Ich möchte euch heute ein neues Mitglied meiner kleinen Schweinebande aus dem Italienischen Palermo vorstellen, den
Zenith 506U XSE
Dieses Schweinchen unterscheidet sich ggü. den bereits ansässigen Borstenträgern in einer ganz entscheidenden Sache…er hat einen ungebleichten* (unbleached) Besatz, der lt. einhelliger Expertenmeinung ein enorm gutes Schäumverhalten und nahezu unvergleichbar weich in den Spitzen sein soll. Zumindest im Vergleich zu seinen gebleichten Brüdern aus dem Hause Zenith.
Als ich den Pinsel aus seiner Verpackung nahm, erwartete ich doch schon einen gewissen Stallgeruch, doch dieser hielt sich wider erwartend in recht verträglichen Grenzen, da habe ich im Bereich der Schäumlinge mit Naturbehaarung schon um einiges intensiveres erleben dürfen. Der Griff des Pinsels ist aus Olivenholz und ist aufs vortrefflichste verarbeitet. Anfangs hatte ich bei der Auswahl des Pinsels dahingehend sehr große Bedenken, denn meine bisherigen Erfahrungen mit Olivenholz im kleinen Lesezimmer endete bisher mit Gammel & Schimmel, wobei ich aber nicht unerwähnt lassen möchte, dass diese Gegenstände nicht lackiert waren. Dieser Griff des kleinen Italieners ist perfekt vorbereitet, sehr fein, wirklich sehr fein mit mattem Klarlack/Lasur überzogen, ein wahrer Handschmeichler und das schon in trockenem Zustand. Was ich ein wenig vermisse, ist die sonst bei Zenith fast immer übliche Metallmanschette am Übergang vom Fuß des Besatzes zum Griff, aber auch hier ist alles sehr gut verarbeitet, da ist nichts scharfkantig und/oder auch nur der Ansatz einer „freien“ Holzfaser zu erkennen. Hier wird die Zeit und die Pflege zeigen, inwieweit es an dieser (vermeintlichen) Schwachstelle ein Manko zeigen wird.
Der eng gesteckte Besatz ist farblich viel dunkler als seine „blondierten“ Brüder, was ja auch logisch ist, bei menschlichen (Kopf)Haaren ist es ja genauso. Ein erstes überstreichen der Haarspitzen mit der Handfläche zeigen bereits jetzt zwei Dinge…zum Einen ein enormes Rückrad bzw. biegefestigkeit der Borsten und zum Anderen wieder erwartend sehr weiche Spitzen. Inwieweit sich diese beiden Eigenheiten verändern werden, wenn Wasser ins Spiel kommt? Dazu später mehr. Am Kopf bzw. gerade bei den Spitzen habe ich den Eindruck, als haben sie bereits „ab Werk“ einen guten Spliss, ob das tatsächlich innerhalb der Produktion so mit vorbereitet wird, entzieht sich meiner Kenntnis. Die Frisur an sich ist rundum fein und ohne Verschnitt oder Macken gemacht, optisch läßt sich da kein Mangel feststellen. Jetzt bereits über das Backbone und Klebepunkt eine Meinung abzugeben, halte ich für verfrüht, da warte ich aus Erfahrung heraus, mal etwas ab. Lediglich im unteren Drittel gab es so eine kleine Unebenheit an ein, zwei Borsten…evtl. ein kleiner, verirrter Tropfen Haarfestiger (Klebstoff)? Wird sich evtl. nach dem „Badespaß“ zeigen…
Der erste Badespaß…
Wer meine Pinselvorstellungen verfolgt hat, weiß bestimmt, was bei mir mit Neuzugängen, egal aus welchem Material als erstes passiert…richtig…es folgen als erstes mehrere Bäder mit anschließendem einseifen mit mildem Baby-Shampoo, dabei bleibt der Besatz gut 20-30min. eingeseift stehen und darf sich an sein neues Zuhause gewöhnen. Es folgt dann jedesmal ein Ausspülen unter fließendem, lauwarmen Wasser und es fängt von vorne an. Beim Auswaschen fällt mir der Eingangs vermisste Stallgeruch auf, dieser ist jetzt schon mal deutlicher wahrnehmbar, hält sich aber dennoch in erträglichen Grenzen. Ist der Vorwaschgang überstanden, folgen erste Probeschäumungen, sowohl in der Hand als auch in der Schale, sowohl mit Rasiercreme, als auch (harter) Rasierseife. Als erstes folgt ein Probeschäumen mit der Speick RC, in der Hand vorgeschäumt, vollendet in der Schale. Hier fallen mir die bereits jetzt sehr weich daherkommenden Spitzen auf, durch den Badespaß sind die Borsten zwar auch in Gänze weicher geworden, aber von breitem Auffächern ist der Besatz (noch?) sehr weit entfernt. Das Ergebnis der ersten Schöumung spricht für sich, super schnell, völlig problemlos entsteht ein feincremiger, in den Poren sehr feines Schäumchen. Nachdem der Pinsel mit Schaum wiederum gut 30min. pausieren durfte, folgt eine warme Dusche und es geht in die zweite Runde…aufschäumen der ToOBS Sandelholz Hartseife. Auffällig ist hier, dass der Besatz sehr wenig Seife bei der Aufnahme (kreisen in der Dose) in seine innersten Werte transportiert, es bleibt definitiv vorne an den Spitzen. Dieses Verhalten spiegelt sich auch beim späteren Aufschäumen recht deutlich wieder, der Italiener futtert kaum bis keinen Schaum und den, den er doch verinnerlicht hat, so zeigt es die erste Rasur später, gibt er recht freiwillig wieder her. Alles in allem, zeigt der Pinsel ein wirklich vortreffliches Schäumverhalten, schon mit wenigen Bewegungen zeigt sich sowohl mit RS als auch mit der RC ein schöner, cremiger Schaum. Lediglich beim Wasserhaushalt muss man sich daran gewöhnen, dass das Haupthaar des Schweinchens etwas weniger Wasser speichert, aber vielleicht ändert sich das mit der Dauer der Benutzung noch…wird sich zeigen.
Erstes Probeschäumen mit Speick RC (li) & ToOBS RS (re).
Badespaß vorher / nachher
Der erste Einsatz…
…und da kam der Palermitani mit einer hervorragenden Seife seines Landes und ich muss sagen, das Duo begeistert bereits jetzt. Vom vorherigen Badespaß noch nicht ganz durchgetrocknet, habe ich aber dennoch zur Vorbereitung nicht auf ein 10min. Einweichen verzichtet, vielleicht Macht der Gewohnheit, garantiert aber zur Beruhigung des von mir erwarteten, mächtigen Backbone. Die Aufnahme der Seife zeigt das gleiche Verhalten wie vorher beim Badespaß…Es wird kaum bis keine Seife in den Besatz hinein transportiert, lediglich die Spitzen nehmen Seife auf. Hier zeigt sich ein frühes abstreifen der Borstenspitzen an der Seifenschale schafft Platz für neues Schäummaterial. Den Wasserhaushalt durch tropfenweise Zugabe des warmen Nass im Blick, läßt der Pinsel bereits nach wenigen Bewegungen ersten Schaum entstehen und nach wenig Zeit und Bewegungen ist das Ergebnis in Form eines feinporigen, cremigen Traumschöumchen bereit für die Stöppelkes. Erwartungsvolle Spannung entsteht, der erste Kontakt und…WOW!…jetzt bereits butterweiche Spitzen, kein pieksen, kein, kratzen, noch nicht einmal bei senkrechtem Auftupfen, das hätte ich so nicht erwartet. Hier zeigt sich für mich auch bereits ein immenser Unterschied zu seinen Brüdern mit gebleichtem Haupthaar, die waren zu einem so frühen Zeitpunkt sehr viel „pieksiger“. Aber er zeigt, wie bereits erwartet, auch ein recht kräftiges Rückrad, welches definitiv mit dem recht hohen Klebepunkt, ich verorte ihn schon so bei gut 15-20mm, zu tun hat. Was aber beiden Gattungen gemein ist, Rückrad haben sie beide, das ist Fakt, aber der heutige Protagonist unterscheidet sich auch hier, er spreizt kaum auf, bleibt dabei aber dennoch sehr angenehm im Gesicht, das einarbeiten und verteilen des Schaumes ist eine Freude, da gibt es für mich nichts, was stört. In wie weit sich das Rückrad und Spreizverhalten noch verändert, wird die Zeit und die kommenden Einsätze zeigen, für mich ist das Schweinchen aber schon jetzt ein willkommener Zuwachs in meiner kleinen Schweinebande…
Auslieferung und technische Daten
Ausgeliefert wurde der Pinsel in der zenithtypischen Pappschachtel mit Beipackzettel, auch hier keinerlei Plastik oder überflüssiger Verpackungsmüll, für die Umverpackung sah das ein wenig anders aus, da hat aber der Hersteller Zenith keinen Einfluss drauf.
Knoten-Ø: 27mm
Knotenhöhe: 56mm
Griffhöhe: 51mm
(Angaben lt. Händler)
*) Das Kürzel XSE bezeichnet m.W.n. ungebleichten Besatz, doch Obacht, auch bei ungebleichten Haupthaar vom Pferd…also Augen auf, bei der Modellwahl…
Gruß
Gregor
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