen worin sich der Wuttig von meinem R41 Kopf unterscheidet (ich weiss nicht welchen Kopf ich habe, ich weiss nur dass der R41 ja einige Iterationen hinter sich hat).
Beim Wuttig ist deutlich mehr Klinge zu sehen als beim R41:
IMG_3234.JPG
Die Klinge steht (durch den flacheren Kopf ?) auch weiter vor als beim R41 (leider nur Handy-Foto, ich war zugegebenermassen zu faul die SLR mit Makrolinse zu nehmen):
InkedIMG_3231_LI.jpg
 
Schöner Bericht. Aber deine R41 dürfe noch aus der allerersten Serie sein, oder. War das nicht noch ein Merkur-Zahnkamkopf?

Nach der Einführung des eigenen Mühle-Kopfes (von dem es ja auch mehrere gibt) verschwanden die Zähne ja und es ist mehr ein „Hybrid“ mit aufgesetzten Gerundeten „Zähnen“ auf der Schaumkante... stelle gerade fest, dass wir noch keine einziges Foto im R41-Strang haben... muss ich mal ändern...
 
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